NBA: Titelkandidaten 2019/20 - Die spannendste Liga seit Jahren

Robert ArndtPhilipp Schmidt
10. Juli 201913:24
Die beiden Teams in Los Angeles haben für die kommende Saison kräftig aufgerüstet.getty
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Die wichtigsten Offseason-Entscheidungen sind gefallen, zahlreiche Stars der besten Basketballliga der Welt haben ein neues Zuhause gefunden und verschieben die Kräfteverhältnisse in der NBA nachhaltig. SPOX wagt einen ersten Blick auf mögliche Titelkandidaten. Wer hat seine Chancen gesteigert? Und wer muss sich mit der Außenseiterrolle zufrieden geben?

Wie wird die Paarung in den kommenden NBA Finals aussehen? Eine Frage, die in der Vergangenheit recht leicht zu beantworten war. Die Golden State Warriors wurden im Westen mit jeder Menge Selbstvertrauen eingetragen, im Osten reichte der Name von LeBron James - sieht man einmal von der vergangenen Saison ab, als nach dem Wechsel des Kings nach L.A. ein Wettrüsten entfacht wurde.

Die Toronto Raptors waren der Profiteur und schnappten sich nicht nur die Krone im Osten, sondern auch gleich die Larry O'Brien Trophy gegen die Warriors. Die Chancen, dass auch nur eines der beiden Teams in der kommenden Spielzeit wieder um den ganzen Kuchen spielen wird, sind schwindend gering, beide verloren in Kevin Durant und Kawhi Leonard den jeweils besten Spieler.

Dass es in der kommenden Saison noch keinen klaren Favoriten auf den Titel gibt, verdanken wir ebenso der Klaue. Statt bei den Lakers ein Superteam mit LeBron James und Anthony Davis zu bilden, schloss er sich mit Paul George zusammen und ging lieber zu den Clippers. Erstmals seit 2008, als die Boston Celtics Ray Allen und Kevin Garnett Paul Pierce an die Seite stellten, gibt es kein klares Superteam.

Befeuert wurde dies durch die zahlreichen Wechsel der Stars in dieser Liga. Von den 24 All-Stars aus dem Jahr 2017 spielen nur acht bei ihrem damaligen Arbeitgeber: Stephen Curry, Draymond Green, Klay Thompson, James Harden, Russell Westbrook, Giannis Antetokounmpo, Kyle Lowry und John Wall. Der Wizards-Guard und Thompson werden dabei wohl große Teile der Saison verletzt verpassen, Lowry und Westbrook gelten als heiße Trade-Kandidaten.

Kontinuität ist zu einem raren Gut geworden, die Warriors sind da die Ausnahme, zumindest an der Spitze. Ihr Superteam mit Durant war ohnehin eine Anomalie des Cap-Spikes von 2016 und ist in der Zukunft wohl nicht replizierbar. Umso mehr greift nun das vor vier Jahren neu verhandelte CBA. Es ist fast unmöglich geworden, drei Stars unter den Cap zu pressen und dann eine passable Bank zusammenzustellen. Dafür muss man nur bei den Warriors in der vergangenen Saison nachfragen.

Doch zurück zur Ausgangsfrage: Wer sind eigentlich die Teams, die sich in der kommenden Saison Chancen auf einen Ring ausrechnen können? Wir blicken dazu auf die beiden Conferences und beginnen im Osten.

MILWAUKEE BUCKS

Die Bucks waren in der vergangenen Spielzeit nah dran, führten in den Conference Finals sogar bereits mit 2-0 gegen den späteren Champion, um dann aber die nächsten vier Spiele in Folge zu verlieren. Mit Giannis Antetokounmpo steht weiterhin der amtierende MVP in den eigenen Reihen und wir dürfen davon ausgehen, dass der Grieche aus seinem ersten tiefen Playoff-Run gelernt hat.

Double- oder sogar Triple-Teams machten dem Greek Freak gegen eine zugegebenermaßen elitäre Raptors-Defense zu schaffen. Mit 24 Jahren besitzt Giannis weiter erschreckend viel Luft nach oben, es ist davon auszugehen, dass die Spielzeit 2019/20 ähnlich dominant wird.

Das gilt auch für das komplette Team; mit Ausnahme von Malcolm Brogdon (und mit Abstrichen Nikola Mirotic) wurde der Kader komplett zusammengehalten. Co-Star Khris Middleton unterschrieb für fünf Jahre, auch der wichtige Stretch-Center Brook Lopez sowie der Back-Up von Eric Bledsoe, George Hill, konnten gehalten werden.

Hinzu kommt in Person von Wesley Matthews ein weiterer 3-and-D-Spieler für den Flügel und mit Robin Lopez ein gestandener Akteur, der seinen Bruder auf der Fünf entlasten soll. Der Kader ist also weiter erstklassig besetzt, was Milwaukee erneut zu einem absoluten Spitzenteam im Osten machen wird. Auch der ganz große Wurf ist nicht auszuschließen.

PHILADELPHIA 76ERS

Der größte Konkurrent der Bucks dürften die Sixers sein, die zwar Jimmy Butler (nach Miami) und J.J. Redick (nach New Orleans) ziehen lassen mussten, dafür aber in Josh Richardson und Al Horford interessanten Ersatz bekamen. Zudem wurde der Vertrag von Tobias Harris um fünf Jahre verlängert.

Auf dem Papier liest sich wohl keine Starting Five in der NBA besser: Ben Simmons, Richardson, Harris, Horford und Joel Embiid - das ist ein verdammtes Brett. Richardson ist dabei mit 1,98 Meter der kleinste Spieler, Harris als nomineller Small Forward ist bereits 2,06 Meter groß, mehr Big Ball geht nicht. In Redick verließ zwar der beste Shooter das Team, dafür war er defensiv der große Schwachpunkt.

Ansonsten bleibt die Tiefe weiter das große Fragezeichen. Hinter der Starting Five heißen die besten Spieler James Ennis, Mike Scott und Kyle O'Quinn, als neuer Backup für Simmons wurde Raul Neto geholt. Das ist arg dünn und muss dringend adressiert werden, um tatsächlich nach den Sternen greifen zu können.

Immerhin haben die Sixers noch ihre Room-Exception in Höhe von knapp 5 Millionen Dollar. Möglich ist auch, dass Philly sich diese aufspart und wieder auf dem Buyout-Markt aktiv wird, die Alternativen für Spielmacher sind im Moment rar gesät (Jerryd Bayless, Trey Burke, Jeremy Lin). Für die Regular Season sollte es aber zunächst reichen, bevor dann ein weiterer Run auf den Titel gestartet werden soll.

BROOKLYN NETS

Neu in der Phalanx der besten Teams der Eastern Conference sind die Nets, natürlich aufgrund der großen Signings von Kevin Durant, Kyrie Irving oder auch DeAndre Jordan. Für die ganz großen Träume wiegt der Ausfall von KD (wohl die komplette Saison) zu schwer, doch D'Angelo Russell wurde im Prinzip mit Uncle Drew ersetzt und der Kader zudem punktuell verstärkt.

Mit Garrett Temple, Taurean Prince und Wilson Chandler kamen potente Alternativen für den Flügel, Jordan wird, wie im Vorjahr Ed Davis, den jungen Big Jarrett Allen unter seine Fittiche nehmen. Dazu ist Caris LeVert wieder komplett fit und wird nach Kyrie eine sehr gute zweite Option sein. Auch vom Letten Rodions Kurucs ist nach einer überraschend guten Rookie-Saison sicherlich einiges zu erwarten.

Von den Abgängen könnten aber die Führungsqualitäten von Davis und auch dem unterschätzten Jared Dudley fehlen, die Coach Kenny Atkinson immer wieder hervorhob. Kann Irving entgegen der Vergangenheit in Boston in dieser Hinsicht nun einen besseren Job als Leader machen?

Brooklyn wird wahrscheinlich mit dem umgebauten Team ein wenig Zeit brauchen, um eine funktionierende Truppe auf den Court zu bringen, aber durch die immense Qualität werden die Nets auf jeden Fall ein Anwärter auf den Heimvorteil in der Postseason sein. Sollte die Konkurrenz Schwächen zeigen, ist vielleicht sogar mehr drin, auch wenn der große Angriff erst mit der Rückkehr von Durant beginnen sollte.

BOSTON CELTICS

Das Dark Horse im Osten dürften dagegen die Celtics sein, die mit Irving und Horford ihre vermeintlich besten Spieler verloren. Gerade Horford, Mr. Zuverlässig, ein Spieler mit einem Skillset, wie kaum ein anderer Big in der NBA, wird merklich fehlen und schwer zu ersetzen sein. Anders verhält es sich mit Kyrie. Hier wurde All-Star Kemba Walker mit einem Maximal-Vertrag ausgestattet.

Dazu stehen aber auch noch die vor einem Jahr so hoch gelobten Youngster wie Jayson Tatum oder Jaylen Brown im Kader, die mit Boston 2018 noch die Conference Finals erreichten. Damals fehlte ein gewisser Gordon Hayward, der nun in seinem zweiten Jahr nach seiner schweren Beinverletzung auch wieder näher an alte Jazz-Tage herankommen könnte.

Problematisch bleibt dagegen der Frontcourt: Enes Kanter dürfte nach jetzigem Stand starten, dahinter bleiben Daniel Theis, Robert Williams und der aus Europa geholte Vincent Poirier. Das hat mit dem Prädikat Spitzenteam wenig zu tun. Allerdings ist Coach Brad Stevens auch berüchtigt dafür, aus Underdogs das Maximum herauszuholen.

Mehr als der Heimvorteil und die zweite Runde im Osten wird dabei aber nicht herausspringen, es sei denn, GM Danny Ainge zaubert mal wieder einen Hasen aus seinem Hut.

TORONTO RAPTORS

Never underestimate the heart of a champion. Die Worte des ehemaligen Rockets-Coachs Rudy Tomjanovich mögen platt klingen, wurden aber über die Jahre mehrfach bestätigt. Natürlich wiegt der Abgang von Kawhi Leonard (und auch Danny Green) schwer, aber der Kader der Raptors bleibt durchaus potent.

Auf dem Flügel hat Toronto zwar gewaltig an Qualität verloren, aber auf Guard und auf den großen Positionen ist weiter gehobenes NBA-Niveau zu finden. Noch mehr als in der vergangenen Saison werden die Raptors über ihre Defense kommen müssen, dazu braucht es mehr Scoring von Kyle Lowry, Pascal Siakam oder Marc Gasol.

Bei Lowry und Gasol ist es zumindest anzuzweifeln, ob sie in ihrem Karriere-Herbst noch einmal eine solche Last schultern können. So ist es auch nicht auszuschließen, dass Präsident Masai Ujiri während der Saison den roten Knopf drückt und seine Veteranen mit auslaufenden Verträgen (Lowry, Serge Ibaka, Gasol) verscherbelt und den Rebuild einleitet.

Bleibt das Team zusammen, wird Toronto ein sicheres Playoff-Team sein, welches mit dem Heimvorteil flirten wird. Nach der vergangenen Saison wird dies den Fans in Toronto aber herzlich egal sein.

Während sich die Veränderungen an der Spitze des Ostens wohl in Grenzen halten werden, steht der Westen vor einem größeren Umbruch: Abgesehen von den Suns und Grizzlies dürfen sich wohl alle Teams Chancen auf die Playoffs ausrechnen, auch an der Spitze ist die Ausgangslage offen wie selten. Neben den Lakers und Clippers, die kräftig aufgerüstet haben, hoffen andere auf Erfolg durch Kontinuität.

LOS ANGELES LAKERS

Kyle Kuzma, Lonzo Ball, Josh Hart, Mike Muscala, Lance Stephenson, Tyson Chandler. Diese Hoffnungsträger und Veteranen standen in der vergangenen Saison im Kader der Lakers, um die erste Playoff-Teilnahme seit der 2012/13 zu realisieren. Aufgrund der Verletzungspause von LeBron James und zahlreichen internen Querelen scheiterte dieses Vorhaben krachend, elf Siege fehlten zu den Clippers auf Rang acht.

Folglich unternahm das Front Office in der Offseason alles, um LeBron im Herbst seiner Karriere ein Team zur Seite zu stellen, mit dem ein tiefer Playoff-Run möglich ist. Dies gelang zumindest in Teilen: Mit Anthony Davis kam per Trade ein zweiter Superstar in die Stadt der Engel (für einen beachtlichen Gegenwert), im Werben um Free Agent Kawhi Leonard zog man jedoch den Kürzeren.

Schnell wurden die offenen Kaderplätze mit erfahrenen Spielern wie Danny Green, Jared Dudley, Rajon Rondo oder DeMarcus Cousins gefüllt, wobei insbesondere Green überbezahlt wurde (2 Jahre/30 Mio. Dollar). Dennoch: Einen Kern um James, Davis und einigen soliden Rollenspielern sollte niemand unterschätzen, wenn es im April 2020 in die heiße Phase der Saison geht. Zweifel sind dennoch vorhanden.

LOS ANGELES CLIPPERS

Den 5. Juli 2019 wird im Umfeld der Los Angeles Clippers niemand so schnell vergessen: Neben Kawhi Leonard, der wie erhofft aus Toronto kam, sorgten Präsident Lawrence Frank und Berater Jerry West für einen weiteren Paukenschlag und lockten außerdem Paul George mit einem irren Tradepaket nach L.A.

Dass hierfür 5 (!) Erstrundenpicks sowie ein sehr interessanter Spieler (Shai Gilgeous-Alexander) abgegeben werden mussten, ist hart - aber absolut vertretbar. Nur so war schließlich die Verpflichtung von Kawhi möglich. Die Akquisitionen von Rodney McGruder und Moe Harkless sorgen für zusätzliche Tiefe auf dem Flügel.

Ansonsten wurden mit Patrick Beverley, Lou Williams, Ivica Zubac und Montrezl Harrell wichtige Puzzleteile aus der Vorsaison gehalten, die bereits in der Postseason 2019 gegen die Warriors ihre Playoff-Tauglichkeit unter Beweis gestellt haben. Nun ist es an Doc Rivers, diese mit den Neuzugängen zu einem funktionieren Gebilde zusammenzufügen - und die in der Vergangenheit durchaus verletzungsanfälligen Kawhi und PG-13 durch die reguläre Saison zu bringen.

Gelingt das, kann es in der kommenden Saison ganz weit nach oben gehen.

HOUSTON ROCKETS

Die Rockets sind zum jetzigen Zeitpunkt eines der großen Fragezeichen der Western Conference. Qualität ist mit James Harden, dem Zweitplatzierten der MVP-Wahl, und (einem alternden) Chris Paul ohne jeden Zweifel vorhanden. Gerade letzterer bereitet aber Sorgen, da ihm sein Vertrag in den kommenden drei Jahren noch 124 Millionen Dollar einbringen und die Leistungskurve wohl eher einen unschönen Trend einschlagen wird.

Dass die Rockets mit dem jetzigen Kader ein Playoff-Team, aber wohl kein Topfavorit auf den Titel sind, ist wohl auch GM Daryl Morey bewusst, weshalb Houston (neben den favorisierten Heat) als Destination für Russell Westbrook gilt. Aber: Ein Lineup mit Harden, Paul und Westbrook ist nur schwer vorstellbar, einen Tausch von Paul gegen Westbrook hat Morey ausgeschlossen.

Vom Thunder-Guard einmal abgesehen kursieren in Texas schon seit längerem Trade-Gerüchte um (fast) das komplette Team. Die Rockets könnten beispielsweise Clint Capela, Eric Gordon und/oder P.J. Tucker abgeben, um den Kader an anderen Stellen zu verbessern. Darunter würde wiederum jedoch die Tiefe leiden. Als brauchbare Rollenspieler stünden ansonsten nur noch Austin Rivers, Danuel House und Gerald Green zur Verfügung. Genug, um den Teams aus Los Angeles Paroli zu bieten?

UTAH JAZZ

Dass man auch mit einer vergleichsweise ruhigen Offseason einen riesigen Schritt nach vorne machen kann, haben die Utah Jazz unter Beweis gestellt. Früh wurde mit Mike Conley der Wunschspieler für die Point-Guard-Position an Land gezogen, der ein üppiges Salär bezieht (noch 2 Jahre/67 Mio. Dollar), aber als Floor General und guter Schütze perfekt ins Schema der Jazz passt.

Gleiches lässt sich über Bojan Bogdanovic (4 Jahre/73,1 Mio. Dollar) sagen, der für Spacing sorgt und auch in der Defensive seine Tauglichkeit unter Beweis gestellt hat. Zusammen mit den klugen Signings von Ed Davis, Emmanuel Mudiay und Jeff Green zu geringen Konditionen kommt das Team aus Salt Lake City trotz des Abgangs von Derrick Favors überaus ausgewogen daher.

Fügt man die Anführer Donovan Mitchell, Rudy Gobert und Joe Ingles hinzu, ergibt dies eine Mannschaft, der in der Regular Season gute Karten eingeräumt werden müssen, um um die Top-Plätze mitzuspielen. Ob mit dem Kader-Upgrade ein besseres Abschneiden in der Postseason möglich ist, steht auf einem anderen Stern.

GOLDEN STATE WARRIORS

Wie Houston steht auch das Team aus der Bay Area am Scheideweg: Während die Rockets jedoch verzweifelt versuchen, mit James Harden in seiner Prime das Titelfenster zu maximieren, besinnen sich die Warriors zurück zu ihren Wurzeln. Nach dem zu erwartenden, aber dennoch enttäuschenden Abgang von Kevin Durant entschieden sich die Warriors gegen allzu großen Aktionismus und gehen mit dem Kern um Stephen Curry, Klay Thompson und Draymond Green in die Zukunft.

Thompson erhielt trotz Kreuzbandriss seinen Maximal-Vertrag und kündigte bereits an, seine Karriere in Golden State beenden zu wollen. Der Abgang von KD wurde klug aufgefangen, indem GM Bob Myers einen Sign-and-Trade mit den Brooklyn Nets einfädelte, um D'Angelo Russell unter Vertrag zu nehmen. Der All-Star soll den Ausfall von Thompson auffangen, auch wenn ihm dies aufgrund seiner Defense und Shooting-Schwankungen nur in Teilen gelingen wird.

Der Verlust von Wortführer Andre Iguodala sowie DeMarcus Cousins und Quinn Cook beraubt die Warriors zusätzlicher Alternativen. Hier liegen die Hoffnungen auf Kevon Looney, mit dem zu günstigen Konditionen verlängert wurde, oder auch Willie Cauley-Stein, Alec Burks sowie Rookie Jordan Poole.

Ziel muss es sein, in der Regular Season um den Heimvorteil zu kämpfen und in den Playoffs mit einem hoffentlich gesunden Thompson das Maximum herauszuholen. Aus dem Kreis der Top-Favoriten werden sich die Dubs dieses Jahr aber wohl verabschieden müssen.

DENVER NUGGETS

Wenig Neues gibt es in der Mile High City, was unterschiedliche Gründe hatte. Zum einen befindet sich ein Großteil des Kaders - Paul Millsap stellt hier die Ausnahme dar - kurz vor oder in seiner Prime, zum anderen wurde nach Nikola Jokic im Vorjahr nun ein weiterer Leistungsträger langfristig (und teuer) gebunden: Jamal Murray verdient ab 2020 über fünf Jahre 195,7 Millionen Dollar.

Dies verschafft den Nuggets, die quasi mit dem selben Team in der vergangenen Saison die zweitbeste Bilanz im Westen einfuhren, Planungssicherheit und erlaubt es dem Trio um Jokic, Murray und Gary Harris, einen weiteren Entwicklungsschritt zu machen. Auch die Verpflichtung von Jerami Grant für einen Erstrundenpick an die Thunder macht absolut Sinn und gibt Coach Michael Malone eine weitere athletische Option für den Flügel.

Den Nuggets steht eine tiefe Rotation zur Verfügung, da Juan Hernangomez und Malik Beasley weiter unter ihren Rookie-Verträgen spielen und Monte Morris sowie Torrey Craig unterbezahlt sind. Zudem sehnt sich Denver nach dem Debüt von Michael Porter Jr., der seine komplette Rookie-Saison verletzungsbedingt verpasste. Sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft sind die Nuggets vielversprechend aufgestellt.

PORTLAND TRAIL BLAZERS

War es reiner Aktionismus oder verfolgen die Blazers wirklich einen tiefergehenden Plan? Diese Frage stellten sich viele Experten, nachdem sich Portland in den Vier-Team-Trade um Jimmy Butler einklinkte und für Meyers Leonard und Maurice Harkless Hassan Whiteside von den Heat erwarb. Der Big Man kassiert im kommenden Jahr 27 Millionen Dollar, bevor er Unrestricted Free Agent wird.

Da Jusuf Nurkic nach seiner schweren Beinverletzung voraussichtlich bis mindestens Februar ausfällt, macht eine Verstärkung unter dem Korb durchaus Sinn. Zu riskant wäre es, (dem verbesserten) Zach Collins hier die alleinige Verantwortung zu geben.

Inwiefern aber ein inkonstanter und spielerisch nicht optimal zu Damian Lillard und C.J. McCollum passender Whiteside einen Fortschritt darstellt, darf bezweifelt werden. Immerhin verbindet Point Guard und Center eine gute Freundschaft, Probleme in der Kabine wird Whiteside also wohl eher nicht machen.

Mit Leonard und Harkless opferte man brauchbare Bankspieler, deren Verlust aber immerhin durch Kent Bazemore und Mario Hezonja aufgefangen wurde. Auf dem Flügel bleibt Portland aber dünn besetzt. Eine Wild Card ist zudem Rookie Nassir Little, der überraschend fast bis ans Ende der ersten Runde fiel (25.). Dennoch: Im Kampf um die Spitze der Western Conference kommt dem Team aus Oregon nur eine Außenseiterrolle zu.