Der Point Guard war mit 25 Zählern Topscorer seines Teams. Zwar hatte auch Young, genau wie seine Kollegen, Probleme mit seinem Wurf (8/26 FG, 3/11 Dreier), dafür stellte er mit 18 Assists einen persönlichen Playoff-Karrierebestwert auf. Bogdan Bogdanovic erzielte 22 Punkte (9/24 FG), John Collins (14 und 12 Rebounds), legte genau wie Clint Capela (12 und 13) ein Double-Double auf.
Allerdings traf Atlanta nur 36,6 Prozent aus dem Feld und 30 Prozent von Downtown. Das führte zu einer zwischenzeitlichen 18-Punkte-Führung der Sixers, die in der zweiten Halbzeit aber auseinanderfielen. Vor allem Joel Embiid blieb nach dem Seitenwechsel offensiv komplett blass. Er beendete die Partie mit 17 Punkte bei 4/20 aus dem Feld und 21 Rebounds.
Bester Scorer der Gäste war Tobias Harris mit 20 Zählern, gefolgt von Seth Curry mit 17 Punkten. Ben Simmons kratzte an einem Triple-Double (11, 12 Rebounds und 9 Assists), tauchte aber ebenfalls in Hälfte zwei ab. Die zweite Halbzeit ging insgesamt mit 54:38 an die Hawks, die damit die Serie ausgeglichen haben. In der Nacht auf Donnerstag geht es in Philadelphia weiter.
Im Vergleich zu Spiel 3 gab es auf beiden Seiten Veränderungen im Starting Lineup. Bei den Sixers ersetzte Furkan Korkmaz den verletzten Danny Green, auf Seiten der Hausherren rückte Kevin Huerter für Solomon Hill in die erste Fünf. Der Start in die Partie hätten sich beide Teams aber wohl deutlich besser vorgestellt, offensiv ging sowohl bei den Hawks als auch bei den Sixers nicht viel.
Sixers übernehmen die Kontrolle - Hawks-Shooter kalt
Während Embiid im ersten Viertel keinen einzigen Abschluss in der Zone nahm, sondern sich stattdessen mit 4 Jumpern an den Ring aus der Mitteldistanz zufriedengab, hatte auch Young enorme Probleme mit seinem Wurf. Zudem ließen die Hawks-Bigs mehrere Alley-Oops liegen, sodass Philly Mitte des Abschnitts trotz eines 1/8-Starts langsam die Kontrolle übernahm. Nach acht Minuten versenkte Curry den ersten Sixers-Dreier der Partie, sein zweiter wenig später stellte auf +10 für Philadelphia. Die Gäste gingen mit 28:20 ins zweite Viertel.
Zum Start des Durchgangs saß Young mit einer dick eingepackten rechten Schulter auf der Bank, auch Embiid musste laut TNT in der Kabine behandelt werden. Beide kamen aber zurück aufs Parkett und nach fünf Minuten im zweiten Abschnitt markierte Young per Floater seinen ersten Treffer des Tages, gefolgt von einem Dreier von Embiid, ebenfalls sein erstes Field Goal. Die Hawks kämpften sich zurück in Schlagdistanz, doch auf der Gegenseite dominierten nun Harris und Embiid. Philly übernahm mit einem 17:3-Lauf wieder die Kontrolle, die Gäste lagen mit bis zu 18 Punkten in Front. Zur Halbzeit stand es 62:49 für die Sixers.
Nach dem Seitenwechsel lief die Hawks-Offense deutlich runder, ein krachender Dunk von Collins brachte die Hausherren wieder auf 8 Zähler ran, bevor Harris die feiernden Hawks-Fans wieder etwas auf den Boden holte. Die Fans waren nach einem weiteren Putback-Hammer von Collins aber wieder da. Nach einem harten Foul von Simmons am Hawks-Big kassierte er ein Flagrant 1.
Embiid mit Horrorabend - Hawks drehen die Partie
Collins war aber nun überall, ein weiterer Dunk gefolgt von einem Gallinari-Dreier brachte Atlanta auf 75:77 heran. Embiid war derweil im dritten Viertel komplett kalt. Der Center setzte alle seine 7 Versuche aus dem Feld daneben. Das dritte Viertel ging schließlich mit 31:20 an die Hawks, die wieder komplett in der Verlosung waren (80:82).
Ein Bogdanovic-Triple brachte den Hawks zum Start in den Schlussabschnitt erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit wieder die Führung. Doch die Sixers-Bank um Shake Milton (8) verschaffte den Gästen nun wieder leicht die Oberhand, allerdings nur kurz. Als die Starter zurückkamen bediente Young Capela per Alley-Oop zu neuerlichen Hawks-Führung gut fünf Minuten vor dem Ende. Die State Farm Arena kochte.
Es ging hochspannend weiter. Während Embiid sich ein Offensiv-Foul und einen weiteren Turnover leistete, ließen die Hausherren einige gute Möglichkeiten liegen, den Vorsprung auszubauen. Korkmaz versenkte einen wichtigen Triple, auf den Collins aber von Downtown antwortete. Embiid war weiter ein Schatten seiner selbst, Young brachte Atlanta wieder in Front.
Bei +1 verlor Atlanta 16,6 Sekunden vor dem Ende den Ball, das konnte Philadelphia aber nicht mehr bestrafen. Embiid vergab einen Layup, Simmons scheiterte beim Tip-In. Young erhöhte von der Freiwurflinie, ein letzter Dreierversuch von Curry war zu lang. Sieg für die Hawks!
Die wichtigsten Statistiken
Atlanta Hawks (5) - Philadelphia 76ers (1) 103:100 (BOXSCORE), Serie: 2-2
- Die erste Halbzeit kann aus Sicht der Hawks-Offense gut und gerne als katastrophal bezeichnet werden. Die Hausherren hatten miserable Wurfquoten von 33,3 Prozent aus dem Feld (17/51) und 29,4 Prozent von Downtown (5/17) vorzuweisen. Atlanta ließ dabei auch offene Möglichkeiten aus der Distanz und selbst in Ringnähe liegen. In der Zone trafen die Hawks nur schwache 9/27 FG.
- Dennoch konnte Philly die Zone nicht so dominieren wie in den vergangenen Spielen. Das lag auch an Embiid, der über weite Strecken der Partie lieber außerhalb der Zone agierte - ohne Erfolg. Er kam nur auf 2 Abschlüsse in direkter Ringnähe, dafür stand er bei 2/9 aus der Mitteldistanz. Bei den Points in the Paint hatte Atlanta letztlich sogar einen leichten Vorteil (40:34).
- Im dritten Viertel schraubten die Hawks ihre Wurfquoten etwas in die Höhe, doch das änderte im Gesamtkontext wenig daran, dass es kein hervorragender Shooting-Abend für Atlanta war. Im Schlussabschnitt waren die Probleme wieder zurück, Atlanta beendete die Partie letztlich mit 36,6 Prozent aus dem Feld und einer Dreierquote von 30 Prozent (Philly: 43,5 Prozent FG und 40,7 Prozent Dreier)
- Dass die Hawks trotz dieser Quoten den Sieg klauten, lag auch an der Turnover-Diskrepanz. Die Sixers gaben 12-mal den Spalding aus der Hand, darunter 4 Ballverluste im vierten Viertel. Das waren genauso viele, wie sich Atlanta das komplette Spiel über leistete.
Hawks vs. Sixers: Die Stimmen zum Spiel
Joel Embiid (Sixers) über seinen vergebenen Korbleger kurz vor Schluss: "Ich konnte einfach nicht abheben. Normalerweise hätte ich versucht, den Ball zu dunken. Aber es gibt keine Ausreden. Ich muss besser spielen."
Clint Capela (Hawks) über Embiid: "Sobald du ihn etwas ausgelaugt hast, wird für ihn alles schwieriger. Wenn er müde wird, ist es ein anderes Spiel."
Der Star des Spiels: Trae Young
Auch wenn die Quoten des 22-Jährigen alles andere als überragend waren, war sein Einfluss auf das Spiel dennoch unverkennbar. Er setzte seine Teamkollegen teils hervorragend in Szene und übernahm in der Crunchtime dann selbst das Kommando. Sein eiskalter Floater brachte Atlanta wieder die Führung, dann behielt er von der Freiwurflinie die Nerven.
Der Flop des Spiels: Joel Embiid
In der zweiten Halbzeit war nichts von dem dominanten Embiid der ersten Partien zu sehen. Nach dem Seitenwechsel traf der Kameruner keinen einzigen seiner 12 Feldwurfversuche, auch sein letzter Versuch zur Führung war machbar - in den letzten 25 Jahren hatte niemand mehr Versuche ohne einen Treffer in einer Playoff-Halbzeit. Er wirkte definitiv nicht fit und versuchte sein Wurfglück teilweise zu erzwingen.
Die Szene des Spiels
Im dritten Viertel waren es auch die Poster-Slams von Collins - es waren drei an der Zahl innerhalb weniger Minuten -, die den Hawks neues Leben einhauchten. Vor allem erwähnenswert: der Putback-Dunk über Embiid Mitte des Durchgangs. Im Schlussabschnitt holte er dann auch noch einen Monster-Block gegen Harris raus.