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NBA: Danny Green im Interview: "Gut für Kawhi, dass das abgehakt ist"

Von Dirk Sing
Dank eines Dreiers von Ray Allen scheiterten die Spurs in den 2013er Finals an Miami.
© getty
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SPOX: Blicken wir noch etwas weiter in die Vergangenheit zurück. Nachdem dieses Gespräch in Miami stattfindet: Sie haben mit den Spurs zwei Final-Serien in den Jahren 2013 und 2014 gespielt - jeweils gegen die Heat! Wie intensiv sind diese Erinnerungen noch in Ihrem Kopf?

Green: Auch wenn es jetzt doch schon einige Jahre her ist und man nicht permanent daran denkt, vergisst man solche Erlebnisse und bestimmte Momente natürlich nicht. Gerade, wenn ich mich hier so umsehe ... Seitdem hat sich aber schon sehr viel verändert. Das Parkett sieht anders aus, die Heat laufen in anderen Trikots auf. Zudem hat sich das Gesicht beider Teams in den vergangenen Jahren extrem verändert. Ich selbst spiele ja mittlerweile woanders. Das alles zeigt, wie schnelllebig dieses Business ist.

SPOX: Sie haben diese besonderen Momente, die man nicht vergisst, angesprochen. In der ersten Finalserie 2013 dürften vor allem zwei bei Ihnen hängengeblieben sein. In Spiel drei haben Sie mit sieben verwandelten Dreiern einen Finals-Rekord aufgestellt. Dass es am Ende dennoch nicht zur Meisterschaft reichte, daran hatte ein gewisser Ray Allen mit seinem legendären Dreier in Spiel 6 einen großen Anteil. Wie präsent sind diese Bilder - gerade in der AmericanAirlines Arena - bei Ihnen noch?

Green: Nun, wir sitzen gerade nur einen halben Meter davon entfernt, wo Allen damals diesen irren Drei-Punkte-Wurf getroffen hat. Klar schießt einem das hin und wieder mal ins Gedächtnis, wenn man in diese Arena kommt. Ansonsten denke ich aber nicht allzu oft an diesen Augenblick. So schön war er dann doch nicht. (lacht)

SPOX: Ein Jahr später haben sich die Spurs dann in den Finals in beeindruckender Art und Weise revanchiert und die Miami Heat deutlich mit 4-1 bezwungen. Einfach gefragt: Was haben die Spurs im zweiten Aufeinandertreffen besser gemacht?

Green: Wir haben diese bittere Niederlage in der ersten Finalserie ein Jahr mit uns herumgeschleppt. Wenn du schon eine Hand an der Trophäe hast und sie dir dann unmittelbar vor dem Ziel wieder weggenommen wird, dann ist das schon extrem hart. Als wir dann in der darauffolgenden Saison nochmals die Gelegenheit bekamen, eine Finalserie gegen Miami zu spielen, war jeder glücklich und wusste, was er zu tun hatte. Wir waren ungemein motiviert, zudem alle ein Jahr älter und erfahrener. Hinzu kam, dass das Team nahezu komplett zusammengeblieben war. Wir haben alle wie Maschinen funktioniert und in dieser Phase schlichtweg unseren besten Basketball gespielt. Der Titelgewinn war letztlich die logische Konsequenz.

SPOX: Der "Vater" dieser und weiterer vier Meisterschaften war zweifelsohne Popovich, zu dem Sie während Ihrer Spurs-Zeit ein sehr enges Verhältnis hatten. Was hat diese Verbindung ausgezeichnet?

Green: Ja, das ist richtig. Ich würde das Ganze am ehesten mit einer Ehe vergleichen: Es gab viele gute, aber sicherlich auch harte Zeiten, wo es schon mal richtig zwischen uns gekracht hat. (lacht) Aber ich denke, dass das in einer derart langen Zusammenarbeit völlig normal ist, dass man nicht immer einer Meinung ist. Wir wollten beide immer den Erfolg und haben alles dafür getan. Das hat uns letztlich auch zusammengeschweißt.

SPOX: Wie würden Sie Pop als Trainer und Mensch beschreiben?

Green: Nun, dass ich heute in der NBA spiele, habe ich einzig und allein Pop zu verdanken! Das sagt eigentlich alles. Er hat mir damals bei den Spurs die Chance gegeben, in dieser Liga Fuß zu fassen und hat den Spieler aus mir gemacht, der ich heute bin. Pop ist ein Trainer, bei dem jeder Akteur immer weiß, woran er ist. Auch wenn das manchmal etwas unangenehm sein kann, sagt er dir seine Meinung offen ins Gesicht. Auch wenn es dabei einmal lauter wird, meint er das Ganze niemals persönlich und ist auch nicht nachtragend. Ich denke, dass das auch einer der Hauptgründe ist, warum jeder gerne für ihn spielt. Auch abseits des Basketballfeldes interessiert er sich immer für den Menschen hinter dem Spieler. Auch wenn man mal ein privates Problem hat, kann man immer zu ihm kommen. Das rechne ich ihm wirklich sehr hoch an.

SPOX: Vor einigen Wochen hat Popovich in einem Interview Kritik an der heutigen Spielweise der NBA geübt und sie als langweilig bezeichnet. Zum einen sei das Spiel unter dem Korb "kaputt", zum anderen bekäme der Drei-Punkte-Wurf zu viel Aufmerksamkeit. Was sagen Sie als 3-and-D-Player dazu?

Green (grinst): Pop ist einfach ein Old-School-Guy! Daher darf man ihm diese Aussagen sicherlich nicht übelnehmen. Natürlich ist ihm bewusst, dass man den Dreier beziehungsweise gute Shooter auch schon früher benötigt hat, um Spiele und ganze Playoff-Serien zu gewinnen. Mich persönlich überrascht diese Einschätzung von ihm jetzt nicht, da ich ja weiß, dass er noch nie ein großer Freund des Dreiers, sondern vielmehr der extrem physischen und laufintensiven Spielweise war. Da wird sich Pop auch nicht ändern.

SPOX: Lassen Sie uns abschließend noch kurz über ein anderes Thema sprechen: Sie betreiben seit einigen Monaten einen Podcast mit dem Titel "Inside the Green Room". Können Sie uns verraten, wie es dazu kam und welche Idee dahintersteckt?

Green: Nun, das Ganze hat schon vor meinem Trade nach Toronto in diesem Sommer angefangen. Bereits vor einiger Zeit ist ein sehr guter und langjähriger Freund von mir, Harrison Sanford, der zuvor schon viele Jahre als Journalist in der NBA tätig war, auf mich zugekommen und wollte wissen, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm gemeinsam und einem dritten Partner einen Podcast zu machen. Ich fand diese Idee eigentlich von Anfang an ziemlich cool, weil es eine sehr gute Gelegenheit ist, mit den Fans in Kontakt zu bleiben und auch die eine oder andere Insider-Geschichte zu erzählen. Zudem ist es für mich eine sehr gute Gelegenheit, um zu testen, ob ich in diesem Medien-Bereich vielleicht auch nach meiner Karriere tätig werden möchte. Nachdem mir das bislang viel Spaß macht, ist das definitiv denkbar.

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