Keine Veränderungen auf beiden Seiten und Toronto erwischte nach einigen nervösen Sequenzen den besseren Start, da die Kanadier vor allem unter den Brettern Größenvorteile hatten. LeBron James war zunächst kein großer Faktor, dafür wurde Kevin Love vermehrt gesucht, der im Post sogar ein wenig Schaden anrichten konnte. Auf der anderen Seite fühlte es Kyle Lowry, der seinen ersten vier Würfe traf, die Cavs waren aber dank Love nur mit drei Punkten hinten (26:29).
Doch die Bank der Raptors machte diesmal einen besseren Eindruck. Fred VanVleet kontrollierte das Geschehen und verhalf auch Jakob Pöltl zu leichten Punkten. Defensiv offenbarte der Österreicher aber einige Schwächen, was Jeff Green zu seinem Gunsten ausnutzen konnte. Torontos Offense sah jedoch gefälliger aus, das Ball Movement passte und die offenen Dreier wurden versenkt. Da James und Love aber nun kaum zu stoppen waren, ging es für Toronto nur mit einem minimalen Vorsprung (63:61) in die Pause.
Und schlimmer konnte es nicht weitergehen für die Gastgeber: Die Cavs kamen mit einem 8:0-Run aus der Kabine, während sich Lowry sein viertes Foul mit einem Charge abholte. Plötzlich war für Cleveland auch der Dreier da und in kürzester Zeit hatten die Gäste eine zweistellige Führung erspielt. Die Raptors wirkten verzweifelt und Coach Dwane Casey setzte auf ein Lineup ohne echten Big, wodurch die Cavs nach Belieben scoren konnten.
LeBron James nimmt Toronto auseinander
Zumindest konnte Toronto nun auch ordentlich Punkte machen, doch als dann auch noch LeBron wilde Stepback-Jumper traf, wurde es verdammt still im Air Canada Centre. Die Cavs gingen mit einer 98:87-Führung in den Schlussabschnitt.
Hoffnung für Toronto? Dieses Thema war nach nur zwei Minuten schon erledigt. Erst traf Green mit der Sirene aus der Ecke, im Anschluss legte LeBron zwei unfassbare Turnaround-Jumper nach (87:105). Und mit diesem Tempo ging es dann auch weiter, James netzte einen schweren Wurf nach dem anderen - nicht weil er es musste, sondern weil er es konnte. 3:30 Minuten vor dem Ende hatte Coach Ty Lue dann Erbarmen mit Toronto und nahm mit 20 Zählern Vorsprung seinen Star vom Feld.
James beendete das Spiel mit 43 Punkten (19/28 FG, 2/3 Dreier und 14 Assists, was das Career High von LeBron in den Playoffs matchte). Unterstützung bekam er von Love (31, 11/21 FG, 11 Rebounds), der sein bestes Spiel in den diesjährigen Playoffs hinlegte. Auch George Hill (13) und erneut Green (14, 4/6 Dreier) entlasteten LeBron in Teilen. Für Toronto konnte nur der Backcourt aus Lowry (21, 7/10 FG, 8 Assists) und DeMar DeRozan (24) beständig scoren, dazu traf VanVleet (14) vier Distanzwürfe. Pöltl (8) schlug sich zwar wacker, war aber auch nicht die Lösung für Toronto auf Center. Valanciunas (16, 12 Rebounds) verbuchte immerhin ein Double-Double.
Die wichtigsten Statistiken
Toronto Raptors vs. Cleveland Cavaliers 110:128 , Serie 0:2 (BOXSCORE)
- Es war ein echter Shootout in der ersten Halbzeit, kein Team konnte das andere vernünftig verteidigen. Die Raptors trafen fast 60 Prozent aus dem Feld und führten dennoch nur mit zwei Punkten, weil auch Cleveland über die Hälfte traf. Nach der Pause funktionierte für die Cavs aber alles. Fast 73 Prozent (16/22 FG) aus dem Feld netzten die Cavs im dritten Viertel und schenkten Toronto 37 Zähler ein.
- Die Cavs passten wie schon in Spiel 1 hervorragend auf den Ball auf. Es gab keinerlei verschwendete Possessions, nach vier Vierteln standen die Gäste bei gerade einmal 3 Ballverlusten, ein neuer Franchiserekord. Auf der anderen Seite leisteten sich die Raptors 11 Turnover, woraus die Cavs insgesamt 13 Zähler generierte. Toronto kam dagegen nur auf 4 Punkte aus den Ballverlusten der Cavs. Insgesamt wurde die zweite Halbzeit von den Gästen mit 67:47 gewonnen.
- Fast Break Points für Toronto? Gab es kaum. Die Cavs spielten diesmal deutlich bessere Defense in Transition, dabei half natürlich auch die gute Wurfquote, welche die Raptors zu jeder Menge Halbfeld-Basketball zwangen. Das Duell ging mit 8:7 sogar an die Cavs.
Toronto Raptors vs. Cleveland Cavaliers: Die Stimmen zum Spiel
LeBron James (Cavs) über Love: "Es war schön zu sehen, wie stark er heute war. Er ist unser All-Star auf Power Forward und das hat er heute gezeigt."
Dwane Casey (Head Coach Raptors): "Love hat uns heute bestraft, es war ein schlechtes Matchup für uns. Eigentlich haben wir über das komplette Feld heute Matchup-Probleme gehabt."
Der Star des Spiels
LeBron James. Die Raptors wissen einfach nicht, wie sie den Star der Cavs stoppen sollen. LeBron musste zunächst kaum Jumper nehmen und auch nicht wirklich hart für seine Punkte arbeiten. Vor allem seine Dimes waren gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit Extraklasse. Später lief er dann auch noch aus der Mitteldistanz heiß und demoralisierte die Raptors mit völlig verrückten Turnaround-Jumpern, das Spiel verkam für den King zu einer Trainingseinheit vor 20.000 Zuschauern. Die Raptors konnten nur staunend zuschauen.
Der Flop des Spiels
Serge Ibaka. Einfach nur furchtbar, was Air Congo da fabrizierte. Schon zu Beginn des ersten und dritten Viertels verlor er an der Mittellinie den Ball, nach der Pause benchte Raptors-Coach Dwane Casey ihn nach nur 80 Sekunden. Sein Wurf war nicht existent, weswegen die Cavs meist Korver in der Defense verstecken konnten. Der Kongolese kehrte in der Folge auch nicht mehr zurück, auch wenn ihn Toronto in der Verteidigung gebraucht hätte. Seine Statline: 12 Minuten, 2 Punkte 0/5 FG, 6 Rebounds.
Coaching Move des Spiels
Mit dem Mute der Verzweiflung ging Raptors-Coach Dwane Casey nach dem Debakel der ersten Minuten in der zweiten Halbzeit zu einer ultrakleinen Aufstellung mit Pascal Siakam auf Center. Dies war ein mutiger, aber wahrscheinlich wenig sinnvoller Schritt. Die Cavs suchten immer wieder Love im Post, der mit C.J. Miles machte, was er wollte. Dazu hatte LeBron überhaupt keine Probleme mit Siakam. Nach vier Minuten beendete Casey aber wieder das Experiment und brachte Pöltl, um Love ein wenig einzubremsen. Unverständlich war jedoch, warum O.G. Anunoby, der beste Verteidiger der Raptors gegen LeBron, die meiste Zeit nach der Pause auf der Bank verbrachte.