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NBA: Golden State Warriors nach Pleite gegen Rockets vor dem Aus: Wo ist die Offense?

Stephen Curry erzielte gegen die Houston Rockets 22 Punkte.
© getty

Die Golden State Warriors stehen nach der Niederlage in Spiel 5 bei den Houston Rockets mit dem Rücken zur Wand. Sie müssen die beiden nächsten Spiele gewinnen, wenn sie zum vierten Mal in Folge die Finals erreichen wollen - doch vor allem ihre Offense lässt Zweifel aufkommen.

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"Ich denke, wir sind in einer guten Situation." Diese Worte kamen auf der Pressekonferenz nicht etwa von Rockets-Coach Mike D'Antoni, sondern von Steve Kerr, dessen Team gerade das so wichtige Spiel 5 verloren hatte und nun die nächsten beiden Spiele gewinnen muss, um zu vierten Mal in Folge die Finals zu erreichen. "Das mag etwas verrückt klingen, aber dieses Gefühl habe ich eben", erklärte der zweifache Meistertrainer weiter.

Es ist zumindest eine eigenartige Sicht der Dinge, denn vieles was Golden State in dieser Saison und in den letzten Jahren ausgezeichnet hatte, war nur in einzelnen Sequenzen zu sehen. Stattdessen erschien häufiger die hässliche Fratze dieses so talentierten Teams. In nicht einmal vier Minuten hatten die Warriors schon wieder drei völlig unnötige Ballverluste angesammelt, was in der Regular Season noch verschmerzbar war, den Warriors aber bereits in Spiel 4 wehgetan hatte.

In der Oracle Arena waren es 15 Turnover, diesmal sogar 18, im Vergleich zu den 10 Ballverlusten der Rockets ein massives Ungleichgewicht. "Das hat uns das Genick gebrochen", musste auch Kerr eingestehen. "Viele entstanden ohne jeglichen Druck des Gegners. Dennoch war unsere Offense heute viel besser mit mehr Ball Movement."

Warriors: Die Offense stockt

Doch auch dieses Statement entspricht nur bedingt der Wahrheit. Houston wurde von Spiel zu Spiel besser darin, die Offense der Warriors zu kontrollieren und legte in Spiel 5 ein Defensiv-Rating von 97,2 hin. Zum Vergleich: in der Regular Season verbuchten die Warriors historisch gute 112 Punkte bei 100 Ballbesitzen.

Golden State hatte am Ende des Spiels gerade einmal 72 Versuche aus dem Feld auf dem Konto, so wenige gab es in der Kerr-Ära nur dreimal zuvor, zwei Spiele waren dabei im November 2014 kurz nach dessen Amtsantritt. Zu oft wurde der Ball einfach nur in die Hände von Kevin Durant gelegt, der im vierten Viertel viel im Post agierte, was D'Antoni sicher gerne gesehen hat.

Natürlich ist KD in der Lage, diese Würfe zu treffen, doch da Golden State zu wenig Shooting auf dem Feld hatte, kam immer wieder jede Menge Hilfe für die Verteidiger wie Trevor Ariza oder P.J. Tucker, die den Finals-MVP ohnehin schon sensationell gut verteidigten. Durant erzielte zwar 29 Zähler, brauchte dafür aber auch 22 Würfe.

Golden State fehlt es weiterhin an Shooting

"Es ist eine gute Option, wenn man Kevin Durant den Ball im Post zuspielen kann", verteidigte Kerr seine Offense. Dennoch redete Kerr während des Spiels mehrfach auf seinen Star ein, dass dieser auch die freien Mitspieler finden könne. Durant beendete das Spiel ohne Assist. Stattdessen schoss KD im Schlussabschnitt vier Fahrkarten und verbuchte nur 2 Punkte an der Linie. "Ich kann es spüren, wenn das Double Team kommt, ich muss einfach die richtigen Plays machen", erklärte er hinterher.

Dass es sich Houston erlauben kann zu doppeln, hing mal wieder mit dem fehlenden Shooting zusammen. 38,5 Prozent sind zwar ein guter Wert, doch 26 Versuche sind zu wenig, wenn man gleichzeitig nur 34 Zähler in der Zone erzielt. Irgendwann lässt einen dann die Mathematik gegen dieses Rockets-Team im Stich.

Darum setzte Kerr in der Crunchtime etwas überraschend auf Quinn Cook, einen waschechten Shooter, der aber in der Serie bisher nur Garbage Minuten gesehen hatte. Mit ihm hatten die Dubs besseres Spacing, auch wenn Cook keinen seiner drei Longballs im Korb unterbringen konnte.

Green und Cook agieren unglücklich

So auch 40 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 94:95 aus Sicht des Champions. Durch die Verletzung von Paul hatten die Warriors eine Überzahl-Situation und erspielten einen freien Wurf für Cook, nutzen konnte er es nicht. Einen Vorwurf machte dem Rookie aber niemand. "Er hatte einen guten Wurf, leider ist er nicht gefallen", sagte Durant.

Ebenfalls unglücklich agierte Draymond Green in der Schlussphase, der nach dem Fehlwurf von Trevor Ariza dribbelte, weswegen die Warriors den Ball nur unter dem eigenen Korb einwerfen konnten. In der Folge war es dann auch Green, der stolperte und den Ball verlor.

"Wir wollten Steph den Ball geben, aber der spielte ihn zu mir. Ich habe dann leider die Kontrolle verloren, so ist das eben", bilanzierte Green, der sich über die 48 Minuten gleich 6 Turnover leistete und somit nicht unbeteiligt am Fehlerfestival der Warriors war.

Apropos Steph: Immer wenn Curry die Offense schmiss, schienen gute Dinge zu geschehen. Das Pick'n'Roll mit Curry switchten die Rockets in Teilen nicht und daraus entstand oft gute Offense. Der Spielmacher war mit 22 Punkten (8/17 FG) und 6 Assists noch einer der besseren Warriors-Spieler im Angriff, nahm aber nur 17 Würfe. Im ersten Viertel musste der Chefkoch gar auf acht Minuten auf seinen ersten Wurfversuch warten, Durant hatte dagegen zu diesem Zeitpunkt schon 7 auf dem Konto.

Es herrscht weiter Optimismus

Dennoch konzentrierte sich auch Green mehr auf die positiven Dinge. "Wir haben den Ball besser bewegt, ich denke, wie haben heute einiges gelernt." Wenn überhaupt waren es nur kleine Sprünge. Nach 14 Assists in Spiel 4 waren es diesmal immerhin 18, was weiterhin deutlich unter dem Saisonschnitt von über 29 direkten Vorlagen liegt.

Mut sollte aber zumindest die Defense machen, denn diese war wieder auf einem hohen Niveau. Houston wurde unter 100 Punkte und bei gerade einmal 37 Prozent aus dem Feld gehalten, James Harden und Chris Paul trafen gerade einmal 11 ihrer 40 Würfe und so ziemlich jedes Field Goal der beiden war Schwerstarbeit. Der Bärtige schoss zudem auch noch 11 Fahrkarten aus der Distanz, kein einziger Versuch war drin.

Warriors: Iguodala in der Hinterhand

"Wir werden weiter so verteidigen", kündigte Green an. "Ihre Treffer waren alle sehr tough, damit können wir bestens leben." Mit Andre Iguodala könnte dann auch noch ein weiterer starker Verteidiger zurückkehren, während Houston um den Einsatz von Chris Paul zittert.

Im Prinzip machten die Warriors zwei schlechte Spiele, in denen sie zusammengerechnet mit 7 Punkten Differenz verloren, welche sie aber genauso gut gewinnen hätten können. Das haben sie bekanntlich nicht getan und stehen erstmals seit der Verpflichtung von Durant im Sommer 2016 mit dem Rücken zur Wand. Einen Serien-Rückstand gab es zuletzt 2016 in den Conference Finals gegen die OKC Thunder, damals bogen die Dubs es noch um.

Vielleicht zeigten sich die Beteiligen der Warriors auch deshalb so optimistisch. "Wir wissen, wozu wir fähig sind", gab zum Beispiel Green zu Protokoll. "Wenn du so etwas schon einmal erlebt hast, dann weißt du, was es braucht. Wir wissen, welche Dinge wir verbessern müssen und das werden wir auch tun."

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