Die Boston Celtics haben auch ihr zehntes Heimspiel in den Playoffs gewonnen und die Cleveland Cavaliers souverän mit 96:83 (BOXSCORE) geschlagen. Die Celtics führten dabei fast das komplette Spiel und hatten mit einem uninspiriert spielenden Cavs-Team nur wenig Probleme. Auch LeBron James enttäuscht bei den Gästen. Boston führt nun in der Serie mit 3-2.
Es war absehbar, dass Celtics-Coach Brad Stevens größer spielen würde, zu Beginn startete tatsächlich Aron Baynes für Marcus Morris und der Australier war gleich aktiv. Erst blockte der Center George Hill am Korb, dann tippte er den Spalding zur 7:2-Führung in den Korb. Cleveland versuchte auf der anderen Seite Kevin Love einzubinden und der hatte auch schnell 10 Zähler (zwei Dreier) auf dem Konto. Ansonsten nahmen die Cavs aber teils schlechte Würfe und hatten Probleme am Ring.
Die Celtics spielten dagegen wieder mit dem gewohnten Selbstvertrauen in heimischer Halle und ließen es aus der Distanz mit sechs frühen Treffern ordentlich klingeln. Dazu war vor allem Jayson Tatum unglaublich aggressiv mit 9 Punkten im ersten Viertel, Boston führte nach 12 Minuten dank eines 23:7-Runs mit 32:19. Für den ersten kleinen Aufreger sorgte Larry Nance Jr., der sich nach einem leichten Schubser mit Marcus Morris anlegte, beide bekamen Techinals und auch Terry Rozier, der sich einmischte, erhielt die gleiche Strafe.
Es schien die Cavs ein wenig zu wecken, Jordan Clarkson und Kyle Korver trafen ihre Triples, was einen 12:3-Lauf zur Folge hatte. Die Celtics hatten in dieser Phase Probleme ihre Würfe zu treffen, obwohl die Cavs regelmäßig defensiv kollabierten. Boston halfen dann einige Würfe, die auf den Ring sprangen und letztlich doch reinfielen, während LeBron James nun auch Gefallen am Spiel fand und einige Zähler in Serie auflegte. Boston hatte eigentlich trotzdem alles im Griff, hätte aber zur Pause deutlich höher führen müssen. So ging es mit 53:42 in die Kabine.
Auch LeBron James enttäuscht
Cleveland verpasste es, wieder heranzukommen, obwohl die Celtics zunächst einmal ihren Rhythmus verloren hatten. Bei den Cavs wirkte LeBron seltsam lethargisch und spielte einige richtig schlechte Pässe, die in Ballverlusten mündeten. Es plätscherte nun ein wenig dahin, sodass die Cavs trotz schwacher Leistung noch nicht aus dem Spiel waren. Als Boston dann mit Jaylen Brown aber wieder mehr Tempo machte, waren die Schwächen der Gäste wieder sehr deutlich sichtbar. Die Celtics nahmen eine 76:60-Führung mit in den Schlussabschnitt.
Der Vorsprung wuchs auf 20 Punkte an, dennoch kam LeBron nach seiner gewöhnlichen Pause noch einmal zurück. Und Cleveland versuchte es tatsächlich noch einmal, nach einem Dreier von Jeff Green waren es nur noch 12. Die Cavs spielten auf einmal Defense und die Celtics blieben über vier Minuten ohne Punkte, bevor Al Horford in Transition den Bann brechen konnte (85:71). Die Cavs hatten ihre Chancen, konnten diese aber nicht mehr in Punkte ummünzen, weil auch James wieder zu einer Turnover-Maschine mutierte. Horford stellte von Downtown knapp vier Minuten vor dem Ende wieder auf 17 Zähler Differenz - der Dagger.
Cleveland hatte letztlich nur zwei Spieler in Double Figures - und dies waren natürlich LeBron (26 Punkte, 11/22 FG, 10 Rebounds, 5 Assists, 6 Turnover) und Love (14). Boston konnte sich dagegen auf eine ausgeglichene Mannschaftsleistung verlassen. Tatum war mit 24 Zählern (7/15 FG) der Topscorer, Horford (15, 12 Rebounds) verbuchte ein Double-Double, dazu überzeugten Morris (13) und Smart (13). Lediglich Rozier (8, 3/15 FG) war für die Gastgeber ein Totalausfall und pimpte seine Stats erst in der Schlussphase.
Die Celtics fehlt damit nur noch ein Sieg für den Einzug in die NBA Finals. Dieser könnte schon in Spiel 6 in der Nacht von Freitag auf Samstag in Cleveland eingefahren werden.
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics vs. Cleveland Cavaliers 96:83, Serie 3:2 (BOXSCORE)
- Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Celtics daheim deutlich besser auftreten und so war es auch an diesem Abend. Die Dreierquote zeigte dies vor dem Spiel bereits deutlich. Boston traf 39 Prozent im TD Garden, auswärts jedoch nur 31 Prozent. In diesem Spiel feuerten die Celtics zudem richtig oft aus der Distanz. Schon zur Pause hatten die Gastgeber ihren Schnitt für die Serie fast erreicht (22,9) - und das bei einer Quote von 41 Prozent. Nach dem Wechsel und speziell im vierten Viertel kühlten die Celtics ein wenig ab, am Ende standen dennoch 13 verwandelte Triples bei einer Quote von 33,3 Prozent.
- Cleveland fand nur wenig Offense, die nicht James oder Love involvierte. Der Rest der Starting Five hatte bis zur Pause nur 4 Punkte und kein einziges Field Goal verbucht. Im ersten Viertel hatten LeBron und Love sogar 18 der 19 Cavs-Punkte erzielt. Diese Abhängigkeit blieb bis zum Schluss ein riesiges Problem. Kein Cavs-Spieler außer LeBron und Love kam auf mehr als drei verwandelte Field Goals.
- Ein weiterer Grund für die schwache Offense der Cavs war das fehlende Tempo. Cleveland pushte nach Fehlwürfen der Celtics fast nie und spielte so jede Menge Halbfeld-Basketball. Über 48 Minuten gelangen den Gästen gerade einmal 2 Punkte in Transition (ein unglaublich schwerer LeBron-Floater), Boston kam dagegen auf 18 Zähler im Fast Break.
- Boston erfand hier nicht das Rad in der Offense neu, aber es war völlig ausreichend. Die Celtics trafen sogar schlechter aus dem Feld als Cleveland (36,5 zu 41,9 Prozent), doch die mehr verwandelten Dreier (13 zu 8), die zahlreichen Freiwürfe (21/23 FT) und die konzentrierte Vorstellung im Umgang mit dem Ball (8:15 Turnover zugunsten Bostons) machten letztlich den Unterschied aus.
Boston Celtics vs. Cleveland Cavaliers: Die Stimmen zum Spiel
Ty Lue (Head Coach Cavs): "Wir haben heute nicht gut gespielt. Das habe ich so nicht erwartet. Wir müssen einfach härter spielen. LeBron sah ein wenig müde aus, aber da mache ich mir keine Sorgen."
Brad Stevens (Head Coach Celtics) über Tatum: "Ich glaube nicht, dass man eine solche Leistung von einem Rookie erwarten kann, aber wir wissen, dass er in den kommenden Jahren noch besser spielen wird."
Der Star des Spiels: Jayson Tatum.
Immer wenn der Rookie den Ball in den Händen hielt, schien etwas Gutes für die Celtics herauszukommen. Tatum war stets aggressiv und entblößte die löchrige Cavs-Defense ein ums andere Mal. Der Forward zog clever Fouls, traf aus der Distanz und traute sich auch schwere Midrange-Jumper zu. Auch in der Defense hatte er mit seinen langen Armen immer wieder seine Finger in den Passwegen, 3 Steals waren die Belohnung dafür.
Der Flop des Spiels: Der Backcourt der Cavs.
Das war überhaupt nichts von den Starting Guards der Cavs. Selbst der viel kritisierte Clarkson nahm offensiv zeitweise mehr Einfluss als Hill und J.R. Smith (zusammen 2/11 FG). Hill versuchte im Gegensatz zu Smith einiges, wurde aber von Baynes gleich mehrfach abgeräumt. Smith war auf der anderen Seite gegen Tatum zumeist überfordert. Es war kein Zufall, dass Smith im vierten Viertel überhaupt nicht mehr spielte und Hill nur kam, weil Clarkson nichts mehr traf.
Coaching Move des Spiels
Wo war eigentlich Kyle Korver? Diese Frage dürften sich an diesem Abend einige gestellt haben. Erst im zweiten Viertel sah der Edelschütze überhaupt Minuten (am Ende 18), nachdem Cavs-Coach Ty Lue zunächst lieber auf eine Formation aus Jeff Green, Nance (der einzige Lichtblick der Cavs mit 4 Blocks und jeder Menge Hustle) und Tristan Thompson gesetzt hatte. Das klang nicht nur schwer schwer verdaulich, es sah auch so aus. Selbst mit einer solchen Aufstellung konnten die Cavs kaum ihre Größenvorteile ausnutzen. So machte sich die Maßnahme von Stevens bezahlt, dass dieser Baynes in die erste Fünf beordert hatte. Der Australier war schlichtweg solide mit 6 Punkten, 7 Rebounds und 3 Blocks.