Eine erneut überragende Energieleistung von LeBron James war gerade so genug, um die Serie gegen die Indiana Pacers 2-2 auszugleichen. Der 104:100-Sieg (Boxscore) der Cleveland Cavaliers war bis in die Schlussminuten stark gefährdet.
Cavs-Coach Tyronn Lue musste vor Spiel 4 seine Startaufstellung umbauen - George Hill fiel aufgrund von Rückenproblemen aus. Für ihn rückte Jose Calderon in die erste Fünf. Zu den Personalproblemen gesellten sich dann in der Anfangsphase zwei schnelle Fouls für Kevin Love, die ihn frühzeitig auf die Bank schickten. So kam Tristan Thompson nach der Verbannung auf die Bank zu seinem ersten wirklichen Einsatz in der Serie.
Beide Teams agierten zunächst nervös und hektisch in ihren Offensivaktionen. Doch dann nahm LeBron James das Heft in die Hand und zog immer wieder in die Zone. Mit 11 Punkten brachte James die Cavs auf Kurs und setzte dazu auch noch seine Mitspieler hervorragend ein. J.R. Smith traf so nach Vorlage zwei Dreier und sorgte dann kurz vor dem Ende des ersten Viertels mit einem Wurf von der Mittellinie für den Buzzerbeater und die 30:24-Führung.
Im zweiten Durchgang sorgte dann neben dem weiter glänzenden James Jordan Clarkson mit 8 Punken für die langersehnte Entlastung von der Bank. Mit einem erfolgreichen Dreier brachte Clarkson den Cavs eine 16-Punkte-Führung, Darren Collison und Myles Turner hielten aber mit jeweils 5 Punkten dagegen und verringerten den Abstand. In den letzten vier Minuten vor der Halbzeit konnten die Cavs kein erfolgreiches Field Goal mehr verzeichnen - das lag aber vor allem daran, dass LeBron während seiner aggressiven Drives zum Korb von den Pacers immer wieder an die Linie geschickt wurde.
Victor Oladipo genoss weiter die volle Aufmerksamkeit der Cavs und wurde meistens schnell gedoppelt - die dadurch entstandenen Freiräume wurden von seinen Mitspielern aber effizient genutzt. Indiana startete die zweite Halbzeit mit einem 10:2-Lauf und nach nur 2 Punkten in der ersten Halbzeit lief Bojan Bogdanovic mit 8 Punkten in 90 Sekunden heiß. James blieb im dritten Viertel ohne Field-Goal und die Cavs-Offense wirkte insgesamt desorganisiert. Die Pacers verkürzten den Rückstand auf 78:80 und Cleveland konnte sich dabei noch glücklich schätzen, dass die Pacers einige aussichtsreiche Würfe vergaben.
Mit seinem ersten erfolgreichen Dreier in der Serie sorgte Domantas Sabonis in der Anfangsphase des Schlussviertels für die erste Pacers-Führung, seit es 3:2 für Indiana stand. Ein sichtlich müder und frustrierter LeBron ließ sich dann zu einem Schubser gegen Lance Stephenson mitsamt technischem Foul hinreißen, das die Pacers 92:89 in Führung brachte. Unmittelbar danach traf James dann aber seinen ersten Wurf aus dem Feld in der zweiten Halbzeit.
Korver rettet Cleveland in hektischer Schlussphase
Nach einigen Fehlwürfen auf beiden Seiten trafen die Cavaliers durch zwei Korver-Dreier und zwei erfolgreiche Drives von James viermal in Folge, setzten sich auf 101:95 ab und sorgten damit für die vermeintliche Vorentscheidung. Korver hielt nach zwei Freiwürfen und mit noch 14 Sekunden zu spielen den 6-Punkte-Vorsprung, doch dann traf Oladipo im Gegenzug von draußen und Stephenson forcierte nach dem Einwurf der Cavs einen Jump-Ball. Die Entscheidung des Schiedsrichter-Trios wurde mehrmals am Monitor überprüft und letztendlich wurde doch ein Foul gegen Stephenson gepfiffen, was das Spiel endgültig für die Cavaliers entschied.
Mit 32 Punkten (12/22 FG), 13 Rebounds und 7 Assists in 46 gespielten Minuten lieferte James einen erneuten Husarenritt ab. Kyle Korver, der durch seine Dreier in der Schlussphase der Co-Matchwinner wurde, war mit 18 (4/9 3FG) zweitbester Punktesammler der Cavs. Clarkson und Smith steuerten jeweils 12 bei - Kevin Love erwischte einen miserablen Wurfabend (5, 2/10 FG).
Victor Oladipo kämpfte mit etlichen Double-Teams und demzufolge auch mit seinem Wurf. Mit 17 Zählern und schwacher Wurfquote (5/20) zeigte er sein schwächstes Spiel der Serie. Dennoch öffnete er durch seine Präsenz viele Räume, die vor allem von Sabonis (19, 9/12 FG) und Turner (17, 7/9 FG) genutzt wurden. Stephenson gehörte mit 11 Punkten und viel Energie von der Bank ebenfalls zu den besseren Indiana-Spielern.
Die Erleichterung für die Cavs war nach dem Spiel nicht zu übersehen. Insgesamt betrachtet, zeigten die Gäste erneut eine mehr als durchwachsene Leistung und konnten sich letztendlich glücklich schätzen, die Serie ausgeglichen zu haben. James und Teile des Cavs-Kaders haben zwar Erfahrungen mit 1-3-Rückständen in einer Playoff-Serie, dennoch wären die Cavs nach einer Niederlage natürlich als klarer Außenseiter in die restliche Serie gegangen - denn historisch betrachtet gehört ein Comeback nach einem solchen Rückstand zu einer absoluten Rarität.
Die wichtigsten Statistiken
Indiana Pacers vs. Cleveland Cavaliers 100:104, Serie 2:2 (BOXSCORE)
Mit seinem vierten Dreier der Partie wurde Kyle Korver zum 18. Spieler in NBA-Historie, der 200 Dreier in seiner Playoff-Karriere erzielen konnte.
Nach wie vor gilt für diese Serie: Wer häufiger an die Linie geht, gewinnt. In den Siegen der Pacers verbuchten Oladipo und Co. 20 und 25 Freiwurfversuche - in den Niederlagen las sich die Bilanz mit 13 bzw. 12 deutlich schwächer/passiver. Das Duell in dieser Partie ging mit 26:13 überdeutlich an die Cavaliers. Leichte Punkte an der Linie hätten natürlich vor allem Oladipo geholfen, aber die Cavs machten einen guten Job, ihn gar nicht erst in diese Situationen kommen zu lassen.
Zum ersten Mal in der Serie konnten neben James mit Korver, Smith und Clarkson drei weitere Cavs-Spieler zweistellig punkten.
Indiana Pacers vs. Cleveland Cavaliers: Die Stimmen zum Spiel
LeBron James (Cavaliers): "33 unterschiedliche Startaufstellungen in einer Saison - das ist nicht leicht. Und das Ganze müssen wir dann auch noch während einer Playoff-Serie durchmachen. Aber wir sind eine widerstandsfähige Truppe und unsere Bank hat das heute hervorragend gemacht. Wir sind selbstbewusst, dass wir zuhause in Führung gehen werden - müssen sportlich aber einige Dinge bereinigen."
Nate McMillan (Pacers-Coach): "Wir haben heute einfach nicht die richtige Spielweise an den Tag gelegt. Wir müssen wieder runterkommen und unsere taktischen Vorgaben umsetzten. Man muss miteinander und füreinander spielen - das haben wir dieses Mal nicht gemacht."
Der Star des Spiels
LeBron James. Keine großen Erklärungen nötig. James konnte seine Müdigkeit nicht verstecken und spielte ebenfalls bis kurz vor Schluss eine schwache zweite Halbzeit - in der Crunchtime gewann er aber die Kontrolle über das Spiel zurück und präsentierte erneut seine Clutch-Qualitäten.
Der Flop des Spiels
Bojan Bogdanovic. Viele würden hier wahrscheinlich Oladipo sehen - der hatte im direkten Vergleich aber trotz seiner Wurfprobleme einen deutlich größeren Effekt auf das Spiel seiner Mannschaft. Mit nur 10 Punkten bei 13 Wurfversuchen und fragwürdiger Wurfauswahl enttäuschte der Kroate.
Coaching Move des Spiels
Lue blieb bei dem schon in Spiel 3 ausgeführten Plan, Oladipo so oft wie möglich zur Abgabe des Balles zu zwingen. Der All-Star der Pacers wurde im Pick'n'Roll konsequent gedoppelt und selbst wenn Oladipo mal in der Lage war, zum Korb zu ziehen, stand meist eine Cavs-Wand vor ihm. Der Plan zahlte sich letztendlich aus - viel zu oft doppelten die Cavs aber zu extrem und ließen dabei einen Schützen der Pacers komplett offenen stehen oder hatten eine große Lücke unter dem Korb. Die Feinabstimmung der defensiven Absprachen wird sicher ein großes Thema vor dem kommenden Heimspiel sein.