NBA: Machtdemonstration der Sixers gegen die Hawks - Bulls schlagen die Jazz - Bucks straucheln erneut
Von Philipp Jakob
Die Sixers haben Revanche für das Playoff-Aus in der Vorsaison genommen und die Hawks aus der Halle geschossen. Die Bulls sind mit einem Sieg gegen die Jazz zurück in der Spur, der Champion aus Milwaukee strauchelt dagegen erneut. Boston kassiert die nächste knappe OT-Pleite, R.J. Barrett wird zum Clutch-Helden und Warriors-Coach Steve Kerr will Superstar Stephen Curry traden.
Washington Wizards (5-1) - Boston Celtics (2-4) 115:112 2OT (BOXSCORE)
Hoch dramatisch, aber nicht immer schön anzuschauen - den Wizards wird letzteres herzlich egal sein. Dank des hart umkämpften Erfolgs in zweifacher Overtime steht Washington erst zum dritten Mal in der Franchise-Geschichte bei 5 Siegen und einer Niederlage, zuletzt gelang den Wizards dies in der Saison 2005/06.
Boston erwischte einen Horror-Abend in Sachen Shooting, die ersten 20 (!) Dreierversuche landeten nur am Ring, erst Payton Pritchard erlöste die Gäste nach drei Minuten im vierten Viertel mit dem ersten erfolgreichen Triple. Am Ende standen die Kelten bei 2/26 von Downtown (7,7 Prozent) - die zweitschlechteste Dreierquote der Ligahistorie in einem Spiel mit mindestens 25 Versuchen.
Dass Boston die Partie dennoch spannend halten konnte, lag einerseits an eigenen Offensiv-Problemen der Wizards (36,5 Prozent Feldwurfquote), andererseits an Jaylen Brown. Der Guard schulterte über weite Strecken die größte Last und kam auf 34 Punkte. Jayson Tatum erzielte 27 Punkte und schnappte sich 15 Rebounds (Career-High), traf aber nur schwache 10/32 aus dem Feld. Von Dennis Schröder (6 und 9 Assists bei 1/7 FG) kam offensiv ebenfalls zu wenig. Josh Richardson (18) und Al Horfords Defense (6 Blocks) waren dagegen Lichtblicke.
Mehrere Turnover kosteten Washington fast das Spiel, doch Spencer Dinwiddie (20, 6/18 FG) rettete nach einem Offensiv-Rebound seines eigenen Fehlwurfs die Wizards in die Overtime - vergab von der Linie aber die Chance auf die Führung wenige Sekunden vor dem Ende. Nach einem schwachen Start in die erste Verlängerung erzwang Beal schließlich die zweite OT, dort waren es Beal und Dinwiddie, die die Hausherren auf die Siegerstraße brachten. Ein vermasseltes letztes Play der Kelten, die nun in sechs Spielen fünf Overtimes auf dem Buckel haben, sorgte schließlich für die Entscheidung.
Beal avancierte mit 36 Zählern zum Topscorer seiner Farben (12/32 FG, dazu 7 Rebounds und 6 Assists), Montrezl Harrell steuerte 20 Punkte und 14 Rebounds bei, musste in der zweiten Overtime aber mit seinem sechsten Foul vorzeitig auf die Bank. Kyle Kuzma markierte 17 Zähler sowie einen neuen Karrierebestwert mit 17 Rebounds.
Detroit Pistons (1-4) - Orlando Magic (1-6) 110:103 (SPIELBERICHT)
New Orleans Pelicans (1-6) - New York Knicks (5-1) 117:123 (BOXSCORE)
Die Knicks setzen ihren Höhenflug zum Start der Saison fort, den fünften Erfolg im sechsten Spiel hat die Traditionsfranchise aus dem Big Apple in erster Linie R.J. Barrett zu verdanken. Der 21-Jährige toppte in New Orleans nicht nur sein persönliches Career High (35 Punkte), sondern war auch in den finalen Minuten mit Clutch-Heldentaten zur Stelle.
Die Gäste hatten die Partie über weite Strecken unter Kontrolle, das starke Shooting (19/33 Dreier) brachte den Knicks eine frühe Führung und einen komfortablen Vorsprung von bis zu 16 Zählern ein. Doch NOLA gab sich nicht geschlagen, auch ohne den weiterhin verletzten Zion Williamson - der vor der Partie ein Workout auf dem Court absolvierte, aber noch nicht hundertprozentig nach Topform aussah - und Brandon Ingram, der kurzfristig wegen Hüftproblemen aussetzen musste.
Dafür hielten Jonas Valanciunas (27 und 14 Rebounds, 10/15 FG), Devonte' Graham (17 und 8 Assists, 6/21 FG) oder Josh Hart (16) die Pelicans in Schlagdistanz. In der Crunchtime machten sie es mit einem 13:3-Lauf sogar richtig spannend. New Orleans war wieder auf 2 Zähler dran, dann kam aber Barrett: Erst versenkte er einen Dreier, dann fand er Taj Gibson für eine Dunk und ließ einen weiteren Pull-Up von Downtown folgen - der Dagger.
Barrett stand am Ende bei 12/18 Feldwurfversuchen und 6/8 Dreiern, zusätzlich wusste er mit 8 Rebounds und 6 Assists zu überzeugen. Ansonsten lieferten Kemba Walker (19 und 5 Assists) sowie Evan Fournier (19, 5/8 Dreier) Unterstützung, Julius Randle hielt sich erneut etwas zurück (10, 6 Rebounds und 4 Assists).
Indiana Pacers (1-6) - Toronto Raptors (4-3) 94:97 (BOXSCORE)
Scottie Barnes hat dem hervorragenden Start in seine NBA-Karriere das nächste Highlight aufgesetzt: Ein teaminterner Bestwert mit 21 Punkten bei effizienten 9/17 aus dem Feld, davon 11 im Schlussabschnitt, und zu guter Letzt bewies der 20-Jährigen auch noch starke Nerven, als er wenige Sekunden vor dem Ende wichtige Freiwürfe versenkte.
Für Raptors-Coach Nick Nurse gab es nur ein Manko: "17 Würfe in einem Spiel sind schon eine Menge Holz, das liebe ich. Aber das sind nicht genug." In den ersten drei Vierteln kam der Rookie nur auf 9 Abschlüsse in einer bis dahin äußerst ausgeglichenen Partie. Dann übernahm angeführt von Barnes aber Toronto mehr und mehr das Kommando, Fred VanVleet und Svi Mykhailiuk halfen mit jeweils 16 Punkten. Isaac Bonga kam genau wie Goran Dragic nicht zum Einsatz.
So setzten sich die Kanadier wenige Minuten vor dem Ende bis auf 8 Zähler ab, bevor Indiana einen späten Comeback-Versuch startete und Barnes die beiden Freebies zur 3-Punkte-Führung versenkte. Die Hausherren hatten noch die Chance auf den Ausgleich, doch der letzte Versuch von Domantas Sabonis (22 und 14 Rebounds) landete am Ring. Dennoch gab es aus Pacers-Sicht auch eine positive Nachricht zu vermelden. Caris LeVert feierte nach überstandenen Rückenproblemen sein Saisondebüt und kam in limitierter Einsatzzeit (16 Minuten) auf 15 Punkte.