Will Bartons Rückkehr zur Relevanz
In der Western Conference gehören aktuell die Denver Nuggets zu den besten Teams - trotz der 7-3-Bilanz wirkt aber noch lange nicht alles rund in Colorado. Nikola Jokic startete langsam in die Saison und täuschte am Wochenende mit zwei Game-Winnern und einem exzellenten Viertel gegen Philly darüber hinweg, dass er ansonsten keine guten Spiele machte.
Jamal Murray war gegen Philly überragend, gegen Minnesota tauchte er dann wieder ab. Die Rotation ist noch nicht voll austariert, Michael Porter Jr. kämpft um einen Platz und Jerami Grant ist bisher ein Fremdkörper. Offensiv belegen die Nuggets bisher einen angesichts der Qualität schockierend schwachen 21. Platz.
Warum die Nuggets trotzdem so gut dastehen? Ihre Defense gehört zu den besseren der NBA, ihre Tiefe ist so gut, dass man auch schwächere Leistungen einzelner Stars kompensieren kann. Jokic liefert zumindest in der Crunchtime bisher konstant ab. Und dann ist da noch die Renaissance von Will Barton, der als einziger Nuggets-Spieler einen richtig starken Saisonstart für sich reklamieren darf.
Nach einer Fuß-Operation hatte der Swingman in der vergangenen Saison nie richtig seinen Rhythmus gefunden, in den Playoffs wurde er zugunsten von Torrey Craig aus der Starting Five genommen, über den Sommer geriet er fast in Vergessenheit. Aktuell tritt Barton jedoch wieder wie die klare dritte Option seines Teams auf.
Die Statistiken von Will Barton
Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | FG% | 3FG% | |
Regular Season 18/19 | 43 | 27,7 | 11,5 | 4,6 | 40,2 | 34,2 |
Playoffs 18/19 | 14 | 23,4 | 9,1 | 4,8 | 34,8 | 27,3 |
Regular Season 19/20 | 8 | 32,5 | 15,6 | 7,9 | 43,9 | 53,1 |
Barton trifft zum Saisonstart bärenstarke 53,1 Prozent seiner Dreier, dazu bietet aber auch sein Attackieren des Korbes ein gutes Gegenwicht zum manchmal sehr Jumpshot-lastigen Spiel von insbesondere Murray. Obwohl er derzeit unterdurchschnittlich in Korbnähe abschließt, reißt er sein Team zumindest regelmäßig aus der Lethargie, die sich bisweilen offensiv einschleicht.
Denver lässt seine Starter recht viel zusammen spielen, deswegen sind diese Zahlen mit etwas Vorsicht zu genießen, auffällig ist es dennoch: Mit Barton auf dem Court erzielen die Nuggets derzeit auf 100 Ballbesitze gerechnet 13,9 Punkte mehr als der Gegner, wenn er auf der Bank sitzt, "verliert" man mit -10,8 - nur Paul Millsap kommt noch in diese Sphären, Murray holte zuletzt ein wenig auf.
Die Nuggets müssen sich offensiv zwingend noch steigern, um ihre Ziele zu erreichen, angesichts der Klasse von vor allem Jokic ist das aber auch zu erwarten. Und wenn Barton bis dahin seine Form konservieren kann, hätte Denver eine zusätzliche Waffe auf dem Flügel, die ihnen in der eigentlich extrem starken Vorsaison noch abging.
Davis Bertans, Sniper
Gregg Popovich ist immer noch wütend auf Marcus Morris und die New York Knicks, weil deren verspätete Einigung im Sommer dazu führte, dass die San Antonio Spurs Davis Bertans nicht behalten konnten. Moritz Wagner musste vorige Woche in unserem Korbjäger Podcast nicht lange überlegen, wer in einem Wizards-Team mit diversen guten Schützen jeden Contest gewinnen würde.
Beides ist absolut nachvollziehbar. Bertans ist bereits seit seiner Ankunft in der NBA ein guter Schütze, bei den Wizards hat er sein Shooting in größerer Rolle aber nochmal auf ein neues Niveau gehoben. Sieben Dreier nimmt Bertans pro Spiel und trifft davon 44,6 Prozent - 25 seiner bisherigen 32 Field Goals in der Saison kamen von draußen! Das sind Zahlen, die auch Kyle Korver stolz machen würden.
Interessant ist dabei, wie Bertans bei Washington eingesetzt wird. Im Lauf dieser Saison hat er bisher lediglich fünf Eckendreier genommen, den Großteil seiner Würfe nimmt er vom linken oder rechten Flügel, "Above the Break" eben. Plays werden recht wenige für ihn gelaufen, häufig wird er einfach in Semi-Transition gegen noch nicht sortierte Defense gefunden und drückt dann ab.
Aufgrund seiner Größe und der schnellen Wurfbewegung braucht er weder Platz noch Zeit, um seine Bomben loszuwerden. Zögern kommt in seinem Spiel nicht vor.
Bertans ist damit ein nahezu idealer Catch-and-Shoot-Spezialist, über 80 Prozent seiner Würfe kommen in Situationen, in denen er nicht dribbeln muss - und er verwertet sie mit einer effektiven Wurfquote von 66,4 Prozent. Seine 8,6 Punkte pro Spiel aus Catch-and-Shoot-Situationen werden bisher nur von Towns (8,8) übertroffen, Bertans trifft dabei jedoch effektiver.
Die Frage ist nun, wie es für den Letten weitergeht. Sein Vertrag läuft nur noch in dieser Saison (7 Mio. Dollar Gehalt), mit seinen 27 Jahren ist er eigentlich kein klassischer Rebuild-Spieler mehr, zumal viele der talentierteren Wizards sich auf den Forward-Positionen tummeln. Im Prinzip ist er ein Luxus, den Washington in der jetzigen Situation vielleicht gar nicht zwingend braucht.
Die Wizards halten die Karten hier in der Hand. Wenn Bertans ein Teil der Zukunft um Beal, Rui Hachimura und eines Tages auch wieder John Wall sein soll, kann man ihn halten und im Sommer verlängern. Wenn Bertans die jetzige Form bestätigen kann, dürfte sich im Lauf der Saison aber auch noch das eine oder andere Top-Team melden.
Bertans hatte in den vergangenen beiden Playoffs Probleme, bei den Spurs auf dem Court zu bleiben, allerdings legt ironischerweise auch kaum ein Coach weniger Wert auf Dreier als Popovich. Wer in der Lage dazu ist, Bertans defensiv ein klein wenig zu beschützen (die Lakers?!), könnte in diesem Flammenwerfer ein durchaus interessantes Puzzleteil sehen.