NBA Finals - Der Supporting Cast der L.A. Lakers neben LeBron und Davis: Gemeinsam gegen Hohn und Spott

Philipp Jakob
09. Oktober 202011:18
Die Los Angeles Lakers sind nur noch einen Sieg von der Championship entfernt.getty
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LeBron James und Anthony Davis - bei den Los Angeles Lakers dreht sich alles um das Superstar-Duo. Dahinter sahen viele Fans und Experten vor dem Start der Playoffs einige Fragezeichen im Kader der Traditionsfranchise. Die haben Rajon Rondo, Alex Caruso und Co. aber nach und nach in den Hintergrund gewischt. Was macht den Supporting Cast der Lakers aus?

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Lange Zeit schielten die Los Angeles Lakers in der vergangenen Offseason auf einen dritten Star. LeBron James war ohnehin schon da, der Trade für Anthony Davis ging bereits Mitte Juni über die Bühne und so machte man sich in Hollywood zum Start der Free Agency durchaus Hoffnungen auf einen weiteren prominenten Namen für das Trikot in Purple-and-Gold: Kawhi Leonard.

Die Klaue entschied sich bekanntermaßen jedoch für das andere Team in der Stadt der Engel, bis zu dessen Entscheidung am 5. Juli hatten die Lakers abgewartet und Platz unter dem Salary Cap freigehalten, sollte Leonard doch zu den Lakers wollen. Nun musste L.A. umschwenken, nach fünf Tagen Free Agency waren die großen Fische aber längst weg.

Was blieb war die Resterampe mit unter anderem Danny Green, Kentavious Caldwell-Pope, Avery Bradley, Dwight Howard oder später während der Saison Markieff Morris. Nicht wenige sahen in der Tiefe der Lakers die große Schwachstelle des Titelanwärters, vor allem im direkten Duell mit Miami.

Dennoch stehen LeBron James und Co. nun nur noch einen Sieg von der Championship entfernt - auch dank teils guter Auftritte eben dieser Rollenspieler. SPOX beleuchtet die Stärken und Schwächen des Supporting Casts der Lakers mal etwas genauer.

Die Los Angeles Lakers sind nur noch einen Sieg von der Championship entfernt.getty

Supporting Cast der Lakers - Die Guards

Rajon Rondo

Sechs verschiedene Arbeitgeber in den vergangenen sechs Jahren stehen im Resumee des Backup Point Guards, in den seltensten Fällen bedeutet das etwas Gutes. So auch bei Rondo, dessen Karriere nach dem Mavs-Debakel und Zwischenstopps bei den Kings, Bulls und Pelicans schon auf dem absteigenden Ast zu sein schien - wären da nicht immer mal wieder diese Ausreißer nach oben in den Playoffs gewesen.

Auch bei den Lakers hat sich "Playoff-Rondo" nach einer mehr als durchwachsenen Regular Season zurückgemeldet. Verpasste er noch die ersten Wochen des Restarts aufgrund einer Daumenverletzung, hat er sich schnell als wichtiger Bestandteil der Postseason-Rotation von Coach Frank Vogel etabliert. Er kann LeBron von dessen Playmaking-Aufgaben entbinden und verschafft dem King so ab und an wichtige Pausen in der Offense.

Mit seinen 6,9 Assists pro Spiel rangiert der 34-Jährige in diesen Playoffs ligaweit auf dem geteilten sechsten Rang. Und das, obwohl er gerade mal 24,8 Minuten auf dem Parkett steht. Mit seiner Postseason- und Championship-Erfahrung hat sich Rondo zu einem der Anführer des Teams gemausert, der auch in der Crunchtime das Vertrauen von Coach Vogel (und von LeBron) bekommt.

So geschehen beispielsweise in den finalen Minuten von Spiel 4. Dort übernahm Rondo den Ballvortrag und kam gut eineinhalb Minuten vor dem Ende zu einem weit offenen Layup, da sich die Heat-Defense darauf konzentrierte, seine Passwege zuzustellen. Zusätzlich schnappte er sich im vierten Viertel mehrere wichtige Offensiv-Rebounds.

Defensiv konnte man Rondo in den vergangenen Jahren fehlendes Interesse vorwerfen, doch auch in dieser Hinsicht steht er in den Playoffs 2020 seinen Mann. Selbst der Dreier, nicht unbedingt Rondos Stärke, fällt mit 39,5 Prozent verlässlich. In Verbindung mit seinem Basketball-IQ ist er eine große Hilfe für LeBron und Co. Nicht ohne Grund bezeichnete es der King als "perfekt", nach Jahren der Rivalität endlich mal gemeinsam mit Rondo Playoff-Schlachten zu schlagen.

Die Statistiken von Rajon Rondo in der Saison 2019/20 für die Lakers

G / MinPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Reguläre Saison48 / 20,57,13,05,041,832,8
Playoffs14 / 24,88,64,36,944,739,5

Alex Caruso

Gelegentliche Highlight-Dunks, starke Defense und immer und immer wieder Hustle-Plays, so spielte sich Alex Caruso in die Herzen der Lakers-Fans. Auch wenn die "Bald Mamba" in den bisherigen Playoffs noch nicht das ganz große Spektakel aufs Parkett zauberte, er spielt beständig auf einem sehr guten Level. Das ist alles, was sich die Lakers von ihm erwarten.

Der 26-Jährige, der im Draft 2016 leer ausging und sich über die G-League in den Lakers-Kader kämpfte, hat sich in erster Linie mit seiner Defense und seinem Basketball-IQ in der Rotation festgespielt. Coach Vogel nannte seinen Wert in der Lakers-Verteidigung zuletzt "unermesslich", auch LeBron wird nicht müde, die Defense und Härte Carusos hervorzuheben.

In den Minuten mit Caruso auf dem Court (im Schnitt 23,9) liegt das Defensiv-Rating der Lakers bei 104,4 Punkten pro 100 Ballbesitze, ohne ihn bei 110,4. Die Defense ist ohnehin das Prunkstück der Lakers, Caruso trägt seinen Teil dazu bei und das immer verlässlich. Letzteres lässt sich derzeit nicht über alle Guards bei den Lakers sagen ...

Die Statistiken von Alex Caruso in der Saison 2019/20 für die Lakers

G / MinPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Reguläre Saison64 / 18,45,51,91,942,133,3
Playoffs19 / 23,96,82,22,743,728,1

Danny Green

Danny Green ist so einer, auf den das Wort verlässlich nicht zwingend zutrifft. Der eigentliche 3-and-D-Spezialist hinkt seiner Jobbeschreibung in der Bubble gewaltig hinterher, in den Finals beträgt seine Dreierquote nach vier Spielen desaströse 23,1 Prozent (6/26 3FG). In Spiel 3 (2 Punkte, 0/6 FG) durfte er sogar nur knapp 17 Minuten aufs Parkett, nachdem er über die komplette Postseason 25 Minuten pro Partie abriss.

Die Lakers-Fans im Twitter-Universum waren in den vergangenen Tagen entsprechend nicht sonderlich positiv gestimmt bei der Personalie Green, der im Sommer 2019 für zwei Jahre und 30 Millionen Dollar unterschrieb. Stattdessen hagelte es Häme links und rechts und die regelmäßige Aufforderung an Coach Vogel, den Shooting Guard aus dem Spiel zu nehmen.

Durch das Fehlen von Avery Bradley, der aus persönlichen Gründen auf den Restart in der Bubble verzichtet hatte, fällt eigentlich aber mehr Verantwortung auf die Schultern von Green. Doch weder offensiv noch defensiv kann er den Erwartungen derzeit gerecht werden. Dass er heiß laufen kann, bewies er aber in Spiel 5 gegen die Rockets, als er 4/6 Dreier versenkte. Die Lakers hätten nichts dagegen, wenn er noch einmal auf diesem Niveau abliefern kann.

Die Statistiken von Danny Green in der Saison 2019/20 für die Lakers

G / MinPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Reguläre Saison68 / 24,88,03,31,341,636,7
Playoffs19 / 25,17,83,21,334,233,0

J.R. Smith, Dion Waiters, Quinn Cook und Talen Horton-Tucker

Der Vollständigkeit halber soll dieses Guard-Quartett nicht unerwähnt bleiben, eine Rolle spielen sie in den Finals allerdings nicht. Waiters war nach der ersten Runde ohnehin aus der Rotation draußen, zu anfällig ist seine Defense. Gleiches gilt für Cook. Horton-Tucker zeigte zwei gute Partien gegen Houston und sah ansonsten keine Spielzeit. Und auch Smith kommt nur zu Kurzeinsätzen, in denen er ebenfalls gerade defensiv eine gewisse Fehleranfälligkeit zeigte. Auch sein Shooting (27,3 Prozent Dreierquote) ist derzeit kaum existent.

Der Supporting Cast der Lakers - Die Forwards:

Kentavious Caldwell-Pope

Was Danny Green derzeit an Spott abbekommt, ist für KCP ein alter Hut. Seit drei Jahren spielt der Guard/Forward nun bereits in Hollywood, wirklich warm geworden sind die Lakers-Fans mit dem Klutch-Klienten, was lange Zeit als einzige Daseinsberechtigung angesehen wurde, aber nicht.

Stattdessen war er quasi der Poster-Boy, wenn es um die teils berechtigten Zweifel am Supporting Cast der Lakers ging. Das könnte sich in den Finals nun langsam aber sicher ändern. Vor allem in Spiel 4 zeigte der 27-Jährige eine starke Leistung, erzielte 15 Punkte (3/8 Dreier) - 5 davon innerhalb von einer Minute in der Crunchtime - und machte defensiv seinen starken Job gegen die gefährlichen Schützen der Heat.

Ohne Bradley ist er Ansprechpartner Nummer 1 für Coach Vogel, wenn es um den besten Perimeter-Verteidiger im Kader geht. Seine Quote aus der Distanz (38,5 Prozent) ist die beste unter allen Rotationsspieler mit mindestens einem Versuch. Seine guten Leistungen garantieren ihm im Schnitt die meisten Minuten in den Playoffs nach dem Superstar-Duo.

Die Statistiken von Kentavious Caldwell-Pope in der Saison 2019/20 für die Lakers

G / MinPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Reguläre Saison69 / 25,59,32,11,646,738,5
Playoffs19 / 28,610,12,11,441,638,5

Kyle Kuzma

Ihm wurde das Potenzial für die Rolle als dritter Star an der Seite von LeBron und Davis in der Vergangenheit das ein ums andere Mal zugeschrieben. Kuzma selbst sagte noch im Sommer des vergangenen Jahres gegenüber ESPN: "Ich habe das Gefühl, dass ich in der Lage bin, dieser [dritte] Superstar zu sein."

In der regulären Saison konnte er diese Ankündigung allerdings kaum mit Argumenten auf dem Parkett unterfüttern. Seine Minuten (25,0), seine Punkte (18,4 auf 36 Minuten hochgerechnet) und seine Effizienz aus dem Feld (43,6 Prozent FG) waren allesamt Karrieretiefstwerte. Nach der Addition von AD hatte Kuzma Probleme, seine Rolle im Team zu finden.

In den Playoffs ist seine Konstanz das große Problem, besser gesagt seine Unbeständigkeit. Gute Auftritte wechseln sich noch viel zu häufig mit schwächeren Perfomances ab. Beispielsweise legte der 25-Jährige 18 Punkte (6/12 FG) in Spiel 4 gegen Portland auf, gefolgt von 8 Zählern bei 3/12 aus dem Feld in Spiel 5. Nach seinen 19 Punkten (Playoff-High) in Spiel 3 der Finals legte er nur mit 9 in Spiel 4 nach.

In der vergangenen Partie zeigten sich auch einige Schwächen in der Defense, was in der Vergangenheit schon öfters der Fall war. Immerhin agiert Kuzma in den Playoffs insgesamt mit mehr Einsatz am eigenen Ende des Courts. Vom Status des dritten Stars ist er aber noch weit entfernt.

Die Statistiken von Kyle Kuzma in der Saison 2019/20 für die Lakers

G / MinPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Reguläre Saison61 / 25,012,84,51,343,631,6
Playoffs19 / 23,210,53,30,944,233,8

Der Supporting Cast der Lakers - Die Big Men

Markieff Morris

Der Big Man heuerte erst im Februar nach seinem Buyout bei den Pistons in L.A. an, seine Verpflichtung dürfte sich aus Lakers-Sicht bereits nach der zweiten Playoff-Runde gelohnt haben. Morris bekam nach ein paar Partien den Vorzug als Starter auf der Fünf vor Dwight Howard und JaVale McGee. Die Lakers-Variante des Small-Balls stellte Houston vor unlösbare Probleme.

Auch in der zweiten Halbzeit von Spiel 4 gegen die Heat ließ Coach Vogel den 31-Jährigen starten, D12 kam nur im ersten Viertel im Einsatz. Gut möglich, dass der Center für die restlichen Finals komplett aus der Rotation fällt und Morris erneut seinen Job als Starter übernehmen wird.

Morris fungiert im Lineup der Lakers als moderner Stretch-Five, wie er im Buche steht. Im Gegensatz zu Howard und McGee ist er in der Lage nach Switches auch gegen kleinere Guards zumindest vor ihnen zu bleiben. Auf der anderen Seite des Courts macht er das Spielfeld breit. In den Playoffs versenkt Morris überragende 43,1 Prozent seiner Dreier (bei 3,4 Versuchen). Seine 11 Dreier gegen die Heat (von 26, 42,3 Prozent) sind Spitzenwert in den Finals - kein Spieler beider Teams hat bisher mehr verwandelt!

Die Statistiken von Markieff Morris in der Saison 2019/20 für die Lakers

G / MinPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Reguläre Saison14 / 14,25,33,20,640,633,3
Playoffs19 / 18,96,43,21,146,743,1

Dwight Howard

Auch wenn der ehemalige Superman in den Finals aus den im Morris-Segment genannten Gründen wohl keine allzu große Rolle mehr spielen dürfte, so hat sich Howard in der Saison 2019/20 doch ein wenig rehabilitiert. Nach seinem letzten, unrühmlichen Stint bei den Lakers 2012/13 und den folgenden Stationen in Houston, Atlanta, Charlotte und Washington verkam er ehemalige Defensive Player of the Year mehr zu Lachnummer.

In L.A. hat er sich aber erfolgreich ins Teamgefüge untergeordnet. Er verzichtet endlich auf seine heiß-geliebten Post-Ups, sondern beschränkt sich auf seine Aufgaben in seiner Rolle: verteidigen und Alley-Oops durch die Reuse hämmern. Howard machte darin einen guten Job, in der regulären Saison haben er und McGee es Davis erlaubt, auf der Vier zu spielen - eigentlich seine präferierte Position, damit er sich nicht Abend für Abend mit den gegnerischen Centern herumschlagen muss.

Selbst in den Playoffs konnte Howard vereinzelt eine wichtige Rolle ausfüllen. Nachdem der Small-Ball gegen die Rockets ihn auf die Bank verdrängte (2 Spiele, 7,8 Minuten), war er gegen die Denver Nuggets in den Conference Finals wieder gefordert (5 Spiele, 20,2 Minuten). Vor allem Nikola Jokic ging D12 mit seiner physischen Defense auf die Nerven. Selbst in den Playoffs war Howard also tatsächlich ein wertvoller Spieler.

Die Statistiken von Dwight Howard in der Saison 2019/20 für die Lakers

G / MinPunkteReboundsBlocksFG%3FG%
Reguläre Saison69 / 18,97,57,31,172,960,0
Playoffs16 / 16,66,25,10,569,1-
Dwight Howard durfte in den Spielen 1 bis 4 jeweils als Starter für die Lakers von Beginn an ran.getty

JaVale McGee

Auch hier machen wir es kurz, in den Finals hat der 32-Jährige noch keine einzige Minute gesehen. Nach 68 Starts in 68 Spielen in der regulären Saison wurde McGee von Howard als Center Nummer eins erst in eine kleinere Rolle in der Lakers-Rotation gedrängt und dann vom Small-Ball komplett auf die Bank verfrachtet. Ähnlich wie bei Howard ist aber McGees Einfluss in der regulären Saison positiv zu würdigen.

Die Statistiken von JaVale McGee in der Saison 2019/20 für die Lakers

G / MinPunkteReboundsBlocksFG%3FG%
Reguläre Saison68 / 16,66,65,71,436,750,0
Playoffs14 / 9,62,93,10,762,5-

Los Angeles Lakers: Das Fazit zum Supporting Cast

Es gibt ihn nicht, diesen einen dritten Star hinter LeBron und AD. Stattdessen schlüpft bei den Lakers immer mal wieder ein anderer Akteur in Ansätzen in diese Rolle. Diese Inkonstanz kann eine Gefahr sein, wenn wie in den Seeding Games gesehen, keiner so richtig seinen Rhythmus findet. Ein verlässlicher 15-Punkte-Scorer pro Abend findet sich im Supporting Cast nicht.

Dafür fehlt aber auch eine eindeutige Schwachstelle. Vor allem defensiv passt dieses Team sehr gut zusammen, kaum ein Spieler kann von der gegnerischen Offense als Schwachpunkt herausgepickt werden, die es zu attackieren gilt. Und auf der anderen Seite des Courts hat man ja immer noch einen gewissen LeBron James und einen Anthony Davis. Allein das reicht manchmal auch schon.