1. Blowout-Season in der Oracle Arena
Man kannte das Thema schon länger, insbesondere aus der letzten Saison: Die Warriors spielen längst nicht immer mit voller Energie, gerade (aber nicht nur) in der Regular Season absolvieren sie viele Spiele eher auf Sparflamme. In dieser Saison scheint jedoch derzeit eine neue Dimension erreicht.
Die 26-Punkte-Niederlage gegen die Lakers war bereits die vierte 20+-Punkte-Heimniederlage dieser Spielzeit - zuvor hatte Golden State in der gesamten Steve-Kerr-Ära nur zweimal solche Niederlagen in der Oracle Arena kassiert. Dass den Gästen dabei Starting Center JaVale McGee und ab Mitte des dritten Viertels auch LeBron fehlte, könnte den Dubs dabei zumindest ein wenig zu Denken geben.
Nicht, dass man eine (oder vier) hohe Heimniederlagen in wenigen Monaten zu hoch hängen sollte, dennoch wundert es ein wenig, dass sich das beste Team der letzten vier Jahre nicht einmal für ein solches viel beachtetes Topspiel gegen einen neu erstarkten Herausforderer so richtig motivieren konnte. "Ein ziemlich peinlicher Auftritt", lautete daher die treffende Analyse von Stephen Curry.
Sein Head Coach sorgte wie so oft für eine etwas breitere Perspektive. "Es ist ein langes Jahr, da gibt es viele Aufs und Abs. Was wir vor einigen Jahren getan haben [mit 73 Siegen], war die Ausnahme. Das hier ist die Regel, wenn man sich die meisten Saisons in der Geschichte der NBA ansieht. Die Leute erwarten, dass es immer so weitergeht. Aber die Realität ist, dass wir als Organisation und als Team an einem anderen Punkt sind", erklärte Steve Kerr.
Der dreimalige Meistercoach betonte auch, dass er trotzdem weiter optimistisch sei, was die restliche Saison betrifft - einige Personalien könnten ihm aber durchaus ein paar "echte" Sorgen bereiten.
2. Der Draymond-Faktor
Als man Draymond Green fragte, warum die Warriors dieses Spiel verloren hatten, traf seine Analyse nicht direkt das katastrophale Shooting des Teams oder den schwachen Supporting Cast - er machte sich selbst verantwortlich. "Ich muss einfach besser sein", so Green. "Ich habe unsere Offense kaputtgemacht und uns den Flow genommen. Das muss besser gehen."
Das war korrekt. Die Lakers verteidigten Green mit dem "Rondo-Modell", will sagen: Sie ließen ihn am Perimeter blank stehen, um ihn entweder zum Wurf oder zu Fehlentscheidungen zu provozieren und gleichzeitig die Räume für alle anderen Warriors einzuschränken. Das war mitnichten neu, es hat aber selten so gut funktioniert wie in dieser Partie, in der Green zögerlich agierte, Airballs und Turnover warf und nur selten als der brillante Katalysator der Offense zu sehen war, den er seit nunmehr fast fünf Jahren für die Warriors darstellt.
Der Big Man erlebt bisher grundsätzlich keine gute Saison. Es gab den Streit mit Kevin Durant, die Zehenverletzung, die ihm scheinbar noch immer zu schaffen macht, und die Zahlen - Green kommt aktuell auf 7,1 Punkte, 40,7 Prozent aus dem Feld und 22,4 Prozent (!) von der Dreierlinie. Die Warriors brauchen Green nicht als Topscorer, aber in dieser Form ist er offensiv ein Handicap.
Immerhin ist ihm das auch selbst bewusst: "Sie haben eine Trick-Defense gespielt und ich war richtig zögerlich", so Green. "Ich war einfach nicht aggressiv genug. Dadurch hat der Trick funktioniert und dadurch sind alle anderen auch aus dem Rhythmus gekommen. Und wir haben ihn nie wiedergefunden. Das nehme ich auf meine Kappe."
Es ist kein Geheimnis, dass die Warriors Green brauchen, um Basketball nach ihrer Identität zu spielen - sowohl offensiv wie auch defensiv ist er für vieles der Schlüssel. KD oder auch (irgendwann vielleicht) DeMarcus Cousins könnten jeweils Teile seines Spiels übernehmen, Greens Gesamtpaket bietet indes kein anderer Big im Warriors-Kader oder sonstwo in der Liga.
Doch was ist, wenn es aktuell nicht nur eine Formkrise oder eine schwierige Rückkehr nach der Verletzung ist, sondern die neue Realität für Draymond?
3. Die Maschine in der Wurfkrise
Auch die besten Shooter haben mal miese Tage, an denen nichts fallen will. Blickt man auf Klay Thompson in dieser Saison, häufen sich diese Tage aber etwas extrem. Thompson schießt aktuell nur 33,7 Prozent von Downtown, nachdem er zuvor noch nie unter 40 Prozent geblieben ist. Er ist ein viel zu guter Schütze, um einen so unterdurchschnittlichen Wert zu produzieren.
Zumal: Dass Thompson kein echter Shot-Creator ist, ist klar, die größte Gefahr strahlte er über die letzten Jahre immer aus dem Catch-and-Shoot aus. Aktuell trifft er aber selbst offene Dreier nicht - in dieser Saison traf er bisher nur 30 Prozent der laut nba.com "weit offenen" Dreier, vergangene Saison waren es noch mehr als 50 Prozent.
Gleichzeitig ist es ein wenig verwunderlich, dass Klay weniger dieser Würfe bekommt, obwohl die Warriors schon seit Wochen gezielt darauf achten, ihm mehr gute Looks zu verschaffen. Die neuen "Freedom of Movement"-Regeln sollten eigentlich insbesondere Spielern wie Thompson helfen, komischerweise kriegen die Warriors ihn in letzter Zeit aber nicht so gut wie gewohnt freigespielt.
Auch hierbei sah sich Green in der Verantwortung: "Wenn ich besser spiele, schafft das auch für ihn weitere Räume. Ich kann ihm bessere Würfe verschaffen." Eigentlich sollte auch niemand daran zweifeln, dass Klay seinen Wurf wiederfinden wird. Zur Erinnerung: In den ersten sieben Spielen dieser Saison traf er 13,9 Prozent seiner Dreier, im achten brach er den NBA-Rekord mit 14 Dreiern.
Etwas genervt wirkte der Shooting Guard nach dem Lakers-Spiel dennoch, als er seine kurze Media Availability mit den Worten "Es ist eine lange Saison" beendete. Der sonst so unbekümmert auftretende Thompson hat für den Moment die Leichtigkeit verloren - auch wenn er diese durchaus schon im nächsten Spiel zurückhaben könnte. Es wäre nicht das erste Mal.