Nach dem Blowout in der zweiten Halbzeit in Spiel eins vertraute Coach Brett Brown diesmal von Beginn an auf Ersan Ilyasova auf der Fünf, da Joel Embiid erneut verletzt passen musste. Entsprechend war das Tempo gleich wieder atemberaubend, auch wenn Phillly diesmal aus der Distanz nicht sofort heiß lief. Goran Dragic begann gut, hatte aber schnell zwei Fouls auf dem Konto. Das limitierte die Heat-Offense sichtlich, es fehlte trotz Wayne Ellington an Shooting. Philly zog weiter Fouls und in der Folge ein wenig davon, weil Marco Belinelli und Ilyasova den Heat große Probleme bereiteten. Nach einem Durchgang führten die Sixers mit 29:22.
Aber die Gäste fingen sich und profitierten davon, dass Philly viele offene Würfe liegen ließ. Miamis Offense lief nun fast ausschließlich über Dwyane Wade, der clever die Schwächen der Defense offenbarte (Belinelli, Redick). Seine Fadeaways aus der Mitteldistanz saßen, das Publikum wurde ein wenig unruhig. Es ging nichts mehr für die Sixers in dieser Phase, Miami legte einen 18:2-Run hin. Selbst J.J. Redick ließ zwei Freiwürfe liegen und wurde kurz darauf beim Dreier von Josh Richardson geblockt.
Die Heat hatten es geschafft, die Gastgeber komplett aus ihrem Rhythmus zu bringen. Kleine Fouls, geschickte Auszeiten, diverse Nickligkeiten - die Sixers wirkten überrascht von der Spielweise der Gäste, die mit Wade (schon 21 Punkte, 8/9 FG zur Halbzeit) und Dragic auch genügend Offense generierten. Miami ging mit einer 56:42-Führung in die Pause.
Dwyane Wade beendet Sixers-Comeback
Nach dem Wechsel brachte Brown wieder Amir Johnson für Ilyasova und Philly begann furios mit guten Würfen in Korbnähe, das Publikum war sofort wieder da. Doch die Heat hielten nach dem frühen Run dagegen, Richardson traf einige Jumper und scorte auch in Transition. Die Sixers kamen einfach nicht in Schlagdistanz, Miami hatte per Sprungwurf immer wieder die Antwort und erstickte so stets das Momentum. Die Heat gingen mit einer 86:75-Führung in den Schlussabschnitt.
Entschieden war aber noch lange nichts. Dario Saric verbuchte 8 schnelle Punkte, nach einem Dunk von Simmons waren die Gastgeber auf 6 Zähler dran, doch ein Dreier von James Johnson brachte Entlastung. Diese war aber nur von kurzer Dauer, Simmons pushte den Ball, wenn er konnte. Die Sixers waren vier Minuten vor dem Ende auf 2 Zähler dran, doch Wade machte ein Big Play, als er Saric den Ball klaute und anschließend dunkte. Es war der Wendepunkt, Miami setzte sich wieder ab (104:96). Den Schlusspunkt setzte dann (natürlich) Father Prime, der 40 Sekunden vor dem Ende per Jumper den Dagger setzte.
Bester Scorer der Heat war Wade mit letztlich 28 Zählern (11/17 FG), Dragic kam auf 18 Punkte. Dazu konnten auch James Johnson (18, 7 Rebounds) sowie Richardson (14, 3 Blocks) einiges zum Sieg beitragen. Bei Philly verbuchte Ben Simmons 24 Punkte, 8 Rebounds und 7 Assists, Saric kam auf 23. Ilyasova (14, 11 Rebounds) verbuchte ein Double-Double.
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia 76ers vs. Miami Heat 103:113, Serie 1:1 (BOXSCORE)
- Dass die Sixers nicht noch einmal 18 von 28 Dreiern treffen würden, war wohl jedem klar, doch in der ersten Halbzeit lief für die Gastgeber überhaupt nichts zusammen. Philly verliebte sich zu sehr in ihre Fähigkeiten vom Perimeter und hatte schon zur Pause 18-mal von draußen abgedrückt. Allerdings gingen nur zwei in den Korb. Danach wurde es ein wenig besser, doch 20 Prozent (7/35) waren am Ende nicht genug.
- Zu Beginn konnte das schlechte Shooting noch mit Offensiv-Rebounds kaschiert werden. Miami rotierte viel, jagte den Shootern verzweifelt hinterher und verlor zunächst häufiger unter dem Korb die Ordnung, wodurch Philly vor allem durch Ilyasova einige leichte Putbacks bekam. Alleine im ersten Viertel hatten die Sixers 6 Offensiv-Rebounds eingesammelt. Das fiel im zweiten Viertel komplett weg, wodurch die Gastgeber nur 13 Punkte (4/21 FG) verbuchen konnten. Wade alleine erzielte in diesem Abschnitt mehr Zähler (15).
- Die Sixers waren zumeist kalt, die Heat dagegen hatten ein richtig heißes Händchen. Von Downtown zwar eher weniger, aber das Midrange-Game war dank Wade richtig stark. Miami erzielte nur 32 Punkte in Korbnähe (Philadelphia: 56).
- Die Heat hatten zudem mehr Tiefe zur Verfügung. Neben Wade lieferten von der Bank auch Kelly Olynyk, Justise Winslow oder Ellington wichtige Plays, während bei Philly nur Belinelli Impact hatte. Markelle Fultz kam nur knapp 5 Minuten zum Einsatz, Brown setzte lieber auf T.J. McConnell in der zweiten Halbzeit. Die Heat gewannen das Bank-Duell mit 52:24.
- Wade versenkte in der ersten Halbzeit gleich einmal seine ersten sieben Würfe. Das siebte Field Goal war gleichzeitig ein Meilenstein, denn Wade überholte damit in der ewigen Playoff-Scoring-List Celtics-Legende Larry Bird und nimmt nun einen Platz in den Top 10 ein.
Philadelphia 76ers vs. Miami Heat: Die Stimmen zum Spiel
Dwyane Wade (Heat): "Es ist einfach in meiner DNA. Ich liebe diese Bühne, ich spiele dieses Spiel für diese Momente."
Ben Simmons (Sixers): "Ich hasse dieses Gefühl zu verlieren, aber vielleicht ist es für eine gute Erinnerung, dass wir im nächsten Spiel fokussierter auftreten müssen."
Der Star des Spiels
Dwyane Wade. Der alte Mann hat es noch immer drauf. Als Miami zu Beginn riesige Probleme hatte, überhaupt auf die Anzeigetafel zu bringen, schmiss D-Wade die Offense fast im Alleingang und nutzte mit seinem patentierten Fadeaway die defensiven Schwächen von Belinelli und Redick gnadenlos aus. Er spielte zwar nur 3 Assists, doch durch ihn hatte das Heat-Spiel endlich Struktur. Nach der Pause nicht mehr dominant, aber unter anderem mit einem unfassbar wichtigen Steal und Dunk, als es so schien, als ob die Sixers dieses Spiel noch umbiegen würden.
Der Flop des Spiels
Robert Covington. In Spiel eins war er defensiv noch unfassbar wichtig mit seiner Defense gegen Dragic, diesmal war er es überhaupt nicht. Zu allem Überfluss wollte der Dreier auch nicht fallen, zwischenzeitlich erzwang er es, das tat Philly weh. Selbst wenn er gute Defense spielte, trafen die Heat, wie unter anderem Wade mit einem ultra-schweren Fadeaway. Es sollte einfach nicht sein für RoCo, der erst in den letzten Sekunden seinen ersten Dreier traf (insgesamt 3/13 FG, 1/8 Dreier).
Coaching Move des Spiels
Miami attackierte diesmal viel besser die Schwachpunkte in Phillys Defense. Die Gäste versuchten immer wieder Belinelli oder Redick in Pick'n'Rolls zu packen oder aufzuposten. Dabei half natürlich, dass es Wade an diesem Abend einfach fühlte und auch Dragic seine Versuche aus der Mitteldistanz traf. Auf der anderen Seite verteidigte vor allem Justise Winslow unglaublich stark gegen Simmons, dazu war die Hilfe schnell da, nachdem Miami merkte, dass unter anderem Covington und Saric aus der Distanz kalt blieben.