Die Philadelphia 76ers haben ihren Superstar Joel Embiid zurück - und dieser führte sie direkt zum zweiten Sieg im dritten Spiel über die Miami Heat. Das deutliche 128:108-Ergebnis (BOXSCORE) täuscht dabei über ein eigentlich intensives Spiel hinweg.
Noch wenige Minuten vor Spielbeginn war unklar, ob Joel Embiid dabei sein würde - der Kameruner sollte zunächst am Warmup teilnehmen und dann bewerten, wie er sich fühlte. Es reichte, also kehrte Embiid zurück ins Starting Lineup und konnte erstmals in dieser Serie ins Spielgeschehen eingreifen. Um die noch immer nicht voll verheilte Augenhöhle zu schützen, lief er dabei mit einer eigens angefertigten Maske auf.
Gerade defensiv machte sich seine Anwesenheit sofort bemerkbar. Die Heat hatten zu Beginn nur von Downtown Erfolg, in Korbnähe verzeichnete Embiid früh einen Block und veränderte einige weitere Würfe. Offensiv jedoch war ihm der Rost noch eher anzumerken - aber die Sixers erwischten trotzdem das bessere erste Viertel. Dank sehr gutem Shooting vor allem von Marco Belinelli (11 Punkte) führte Philly nach zwölf Minuten mit 37:33, wobei die ebenfalls gute Heat-Bank den Rückstand in den letzten Minuten noch verkürzte.
Im zweiten Viertel wurde das Spiel etwas hitziger. Dwyane Wade geriet mit Justin Anderson aneinander, wenig später wurde auch ein Anderson-Foul an Hassan Whiteside einer Review unterzogen. Der Spielfluss erlahmte, zumal kurz danach Embiid seine Maske verlor und das Spiel erneut unterbrochen wurde. Als dann doch einmal gespielt wurde, war Miami das leicht bessere Team - vor allem dank Justise Winslow, der schon vor der Pause sein Playoff-Career-High torpediert hatte (19 Punkte zur Pause). Es ging mit 64:63 für Miami in die Pause.
Nach der Pause ging es im gleichen Stil weiter, beide Teams schenkten sich nichts und beackerten sich gegenseitig permanent. Im dritten Viertel drehte vor allem Goran Dragic mit 11 Punkten richtig auf, aber die Heat konnten sich abermals nicht absetzen. Vor dem letzten Durchgang stand es 96:94 für Philly - und daraus wurden binnen sehr kurzer Zeit im letzten Durchgang auf einmal 10 Punkte Vorsprung. Dragic kam zurück und fand schnell Richardson für zwei Dreier, aber die Sixers waren nun stärker im Flow.
Embiid drehte noch einmal auf, dazu punktete Dario Saric in Transition. Gut drei Minuten vor Schluss führte Philly mit 13, dann fand Belinelli Simmons zum Monster-Dunk inklusive Urschrei. Danach brach Miamis Widerstand und der Vorsprung wurde wesentlich größer, als es das Spielgeschehen eigentlich diktiert hätte.
Topscorer der Sixers war am Ende direkt wieder Embiid mit 23 Zählern, dazu kamen Saric und Belinelli auf je 21. Simmons kratzte mit 19, 11 Rebounds und 7 Assists erneut am Triple-Double und sammelte dazu 4 Steals ein. Bei Miami war Dragic mit 23 Punkten und 8 Assists der beste Mann, Winslow blieb in der zweiten Hälfte ohne Punkt und kam so auf 19 Punkte und 9 Rebounds.
Spiel 4 der Serie findet am Samstagabend um 20.30 Uhr (live auf DAZN) ebenfalls in Miami statt.
Die wichtigsten Statistiken
Miami Heat vs. Philadelphia 76ers 108:128, Serie 1:2 (BOXSCORE)
- Beide Teams hatten offensichtlich überhaupt keine Lust mehr auf Abtasten oder dergleichen - es wurde von Beginn an sehr schnell gespielt und vor allem schnell abgeschlossen. Insbesondere von Downtown waren dabei zunächst beide Teams sehr gut drauf. Philly traf im ersten Viertel 5/11 seiner Dreier, bei den Heat waren es sogar 6/10. Über das ganze Spiel blieben die Quoten bockstark, die Sixers trafen 52,9 Prozent und Miami 48,5 Prozent von der Dreierlinie.
- Auf beiden Seiten wurde hart und intensiv verteidigt, im zweiten Viertel nahm dies allerdings etwas Überhand. Als 24 Minuten gespielt waren, wurden insgesamt bereits 31 persönliche Fouls gepfiffen - und dazu gab es satte 4 Technicals. 47 Freiwürfe allein in der ersten Hälfte waren die Folge, was den Spielfluss doch deutlich störte. In der zweiten Hälfte wurde es zumindest wieder etwas besser.
- Beide Teams gehören zu den gefährlicheren Transition-Teams der Liga, in dieser Partie brachte aber nur Miami die PS auch wirklich auf die Straße - insbesondere Winslow und Dragic versuchten immer wieder, das Tempo gegen die dann unsortierte Sixers-Defense zu forcieren. Da Covington Foul-Trouble hatte und nur wenig spielte, fehlte den Sixers oft der erste Rettungsring in der Defense. Die Heat kamen insgesamt auf 20 Fastbreak-Punkte (Philly: 7).
- Da die Teams sehr nah beieinander waren, machten im Endeffekt kleine Nuancen den Unterschied. Wie zum Beispiel: Die Heat leisteten sich etwas mehr Turnover (15:12) und ließen 9 Freiwürfe liegen. Insbesondere letzteres dürfte sie enorm ärgern. Miami machte nicht viel falsch, aber eben doch genug, um am Ende den Heimvorteil wieder zu verlieren. Da sie verglichen mit den Sixers ein gewisses Talentdefizit haben, müssen sie umso mehr versuchen, sämtliche Fehler zu minimieren. Das gelang nicht - und dazu ging ihnen in der wichtigsten Phase das Wurfglück flöten.
Miami Heat vs. Philadelphia 76ers: Die Stimmen zum Spiel
Hassan Whiteside (Miami Heat): "Coach will von mir nur, dass ich in der Ecke bin und Blöcke stelle."
Joel Embiid (Philadelphia 76ers) über Justise Winslow, der auf seine Maske getreten war: "Es wird wesentlich mehr brauchen, um mich aus dieser Serie rauszubekommen. Und ich werde ein Albtraum für sie sein."
Der Star des Spiels
Ben Simmons. Es ist schon beängstigend, wie kontrolliert und souverän Simmons in seiner ersten Playoff-Serie auftritt. An seinen offensiven Output in der Nähe eines Triple-Doubles hat man sich ja beinahe schon gewöhnt, aber auch defensiv war Simmons wieder voll auf der Höhe und deckte jeden irgendwie gefährlichen Heat-Spieler von Dragic bis Whiteside. Dazu auch endlich mal richtig souverän vom Charity Stripe (7/8 FT).
Der Flop des Spiels
Hassan Whiteside. Es bleibt dabei: Auch wenn mit Embiid nun sein klassischer Gegenspieler wieder dabei war, ist dies nicht die Serie für Whiteside. Der Heat-Center sammelte Fouls und wirkte immer wieder viel zu lethargisch, fast schon unbeteiligt. Weder offensiv noch defensiv hatte er einen positiven Einfluss auf die Partie seines Teams (5 Punkte und 2 Rebounds in 13 Minuten). So hat Spoelstra keinen triftigen Grund, ihn mehr spielen zu lassen.
Coaching Move des Spiels
Mit der Rückkehr von Embiid und dem Formtief, wenn man es so nennen mag, von Whiteside stellte sich für Spoelstra eine neue Herausforderung - wie würde man den All-Star verteidigen? Die Antwort lautete: Mit vielen Looks. Whiteside spielte gegen Embiid, genau wie Adebayo, James Johnson und Olynyk. Etwas überraschend hatte Olynyk dabei noch den meisten Erfolg - er hielt im Post super dagegen und forcierte einige Turnover und Fehlwürfe von Embiid. Der Kameruner richtete seinen Schaden natürlich trotzdem an, das gelang ihm aber vor allem mit seinem Distanzwurf - und natürlich Freiwürfen.