Beide Teams konnten nicht auf ihren vollen Kader zurückgreifen - bei den Rockets fehlte Chris Paul und wurde wie angekündigt von Eric Gordon als Starter vertreten, bei den Warriors musste erneut Andre Iguodala pausieren, dafür war erstmals in diesen Playoffs der in der Regular Season übel verletzte Patrick McCaw Teil des aktiven Kaders. Die Starter blieben jedoch die gleichen wie in Spiel 5, Kevon Looney begann also auf der Center-Position.
Der Start gehörte jedoch den Gästen. Die Warriors überdrehten zunächst und spielten kaum einen Angriff sauber zu Ende, bei den Rockets hingegen war vor allem Gordon sofort heiß und erzielte 8 Punkte in den ersten 4:27 Minuten. Stephen Curry antwortete zwar mit den nächsten 7 Punkten und glich die Partie kurz aus, nun übernahmen jedoch Trevor Ariza und James Harden, der endlich mal wieder von draußen traf. Schnell wuchs die Führung auf 8 Punkte an, nach weiteren Dreiern von Gerald Green und P.J. Tucker waren es sogar 14. Die Rockets konnten im ersten Viertel dann überhaupt nicht mehr daneben werfen. Mit 39:22 (!) ging es in die Viertelpause.
Angeführt von Klay Thompson eröffneten die Dubs das zweite Viertel mit einem 12:4-Run, Houston verlor einige Male unnötig den Ball. Da auch Kevin Durant nun immer besser ins Spiel kam, waren die Warriors auf einmal wieder auf 5 Punkte dran, bevor Harden ein And-1 einstreute und sich die Rockets wieder leicht absetzen konnten. 61:51 Houston zur Pause.
Wie so oft setzten die Warriors unmittelbar nach der Pause zum größten Punch an. Tatsächlich dauerte es nur 95 Sekunden, bis Golden State nach zwei Thompson-Dreiern und einem Dunk von Durant auf 2 Punkte dran war. Mike D'Antoni nahm eine Auszeit, aber Golden State schaffte zwei weitere Stops - folgerichtig gingen die Dubs nach einem Curry-Dreier in Führung. Houston fing sich dank Harden wieder, der die nächsten 8 Rockets-Punkte in Folge erzielte, nun schaukelten sich beide Teams auf großartigem Niveau gegenseitig hoch.
Warriors: Pure Dominanz in der zweiten Halbzeit
2:31 Minuten vor dem letzten Viertel trafen Thompson und Curry dann Back-to-Back-Dreier, nach einem weiteren Ballverlust Hardens folgte beim Stand von 79:74 für Golden State die nächste Auszeit. Curry und die Dubs waren nun aber nicht mehr zu bremsen. Insgesamt gewannen sie das Viertel mit 33:16 - und nahmen daher eine 84:77-Führung mit ins letzte Viertel.
Nach wenigen Minuten im letzten Durchgang wurde der Rückstand uneinholbar. Harden ließ sich vorne davon frustrieren, dass er keine Calls bekam, bei den Warriors hingegen fiel vorne fast alles rein. Rund vier Minuten vor Schluss nahmen die Coaches ihre Leistungsträger vom Feld, als die Dubs schon mit weit über 20 Punkten führten.
Topscorer der Warriors, die die zweite Halbzeit mit 64:25 (!) dominierten, war am Ende Thompson mit 35 Punkten (9/14 Dreier), Curry legte 29 Punkte und Durant 23 auf. Harden beendete die Partie mit 32 Punkten, 7 Rebounds, 9 Assists und 9 Ballverlusten. Gordon kam auf 19 Zähler.
Spiel 7 der Serie findet in der Nacht von Montag auf Dienstag in Houston statt.
Die wichtigsten Statistiken
Golden State Warriors vs. Houston Rockets 115:86, Serie 3:3 (BOXSCORE)
- 20 Dreier in Folge hatte Harden vor dieser Partie verfehlt. Auch in Spiel 6 segelten die ersten beiden daneben, bevor beim 23. Versuch endlich der Bann brach - standesgemäß mit einem Pullup-Dreier von weit hinter der Linie. Auch der nächste Dreier saß dann direkt. Der Bart beteiligte sich damit am absolut sensationellen Shooting der Rockets im ersten Viertel: 8/12 trafen die Rockets in den ersten zwölf Minuten von Downtown.
- Dabei half ihnen zweifelsohne die fürchterliche Transition-Defense der Warriors zu Beginn des Spiels. Insbesondere Durant verlor hier mehrfach die Übersicht und so standen im Fastbreak immer wieder Rockets-Schützen blank an der Linie. Nach zwölf Minuten hatten die Rockets schon 19 Fastbreak-Punkte auf dem Konto - im Schnitt hatten sie vor den Playoffs in dieser Saison 9,2 davon pro Spiel geholt. Die Warriors wirkten dem in der Folge aber natürlich entgegen, in der zweiten Hälfte trat ihre Defense völlig anders auf. Am Ende waren es nur 24:16 Fastbreak-Punkte zugunsten der Rockets.
- Dass die Warriors trotz des zunächst so grandiosen Shootings der Rockets immer verhältnismäßig nah dran waren, hatte nicht zuletzt mit deren Ballverlusten zu tun. Harden allein hatte in Halbzeit eins schon 6 Turnover auf dem Konto, sein Team hatte 11. Auch wenn der Bart trotz dessen eine sensationelle erste Halbzeit spielte, schoss er seinem Team damit mehrfach ins Bein. Das rächte sich umgehend, als die Warriors in Halbzeit zwei wieder mehr aussahen wie sie selbst. Die Turnover-Diskrepanz betrug am Ende 21:12.
- Zuletzt hatten sich die Warriors etwas von der eigenen Identität entfernt, in diesem Spiel war ihre Pace aber wieder deutlich höher und ihr Ball-Movement besser. 43 Field Goals gingen 26 Assists voraus - so kennt man die Dubs. Isolationen gab es zwar auch einige, diese waren aber eine von vielen Optionen und nicht die primäre.
- Im Spielverlauf glich sich dann auch das Shooting beider Teams nach und nach an beziehungsweise schlug am Ende zugunsten der Warriors aus. Die Rockets konnten die irren Quote aus dem ersten Viertel natürlich nicht aufrechterhalten, die Dubs legten im dritten Viertel ihrerseits ähnlich beeindruckend nach (7/11 3FG). Am Ende ging das Dreierduell knapp an Golden State (16/38 vs. 15/39).
Warriors vs. Rockets: Die Stimmen zum Spiel
Stephen Curry (Warriors) über Klay Thompson: "Das ist einfach, wer er ist. Ihm macht die Umgebung nichts aus."
James Harden (Rockets) über Spiel 7: "Es gibt keinen Druck. Es ist eine Chance, über die wir uns alle freuen. Für uns ändert sich nichts. Wir wissen, was wir zu tun haben."
Der Star des Spiels: Klay Thompson.
Game 6 mit dem Rücken zur Wand scheint dem Shooting Guard irgendwie zu liegen. Seine Performance in diesem Spiel erinnerte an Game 6 gegen die Thunder im Jahr 2016 - Thompson war von der Dreierlinie fast automatisch und spielte dazu über weite Strecken unheimlich gute Defense gegen Harden, häufig über das ganze Feld. Das war beeindruckend.
Der Flop des Spiels: Clint Capela.
Der Schweizer reboundete zwar gut (16 Boards), ansonsten konnte er das Spiel aber nicht wirklich prägen und über das ganze Spiel sahen die Rockets besser aus, wenn sie kleine Lineups auf dem Court hatten. Schon bevor das Spiel zum Blowout mutierte, hatte Capela das mit Abstand schlechteste Plus/Minus-Rating seines Teams.
Coaching Move des Spiels
Durch den Ausfall von Paul musste Rockets-Coach D'Antoni seine Rotation anpassen - staggern mit abwechselnden Hall-of-Fame-Guards war keine Option mehr. Harden spielte daher das komplette erste Viertel durch und bekam auch danach fast überhaupt keine Pause, genau wie Ariza. Von der Bank kamen nur Green und der reaktivierte Mbah a Moute zum Einsatz, es spielte also eine 7er-Rotation. Golden State konterte dies teilweise mit einer Presse, um Harden umso mehr mürbe zu machen. In der zweiten Halbzeit zahlte sich dies aus.