Schon vor dem eigentlichen Tip-Off war die Stimmung unter den Sixers-Fans großartig. Erstmals seit sechs Jahren war in der Stadt der brüderlichen Liebe wieder Playoff-Basketball zu sehen! Eingeleitet wurde das Spektakel vom verletzten Joel Embiid, der unter Umständen bereits in Spiel 2 oder 3 zurück auf dem Parkett stehen könnte. Der Kameruner war an diesem Abend jedoch nur in privater Garderobe zu sehen und brachte kurz vor Spielbeginn traditionell die Liberty Bell zum Läuten.
Auch anschließend gaben die Fans im Wells Fargo Center Vollgas - ebenso wie die Sixers-Spieler auf dem Parkett. Dank eines 13:4-Laufs erarbeitete sich Philly Mitte des ersten Viertels erstmals einen kleinen Vorsprung (19:12), vor allem von Downtown lief es von Beginn an richtig gut. Das galt allerdings auch für die Heat auf der anderen Seite.
Dank einer starken Performance der Bank um Kelly Olynyk fand Miami die richtige Antwort und kam zurück. Gegen Ende des Durchgangs hatten die Gäste sogar einen 12-Punkte-Vorsprung vorzuweisen. Der hielt allerdings nicht allzu lange an. Bis zur Halbzeitpause entwickelte sich so eine extrem ausgeglichene Partie, kein Team konnte sich bedeutend absetzen (60:56 für Miami).
Nach dem Seitenwechsel schaltete Philadelphia allerdings sofort ein oder zwei Gänge höher. Während die Heat mit 1 von 10 aus dem Feld in den dritten Durchgang starteten, brachten die Sixers die Fans mit einem 20:5-Lauf zum Ausrasten. In dieser Phase blieb Miami sogar über sechs Minuten ohne eigenes Field Goal. Damit übernahmen die Hausherren die Kontrolle über die Partie sowie eine zwischenzeitliche 13-Punkte-Führung.
Sixers schießen in Halbzeit zwei die Heat aus der Halle
Auch im Schlussabschnitt drückte Philadelphia weiter aufs Gaspedal. Gegen das Dreierfeuerwerk der Gastgeber hatte Miami einfach keine Antwort parat. Während die Heat also in der Offense weiterhin nicht wirklich in den Rhythmus der ersten Halbzeit zurückfanden, hämmerten die Sixers den Gästen einen Longball nach dem anderen um die Ohren.
Sechs Minuten vor dem Ende versenkte J.J. Redick schließlich seinen vierten Dreier, mit dem er den Vorsprung seines Teams auf 25 Zähler ausbaute. Das war die Entscheidung. Der Scharfschütze führte die Sixers mit 28 Punkten als Topscorer an, auch Dario Saric (20 Punkte, 4/6 Dreier), Ersan Ilyasova (17, 3/4 Dreier) oder Marco Belinelli (25, 4/7 Dreier) stellten ihr heißes Händchen eindrucksvoll unter Beweis. Zudem kratzte Ben Simmons mit 17 Zählern, 14 Assists und 9 Rebounds in seinem ersten Playoff-Spiel an einem Triple-Double.
Auf der anderen Seite stemmte sich vor allem Kelly Olynyk gegen die drohende Niederlage. Die 26 Zähler (4/5 Dreier) des Big Man reichten aber nicht aus. Goran Dragic kam noch auf 15 Punkte, erwischte aber insgesamt einen gebrauchten Abend. Dwyane Wade (11) und James Johnson (13) kamen ebenfalls auf eine zweistellige Punkteausbeute.
Spiel 2 findet in der Nacht von Montag auf Dienstag (2 Uhr, live auf DAZN) ebenfalls in Philadelphia statt.
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia 76ers vs. Miami Heat 130:103, Serie: 1:0 (BOXSCORE)
- Die Sixers waren heiß auf die Playoffs und genauso starteten sie auch in die Partie. Gerade von Downtown lief es von Beginn an hervorragend, was auch viel mit der frühen Einwechslung von Belinelli (4/7 Dreier) zu tun hatte. Philadelphia versenkte insgesamt überragende 18 der 28 Versuche aus der Distanz (64,3 Prozent) - ein Playoff-Franchise-Rekord für die Sixers!
- Bei beiden Teams war gerade zu Beginn allerdings auch eine gewisse Nervosität zu erkennen, die sich vor allem bei den Turnovern im Boxscore wiederspiegelte. Miami leistete sich in Halbzeit eins ganze 12 Ballverluste (Philly: 10), im weiteren Spielverlauf bekamen beide Mannschaften ihre Probleme jedoch unter Kontrolle. Die Sixers leisteten sich in Hälfte zwei sogar nur noch 1 Turnover.
- Gerade in den Playoffs spielen die erfahrenen Veteranen im insgesamt noch sehr jungen Team der Sixers eine enorm wichtige Rolle. Wie wichtig, zeigte das Duell mit Miami. Neben Redick lieferten auch Ilyasova sowie Belinelli wichtige Unterstützung von der Bank. Das erfahrene Dreiergespann präsentierte sich vor allem von Downtown unglaublich gut aufgelegt.
- Dabei lieferte im Übrigen auch die Bank der Heat eine starke Performance ab. Angeführt von Olynyk kamen die Heatles auf 60 Zähler, die Reservisten der Sixers steuerten ebenfalls gute 54 Punkte bei.
Philadelphia 76ers vs. Miami Heat: Die Stimmen zum Spiel
Kelly Olynyk (Heat): "Wir sind mit einem guten Gefühl in die zweite Halbzeit gegangen, aber dann haben sie ein ganze Ladung schwieriger Würfe getroffen."
Brett Brown (Sixers-Coach): "Ich habe das Gefühl, diese Truppe hat etwas ganz Besonderes in sich. Endlich sind wir in den Playoffs und unsere Fans haben etwas, auf das sie stolz sein können."
Der Star des Spiels
Ben Simmons. Zugegeben, in Sachen Effizienz glänzte der Australier nicht unbedingt (5/13 FG). Dennoch beeinflusste Simmons das Spiel der Sixers in nahezu allen Aspekten, sowohl defensiv als auch in der Offense. Mit seiner starken Übersicht und den Qualitäten als Playmaker ermöglichte er seinen Kollegen einige gute Wurfgelegenheiten.
Der Flop des Spiels
Goran Dragic. Vom All-Star der Heat war insgesamt viel zu wenig zu sehen. Dragic fand nie in seinen Rhythmus, bezeichnend dafür war seine schwache Quote aus dem Feld (4/14 FG). Auch abseits des Scorings konnte er keinerlei Akzente setzen. Die 4 Assists bei 4 Turnover waren viel zu wenig.
Coaching Move des Spiels
In der Halbzeitpause drehte Sixers-Coach Brett Brown an genau den richtigen Schrauben. Zu Beginn der zweiten Hälfte schickte er ein extrem kleines Lineup mit Ilyasova als Center aufs Parkett. Das führte dazu, dass neben Simmons ausschließlich potente Shooter auf dem Court standen (Redick, Covington, Saric, Ilyasova), was Miami enorme Probleme bereitete. Gerade mit den zahlreichen Screens verschaffte sich Philly immer wieder Platz, da die Gäste oftmals einen Schritt zu spät waren. Da an diesem Abend die Hausherren aus der Distanz so gut wie alles trafen, war jeder Zentimeter Freiraum tödlich.