Die Celtics mussten mal wieder eine Verletzung verkünden: Rotations-Spieler Shane Larkin wird mit Problemen an der Schulter auf unbestimmte Zeit ausfallen. Darüber hinaus rückte Jaylen Brown zurück in die Starting Five, Marcus Smart kam dafür von der Bank. Die Gäste nahmen keine Änderungen im Vergleich zu Spiel 4 vor - T.J. McConnell durfte also erneut von Anfang an ran.
Philly erwischte den besseren Start. Vor allem Ben Simmons schaffte es, seine Größenvorteile auszunutzen und dank kluger Cuts zu Punkten am Brett zu kommen. Auf der anderen Seite mussten Einzelaktionen von Brown oder Al Horford her, um die Offensive ins Rollen zu bringen. Nach 10 Minuten erwachte der TD Garden, als Smart und Jayson Tatum einen Zwei-Mann-Fastbreak per Alley-oop vollendeten. 26:25 für die Celtics nach dem ersten Viertel.
Im zweiten Abschnitt übernahm für die Celtics zunächst Tatum das Ruder und scorte aus allen Lagen. Davon ließen sich die Sixers jedoch nicht beeindrucken - Joel Embiid traf mehrfach über Aron Baynes aus der Halbdistanz. Die Fans sahen in dieser Phase einen offensiven Schlagabtausch mit hohen Wurfquoten, ohne, dass sich jemand absetzte - bis Baynes einen Eckendreier traf, Tatum mit einem Coast-to-Coast-Drive nachlegte und Terry Rozier einen Dreier mit dem Halbzeit-Buzzer versenkte: 61:52.
Dieser Vorsprung blieb nach dem Seitenwechsel zunächst konstant. Beide Teams mussten hart für ihre Punkte arbeiten, einfache Abschlüsse waren Mangelware. Dann schaffte es Philly mal, mehrere Stops in Folge zu generieren, ließ auf der anderen Seite aber Chancen von der Freiwurflinie liegen. Trotzdem pirschten sie sich auf 4 Punkte heran, weil Dario Saric einen der wenigen Sixers-Dreier versenkte. Der nächste Triple folgte wenige Minuten später von Marco Belinelli: Nur noch 83:82 nach drei Vierteln.
Wilde Schlussphase: Joel Embiid verpasst den Ausgleich
Im Schlussabschnitt brachte der zuvor blasse Robert Covington die Sixers mit einem Dreier in Führung, Boston ließ nun einige Chancen in direkter Brettnähe liegen. Nach einer Stevens-Auszeit übernahm Horford Verantwortung und punktete aus dem Post heraus, Rozier legte per Fastbreak-Layup nach - plus 6 Boston. Die Antwort kam aber postwendend: Mit Embiid als Fixpunkt aus dem Post holte sich Philly die Führung und das Momentum. Der starke Saric traf einen äußerst wichtigen Dreier.
1:30 Minute vor Schluss wechselten sich die Teams mit Highlights ab. Saric traf einen Layup mit dem Rücken zum Korb, Horford antwortete mit einem krachenden Alley-oop (107:109). Auftritt Smart: Vorne legte er einen Putback rein, hinten forcierte er einen Ballverlust von Saric, den Tatum vorne in Punkte ummünzte. Bei noch 20 Sekunden auf der Uhr führten die Kobolde mit 111:109. Brett Brown nahm eine Auszeit, der Ball ging zu Embiid, der gegen Baynes verlegte. Anschließend sprang der Ball von seinem Knie ins Aus, Ballbesitz Boston. Rozier wurde an die Linie geschickt, er traf beide zum Vierpunkte-Vorsprung.
Die Sixers hatten keine Timeout mehr, schafften aber noch einen wilden Dreier von Redick (4,1 Sekunden). Als nächstes musste Smart an die Linie, der den zweiten Wurf traf. Simmons versuchte anschließend einen Fullcourt Inbound-Pass - doch Smart fing diesen ab. Game!
Topscorer der Celtics war Tatum mit 25 Punkten (8/15 FG), Brown kam auf 24, Horford auf 15. Bester Mann bei Philly war Embiid (27 Punkte, 12 Rebounds, 4 Blocks), Saric legte ebenfalls 27 Zähler auf.
Die Celtics stehen somit zum zweiten Mal in Folge in den Conference Finals, wo sie erneut auf die Cleveland Cavaliers treffen. Die Serie startet am Sonntag um 21.30 Uhr (live auf SPOX & DAZN).
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics vs. Philadelphia 76ers 114:112, Serie 4:1 (BOXSCORE)
- Die erste Halbzeit verlief in nahezu allen Bereichen ausgeglichen und es sprach vieles dafür, dass es mit einem entsprechenden Score in die Kabine gehen würde. Wie so oft in der Serie hatte Philly dann jedoch Konzentrationsschwächen und gab viele einfache Bälle ab (8:3 Turnovers in der ersten Halbzeit). Diese Chance ergriffen die Celtics, um das Tempo hochzuschrauben: Bei den Fastbreak-Punkten stand es nach 24 Minuten 11:2 (15:12 am Ende).
- Midrange-Jumper? Nein, danke. Beide Teams verzichteten noch offensichtlicher als gewohnt auf diesen mit schlechtem Image behafteten Wurf. Bei Philly war Embiid der einzige Spieler in der ersten Halbzeit, der aus der Mitteldistanz punktete, bei den Celtics waren es immerhin zwei Spieler (Tatum und Brown). Der Lieblingsabschluss auf beiden Seiten war der am Brett (Philly: 27/46 FG, Boston: 24/52 FG).
- Im Schlussabschnitt dauerte es nur 2 Minuten, bis die Sixers 5 Teamfouls gesammelt hatten. Entsprechend aggressiv gingen die Celtics fortan zu Werke, um möglichst oft den Weg an die Freiwurflinie anzutreten. 12/16 Freebies waren es im vierten Viertel (insgesamt 31/41 gegenüber 24/31 bei Philly).
- Philly gewann zwar das Rebound-Duell mit 48:39, holte aber einen Offensiv-Rebound weniger als die körperlich unterlegenen Celtics (13:12). Aus den Extra-Possessions machte Boston zudem deutlich mehr (15:7 bei Second Chance Points).
Boston Celtics vs. Philadelphia 76ers: Die Reaktionen
Marcus Smart (Celtics) über seinen entscheidenden Ballgewinn gegen Saric: "Coach Brad weiß: Wenn es am Ende des Spiels solche Situationen gibt und ich jemanden Eins-gegen-Eins verteidigen muss, dass ich diese Duelle wahrscheinlich in neun von 10 Fällen gewinnen werde."
Joel Embiid (Sixers) via Twitter: "Das war natürlich nicht die Art und Weise, wie es für uns enden sollte, aber das war eine Wahnsinns-Serie. Respekt an Boston und die Fans, es hat großen Spaß gemacht."
Der Star des Spiels
Al Horford. Als das Spiel am Ende auf der Kippe stand, übernahm er Verantwortung und brachte sein Team mit zwei starken Post-Plays wieder auf Kurs. Zudem schaffte er es, trotz seiner vier Fouls effizient zu verteidigen, auch, wenn Embiid ständig versuchte, ihm weitere Fouls anzuhängen. Mit zwei tollen Alley-oops lieferte er obendrein Momentum-Changer. Ebenfalls stark: Tatum und Smart.
Der Flop des Spiels
J.J. Redick. Sein wilder Dreier in der Schlussphase kam zu spät. Der Veteran vergab viele offene Würfe, die das Spiel hätten kippen können. Zudem schaffte er es nicht, in kritischen Phasen Ruhe in die Sixers-Offense zu bringen. Dass er als defensiver Schwachpunkt ausgemacht und immer wieder von kräftigeren Guards unter den Korb gedrängt wurde, ist ebenfalls nicht neu.
Coaching Move des Spiels
Al Horford machte nicht das auffälligste Spiel seiner diesjährigen Playoffs. Doch in der Crunchtime vertraute Stevens ihm: Die wichtigsten Offensiv-Possessions liefen nach Auszeiten stets über ihn. Dies zahlte er mit wichtigen Punkten zurück. Ebenfalls stark: Eine Minute vor Schluss verhinderten die Celtics durch ihre Defensiv-Rotation abseits des Balles, dass Embiid angespielt werden konnte. Stattdessen musste Saric gegen den giftigen Smart ran - und verlor den Ball.