Was für ein Statement von Stephen Curry und den Golden State Warriors! Nach einem schwachen Auftritt in Spiel 2 zerstören sie vor heimischer Kulisse die Houston Rockets mit 126:85 und gehen in den Conference Finals mit 2:1 in Führung. Curry startete durchwachsen in den Abend, war in der zweiten Halbzeit aber nicht mehr zu stoppen. Einen Rekord für den Champion gab es obendrein.
Beide Head Coaches hielten an ihren Lineups aus den ersten beiden Spielen fest. Auch der Plan der Rockets, Stephen Curry zu attackieren, blieb bestehen - und hatte zunächst auch Erfolg. Durch einfache Punkte nach Pick-and-Rolls holten sich die Gäste die erste Führung. Eine frühe Kerr-Auszeit brachte die Dubs in die Spur: Ein schneller 9:0-Run drehte den Score. Curry war bemüht, seinen Rhythmus zu finden, startete aber mit 1/6 von Downtown. Dank guter Defense war sein Team nach dem ersten Viertel trotzdem vorne: 31:22.
Houston hatte Probleme im Abschluss, durchlebte eine Durststrecke von 2/14 aus dem Feld. Auf der anderen Seite kamen die Warriors zu einfachen Punkten am Brett und hielten den Vorsprung zweistellig, ihr Dreier fiel aber nur sehr sporadisch rein. Dies war auch der Grund, warum die Rockets trotz unterirdischer Quoten aus dem Feld halbwegs in Reichweite blieben. Auf der Zielgerade der ersten Halbzeit packte Kevin Durant nochmal seine Eins-gegen-Eins-Skills aus: 54:43.
Angeführt von Curry startete der Champion nach dem Seitenwechsel einen 10:0-Run - so betrug ihr Vorsprung im Nu 21 Punkte. Eine Antwort gab es in Form eines 10:2-Laufs von Houston, auch, weil sich nun Golden State Unkonzentriertheiten leistete (Ballverluste und verlegte Layups). Kerr schaffte es in einer Auszeit, sein Team wieder auf Kurs zu bringen. Curry war mit weiteren Punkten am Brett zur Stelle und traf endlich auch seinen zweiten Dreier - gefolgt vom schwierigen Dritten in Hardens Gesicht. Im dritten Viertel gelang ihm praktisch alles (18 Punkte, 7/7 FG), womit er auch das restliche Team mitriss: 88:67!
Im Schlussabschnitt traf Curry einen weiteren Dreier, Shaun Livingston ließ Harden mit einem tollen Crossover aussteigen und stieg zum Dunk hoch. Als dann auch noch Klay Thompson einen Triple versenkte und Curry mit seinem fünften nachlegte, war die Messe bei einem Vorsprung von 29 Punkten gelesen. Am Ende gewannen die Warriors mit 126:85. Es war ihr 16. Playoff-Heimsieg in Folge - NBA-Rekord! Zudem gab es in der Geschichte der Franchise nie einen höheren Sieg in den Playoffs als in diesem Spiel.
Curry beendete den Abend mit 35 Punkten (13/23 FG, 5/12 3FG), 26 davon in der zweiten Halbzeit. Durant legte 25 Zähler auf, Thompson kam auf 13. Topscorer der Rockets war Harden mit mageren 20 Punkten (7/16 FG), Chris Paul (13 Punkte, 5/16 FG) enttäuschte.
Die wichtigsten Statistiken
Golden State Warriors - Houston Rockets 126:85, Serie 2:1 (BOXSCORE)
- Die Warriors waren sichtlich bemüht, Curry in einen Wurfrhythmus zu bekommen. Gerade in der Anfangsphase nahm er jede Gelegenheit für einen Distanzwurf wahr. Doch trotz eines frühen Erfolgs aus der Ecke ging erstmal nicht viel: Er startete mit 1/6 von Downtown und ließ besonders nach offenen Fehlwürfen den Kopf hängen. Im weiteren Spielverlauf suchte er vermehrt den Weg ans Brett - mit Erfolg. Er traf seine Layups (14 Punkte und 7/8 Treffer in der Zone) und holte sich dadurch Selbstvertrauen ab. Dann platzte auch sein Knoten von draußen!
- Bei den Chancen, die die Rockets in der ersten Halbzeit liegen ließen, dürften sie sich selbst gewundert haben, dass sie nur mit 11 Punkten hinten lagen. Sie kamen durchaus zum Brett, waren dort im Abschluss jedoch sehr fahrig: Nach 24 Minuten standen sie bei 11/25 Treffern "In the Paint". Das ist unterirdisch. Am Ende waren es 40 Punkte und 20/43 Treffer (Warriors: 56 Punkte, 28/41 FG).
- Im dritten Viertel sind die Warriors am gefährlichsten - auch in diesem Spiel. Sie holten sich den Durchgang mit 34:24 und zogen vorentscheidend auf 21 Punkte davon. Dabei trafen sie 60,9 Prozent aus dem Feld und 66,7 Prozent von der Dreierlinie.
- Zum dritten Mal in dieser Serie verlor das Team, das mehr Turnovers beging, das Spiel. 19 Mal schenkten die Rockets den Spalding her, woraus die Warriors starke 28 Punkte generierten. Die Warriors verloren den Ball bloß acht Mal.
Golden State Warriors - Houston Rockets: Stimmen zum Spiel
Stephen Curry (Warriors): "Ich bewerte schwache Spiele nicht über und ich drehe auch nach starken Spielen nicht durch. Auch jetzt nicht. Klar, ich habe meine Würfe heute getroffen, aber wichtiger war unsere Defense. Wenn wir so fokussiert bleiben, sind wir schwer zu schlagen."
Steve Kerr (Warriors-Coach, über Curry): "Niemanden von uns hat es überrascht, was er heute gemacht hat."
Der Star des Spiels: Stephen Curry.
In der ersten Halbzeit (9 Punkte, 3/11 FG) sah es noch so aus, als würde er an seine schwache Leistung aus Spiel 2 anknöpfen. Nach dem Seitenwechsel allerdings war er außer Rand und Band: Durch zahlreiche erfolgreiche Drives holte er sich sein Selbstvertrauen und traf endlich wieder seine Signature-Dreier. Mit Curry in dieser Form ist den Dubs nur schwer beizukommen - zumal er mehr als ordentlich verteidigte.
Der Flop des Spiels: Der Star-Backcourt der Rockets.
Die Rockets brauchen ihre Superstar-Power, um eine Chance zu haben. Darauf war an diesem Abend aber kein Verlass: Harden und Paul legten zusammen bloß 33 Punkte auf und trafen 12/32 aus dem Feld sowie 4/14 Dreier. Harden war darüber hinaus defensiv ein Total-Ausfall und verlor 4 Bälle. Wenn dann auch noch der Supporting Cast nicht liefert, kommt es gegen den Champion zu solch einem verheerenden Ergebnis.
Coaching Move des Spiels
Es war zu erwarten, dass sich Steve Kerr etwas bezüglich der vielen Isolationen gegen Curry einfallen lassen würde. Die vermeintlich sinnvollste Lösung lag auf der Hand: Curry packte, wenn sein Gegenspieler (oft Ariza) einen Block gegen Harden stellte, die Hedge-Verteidigung aus. Darauf wiederum waren die Rockets top eingestellt, indem sie die Ball Screens slippten - und so zu einfachen Layups kamen. Deshalb beendete Kerr das Experiment nach einer frühen Auszeit und ließ Curry nach Switches wieder in Isolationen schuften. Und man muss festhalten: Der Chefkoch sah diesmal deutlich besser aus als in Spiel 2.