Kann ein Team von Russell Westbrook einen Titel gewinnen?
Ob Melo und/oder George gehen, ist noch Zukunftsmusik, einer wird aber sicher bleiben und das ist der noch amtierende MVP Russell Westbrook. Vorneweg: Westbrook ist ein unglaublicher Spieler und demzufolge bestimmt er das Schicksal der Thunder. Eine Offense kann jedoch anscheinend nur um Westbrook gestaltet werden, nicht aber mit ihm.
Hat Russ nicht den Ball, ist er quasi nicht zu gebrauchen, seine Bewegung abseits des Balles tendiert zumeist gen null. Dazu bleibt sein Wurf zu streaky. Als nun die Thunder gegen das Ausscheiden kämpften, passierte wieder genau das, was OKC in der vergangenen Saison getan hatte. Westbrook hatte den Spalding in seinen Händen und nahm gefühlt jeden Wurf.
43 Versuche waren es in Spiel 6, über die Serie waren es 26,8 im Schnitt bei einer wenig einladenden Quote von 39,8 Prozent aus dem Feld. 2016/17 konnte man noch argumentieren, dass die Qualität seiner Mitspieler nicht ausreichend war, diesmal hatte er aber in George einen waschechten All-Star an seiner Seite, dazu in Melo zumindest einen früheren elitären Scorer.
Es blieb dennoch die Westbrook-Show, genau das, was Coach Donovan nicht sehen wollte, wie er schon 2016 nach dem Durant-Abgang bemerkte. "Wenn Russell eine Ein-Mann-Armee wird, wo ist da der Fortschritt?", fragte Donovan in einem Artikel über Westbrook von Sports Illustrated zurecht. "Er ist clever genug. Ich denke, er versteht. dass er Jungs braucht, auf die er sich verlassen kann."
Westbrook braucht ein Team wie Houston
Rückblickend wohl ein Irrglaube. Mögliches Vertrauen in die Qualitäten der Mitspieler war gegen Ende der Serie nicht mehr zu sehen. 46 von 95 Würfen der Thunder nahm Westbrook nach der Pause in den Spielen 5 und 6.
Das hat jedoch nur wenig mit den Vorstellungen von Donovan zu tun, der vor allem auf dem College bei Florida für seine Offense mit viel Bewegung und zahlreichen Optionen bekannt war und damit zwei Meisterschaften einheimste.
Ob dies jemals mit Westbrook und den Thunder gelingen kann? Man wird es versuchen müssen, schließlich beginnt nun erst der neue Fünf-Jahres-Vertrag von Russ, der ihm stattliche 205 Millionen Dollar bis 2023 einbringen wird.
Wollen die Thunder mit Westbrook erfolgreich sein, bräuchte es vermutlich ein ähnlich aufgestelltes Team wie in Houston, wobei Westbrook wie James Harden stets den Ball in der Hand halten und jede Menge Platz für seine Drives haben kann. Dazu werden Schützen benötigt, die aber weiter Mangelware sind.
Durch die vertrackte Capsituation ist kaum Besserung in Sicht. Es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass die Ära Westbrook in OKC ohne Championship-Parade zu Ende gehen wird. Das ist bei weitem nicht nur seine "Schuld" - aber wer das Schicksal einer Franchise so entscheidend bestimmt, ist letzten Endes eben immer der erste Verantwortliche.