3. Die Defense gegen Lillard und McCollum
Dass zwischen beiden Teams ein Talent-Unterschied vorliegt, ist bekannt, nicht zu Unrecht sind die Warriors in der Serie klar favorisiert, auch ohne Gewissheit, wann Durant zurückkehrt. In Spiel 1 wirkte es allerdings, als läge der Hauptunterschied nicht am offensiven, sondern am defensiven Ende. Während die Blazers mit den Warriors-Guards überfordert waren, kamen C.J. McCollum und Lillard beide kaum zur Entfaltung.
Die individuelle Defense von Curry und vor allem Klay Thompson war dabei ein Faktor. Curry ist ein disziplinierterer Verteidiger als Jamal Murray, Klay ist ein (etwas) besserer und (deutlich) größerer Verteidiger als Gary Harris. Curry zeigte defensiv eine gute Leistung, Thompson spielte an diesem Ende des Courts herausragend.
Noch wichtiger war aber die Team-Defense. Die Warriors machten gegen Lillard das, was die Blazers auf der Gegenseite verweigerten: Ihre Bigs kamen raus und der All-Star wurde getrappt, offene Würfe gab es draußen gar nicht. Stattdessen wurde Lillard in Bewegung gezwungen, auf dem Weg zum Court wartete dann aber direkt die nächste Welle.
Die Zone war verstopft, die Help-Defense vor allem von Draymond Green und Andre Iguodala eine Augenweide. Diverse Notpässe von Lillard und auch McCollum wurden erst erzwungen und dann abgefangen und führten zu 31 Punkten aus 21 Turnovern auf der Gegenseite. Neben Currys Dreiern war das vermutlich der wichtigste Aspekt der Warriors-Offense.
Die Warriors setzten ihr Ziel, alle Blazers außer den beiden Guards zu Scorern zu machen, sehr konsequent um, viel besser, als es beispielsweise Denver in der vorigen Runde vermochte. Al-Farouq Aminu wurde gar nicht verteidigt, mit 17 Punkten von Moe Harkless konnte man leben. Vor Kanter hatte man keine Angst, auch nach dessen Offensiv-Rebounds war einer der Warriors-Bigs meist zur Stelle, um den möglichen Putback zu erschweren oder zu verhindern.
Es ist jedem klar, dass die Blazers nicht genug Punch haben, wenn keiner der beiden Star-Guards offensiv im Spiel ist. Gerade Lillard wirkte dabei, wie schon in der Serie gegen Denver teilweise, ziemlich ausgelaugt.
4. Wer bringt Entlastung?
Offensiv wie defensiv gibt es je eine Möglichkeit für Stotts, seine Starting Five für Spiel 2 etwas zu optimieren. Dass Collins prinzipiell der am besten (und vielleicht einzige?) geeignete Big in dieser Serie ist, wurde oben schon erwähnt, wobei man ihn zumindest in den "Green-auf-der-Fünf"-Minuten auf dem Court braucht. Offensiv wiederum könnte man Rodney Hood zum Starter machen.
Hood war in Spiel 1 der einzige Blazer neben Harkless, der wenigstens die Hälfte seiner Würfe traf. Der Swingman traf zwei Dreier, dazu ging er siebenmal an die Linie (17 Punkte). Angesichts seiner Knieverletzung in Spiel 7 gegen die Nuggets war dies womöglich die einzige erfreuliche Nachricht für die Blazers in dieser Partie.
Kann Hood dauerhaft für Entlastung sorgen? Dass der Swingman immer wieder Aufs und Abs erlebt, ist zwar bekannt, allerdings zeigte er schon gegen die Nuggets ziemlich konstant gute Leistungen (14,7 Punkte, 57,6 Prozent FG). Und für ihn spricht ganz klar, dass die Warriors ihn als Offensiv-Option eben respektieren müssten.
Ein Iguodala beispielsweise könnte von ihm bei weitem nicht so konsequent absinken wie gegen Aminu, somit ergäben sich womöglich etwas mehr Räume, damit Lillard und McCollum sich aus ihren jeweiligen Zwangsjacken befreien könnten. Aminu ist ein wichtiger Verteidiger für Portland, in dieser Serie ist er vielleicht aber eher statt anstelle von neben Kanter am wertvollsten. Zwei Non-Shooter auf dem Court machen das Leben für die Guards schwerer, als es ohnehin schon ist.
5. Strength in Numbers
Der alte Warriors-Claim wird seit Durants Ausfall wieder mit weitaus mehr Leben gefüllt. Schon Anfang des zweiten Viertels hatte Kerr elf verschiedene Spieler eingesetzt, zuletzt völlig abgemeldete Spieler wie Quinn Cook, Jonas Jerebko und Jordan Bell lieferten wertvollere Minuten als alle Blazers-Reservisten außer Hood und Collins.
"Es fühlt sich so an, als könnten wir in dieser Serie ein paar mehr Spieler einsetzen. Es ist ein ganz anderes Matchup", merkte Kerr selbst an, nachdem gegen die Rockets noch bei jedem Spieler immer wieder hinterfragt werden musste, ob er in diesem spezifischen Duell spielbar sei.
Die Blazers sind wesentlich weniger darauf ausgelegt, defensive Schwachstellen und Mismatches zu jagen, sie sind auch schlichtweg schlechter darin. Insofern eröffnen sich Kerr tatsächlich trotz der Ausfälle von Durant und auch DeMarcus Cousins neue Möglichkeiten. Die Blazers sind in Spiel 1 den Beweis schuldig geblieben, dass sie Golden State ähnlich ins Schwitzen bringen können wie Houston.