Außerdem: Wie ihn der Titel 2011 verändert hat und wer die nächste Ära bei den Dallas Mavericks prägen soll.
SPOX: Herr Nowitzki jetzt beginnt bald die 21. Saison in Dallas. Sie sind der erste Spieler, der das bei einer Franchise schafft - werden Sie auch der letzte sein? Der Trend geht zu mehr Wechseln im Laufe der Karriere.
Dirk Nowitzki: Die Zeiten haben sich auf jeden Fall etwas geändert, aber ich würde jetzt nicht ausschließen, dass so etwas trotzdem nochmal passieren wird. Bei Russell Westbrook zum Beispiel dachten vor einigen Jahren ja auch viele, dass er gehen würde, stattdessen hat er einen Riesenvertrag bei Oklahoma City unterschrieben. Mich würde es freuen, wenn noch mehr Spieler bei einem Team bleiben würden, aber da gehört natürlich viel dazu.
SPOX: Mittlerweile ist das ja sowieso längst vom Tisch, aber gab es jemals in Ihrer Mavs-Zeit einen Moment, als Sie dachten, dass auch Sie getradet werden könnten oder als Free Agent woanders hingehen könnten?
Nowitzki: Das einzige Mal, als ich kurz überlegt habe, war der Sommer 2006, nachdem wir in den Finals gescheitert sind. Da hatte ich drüber nachgedacht, aber da ist zum Glück nichts draus geworden. 2010 war ich Free Agent und habe mich sofort für einen Verbleib bei den Mavs entschieden. Wir haben ja dann auch den Titel direkt im ersten Jahr geholt und danach gab es die Frage für mich nicht mehr. Ich wollte meine Karriere immer in Dallas beenden und bin sehr froh, dass es so geklappt hat.
Dirk Nowitzki über LeBron James und den Titel 2011
SPOX: Durch die Finals 2011 werden Sie ein Stück weit immer mit LeBron James verbunden sein, mittlerweile spricht er von Ihnen als einem seiner Lieblingsspieler. Wie erleben Sie ihn heutzutage, vielleicht auch im Vergleich zu früher?
Nowitzki: Wir sagen uns vor den Spielen Hallo und wünschen uns viel Erfolg für die jeweiligen Saisons, aber ansonsten haben wir nicht wirklich miteinander zu tun. Es ist natürlich eine Ehre, dass er so über mich spricht und so viel Respekt dafür aufbringt, was ich in meiner Karriere geleistet habe. Mein Eindruck von ihm ist, dass er immer noch jedes Jahr besser werden will und alles für den Erfolg tut. Was er in den letzten Jahren mit Cleveland erreicht hat, ist schon Wahnsinn. Die Niederlage damals hat ihn meiner Meinung nach stärker gemacht, sowohl mental als auch im spielerischen Bereich. LeBron ist ein Fighter, der es hasst, zu verlieren. Deswegen hat ihm das damals sicher auch einen gewissen Ansporn gegeben.
SPOX: Wie haben Sie sich selbst, rückblickend, durch diesen Erfolg 2011 verändert?
Nowitzki: Man wird etwas lockerer, nachdem man das, wofür man sein ganzes Leben so hart arbeitet, endlich erreicht hat. Vor allem nach der Pleite 2006, die uns alle ein bisschen verfolgt hat. Durch den Sieg ist von mir mit Sicherheit einiges abgefallen. Die fünf Jahre zuvor hat man automatisch immer wieder zurückgedacht, weil man ja nicht wusste, ob es nochmal so eine Chance gibt.
SPOX: Wären Sie unzufrieden mit Ihrer Karriere, wenn es diesen Titel nicht gegeben hätte?
Nowitzki: Es hätte sich schon etwas verändert. Ich hätte wahrscheinlich ein Leben lang an 2006 gedacht, wo wir 2-0 vorne liegen, alles in der Hand haben und dann Dwyane Wade eine absolut perfekte Serie spielt, im Gegensatz zu uns. Das wäre mir sicherlich immer im Hinterkopf geblieben. Es war schon etwas Besonderes, dass wir uns diesen Traum 2011 auch als Franchise erfüllen konnten. Es gibt die Mavs seit 1980 und bis heute ist das die erste Meisterschaft, die nach Dallas geholt wurde. Es war unglaublich, Teil davon zu sein.
Dirk Nowitzki über den Zuwachs an deutschen Spielern in der NBA
SPOX: Anderes Thema: Letzte Saison gab es schon einen Rekord, jetzt werden noch einmal mehr deutsche Spieler in den NBA-Kadern stehen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Nowitzki: Es ist schön zu sehen, dass jetzt so viele Spieler den Sprung in die NBA schaffen. Zumal ich denke, dass die Jungs alle eine Zukunft haben und eine längere Zeit eine gute Rolle für ihre jeweiligen Teams spielen können. Ich hoffe, dass es sogar noch mehr werden. Der Basketball in Deutschland hat sich gut entwickelt und das sieht man an den Jungs, die sich jetzt hier durchsetzen.
SPOX: Würden Sie sich wünschen, dass es diese Welle ein paar Jahre eher gegeben hätte? Gerade auch im Hinblick auf die Nationalmannschaft ...
Nowitzki: Das wäre interessant gewesen, aber auch wir hatten immer eine gute Mannschaft und haben gute Sachen zusammen erreicht, wehmütig oder so bin ich deswegen also nicht. Aber jetzt haben wir um Dennis [Schröder] und Maxi [Kleber] schon eine sehr gute Mannschaft zusammen, viele junge Spieler, die gerne zusammenspielen wollen. Ich hoffe, dass das über ein paar Jahre wachsen kann und dass sie den deutschen Basketball noch weiterbringen.