Defense? Gab es in den ersten Minuten nicht. Die Kontrahenten feuerten aus allen Rohren und waren auf der anderen Seite in der Verteidigung komplett überfordert. LeBron James stand schon nach 12 Minuten bei 9 Punkten und 8 Assists, Kevin Love hatte 10 Zähler. Danach kühlten die Teams leicht ab, wobei die Gäste mit ihrem Bank-Lineup klare Vorteile hatten. Fred VanVleet versenkte drei Distanzwürfe, Jakob Pöltl ließ Love am Brett einige Male alt aussehen.
Auch mit LeBron zurück auf dem Feld blieb Toronto dominant. Pascal Siakam verteidigte gegen den Cavs-Star deutlich besser als zuvor O.G. Anunoby, der Vorsprung der Gäste wuchs nach dem bereits zehnten Toronto-Dreier der Halbzeit auf 12 Punkte an. VanVleet setzte kurz vor der Pause sogar noch einen drauf, die Raptors gingen mit einer 79:64-Führung in die Kabine.
Nach dem Wechsel zog die Cavs-Defense ein wenig an, Toronto musste für die Punkte nun mehr arbeiten, aber konnte sich im Zweifel auf das heiße Händchen von Kyle Lowry verlassen. Aber das war auch trügerisch, die Raptors verließen sich nun zu sehr auf den Distanzwurf und dieser fiel nicht mehr wie noch zuvor, weil Cleveland Spieler wie Serge Ibaka frei ließen, der aber nicht traf. Nach einem Floater von George Hill war es ein One-Possession-Game Ende des dritten Viertels, ein Dreier von J.R.Smth stellte sogar nur noch auf 98:99 aus Sicht der Cavs.
Cleveland blieb nun heiß von draußen, dazu streute Smith einige sehr lange Zweier ein, doch die Raptors profitierten immer wieder von mentalen Aussetzern der Cavs in der Defense. Sechs Minuten vor dem Ende war es dann doch soweit, ein Dunk von LeBron nach Drive gegen Pöltl glich das Spiel nach Ewigkeiten mal wieder aus (112:112). Die Gastgeber hatten nun das Momentum, es gelangen sogar Stops. Siakam verkürzte 53 Sekunden vor dem Ende wieder auf einen Zähler mit einer mächtigen Dunk, doch nach einem traumhaften LeBron-Pass konterte Love aus der Ecke (128:124).
DeRozan traf dann seine Freiwürfe, nachdem LeBron den Shooting Guard abseits des Balles gefoult hatte. Kevin Love ließ 15 Sekunden vor dem Ende aber die Tür offen für die Gäste, weil er einen Freebie vergab. Toronto nahm mit DeRozan den schnellen Zweier, doch James zeigte sich clutch und machte immerhin drei von vier Freiwürfen. Mit dem Buzzer hätte DeRozan noch eine Overtime erzwingen können, doch sein gut verteidigter Versuch verfehlte das Ziel deutlich.
James war so einmal mehr der Mann des Abends. Der Forward verbuchte 35 Punkte (11/19 FG, 12/14 FT), 7 Rebounds und 17 Assists. Von seinen Vorlagen profitierten dabei Love (23, 12 Rebounds) und Hill (22, 10/11 FG). Bei Toronto überzeugte wie so oft der Backcourt um Lowry (24, 6/9 Dreier, 7 Assists) und DeRozan. Zusätzlich zeigten auch die Reservisten Pöltl (17, 8 Rebounds, 7 offensiv), VanVleet (16) und Delon Wright (12) gute Vorstellungen.
Die wichtigsten Statistiken
Cleveland Cavaliers (42-29) vs. Toronto Raptors (53-19) 132:129 (BOXSCORE)
- Ein paar Stats aus diesem verrückten ersten Viertel. Cleveland traf 77,3 Prozent der Würfe, Toronto immerhin 65,2. Insgesamt versenkten beide Teams zusammen 32 von 45 Würfen. Die Cavs spielten bereits 14 Assists und netzten gleich 5 Dreier, was die Gäste sogar mit 6 toppten. Es erinnerte tatsächlich mehr an ein All-Star Game denn an ein stinknormales Spiel in der Regular Season.
- Wie die Raptors Cleveland dann in der Folge im ersten Durchgang auseinander nahmen, war schon ziemlich beeindruckend. Tolles Pick'n'Roll sowie das folgende starke Ball Movement war die Basis für satte 79 Punkte im ersten Durchgang. Beständig wurde der freie Mann gefunden. Alleine VanVleet wurde dreimal in der rechten Ecke komplett freigespielt. Toronto versenkte starke 12 Dreier (nur 18 Versuche), traf insgesamt 62,7 Prozent und leistete sich nur 2 Ballverluste. Nach der Pause blieben die Gäste aber weitgehend kalt. Eine Quote von 3/16 von Downtown ließ die Raptors-Offense sichtlich erlahmen, auch weil die Transition beinahe nicht existent war (15:2 Fast Break Points für Cleveland).
- Noch heißer als Toronto waren aber die Cavs, vor allem nach der Pause. Wer 62,5 Prozent (15/24 Dreier) aus der Distanz bei diesem Volumen versenkt, gewinnt zumeist und so war es auch heute. Allerdings sollte dies Cleveland zu denken geben, denn man wird nicht immer ein solch heißes Händchen haben.
- Es war zu erwarten: Toronto war das deutlich tiefere Team, auch wenn den Cavs gleich fünf Rotationsspieler abgingen (Korver, Thompson, Nance, Hood, Osman). Mit 58:23 holten sich die Raptors dieses Duell überdeutlich.
Cleveland Cavaliers vs. Toronto Raptors: Die Stimmen zum Spiel
LeBron James (Cleveland Cavaliers): "Das war ein guter Sieg gegen einen guten Gegner. Ich denke, ich muss niemandem mehr sagen, was meine Teams leisten können."
DeMar DeRozan (Raptors) über die Cavs: "Sie sind immer noch ein Top-Team in unserer Conference. Egal, welche Veränderungen sie vornehmen: Man darf sie weder über-noch unterschätzen."
Der Star des Spiels
LeBron James. 17 Assists, 0 Turnover. Eine solche Statline hatte noch kein Forward in der Geschichte der NBA aufgelegt. Seine Pässe nach Drives waren eine Augenweide. Vor allem Love profitierte davon enorm mit vier verwandelten Dreiern. Kein einziger Ballverlust bei der Schwierigkeit seiner Zuspiele war umso beeindruckender. Im ersten Durchgang machte Siakam noch einen guten Job gegen James, im vierten Viertel dominierte dann der King wie gewohnt.
Der Flop des Spiels
Serge Ibaka. Er bleibt der Schwachpunkt des sonst so homogenen Raptors-Teams. In der zweiten Halbzeit ließen die Cavs den Kongolesen am Perimeter stehen und bettelten, dass er doch bitte werfen sollte. Er tat es und traf nichts (0/4). Immerhin zeigte er ein wenig Mobilität gegen Love. Auf der anderen Seite war sein Foul gegen LeBron in der Crunchtime beim Dreier sehr ungeschickt. Nur mit viel Glück war dies kein Four-Point-Play für James.
Coaching Move des Spiels
Coach Casey zeigte großes Vertrauen in seine Youngster. Neben VanVleet und Siakam durfte sich auch Pöltl im vierten Viertel beweisen. Der Österreicher hatte dabei vor allem offensiv gute Momente, wenn er den freien Raum besetzte und leichte Dunks verwerten konnte. In der Defense wurde er teils gegen LeBron geswitcht, das war natürlich nicht optimal. Die Cavs nutzten dies und konnten nun mehr scoren, erst knapp drei Minuten vor dem Ende brachte der Raptors-Coach wieder Ibaka. Valanciunas schmorte dagegen fast das komplette Schlussviertel.