NBA - Nuggets aus der Nacht: Der tragische Kyrie Irving und ein Ausrufezeichen von Markelle Fultz

Robert Arndt
24. Oktober 201912:22
Kyrie Irving erzielte gegen die Minnesota Timberwolves 50 Punkte.getty
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Es war ein vollgepackter zweiter Spieltag in der NBA mit elf Spielen und Unmengen an Storylines. Kyrie Irving wurde für die Brooklyn Nets mit 50 Punkten zum tragischen Helden, während Markelle Fultz mit einer guten Leistung für Orlando sein weiter enormes Potenzial andeutete. In Charlotte sorgt Rookie P.J. Washington für Aufregung.

Das ausführliche Roundup zur vergangenen Nacht gibt es hier!

Kyrie Irving und die Nets: Kein Glück und dann auch noch Pech

  • Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: 50 Punkte erzielte Irving bei seinem Debüt für die Brooklyn Nets im Heimspiel gegen die Minnesota Timberwolves, neuer Debüt-Rekord! Den alten hielt Kiki VanDeWeghe, als er in seinem Debüt für die Portland Trail Blazers 47 Zähler erzielte. VanDeWeghe ist übrigens der Typ, der heutzutage die Strafen in der NBA verkündet.
  • Trotz 50 Punkten verloren die Nets aber nach Verlängerung gegen Minnesota. Warf Kyrie also zu viel und band seine Mitspieler nicht genug ein? Brooklyn-Coach Kenny Atkinson wollte davon nichts hören. "Was ich immer den Point Guards sage, ist, dass sie die Defense lesen sollen. Wenn es das Spiel verlangt, dass du 50 machen musst, dann mach 50 Punkte. Es wird andere Spiele geben, in denen Kyrie 15 Assists verteilen wird."
  • Wir machen den kurzen Check und stellen fest: In seiner Karriere hat Irving erst ein einziges Mal 15 direkte Vorlagen geliefert und zwar am 16. Januar dieses Jahres, als er im Jersey der Boston Celtics 27 Punkte und 18 Assists auflegte.
  • Irving hatte am Ende schließlich auch noch die Chance auf den Gamewinner, stolperte aber bei seinem Drive. Es war dennoch beeindruckend, wie Kyrie die Balance behielt und noch einen einigermaßen soliden Wurf anbrachte, auch wenn er nicht hereinfiel.
  • Eine noch bessere Chance auf den Sieg hatten die Nets aber zum Ende des vierten Viertels, als Jarrett Allen bei Gleichstand knapp 6 Sekunden vor Schluss gefoult wurde. Der Center, ein 70-Prozent-Werfer von der Linie, vergab aber beide Versuche. Eine Erklärung? "Das war keine mentale oder technische Sache", spielte es Allen herunter. "Ich habe zwei Würfe vergeben, das Glück war nicht auf meiner Seite." Genau, mal hat man kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu, besser hätte man den Abend der Nets nicht zusammenfassen können.

Die Starting Five der Knicks: I like it big

  • Wir müssen über die Knicks reden - wirklich. Hier die Starting Five von Coach David Fizdale bei der Knicks-Niederlage in San Antonio (111:120). R.J. Barrett, Allonzo Trier, Marcus Morris, Julius Randle, Bobby Portis. Nicht nur sammeln die Knicks also Power Forwards, sie stellen sie auch noch konstant auf. Randle, Morris und Portis sind alles nominelle Vierer, in San Antonio spielte jeder aus dem Trio mindestens 33 Minuten. Zusammen standen sie übrigens satte 25 Minuten auf dem Feld und legten pro 100 Ballbesitze 94,9 Punkte auf. Das Positive? Das Net-Rating betrug nur -8,5, was fast noch erträglich ist.
  • Zur Verteidigung der Drei: Die Point-Guard-Situation in New York ist auch nicht einfach. Zwar hat Fizdale in Dennis Smith Jr., Elfrid Payton und Frank Ntilikina gleich drei frühere Top-10-Picks zur Verfügung, sie alle konnten sich bisher aber nicht empfehlen, sodass Allonzo Trier (Spitzname: Iso Zo) als Spielmacher begann. Das funktionierte überhaupt nicht, stattdessen probierte Fizdale auf der Eins alles aus - auch Rookie R.J. Barrett.
  • Den besten Eindruck machte noch Payton, der als einziger Knicks-Akteur ein positives Plus-Minus (+14) aufwies und in 26 Minuten 11 Punkte (4/9 FG) und 8 Assists auflegte. "Elfrid hat richtig Gas gegeben. Das behalte ich im Hinterkopf. Wer am meisten kämpft, der wird auch meinen Segen bekommen", kündigte Fizdale im Kampf um die Spielmacher-Position an.
  • Das Zitat des Tages kam übrigens von Spurs-Coach Gregg Popovich. Seht selbst!

Das Kings-Kartenhaus fällt in Phoenix zusammen

  • 124:95? Der gemeine Fan rieb sich wohl die Augen, als er dieses Ergebnis zwischen den Suns und den Kings sah. Mit 70:38 gewann Phoenix die zweite Halbzeit gegen eine desolate Truppe aus Sacramento, die doch eigentlich Playoff-Ambitionen hegen. Einige Zahlen des Grauens aus Halbzeit zwei: 19 Turnover, 28 Prozent aus dem Feld.
  • Problematisch waren auch wieder die Foulprobleme von Star De'Aaron Fox, der sich schon in der Preseason jede Menge unnötige Pfiffe einhandelte. Sein viertes Foul zwei Minuten nach der Pause war ein Killer für die Kings, es folgte ein 30:15-Run von Phoenix. "Ohne ihn haben wir unseren Rhythmus verloren und angefangen, den Ball wegzuschmeißen", gab ein frustrierter Coach Luke Walton an.
  • Dabei hatten die Kings mit Cory Joseph einen soliden Backup verpflichtet. Der Kanadier passt aber nur bedingt zur Spielweise Sacramentos, da er nicht dafür bekannt ist, das Spiel schnell zu machen. Schlecht war sein Auftritt mit 10 Punkten (3/6 FG) und 4 Assists in 21 Minuten aber nicht.

Markelle Fultz lebt!

  • "Ich habe jeden Moment genossen", befand Mo Bamba, als er auf das Spiel von Markelle Fultz angesprochen wurde. 12 Punkte und 6 Assists legte der Nr.1-Pick von 2017 gegen die Cleveland Cavaliers in seinem ersten echten NBA-Spiel seit knapp einem Jahr auf und zeigte damit sofort, dass er einem manchmal doch recht biederen Orlando-Team tatsächlich helfen könnte.
  • Klar, die Probleme mit dem Wurf sind weiterhin da, alle seine fünf Jumper außerhalb der Zone fanden nicht das Ziel und dennoch kann Fultz das Spiel positiv beeinflussen. Wie es gehen kann, zeigte Fultz' erster Einsatz Mitte des ersten Viertels. Korbleger nach Drive, Floater nach Drive, Korbleger nach Drive, Lobanspiel für Bamba - und das alles in nur vier Minuten.
  • Entsprechend groß war auch das Lob von allen Seiten für Fultz: "Die Leute haben vergessen, dass er spielen kann. Er war der erste Pick", erinnerte Terrence Ross noch einmal. "Er macht Behind-the-back-Pässe, er sieht alles. Dazu ist er unglaublich athletisch. Das kann die Fans begeistern und uns noch einmal einen Schub geben."
  • Dieser Dunk von Fultz war übrigens auch nett. Die US-Kollegen auf Social Medien waren so begeistert, dass sie durch die Bank weg Großbuchstaben in ihrer Beschreibung verwendeten.

Hornets langweilig? P.J. Washington gefällt das nicht

  • Es gibt in dieser Saison nicht viele Gründe, die Hornets zu verfolgen, vielleicht könnte aber Rookie P.J. Washington einer sein. Der frühere Kentucky-Forward verbuchte 27 Punkte und sieben Dreier, was einen neuen Rekord für ein Rookie-Debüt darstellt. Mehr als 27 Zähler in seinem Rookie-Debüt erzielte übrigens zuletzt Gordan Giricek für die Memphis Grizzlies im Jahr 2002 (30). Der Kroate war damals aber bereits 25 Jahre alt.
  • Washington deutete schon in der Preseason an, dass sein lockeres Handgelenk bei den Hornets für ordentlich Spacing sorgen könnte, nachdem er auf dem College nie mehr als fünf Dreier in einem Spiel versenkt hatte. "College und NBA sind völlig verschieden", erklärte Washington. "In der NBA geht es um Dreier und Korbleger, auf dem College ist alles ein Kampf. In der NBA gibt es im Prinzip die Mitteldistanz nicht mehr."
  • Beweise gefällig? Charlotte nahm genau drei Würfe aus der Mitteldistanz, je einen von Dwyane Bacon, Marvin Williams und Terry Rozier. Der früherer Celtics-Guard hatte trotz des 126:125-Siegs gegen Chicago ein Debüt zum Vergessen. 7 Punkte, nur 2/10 aus dem Feld. Coach James Borrego zog knapp sechs Minuten vor dem Ende die Reißleine und setze Rozier beim Stand von 111:118 auf die Bank. Ohne Rozier gelang dann das Comeback. Backup Devonte' Graham spielte mit 11 Punkten und 3 Assists im Schlussabschnitt stark auf.

Mike Conley und sein Debüt zum Vergessen

  • Nach vier Pleiten in der Preseason konnten die Utah Jazz immerhin zum Auftakt die Oklahoma City Thunder in Schach halten (100:95), rund lief dennoch noch nicht alles. Das galt vor allem für Mike Conley, der ein Debüt zum Vergessen erlebte. Nur einen seiner 16 Würfe versenkte Conley, erst im 13. Versuch, ein Floater in der Zone zum Ende des dritten Viertels, konnte der Guard überhaupt scoren.
  • Es war die schlechteste Wurfnacht in Conleys langer NBA-Karriere. Die Würfe waren dabei alle recht offen, doch dem früheren Grizzlies-Guard gelang nichts. Dass Utah diese Partie dennoch gewann, sprach für die Stärke der Truppe aus Salt Lake City.
    Immerhin stimmte es in der Defense, das hob auch Coach Quin Snyder hervor. "Ich wollte unserem Team trotzdem so gut es geht helfen", betonte auch Conley. OKC wurde bei 38,6 Prozent aus dem Feld und gerade einmal 95 Punkten gehalten.
  • Und noch ein positiver Aspekt für Conley: Er versenkte die beiden entscheidenden Freiwürfe und musste letztlich selbst darüber schmunzeln.

Kendrick Nunn: Der nächste Joker der Miami Heat?

  • Schon mal etwas von Kendrick Nunn gehört? Weil Jimmy Butler aus persönlichen Gründen fehlte, durfte der 25-Jährige bei seinem NBA-Debüt sofort für die Miami Heat starten. 24 Punkte bei 18 Würfen sind da mal eine starke Ausbeute. "Es sah nie so aus, als ob ihn der Druck stören würde", freute sich Coach Erik Spoelstra. "Er ist ein erfahrener, älterer, junger Spieler." Was auch immer dies sein mag.
  • Übrigens: Für Nunn gab es einen warmen Geldregen. Da er am ersten Spieltag noch nicht entlassen wurde, sind ihm nun 300.000 Dollar garantiert. Bleibt er die komplette Saison können es bis zu 1,4 Millionen werden. Es riecht mal wieder nach einer klassischen Heat-Story a la Tyler Johnson, Udonis Haslem oder auch Hassan Whiteside.