Warriors-Coach Steve Kerr musste tatsächlich seine Starting Five verändern, da Andre Iguodala (Knie) nicht das Go der Ärzte bekam. Für ihn startete Center Kevon Looney, die Dubs spielten also größer. Der Start war für die Gastgeber aber vielversprechend, Stephen Curry traf schnell einen Eckendreier, während bei Houston überhaupt nichts zusammenlief. Die Rockets ließen viele Abschlüsse am Korb liegen und waren nach fünf Minuten noch immer ohne Punkte und lagen mit 0:12 hinten.
In der Folge beruhigten sich die Rockets ein wenig, auch wenn das Selbstvertrauen im Keller schien. James Harden verweigerte einen völlig offenen Dreier in Transition, heraus kam beinahe eine Shot Clock Violation. Ansonsten war der Bärtige die einzige valide Offensiv-Option für die Rockets mit 9 Punkten im ersten Viertel. Bei den Dubs war Kevin Durant der Go-to-Guy, vor allem mit der Second Unit. 28:19 führten die Dubs nach 12 Minuten.
Dennoch gab es Sorgen für die Gastgeber. Nach einem Drive ging Klay Thompson unglücklich zu Boden und hielt sich das Knie, der Shooting Guard musste in der Kabine erst einmal behandelt werden. Houston blieb in der Folge in Schlagdistanz - trotz der anfänglichen Probleme. Ein Harden-Dreier in das Gesicht von Looney und dann ein mächtiger Dunk des Barts über Draymond Green - plötzlich waren die Dubs nur noch zwei Punkte vorne (36:34).
Dazu holte sich Curry auch noch sein drittes Foul ab und saß deswegen bis 16 Sekunden vor der Pause auf der Bank. Das Spiel kippte völlig, weil Golden State nachlässig agierte und auch Hardens Defense anzog. Der MVP-Kandidat klaute den Dubs gleich zweimal den Ball und erzielte leichte Zähler, dazu wachte Chris Paul mit drei Triples und 12 Zählern auf und trug so zum 16:5-Run bei. Die Rockets gingen mit einer 53:46-Führung in die Halbzeit.
Erst explodiert Curry, dann folgt der Einbruch
Wie würden die Warriors darauf reagieren? Einigermaßen gut. Zwar legten die Dubs zunächst keinen massiven Run hin, doch Golden State hatte seinen Rhythmus wieder gefunden und in Curry einen echten Joker in der Hinterhand. Der zweifache MVP, der zuvor kaum in der Partie war, nagelte gleich drei Longballs am Stück in den Korb und stellte das Spiel komplett auf den Kopf. Plötzlich waren die Dubs wieder mit 8 Zählern in Front und Oracle war am Kochen. Mit 80:70 ging es letztlich in den Schlussabschnitt, Curry steuerte im Abschnitt 17 Punkte bei.
Aber Houston gab sich noch nicht geschlagen. Gegen die Second Unit der Dubs kamen die Gäste durch ein paar Freiwürfe wieder heran und ein Dreier von Trevor Ariza nach Zuckerpass von CP3 brachte die Rockets sechs Minuten vor dem Ende wieder in Front (85:84). Die Warriors konnten nicht scoren und wirkten teils planlos. Nach neun Minuten im Abschnitt standen nur 9 Zähler auf der Habenseite. Houston hatte dagegen andere Optionen und Eric Gordon stellte von Downtown wieder auf 5, wenig später ließ der Guard aber einen völlig freien Dreier liegen.
Golden State konnte nicht profitieren, Dreier von Thompson und Curry klatschten auf den Ring. Da aber auch Houston nicht scoren konnte, blieb die Tür offen, Green verwandelte einen Freiwurf und es war ein One-Possesion-Game bei noch 35 Sekunden (94:92). Harden ließ die Uhr herunterlaufen, doch traf dann er per Dreier nur den Ring. Die Dubs nahmen keine Auszeit, liefen aber kein gutes Set mehr. Ein Turnaround-Jumper von Thompson war deutlich zu kurz. Das Spiel schien vorbei, doch nach Review wurde Paul 0,5 Sekunden vor dem Ende gefoult. Der Guard traf den zweiten Freiwurf und Golden State bekam noch eine Chance zur möglichen Verlängerung. Curry bekam sogar noch einmal einen guten Wurf, doch auch der war zu kurz.
Bester Scorer der Dubs war Curry mit 28 Punkten (10/26 FG), dazu streute Durant 27 Zähler (9/24 FG) ein. Effizient waren beide aber nur in Phasen, dazwischen blieb einiges Stückwerk. Green flirtete mit einem Triple-Double (11, 14 Rebounds, 8 Assists, 5 Turnover). Für Houston trugen CP3 (27, 10/20 FG) und Harden (30, 11/26) mal wieder den Löwenanteil der Offense.
Spiel 5 findet in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in Houston (3 Uhr, live auf DAZN) statt.
Die wichtigsten Statistiken
Golden State Warriors - Houston Rockets 92:95, Serie 2:2 (BOXSCORE)
- Es war ein furchtbarer Start für die Rockets, der an Spiel 3 und das Ende des ersten Viertels erinnerte. Dort blieben die Rockets die letzten vier Minuten des Abschnitts ohne Punkte, diesmal waren es sogar 5:17 Minuten, in denen die Gäste acht Würfe und gleich vier Abschlüsse in der Zone nicht verwerten konnten. Hinzu kamen auch noch zwei Ballverluste. Erst Harden brach den Bann, als er im Fastbreak punkten konnte. So lange mussten die Rockets in dieser Saison noch nie auf ihren ersten Score warten. Immerhin wurde es danach besser und Houston stand nach zwölf Minuten immerhin bei 35 Prozent aus dem Feld (7/20 FG).
- Ballverluste der Warriors erlaubten den Rockets aber den Weg zurück in dieses Spiel. Diese entstanden, weil Golden States Offense im zweiten Viertel viel zu statisch war. Zu oft wurde Durant isoliert, dabei fehlte es dem Finals-MVP diesmal an Touch. Zusätzlich ließ er sich von Harden den Ball klauen, die Rockets scorten in dieser Phase viele Punkte in Transition. Schon zur Pause hatten die Rockets 9 Ballverluste erzwungen, am Ende waren es 16. Die Rockets gaben dagegen nur zehnmal den Ball her.
- Ein weiterer Teil der Strategie war es, die Warriors von der Dreierlinie zu halten und dies gelang mit Ausnahme der ersten Minuten exzellent. Zwar trafen die Dubs zu Beginn durch Curry und Durant gleich zwei Triples, doch danach ging lange nichts mehr. Nach 3/12 zur Pause trafen die Warriors fünf ihrer nächsten sechs Dreier und demoralisierten so die Gäste. Im vierten Viertel blieben die Warriors dann aber wieder ohne erfolgreichen Dreier, weswegen unter dem Strich eine Quote von 33 Prozent stand (9/27)-
- Durch die vielen Switches nahmen die Rockets aber auch zahlreiche Offensiv-Rebounds in Kauf. Looney und Green hatten immer wieder gute Position gegen kleinere Gegenspieler unter dem Korb und generierten so zahlreiche zweite Chancen für den amtierenden Champion. Zur Pause hatten sie sich schon 10 Boards geschnappt (HOU: 3). Die Warriors entschieden dieses Duell letztlich deutlich (16:8), aber Houston hatte vor allem dank P.J. Tucker einige wichtige zweite Chancen im vierten Viertel.
Golden State Warriors vs. Houston Rockets: Die Stimmen zum Spiel
Steve Kerr (Head Coach Warriors): "Im vierten Viertel sind uns die Kräfte ausgegangen. Wir haben zu viel isoliert und haben es ihnen so leicht gemacht. Houston hat sich den Sieg verdient."
Mike D'Antoni (Head Coach Rockets): "Sie sind nicht soft und das haben sie heute bewiesen. Eine solche Defense haben wir das ganze Jahr nicht gespielt, wenn man bedenkt, dass wir hier gegen die vielleicht beste Offense aller Zeiten spielen."
Der Star des Spiels: Chris Paul.
Sein Start war furchtbar. Der Point Guard blieb das erste Viertel ohne Punkte und steuerte nur einen Assist bei, doch danach explodierte CP3. Mit 14 Punkten im zweiten Viertel befeuerte er die Hoffnungen der Rockets. Auch zu Beginn des vierten Viertels waren seine Qualitäten entscheidend. Seine Defense war erstickend, die Übersicht beeindruckend, dazu steuerte er zum Ende einige schwere und wichtige Field Goals bei.
Der Flop des Spiels: Klay Thompson.
Der Shooting Guard fand überhaupt keinen Rhythmus, vor allem nicht nach seinem Gang in die Kabine. Airballs von einem der besten Schützen aller Zeiten gibt es nur sehr selten zu sehen, dazu pennte er mehrfach bei Cuts der Rockets in der Defense. 10 Punkte (4/13 FG) waren mehr als enttäuschend, im vierten Viertel blieb er komplett ohne Punkte.
Coaching Move des Spiels
Wie würden die Dubs den Ausfall von Iggy kompensieren? Kerr beantwortete dies mit der großen Aufstellung mit Looney auf der Fünf. Da der Warriors-Coach aber Curry und Durants Minuten wieder staffelte, standen in Dosen sogar KD, Looney und Jordan Bell auf dem Feld. Der Impact des Rookies war aber ohne Looney deutlich größer. In der zweiten Halbzeit setzte Kerr auf den Frischling neben Green und die Dubs-Defense erreichte noch einmal ein höheres Level. In den acht Minuten mit Bell im dritten Viertel waren die Dubs +15. Letztlich tat der Ausfall von Iguodala extrem weh, da außer Bell kein Bankspieler Impact auf das Spiel hatte, was sich vor allem zu Beginn des Schlussabschnitts bemerkbar machte. Nick Young (-14) und Shaun Livingston (-15) hatten die schlechtesten Plus-Minus-Werte aller Spieler.