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NBA - Moritz Wagner im Interview: "Ich bin niemandem bei den Lakers böse"

Von Alex Schlüter
Moritz Wagner spielt neuerdings für die Washington Wizards.
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Dadurch hatten Sie auch die Gelegenheit, hier Nike Basketball Festival mit einigen begeisterten Kids ein wenig Basketball zu zocken. Kommen Ihnen da eigentlich auch Flashbacks an früher?

Wagner: Ja, ich liebe das, mit den Kids zu interagieren. Das macht wirklich großen Spaß, und ich war eben selbst einer von ihnen. Ich finde das immer so komisch, wenn Leute sagen, das ist jetzt der NBA-Spieler, das ist so surreal - ich bin hier! Ich bin ganz normal, einer von euch, ich sehe mich nicht als etwas Besonderes. Kinder sind da auf eine gute Art und Weise naiv und es macht einfach Spaß, mit ihnen zusammen zu sein. Ich kann dann auch selbst ein bisschen Kind sein, mal einen Airball werfen oder einen Dunk versemmeln und keiner guckt mich an. Es geht nur darum, eine gute Zeit zu haben.

Wenn eins dieser Kinder zu Ihnen kommt und sagt: "Mein großer Traum ist die NBA, wie schaffe ich das?" - was antworten Sie dann?

Wagner: Erstmal finde ich bei so einem Traum immer wichtig, dass du es aus den richtigen Gründen machst. Wenn das wirklich dein Traum ist, dann ist es egal, wer du bist, ob du Mann oder Frau bist, wo du herkommst, wie groß du bist ... wenn das wirklich dein Traum ist und die Sache machst, die du liebst, dann wird es irgendwie einen Weg geben. Das habe ich mir zumindest immer gesagt. Wenn man es aber nur macht, weil es irgendwie cool ist, dann würde ich den Rat geben, weiterzusuchen und die echte Leidenschaft zu finden. Das muss jeder selbst machen, es muss ja nicht auf dem Basketballcourt sein. Das kann ein anderer Sport sein, Kindergärtner, ein Job im Finanzbereich, was auch immer - ich glaube, das wichtigste ist, dass jeder seine eigene Leidenschaft findet.

Moritz Wagner beim Nike Basketball Festival in Berlin.
© Nike/getty
Moritz Wagner beim Nike Basketball Festival in Berlin.

Wann wussten Sie, dass Ihr Traum die NBA war?

Wagner: Schon immer. Sobald ich mit Basketball angefangen habe ... Ich habe es aber nie richtig formuliert, wenn ich ehrlich bin. Ich war nicht arrogant genug, um zu sagen: "Ey, ich schaffe es in die NBA, mir doch egal, was ihr denkt." Aber ich habe daran geglaubt und ich hatte auch nie wirklich einen Plan B. Ich habe mir nie vorgestellt, dass ich in der EuroLeague spiele, oder in der BBL - und das bitte nicht falsch verstehen! Das sind krasse Ligen und ich verfolge sie beide. Aber ich wollte immer in die NBA. Das war früher, wenn man das als Achtjähriger oder so gesagt hätte, in Deutschland ja eine verrückte Idee, die viele gar nicht verstanden hätten. Man hätte gesagt: "Jeder will in die NBA, sag mal einen richtigen Traum." Ich habe das im Hinterkopf behalten, aber nichts dazu gesagt. Und am Ende habe ich es irgendwie hinbekommen.

Das ist ein sehr hohes Ziel. Aber würden Sie mir zustimmen, dass es auch dazu führt, dass man alles diesem Ziel unterordnet und sich selbst eben keine Entschuldigungen oder Ausreden erlaubt? Weil man realisiert, dass es nur mit 100 Prozent Einsatz funktionieren kann?

Wagner: Einerseits das, andererseits spielt es den Ball aber auch zurück. Denn wenn man diese Leidenschaft entwickelt hat, dann braucht man gar nicht diese externe Motivation. Basketball ist jetzt mein Beruf, aber wenn man ehrlich ist: Ich spiele da ein Spiel. Ich liebe es, das jeden Tag zu machen. Da brauche ich gar keine Motivation, in die Halle zu gehen - es macht mir Spaß. Ich würde das auch machen, wenn ich einen anderen Job hätte. Dementsprechend sehe ich mich da als sehr glücklichen Menschen an, weil ich das zum Beruf machen konnte und damit sogar Geld verdienen kann. Aber um das abzurunden: Ein so hohes Ziel setzt einen gewissen Standard. Ich denke, es ist für jeden Menschen wichtig, so etwas am Horizont zu haben, woran man sich orientieren kann.

Sie gelten genau wie Dirk Nowitzki als sehr bodenständig, auch wegen solcher Aussichten. Gleichzeitig setzen Sie sich genau wie er ja durchaus selbstbewusste und ambitionierte Ziele. Sehen Sie da auch Parallelen?

Wagner: Mit solchen Vergleichen bin ich immer vorsichtig. Zum einen aus Respekt vor Dirk - wenn ich er wäre, hätte ich keinen Bock, mich mit einem 19-Jährigen zu vergleichen, nur weil er auch werfen kann und groß ist. Und aus Deutschland kommt. Aber ja, für mich war Dirk halt das Symbol. Man kennt diese Bilder ... der Junge hat keinen Ton gesagt, mit der Frisur, ohne dass ich mich über ihn lustig machen will, aber er hatte die Motivation in sich drin. Er hatte ein verkorkstes erstes Jahr, hat aber an sich geglaubt und hat dann auf eine einzigartige Art und Weise das geschafft. Deswegen sage ich immer: Es gibt nicht diesen einen richtigen Weg. Ob das College ist, BBL, oder, wie Dirk damals mit Holger Geschwindner, sich in Rattelsdorf einschließen bei krasser Hitze und jeden Tag seine Übungen machen. Man kann das nicht pauschalisieren und da muss jeder seinen Weg finden, wenn er diese Leidenschaft hat.

Ist das "Symbol" Dirk als Vorbild dennoch wichtig für Sie gewesen?

Wagner: Hundertprozentig! Damals war es nicht so, dass wir sechs, sieben deutsche NBA-Spieler hatten. Dirk ist der beste europäische Basketballspieler, den es jemals gab. Und trotzdem ist das auch nur ein Mensch, der sich in der Öffentlichkeit auch genauso verhält. Der war für mich und alle deutschen Kinder, die Basketball geliebt haben, dieses Symbol, dass es möglich ist. Also, dass ein schlaksiger, deutscher Junge aus Würzburg es schaffen kann. Ohne dabei den klassischen Weg zu gehen. Er hat sein Ding gemacht und es geschafft. Und das habe ich mir dann auch vorgenommen - dass ich meine Schritte mache, so wie ich sie mir selbst ausgemalt habe, und dass es dann auch klappt, dass ich es auch schaffen werde. Da habe ich mir dann auch keine Sorgen gemacht, was irgendjemand darüber gedacht hat.

Hatten Sie im Lauf Ihrer ersten Saison Kontakt zu ihm?

Wagner: Wir hatten damals vor meiner Rookie-Saison in Dallas ein bisschen Zeit miteinander verbracht. Was ich an ihm wirklich cool finde und was man nicht über alle Leute sagen kann: Dass er ein sehr normaler Mensch ist. Das ist halt auch nur ein Basketballspieler. Ein sehr guter, aber eben auch nur ein normaler Typ, der mit allen Leuten gleich umgeht. Da kann man sich eine Scheibe von abschneiden, und das meine ich nicht nur für Basketballer, sondern auch für Fußballer oder jede Person, die irgendwo Erfolg hat. Egal, ob du einen Anzug trägst oder was auch immer. Ich habe von ihm gelernt, dass man einfach jeden gleich behandeln soll. Das finde ich sehr wichtig.

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