Die Cleveland Cavaliers haben eine Überraschung in Spiel 1 der Finals nur hauchdünn verpasst. Sie hatten die Chance auf den Gamewinner, doch JR Smith beging einen verheerenden Fehler. So gab es Verlängerung, in der die Golden State Warriors mit 124:114 gewannen. Die unfassbare Leistung von LeBron James blieb somit unbelohnt.
Kevin Love hatte das Concussion Protocoll rechtzeitig verlassen und kehrte somit in die Starting Five der Cavs zurück, Jeff Green musste weichen. Für Andre Iguodala reichte es auf der anderen Seite nicht, er wurde wie zuletzt von Kevon Looney vertreten.
Die Anfangsphase wurde von den Offensiven dominiert. LeBron James hatte nach wenigen Minuten 9 Punkte gesammelt, Stephen Curry hielt mit eigenen Zählern sowie einem tollen Fastbreak-Alley-oop auf Kevin Durant dagegen. Plötzlich wurde es still: J.R. Smith rutschte in der Defense aus und in die Beine von Klay Thompson, der übel zu Boden ging. Mit offensichtlichen Schmerzen humpelte er in den Locker Room - kam mit ordentlich Tape aber zurück. 30:29 für die Cavs nach dem ersten Viertel.
Die defensive Intensität war noch nicht hoch, es deutete sich ein High Scoring Game an mit Vorteilen bei den Gästen. James hatte freie Dunks und Layups - ohne Helpside. Dann ging er erstmals auf die Bank und sah tatsächlich, wie sein Team die Führung auf 11 Zähler ausbaute, sogar mit etwas Ball Movement. Ein erster "echter" Run der Dubs aus dem Nichts war die Antwort, Curry traf mit dem Halbzeit-Buzzer vom Parkplatz: 56:56.
Fehler von J.R. Smith verhindert möglichen Cavaliers-Sieg
Die Warriors kamen anschließend gewohnt stark aus der Kabine und eröffneten mit einem 10:3-Run. Eine Auszeit von Lue beruhigte die Lage, James brachte sein Team mit Punkten wieder heran und glich mit seinem zweiten Dreier schließlich aus. Er stand schon bei 31 Punkten - bei nur 13 Feldwürfen! In der Transition fiel auch noch sein Heatcheck-Dreier, Steph konterte. Als LeBron abkühlte, setzten sich die Hausherren ab und führten zum Schlussabschnitt mit 84:76.
Cavs-Dreier von Kyle Korver und Jeff Green sorgten für ein Ein-Punkt-Spiel, kurze Zeit später traf James per Layup sogar zur Führung. Dank Second Chance Points - auch nach Freiwürfen - drehten die Warriors das Spiel wieder um. Draymond Green traf einen ganz wichtigen Dreier, Steph legte von Downtown zum 100:94 nach. Die Cavs gaben sich nicht auf, James packte den nächsten Dunk aus, Kevin Love traf einen Clutch-Dreier. 50 Sekunden vor Schluss gelang LeBron ein Dreipunkt-Spiel zum 104:102 für sein Team, die Oracle Arena war geschockt. KD beging auf der anderen Seite ein Offensiv-Foul - dachte man. Die Refs gaben nach einer Review - zurecht - doch ein Blocking Foul gegen James. Durant blieb an der Linie cool und glich aus.
Die Antwort hatte James, der sich zum Brett tankte und den Ball reinpowerte. Ohne Auszeit gingen die Dubs über Curry, der ebenfalls zum Drive ansetzte - und mit Foul traf! Sein Freebie zum 107:106 saß. Die Cavs hatten eine Possession, Klay foulte George Hill. Er traf nur den ersten, doch JR Smith holte den Rebound - und beging einen folgenschweren Fehler. Offenbar ging er von einer Führung seines Teams aus und dribbelte die Restzeit herunter, anstatt zu werfen - Overtime!
KD eröffnete mit Freiwürfen, Klay traf aus der Ecke, Livingston einen Floater - plus 7 für die Dubs. Die Cavs waren beeindruckt, auch James wirkte kaputt. Ein Klay-Dreier zum 122:111 war der Dagger. Tristan Thompson wurde nach einem Ellenbogenschlag noch ejected. Bitter für die Cavs, die hier eine Riesenchance verpassten!
So war der sensationelle Auftritt von LeBron mit 51 Punkten (19/32 FG), 8 Rebounds und 8 Assists letztlich wertlos. Curry war Warriors-Topscorer mit 29 Punkten (5/11 3FG) und 9 Assists, Durant kam auf 26 Zähler, Thompson auf 24, Draymond Green verpasste ein Triple-Double (13 Punkte, 11 Rebounds, 9 Assists, 5 Steals, 3 Blocks).
Die wichtigsten Statistiken
Golden State Warriors vs. Cleveland Cavaliers 124:114 OT, Serie 1:0 (BOXSCORE)
- Verglichen mit den Conference Finals war besonders das erste Viertel eines mit überraschend geringer defensiver Intensität. So trafen die Cavs 55 Prozent aus dem Feld, die Warriors sogar 57,1. Wären dann auch noch die freien Dreier reingegangen, hätten beide Teams schon nach 12 Minuten die 40-Punkte-Marke gesprengt.
- Coach Kerr griff auf eine größere Rotation zurück als noch gegen die Rockets. Schon zur Halbzeit waren elf Spieler zum Einsatz gekommen (9 bei den Cavs). Auswirkungen auf die Bankpunkte hatte das aber nur bedingt (23:22 für Cleveland).
- Als die Warriors nach dem Seitenwechsel mit einem 10:3-Run eröffneten, schrillten bei den Cavaliers die Alarmglocken - schließlich ist der dritte Durchgang der stärkste von den Dubs. Dank LeBrons Punkten schafften es die Gäste allerdings, einen entscheidenden Run zu verhindern. So gingen diese 12 Minuten "nur" mit 28:22 an den Titelverteidiger.
- Obwohl die Warriors mit größeren Lineups spielten als gewohnt, dominierten die Cavaliers die Bretter. Sie gewannen das Rebound-Duell mit 52:38. Auch bei den Offensiv-Rebounds waren die Vorteile entsprechend (18:4), doch bei den Second Chance Points schlug sich das nicht so deutlich nieder (17:10). Hier mangelte es an Effizienz.
Golden State Warriors vs. Cleveland Cavaliers: Stimmen zum Spiel
Tyronn Lue (Head Coach Cavs) über JR Smith: "Er dachte, es wäre vorbei. Er dachte, wir führen."
Kevin Durant (Warriors): "Wir sind erst in der Verlängerung aufgewacht."
Der Star des Spiels: Stephen Curry
Es war alles dabei, was den Chefkoch ausmacht: Weite Dreier, Buzzer Beater, spektakuläre Pässe. Obendrein verteidigte er gut und war derjenige, der stets eine Antwort auf LeBrons Aktionen hatte. Und: In 46 Minuten sammelte er nur 2 Ballverluste, obwohl er primärer Ballhandler war. KD überließ ihm größtenteils zurecht das Feld.
Der Flop des Spiels: J.R. Smith
Es war sowieso nicht der beste Abend von ihm (3/10 FG). Aber so einen Fehler, wie er ihn am Ende beging, darf man in den Finals einfach nicht machen. Anstatt nach seinem Offensiv-Rebound in den Schlusssekunden einen möglichen Gamewinner zu werfen, dribbelte er weg vom Korb, weil er offenbar dachte, sein Team würde führen (was halt nicht der Fall war). Dass er danach noch behauptete, er habe den Spielstand gewusst, machte es natürlich nicht besser.
Coaching Move des Spiels
Damit war nicht unbedingt zu rechnen: Steve Kerr packte nahezu sein ganzes Repertoire an Big Men aus. Alle Center (Looney, McGee, West, Bell) außer Pachulia sahen Minuten - wohl, um die Kreise von Tristan Thompson und Kevin Love einzudämmen und aus der Helpside heraus mit langen Armen James-Würfe zu erschweren. Das gelang nur bedingt, James scorte wie er wollte und das Rebound-Duell ging auch deutlich nach Cleveland. Gut möglich also, dass die Dubs in Game 2 wieder kleiner spielen werden.