Was können die Sixers ansonsten machen?
Vier Spieler gehen nun in die Free Agency: Raul Neto, Alec Burks, Glenn Robinson III sowie Kyle O'Quinn. Der einzige Akteur, der in der Serie gegen Boston eine größere Rolle spielte, war Burks. Der Guard könnte als Bankspieler auch in der kommenden Spielzeit gehalten werden, eine Priorität sollte er aber nicht sein.
Finanziellen Spielraum haben die Sixers ohnehin nicht. Das Quartett aus Embiid, Simmons, Horford und Harris kassiert in der kommenden Saison rund 120 Millionen Dollar, insgesamt sind für elf Spieler bereits 147,6 Millionen verplant, nur das Team der Golden State Warriors ist Stand jetzt noch eine Ecke teurer (148,2 Mio.). Die Luxussteuer-Grenze wurde vor (!) der Corona-Pandemie auf 139 Millionen geschätzt.
Ergo werden die Sixers maximal Spieler zum Veteranen-Minimum und mit der Taxpayer-Midlevel-Exception in der Free Agency operieren können. Tiefgreifende Veränderungen können also nur via Trade herbeigeführt werden. Die offensichtlichen Kandidaten dafür heißen Harris und Horford, doch durch ihre dicken und vor allem langfristigen Verträge werden sie schwer zu traden sein.
Brand wird in dieser Hinsicht aber fast alles ausprobieren, bevor einer der jungen Stars geht. Es bedarf eigentlich nicht so viel Phantasie, um sich ein funktionierendes Team mit sowohl Embiid als auch Simmons vorzustellen: Man bräuchte einen weiteren Ballhandler und drei gute Shooter, um sie zu ergänzen. Das große Problem ist eben, dass Horford und Harris sich sowohl positionell als auch vom Skillset her teilweise arg mit den beiden überschneiden.
Nun kann es durchaus sein, dass die fetten Verträge bis zu einem solchen Team verbaut haben. Sowohl Harris als auch Horford dürften andere Teams nur dann aufnehmen, wenn Philly ein oder zwei Assets mit draufpackt, das ist üblicherweise aber nicht der Modus Operandi eines Teams, das Titel gewinnen möchte.
Echten Gegenwert dürften nur entweder Embiid oder eben Simmons bringen. Der Center sagte nach dem vierten Spiel bereits vielsagend, dass die Zukunft nicht in seiner Hand liege, da er ja nicht der GM der Sixers sei. In der Vergangenheit lagen solche Aussagen und Trade-Forderungen bestimmter Superstars oft nicht so weit auseinander, für Unzufriedenheit gibt es jeden Grund.
Vielleicht müssen die Sixers wirklich die Reißleine ziehen, um sich aus dieser Zwickmühle zu befreien. Das kurz geöffnete Titelfenster wäre in dem Fall sofort wieder zugefallen. Und trotz aller Verletzungen und widriger Umstände hätte sich die Franchise dies in erster Linie selbst zuzuschreiben.