NBA - Die wichtigsten Storylines vor dem Start der Training Camps: Wenn der Impfstatus zum Problem wird

Philipp Jakob
28. September 202111:30
Andrew Wiggins und Kyrie Irving könnten womöglich die Heimspiele ihrer Teams verpassen, wenn sie nicht geimpft sind.getty
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Ziemlich genau drei Wochen vor dem Start der neuen Saison steht am Dienstag der Start des Training Camps an. Der Impfstatus von Andrew Wiggins und Kyrie Irving überschattet allerdings die Saisonvorbereitung. Welche Probleme kommen auf die Warriors und Nets zu? SPOX stellt die wichtigsten Storylines zum Start der Vorbereitung vor.

Kann der Impfstatus mancher NBA-Stars zum Problem werden?

Die kurze Antwort: ja! Die NBA hat am Wochenende bekanntgegeben, dass sie eine Ausnahmeregelung für Warriors-Star Andrew Wiggins abgelehnt hat. Solange er nicht geimpft ist, wird er somit nicht an den Heimspielen in der Bay Area antreten dürfen, so besagt es eine lokale Verordnung.

Die Stadt San Francisco verlangt einen Nachweis für eine Impfung gegen das Coronavirus, um an Indoor-Events teilnehmen zu dürfen - außer bei medizinischen oder religiösen Ausnahmen. Dies gilt erst ab dem 13. Oktober, wenn die Regelung in Kraft tritt, und nur für das Heimteam als in der Stadt ansässiger Arbeitgeber.

Eine ähnliche Regelung gibt es auch in New York, von der Nets-Star Kyrie Irving betroffen sein könnte. In den anderen Standorten der NBA werden auch die nicht-geimpften Spieler auflaufen dürfen, sind aber teils härteren Restriktionen ausgesetzt.

Wiggins lehnt die Impfung bisher jedoch ab, bezieht sich auf Nachfragen auf eine "private Angelegenheit". Auf einen angesprochenen Gehaltsverlust, sollte er möglicherweise einen Großteil der Saison verpassen, reagierte er wirsch: "Das ist mein Problem, nicht euers."

NBA: Unruhe durch Impfgegner?

Der Impfstatus von Wiggins könnte allerdings sehr wohl zum Problem der Warriors werden, die Franchise ist laut San Francisco Chronicle "besorgt". Einerseits natürlich aus sportlicher Sicht, wenn ein wichtiger Starter des Teams fehlt.

Andererseits bringt das Thema Unruhe mit sich, womöglich auch intern. ESPN berichtete am Montag von gewissen Spannungen zwischen Team-Mitarbeitern, die einer Impflicht unterliegen, und den Impfverweigerern unter den Spielern. Die Spielergewerkschaft NBPA hat sich gegen eine Impfpflicht gewehrt, fast 40 Aktive sollen sich bisher gegen eine Impfung ausgesprochen haben, darunter neben Wiggins und Irving auch Bradley Beal.

"Jeder, der geimpft ist, sollte sauer auf diejenigen sein, die es nicht sind", wird ein anonymer Assistant Coach zitiert. "Nicht zu verlangen, dass NBA-Spieler geimpft werden, ist Pferdescheiße."

Sogar NBA-Legende Kareem Abdul-Jabbar schaltete sich gegenüber RollingStones in die Debatte ein: "Die NBA sollte darauf bestehen, dass alle Spieler und Mitarbeiter geimpft sind oder sie sollten nicht beim Team sein. Es gibt keinen Platz für Spieler, die willentlich die Gesundheit und das Leben ihrer Mitspieler, des Staffs oder der Fans riskieren, nur weil sie nicht in der Lage sind, die Ernsthaftigkeit der Situation zu begreifen oder die erforderliche Recherche zu betreiben."

Andrew Wiggins: Golden State Warriors sind "besorgt"

Irving betonte beim Media Day, dass er die Angelegenheit "privat halten" möchte, Kritik von den Teamkollegen wie Kevin Durant gab es nicht ("Das ist Kyries Sache und seine persönliche Entscheidung"). Doch geht das überhaupt, wenn er in den Augen vieler anderer die Gesundheit seines Umfelds gefährdet?

Rolling Stones geht in einem ausführlichen Bericht über die Impfgegner innerhalb der Association noch weiter, Irving habe zuletzt vermehrt Social-Media-Postings von Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit COVID-19 gelikt. Angeblich hätten sich Falschinformationen über die Corona-Impfstoffe bereits in Gruppen-Chats unter Spielern und in manchen Kabinen verbreitet.

Aufgrund des Corona-Protokolls der Liga konnte Irving nicht persönlich am Media Day teilnehmen, er musste via Zoom dazugeschaltet werden. Zwar sind 90 Prozent der NBA-Spieler geimpft, doch diese restlichen zehn Prozent, die täglich negative Tests vorweisen müssen, könnten für ihre Teams noch zum Problem werden. Im schlimmsten Fall, wenn sie in 41 der 82 Saisonspiele gar nicht antreten dürfen.

Andrew Wiggins und Kyrie Irving könnten womöglich die Heimspiele ihrer Teams verpassen, wenn sie nicht geimpft sind.getty

Die Ben-Simmons-Saga: Welche Seite gibt zuerst nach?

Ende Juni, nach dem (sehr wahrscheinlich) letzten Spiel von Ben Simmons im Sixers-Trikot, hätte es wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass sich die Saga um den ehemaligen Hoffnungsträger der Franchise bis zum Start des Training Camps hinziehen würde. Über die Monate wurde die Situation immer verfahrener, immer hässlicher.

Schon damals war eigentlich jedem Beobachter klar, dass Simmons bei den Sixers keine Zukunft mehr hat. Auch dem Guard selbst, der im August schließlich den Druck erhöhte und einen Trade forderte - und diesen nun mit einem Streik erzwingen will. Beim Media Day am Montag war er nicht anwesend, auch zum Training Camp wird er nicht erscheinen. Simmons will kein Spiel mehr für die Sixers absolvieren.

Weder von den öffentlichen Annäherungen von Coach Doc Rivers oder Teampräsident Daryl Morey, noch von einer Delegation einiger Teamkollegen - darunter Joel Embiid, Tobias Harris und Matisse Thybulle, die sich für einen Besuch bei Simmons in Los Angeles angekündigt hatten - ließ sich der 25-Jährige von einer Rückkehr überzeugen. Er hieß seine Kameraden noch nicht einmal willkommen, sondern gab laut The Athletic zu verstehen, dass sie lieber zuhause bleiben sollten. Er würde seine Meinung ohnehin nicht ändern.

Philadelphia 76ers: Eine Ablenkung namens Simmons-Dilemma

Das Problem: Simmons' Trade-Wert ist allem Anschein nach im Keller - auch wenn der neue Wolves-Boss Sachin Gupta angeblich extrem heiß auf eine Verpflichtung des Guards ist. Ein passendes Angebot konnte er Morey aber noch nicht vorlegen, zumindest ein aus Sixers-Sicht passendes.

Doch wie lange ist Philly gewillt, die Ablenkung namens Simmons-Dilemma über der Saison schweben zu lassen? Womöglich bis zur Trade Deadline, bis rivalisierende Teams verzweifelt sind und bessere Angebote vorlegen? Torpediert Philly damit aber nicht auch die eigenen Chancen, um den Platz an der Sonne in der Eastern Conference mitzuspielen, wenn der zweitbeste Spieler fehlt?

In den US-amerikanischen Medien ist immer wieder zu hören, dass Morey gewillt sei, auch höchst ungemütliche Situationen auszusitzen, anstatt von seinen Forderungen abzurücken. Hält auch Simmons dem öffentlichen Druck sowie Geldstrafen in Millionenhöhe stand? Oder wird Commissioner Adam Silver seinem Streik gar den Riegel vorschieben?

Die kommenden Wochen bis zum Saisonstart am 19. Oktober sollten die ersten Antworten auf diese Fragen bringen. Es gibt aber noch einige andere Themen, die die Association im Training Camp beschäftigen werden ...

Welche Free Agents 2022 kommen vorzeitig vom Markt?

In den vergangenen Jahren war auch Bradley Beal immer wieder Teil von Trade-Spekulationen. Im Sommer soll nach Informationen von The Athletic sogar Russell Westbrook versucht haben, Beal davon zu überzeugen, anderswo sein Glück zu suchen. Beal blieb bisher aber loyal.

Einen weiteren Beweis dafür könnte er schon in dieser Offseason erbringen, wenn er seinen Vertrag, aus dem er im Sommer 2022 aussteigen könnte (Spieleroption für 22/23 in Höhe von 37,3 Millionen Dollar), vorzeitig verlängert.

Die Wizards werden sicherlich versuchen, Beal genau davon zu überzeugen. Sie können ihm einen Vierjahresvertrag über 181,5 Mio. Dollar bieten, für den 28-Jährigen ergibt es aber am meisten Sinn, mit der Unterschrift zu warten. Denn als Free Agent im Sommer 2022 könnte er sogar fünf Jahre und 235 Mio. abgreifen.

Außer Beal ist auf finanzielle Sicherheit und langfristige Absicherung bedacht, wird er die vorzeitige Verlängerung zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht unterschreiben. Zudem sichert ihm das Abwarten mehr Flexibilität: Sollte sich der umstrukturierte Kader nicht als konkurrenzfähig erweisen, könnte sich Beal womöglich doch entweder per Trade-Forderung oder als Free Agent 2022 anderweitig umschauen.

Brooklyn Nets: Der Plan mit der Big Three

In diesem Fall wäre er wohl der Hauptpreis der nächsten Offseason. Aktuell stehen zwar auch Namen wie James Harden und Kyrie Irving auf der Liste potenzieller Free Agents, doch auch hier könnte sich vor dem Saisonstart noch etwas tun. Die Nets haben bereits mit Kevin Durant langfristig Nägel mit Köpfen gemacht, gleiches plant Brooklyn auch mit dem restlichen Teil der Big Three.

Apropos Verlängerungen: Auch einige Youngsters auf ihren Rookie-Verträgen haben bereits kräftig abkassiert, darunter Luka Doncic, Trae Young, Shai Gilgeous-Alexander und nun auch Michael Porter Jr. Bevor die reguläre Saison beginnt, könnten aus der Draft-Klasse von 2018 noch ein paar Namen hinzukommen, beispielsweise Deandre Ayton. Die Suns werden ihren aufstrebenden Star sicherlich nicht in die Restricted Free Agency gehen lassen wollen, Deadline für eine Rookie-Contract-Extension ist der 18. Oktober.

Wie stellen sich die Warriors-Youngster im Training Camp an?

Nun aber zum Sportlichen, auch in dieser Hinsicht bringt die Saisonvorbereitung natürlich allerhand spannender Fragen mit. Angefangen in San Francisco. Das Comeback von Klay Thompson wird wohl noch bis Weihnachten auf sich warten lassen, Wiggins könnte ausfallen - heißt mehr Spielzeit für die Youngster?

Wie die beiden Teenager Jonathan Kuminga (18 Jahre) und Moses Moody (19) sich im Training Camp und zum Auftakt ihrer NBA-Karriere bei den Warriors einfinden, wird spannend zu beobachten sein. Die Dubs jagen schließlich einer Championship hinterher, kann das junge Duo schon so früh in ihren Karrieren einen Beitrag zum "Winning Basketball" leisten?

James Wiseman gelang dies in der vergangenen Saison nicht. Beim Nr.2-Pick von 2020 wurde offensichtlich, dass Coach Steve Kerrs Unterfangen, die Playoff-Hatz mit Jugend forscht in Einklang zu bringen, kein leichtes war. Eine Meniskusverletzung aus der Vorsaison wird den 20 Jahre alten Center zum Start des Training Camps noch ausbremsen. Von ihm brauchen die Dubs einen Entwicklungsschritt, um wirklich um den Titel mitspielen zu können. Produktion von Kuminga und Moody wäre zusätzlich ein willkommener Bonus.

Wie sieht die Rotation der Los Angeles Lakers aus?

Keine halben Sachen mit LeBron James! Schon vor dem offiziellen Start der Saisonvorbereitung am Dienstag organisierte der King einen Wochenend-Trip mit Fokus auf Teambuilding-Maßnahmen nach Las Vegas mit seinen Lakers-Kollegen. Ein Mini-Camp vor dem Training Camp quasi, das laut The Athletic als "Katapult" für den Saisonstart dienen soll.

Die Lakers haben eine umfängliche Kaderumstrukturierung hinter sich, angefangen mit der Addition von Russell Westbrook. Die neue Big Three um Russ, LeBron und Anthony Davis will offenbar keine Zeit verlieren, um sich einzuspielen und die Liga - geht es nach den Wünschen der Beteiligten - in Angst und Schrecken zu versetzen.

Ob das wirklich gelingt, wird sich natürlich noch nicht im Training Camp, sondern erst in den anschließenden Monaten zeigen. Doch Coach Frank Vogel wird schon jetzt interessante Entscheidungen bezüglich seiner Rotation treffen müssen. Verbringt AD vermehrt Zeit auf der Fünf? Oder startet ein klassischer Center neben ihm, obwohl Dwight Howard und DeAndre Jordan keine Qualitäten als Stretch-Bigs mitbringen? Wird Westbrook in Lineups ohne LeBron von der Leine gelassen? Die ersten Preseason-Partien dürften spannend werden.

Hartenstein und Bonga: Der Kampf um die letzten Kaderplätze

Aus deutscher Sicht lohnt sich in den kommenden Wochen ein genauer Blick auf die Auftritte von Isaac Bonga und Isaiah Hartenstein. Beide müssen im Training Camp noch um ihren Platz im Kader kämpfen.

Hartenstein hat Mitte September einen Training-Camp-Deal bei den L.A. Clippers unterschrieben, kann also vor Saisonstart entlassen werden. Doch die Chancen des 23-Jährigen auf den 15. und letzten Kaderplatz bei den Clippers stehen gar nicht schlecht. Sein Hauptkonkurrent ist Harry Giles, der vergangene Saison für Portland nur zu Kurzeinsätzen kam (2,8 Punkte und 3,5 Rebounds in 9,2 Minuten).

Hartenstein konnte dagegen im Cavs-Trikot Pluspunkte sammeln. In Anbetracht seiner Stärke an den Brettern und seiner offensiven Gefahr in Ringnähe könnte er für die Clippers wichtig werden. L.A. fehlt Tiefe auf den großen Positionen, die mit Hartenstein oder Giles adressiert werden soll. Letzterer galt vor einigen Jahren als High-School-Phänomen und athletischer Finisher, konnte auch aufgrund von Verletzungen in der NBA aber bisher nie richtig Fuß fassen.

Bonga kämpft derweil ebenfalls mit einem ungarantierten Kontrakt um einen der drei verbliebenen Kaderplätze bei den Toronto Raptors. Seine ärgsten Konkurrenten sind Sam Dekker, Ishmail Wainright, Freddie Gillespie, Reggie Perry und Yuta Watanabe. Der 21 Jahre alte Deutsche könnte als starker Flügelverteidiger für Toronto interessant werden, er muss im Training Camp aber deutliche Verbesserungen bei seinem Dreier (30,2 Prozent Karrierequote) zeigen. Ansonsten wird es für Bonga eng.

NBA: Die Statistiken von Isaiah Hartenstein und Isaac Bonga in der Saison 2020/21

NameTeamG / MINPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Isaiah HartensteinNuggets30 / 9,13,52,80,551,3-
Cavaliers16 / 17,98,36,02,558,233,3
Isaac BongaWizards40 / 10,82,01,70,637,027,7