Lange Zeit schielten die Los Angeles Lakers in der vergangenen Offseason auf einen dritten Star. LeBron James war ohnehin schon da, der Trade für Anthony Davis ging bereits Mitte Juni über die Bühne und so machte man sich in Hollywood zum Start der Free Agency durchaus Hoffnungen auf einen weiteren prominenten Namen für das Trikot in Purple-and-Gold: Kawhi Leonard.
Die Klaue entschied sich bekanntermaßen jedoch für das andere Team in der Stadt der Engel, bis zu dessen Entscheidung am 5. Juli hatten die Lakers abgewartet und Platz unter dem Salary Cap freigehalten, sollte Leonard doch zu den Lakers wollen. Nun musste L.A. umschwenken, nach fünf Tagen Free Agency waren die großen Fische aber längst weg.
Was blieb war die Resterampe mit unter anderem Danny Green, Kentavious Caldwell-Pope, Avery Bradley, Dwight Howard oder später während der Saison Markieff Morris. Nicht wenige sahen in der Tiefe der Lakers die große Schwachstelle des Titelanwärters, vor allem im direkten Duell mit Miami.
Dennoch stehen LeBron James und Co. nun nur noch einen Sieg von der Championship entfernt - auch dank teils guter Auftritte eben dieser Rollenspieler. SPOX beleuchtet die Stärken und Schwächen des Supporting Casts der Lakers mal etwas genauer.
Supporting Cast der Lakers - Die Guards
Rajon Rondo
Sechs verschiedene Arbeitgeber in den vergangenen sechs Jahren stehen im Resumee des Backup Point Guards, in den seltensten Fällen bedeutet das etwas Gutes. So auch bei Rondo, dessen Karriere nach dem Mavs-Debakel und Zwischenstopps bei den Kings, Bulls und Pelicans schon auf dem absteigenden Ast zu sein schien - wären da nicht immer mal wieder diese Ausreißer nach oben in den Playoffs gewesen.
Auch bei den Lakers hat sich "Playoff-Rondo" nach einer mehr als durchwachsenen Regular Season zurückgemeldet. Verpasste er noch die ersten Wochen des Restarts aufgrund einer Daumenverletzung, hat er sich schnell als wichtiger Bestandteil der Postseason-Rotation von Coach Frank Vogel etabliert. Er kann LeBron von dessen Playmaking-Aufgaben entbinden und verschafft dem King so ab und an wichtige Pausen in der Offense.
Mit seinen 6,9 Assists pro Spiel rangiert der 34-Jährige in diesen Playoffs ligaweit auf dem geteilten sechsten Rang. Und das, obwohl er gerade mal 24,8 Minuten auf dem Parkett steht. Mit seiner Postseason- und Championship-Erfahrung hat sich Rondo zu einem der Anführer des Teams gemausert, der auch in der Crunchtime das Vertrauen von Coach Vogel (und von LeBron) bekommt.
So geschehen beispielsweise in den finalen Minuten von Spiel 4. Dort übernahm Rondo den Ballvortrag und kam gut eineinhalb Minuten vor dem Ende zu einem weit offenen Layup, da sich die Heat-Defense darauf konzentrierte, seine Passwege zuzustellen. Zusätzlich schnappte er sich im vierten Viertel mehrere wichtige Offensiv-Rebounds.
Defensiv konnte man Rondo in den vergangenen Jahren fehlendes Interesse vorwerfen, doch auch in dieser Hinsicht steht er in den Playoffs 2020 seinen Mann. Selbst der Dreier, nicht unbedingt Rondos Stärke, fällt mit 39,5 Prozent verlässlich. In Verbindung mit seinem Basketball-IQ ist er eine große Hilfe für LeBron und Co. Nicht ohne Grund bezeichnete es der King als "perfekt", nach Jahren der Rivalität endlich mal gemeinsam mit Rondo Playoff-Schlachten zu schlagen.
Die Statistiken von Rajon Rondo in der Saison 2019/20 für die Lakers
G / Min | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% | |
Reguläre Saison | 48 / 20,5 | 7,1 | 3,0 | 5,0 | 41,8 | 32,8 |
Playoffs | 14 / 24,8 | 8,6 | 4,3 | 6,9 | 44,7 | 39,5 |
Alex Caruso
Gelegentliche Highlight-Dunks, starke Defense und immer und immer wieder Hustle-Plays, so spielte sich Alex Caruso in die Herzen der Lakers-Fans. Auch wenn die "Bald Mamba" in den bisherigen Playoffs noch nicht das ganz große Spektakel aufs Parkett zauberte, er spielt beständig auf einem sehr guten Level. Das ist alles, was sich die Lakers von ihm erwarten.
Der 26-Jährige, der im Draft 2016 leer ausging und sich über die G-League in den Lakers-Kader kämpfte, hat sich in erster Linie mit seiner Defense und seinem Basketball-IQ in der Rotation festgespielt. Coach Vogel nannte seinen Wert in der Lakers-Verteidigung zuletzt "unermesslich", auch LeBron wird nicht müde, die Defense und Härte Carusos hervorzuheben.
In den Minuten mit Caruso auf dem Court (im Schnitt 23,9) liegt das Defensiv-Rating der Lakers bei 104,4 Punkten pro 100 Ballbesitze, ohne ihn bei 110,4. Die Defense ist ohnehin das Prunkstück der Lakers, Caruso trägt seinen Teil dazu bei und das immer verlässlich. Letzteres lässt sich derzeit nicht über alle Guards bei den Lakers sagen ...
Die Statistiken von Alex Caruso in der Saison 2019/20 für die Lakers
G / Min | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% | |
Reguläre Saison | 64 / 18,4 | 5,5 | 1,9 | 1,9 | 42,1 | 33,3 |
Playoffs | 19 / 23,9 | 6,8 | 2,2 | 2,7 | 43,7 | 28,1 |
Danny Green
Danny Green ist so einer, auf den das Wort verlässlich nicht zwingend zutrifft. Der eigentliche 3-and-D-Spezialist hinkt seiner Jobbeschreibung in der Bubble gewaltig hinterher, in den Finals beträgt seine Dreierquote nach vier Spielen desaströse 23,1 Prozent (6/26 3FG). In Spiel 3 (2 Punkte, 0/6 FG) durfte er sogar nur knapp 17 Minuten aufs Parkett, nachdem er über die komplette Postseason 25 Minuten pro Partie abriss.
Die Lakers-Fans im Twitter-Universum waren in den vergangenen Tagen entsprechend nicht sonderlich positiv gestimmt bei der Personalie Green, der im Sommer 2019 für zwei Jahre und 30 Millionen Dollar unterschrieb. Stattdessen hagelte es Häme links und rechts und die regelmäßige Aufforderung an Coach Vogel, den Shooting Guard aus dem Spiel zu nehmen.
Durch das Fehlen von Avery Bradley, der aus persönlichen Gründen auf den Restart in der Bubble verzichtet hatte, fällt eigentlich aber mehr Verantwortung auf die Schultern von Green. Doch weder offensiv noch defensiv kann er den Erwartungen derzeit gerecht werden. Dass er heiß laufen kann, bewies er aber in Spiel 5 gegen die Rockets, als er 4/6 Dreier versenkte. Die Lakers hätten nichts dagegen, wenn er noch einmal auf diesem Niveau abliefern kann.
Die Statistiken von Danny Green in der Saison 2019/20 für die Lakers
G / Min | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% | |
Reguläre Saison | 68 / 24,8 | 8,0 | 3,3 | 1,3 | 41,6 | 36,7 |
Playoffs | 19 / 25,1 | 7,8 | 3,2 | 1,3 | 34,2 | 33,0 |
J.R. Smith, Dion Waiters, Quinn Cook und Talen Horton-Tucker
Der Vollständigkeit halber soll dieses Guard-Quartett nicht unerwähnt bleiben, eine Rolle spielen sie in den Finals allerdings nicht. Waiters war nach der ersten Runde ohnehin aus der Rotation draußen, zu anfällig ist seine Defense. Gleiches gilt für Cook. Horton-Tucker zeigte zwei gute Partien gegen Houston und sah ansonsten keine Spielzeit. Und auch Smith kommt nur zu Kurzeinsätzen, in denen er ebenfalls gerade defensiv eine gewisse Fehleranfälligkeit zeigte. Auch sein Shooting (27,3 Prozent Dreierquote) ist derzeit kaum existent.