Bereits einige Stunden vor dem Start der Partie hatten die Celtics bekannt gegeben, dass sie ihre Starting Five ändern würden - für Aron Baynes rückte Marcus Morris in die Startformation, der zuvor noch behauptet hatte, "wahrscheinlich der beste LeBron-Verteidiger abgesehen von Kawhi Leonard" zu sein. Die Cavs hingegen blieben bei der Fünf, die sich in der Runde gegen Toronto bewährt hatte.
Das setzte sich aber zunächst nicht fort. Obwohl Morris nach nicht einmal drei Minuten schon zwei Fouls hatte, starteten die Celtics viel besser - nach dem 7:7 legten die Gastgeber einen imposanten 17:0-Run hin, bei dem sie immer wieder die Lücken in der Cavs-Defense fanden und vor allem das Brett attackierten. Al Horford dominierte mit 11 Punkten in sieben Minuten, während Cleveland Fahrkarte um Fahrkarte schoss. Als der Big Man auf die Bank ging, übernahm Jaylen Brown mit seinerseits 13 Punkten - es ging einfach alles! Boston führte nach dem ersten Viertel mit 36:18.
Zu Beginn des zweiten Viertels ging den Celtics der Offensiv-Rhythmus ein wenig flöten, dazu hatten sie Probleme mit Rebound-Maschine Tristan Thompson, der den Cavs ein Stück weit die dringend benötigte Energie injizierte. Cleveland kam auf 15 Zähler ran, doch dann war es Jayson Tatum, der mit 5 Punkten am Stück gleich wieder auf 20 Punkte Vorsprung erhöhte - Ty Lue nahm die nächste Auszeit, doch es half nicht. Die Celtics spielten wie entfesselt und ein Horford-Dreier zur 25-Punkte-Führung (!) ließ den TD Garden endgültig eskalieren. Es ging mit 61:35 in die Halbzeitpause.
Alle Comeback-Versuche der Cavs werden erstickt
Cleveland kam offensiv verbessert aus der Kabine, Kyle Korver und George Hill brachten erstmals zwei Dreier im Korb unter, aber defensiv blieb es schwach, was sie anboten. Dennoch konnte Cleveland auf den Schultern von James und Love verkürzen, auch weil Boston vorne den Rhythmus verlor. Dank eines wilden Wurfes von Jeff Green mit dem Buzzer kam Cleveland vor dem letzten Viertel auf 64:78 heran.
Die Celtics hatten jedoch keine Lust auf ein Comeback der Cavs: Das vierte Viertel wurde mit einem 7:0-Run in 1:09 Minuten eröffnet. Cleveland versuchte zu kontern, aber die Celtics hatten ihren Flow zurück - ein irrer Runner von Terry Rozier erhöhte die Führung wieder auf 28 Punkte, danach leerte dann auch Lue seine Bank und eröffnete eine ziemlich lange Garbage Time.
Topscorer der Partie war am Ende Brown mit 23 Punkten und 8 Rebounds, Morris legte ein starkes Double-Double mit 21 Punkten und 10 Rebounds auf. Horford kam auf 20 Punkte (8/10 FG), 6 Assists und 2 Blocks, Tatum steuerte 16 Punkte bei. Bei den Cavaliers war Love mit 17 Punkten (5/14 FG) der beste Scorer, James kam auf 15 (5/16), 7 Rebounds, 9 Assists und 7 Turnover.
Spiel 2 der Serie findet in der Nacht auf Mittwoch ebenfalls in Boston statt (live auf DAZN).
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics vs. Cleveland Cavaliers 108:83, Serie 1:0 (BOXSCORE)
- Wie schlecht sah die Defense der Cavs im ersten Viertel aus? Es war verheerend. Die Celtics trafen bloß zwei Dreier, das war aber kein Problem - denn am Korb bekamen sie alles, was sie wollten. Sage und schreibe 22 ihrer 36 Punkte erzielten die Celtics im ersten Viertel in der Zone, weil dort schlicht und einfach die Gegenwehr fehlte. Insgesamt kam Boston auf 60 Points in the Paint (Cleveland: 38).
- Auch vorne funktionierte bei den Cavaliers sehr wenig, insbesondere von Downtown: Die ersten 14 Dreier der Gäste gingen allesamt daneben - sie blieben in Halbzeit eins sogar ohne einen einzigen Dreier, was für dieses Team eigentlich unerhört ist. Am Ende des Spiels standen für die Gäste 4/26 3FG (15,4 Prozent) zu Buche, Boston traf 11/30.
- Die Celtics spielten zudem weitaus fokussierter und auch physischer als die Cavs. Das Rebound-Duell ging klar an die Gastgeber (48:40), dazu räumten sie 5 Cavs-Würfe ab und machten aus 10 Cavs-Ballverlusten gleich 17 Punkte.
- Boston führte zur Pause mit 26 Punkten Unterschied - das war die zweithöchste Halbzeit-Führung ihrer Franchise-Geschichte. Den Rekord (30) gab es in den 1985er Finals beim legendären "Memorial Day Massacre" gegen die Lakers.
Celtics vs. Cavaliers: Die Stimmen zum Spiel
Brad Stevens (Coach Celtics) über Al Horford: "Er ist unser Fels - er ist der eine Spieler, auf den wir uns wirklich, wirklich verlassen."
Ty Lue (Coach Cavaliers): "Wir haben einfach nicht gut gespielt. Sie waren heute viel besser als wir uns das ist bei uns angekommen."
Der Star des Spiels: Al Horford.
Gar nicht so leicht, sich bei den Celtics für einen Spieler zu entscheiden, weil das ganze Team großartig auftrat. Aber die sensationelle Effizienz gab am Ende wieder den Ausschlag für den Big Man. Horford dirigierte phasenweise das Spiel, blieb offensiv fast ohne Fehler und hielt dazu auch die bärenstarke Defense der Celtics zusammen - es war ein klassisches Horford-Spiel in diesen Playoffs. Auch Brown, Morris und Tatum gehören hier aber erwähnt.
Der Flop des Spiels: LeBron James.
Ja, der King flirtete mal wieder mit einem Triple-Double - trotzdem war dies gemessen an seinen Standards eine ganz schwache Partie. James bekam offensiv nie Zugriff und leistete sich 7 Turnover, mehr als in allen bisherigen Spielen dieser Postseason. Er hatte mit Abstand den schlechtesten Plus/Minus-Wert seines Teams (-32!) - das sieht man bei LeBron auch nicht oft. Dazu sei jedoch gesagt, dass hier abgesehen von einigen Bankspielern fast alle Cavs hätten stehen können.
Coaching Move des Spiels
Während Toronto mit dem Korver/Love-Duo der Cavs größte Probleme hatte, attackierten die Celtics die Schwächen dieser beiden einfach konsequent: Oft wurden Switches provoziert, in denen Love dann einen viel schnelleren Verteidiger decken musste, oder Horford ging gegen ihn in den Post, was ebenfalls selten gut für Cleveland ausging. Auch defensiv war Boston auf das gegenseitige Blockstellen von Love und Korver gut vorbereitet, weil die Celtics eben von 1 bis 5 switchfähige Spieler auf dem Court hatten. Love bekam fast nie die Mismatches, mit denen er die Raptors noch zur Weißglut gebracht hatte, und wenn doch, kam in Windeseile das Double-Team.