In genau zwei Wochen startet die neue NBA-Saison. Höchste Zeit für einen Blick auf die Boston Celtics, die mit Dennis Schröder in neuer, alter Rolle und einem Star-Duo angreifen wollen. Die Bulls hämmern mit voller Wucht auf den "Win now"-Knopf und die Cavs hoffen auf die neuen Twin Towers der Zukunft.
Die Spielzeit 2021/22 rückt immer näher, zur Vorbereitung auf die neue Saison stellen wir Euch die Stärken und Schwächen aller 30 Teams vor. Hier geht es zu unserer Übersicht mit allen bisher erschienenen Previews.
NBA-Saisonvorschau BOSTON CELTICS
Boston Celtics: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Trade: Al Horford (Thunder), Josh Richardson (Mavericks), Juan Hernangomez (Grizzlies), Bruno Fernando (Hawks)
- Free Agency: Dennis Schröder (Lakers), Enes Kanter (Trail Blazers), Ryan Arcidiacono (Bulls)
Abgänge
- Trade: Kemba Walker (Thunder, mittlerweile Knicks), Tristan Thompson (Kings), Carsen Edwards (Grizzlies, mittlerweile entlassen)
- Free Agency: Evan Fournier (Knicks), Semi Ojeleye, Tremont Waters (beide Bucks), Tacko Fall (Cavs), Luke Kornet
Boston Celtics: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
36-36 (Platz 7 im Osten) | 113,1 (10.) | 111,8 (13.) | 1,2 (13.) |
Boston Celtics: Die Strategie in der Offseason
Statt des erhofften Angriffs auf den Titel nahmen die Kelten getroffen vom Corona-Dilemma und Verletzungssorgen in der vergangenen Saison einen Schritt zurück. Das hatte Konsequenzen: General Manager Danny Ainge nahm seinen Hut, Brad Stevens rückte ins Front Office und Ime Udoka übernahm das Taktikbrett an der Seitenlinie.
Stevens verschwendete als neuer Architekt des Teams keine Zeit. Er verschiffte Kemba Walker per Trade nach OKC und fädelte damit die Rückholaktion von Al Horford ein. Ein weiterer Deal brachte Josh Richardson nach dessen missratenem Mavs-Abenteuer an die Ostküste, der per Trade losgeeiste Juan Hernangomez soll das Feld für die Second Unit breitmachen, dazu kehrte auch Enes Kanter zurück.
Und schließlich gelang mit Dennis Schröder vielleicht das Schnäppchen des Sommers. Die Free-Agency-Wünsche des Deutschen erfüllten sich nicht, nun will er mit einem Einjahresvertrag (5,9 Mio. Dollar) in Boston seinen Marktwert aufmöbeln.
Wichtig aus Celtics-Sicht waren zudem die vorzeitigen Vertragsverlängerungen mit Marcus Smart sowie Robert Williams, die Abgänge von Evan Fournier, Tristan Thompson oder Publikumsliebling Tacko Fall nimmt man in Boston als Kollateralschaden einer umtriebigen Offseason in Kauf.
Boston Celtics: Die Schwachstellen
Die große Schwachstelle der Vorsaison war die überschaubare Tiefe im Kader. Die Bank lieferte ligaweit das drittschlechteste Scoring, dieses Problem wurde mit Schröder adressiert. Abgesehen von DS17, Horford und Kanter ist die Bank relativ jung und unerfahren - bringt aber Potenzial mit, wie zum Beispiel Payton Pritchard in der Summer League bewiesen hat.
Die schwache Tiefe insbesondere auf dem Flügel machte sich durch die Ausfälle von Jayson Tatum und Jaylen Brown 20/21 extrem bemerkbar. Oftmals war die Celtics-Offense darauf angewiesen, dass einer der beiden für sich kreiert. Nun sollen Schröder, Smart oder auch Horford mehr Playmaking abseits des Star-Duos liefern.
NBA-Preview: Der Kader der Boston Celtics
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Marcus Smart | Josh Richardson | Jaylen Brown | Jayson Tatum | Robert Williams |
Dennis Schröder | Payton Pritchard | Aaron Nesmith | Grant Williams | Al Horford |
Ryan Arcidiacono | Romeo Langford | Sam Hauser | Juan Hernangomez | Enes Kanter |
Jabari Parker | Bruno Fernando |
Boston Celtics: Der Hoffnungsträger
Auf Dennis Schröder wartet eine enorm wichtige Saison. Die Free Agency lief aus seiner Sicht enttäuschend, nun muss er Leistung zeigen, um im Sommer 2022 doch noch einen Zahltag abzusahnen. Aktuell spricht vieles dafür, dass Smart starten und Schröder von der Bank kommen wird. Akzeptiert er diese Rolle, könnte er neu aufblühen und eine OKC-ähnliche Saison hinlegen.
Als drittbester Scorer des Teams muss er Last von Tatums und Browns Schultern nehmen und der Bank einen Boost verleihen - genau das hat in Boston vergangene Saison gefehlt. Gelingt ihm das, kann er erneut um den Sixth-Man-of-the-Year-Award mitreden. Ansonsten kommt wie so oft vieles auf die Gesundheit der Stars an. Tatum war 20/21 von einer Corona-Infektion gebeutelt, Brown musste am Handgelenk operiert werden, ist aber wieder komplett fit.
Boston Celtics: Fazit
Der Kader der Kelten verspricht variable Lineups, mal etwas kleiner mit DS17 und Smart, mal etwas größer mit Horford neben Williams, mal etwas defensivlastiger mit Richardson. Udoka, eher ein Defensiv-Coach, wird mit Freude daran schrauben, wie er seine zwei All-Stars bestmöglich ergänzt.
Brown ist der Schritt zum All-NBA-Guard zuzutrauen, Tatum ein weiterer Entwicklungssprung Richtung absolute Elite. Dennoch reicht es für Boston nicht zur Spitze im Osten. Mindestens die Top 6 ist für die Kelten drin, finden die neuen Teile gut zusammen, ist vielleicht sogar ein Angriff auf den Heimvorteil möglich.
NBA-Saisonvorschau CHICAGO BULLS
Chicago Bulls: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Ayo Dosunmu (Nr. 38)
- Trade: Lonzo Ball (Pelicans), DeMar DeRozan (Spurs), Derrick Jones Jr. (Trail Blazers)
- Free Agency: Alex Caruso (Lakers), Tony Bradley (Thunder), Alize Johnson (Nets), Stanley Johnson (Raptors), Daniel Oturu (Grizzlies), Marko Simonovic (Mega Basket), Matt Thomas (Jazz)
Abgänge
- Trade: Tomas Satoransky, Garrett Temple (beide Pelicans), Daniel Theis (Rockets), Al-Farouq Aminu, Thaddeus Young (beide Spurs), Lauri Markkanen (Cavaliers)
- Free Agency: Ryan Arcidiacono (Celtics), Denzel Valentine (Cavaliers), Cristiano Felicio (ratiopharm Ulm)
Chicago Bulls: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
31-41 (Platz 11 im Osten) | 110,4 (21.) | 111,5 (12.) | -1,1 (20.) |
Chicago Bulls: Die Strategie in der Offseason
Klotzen statt kleckern hieß das Motto der Bulls. Den "Win now"-Status, den das Front Office um Arturas Karnisovas vor der Trade Deadline der Vorsaison angeschoben hat, hat Chicago im Sommer weiter untermauert. Und nun soll es tatsächlich auch mal mit der ersten Playoff-Teilnahme seit 2017 klappen.
Dafür soll die neue "Big Four" sorgen, das Duo Zach LaVine und Nikola Vucevic hat in Person von Lonzo Ball und DeMar DeRozan prominente Unterstützung bekommen. Der Preis für den Sign-and-Trade für Ball war moderat (Tomas Satoransky, Garrett Temple und ein Zweitrundenpick), könnte aufgrund der anhaltenden Tampering-Untersuchung der NBA aber noch teurer werden.
Der Point Guard ist ein guter Verteidiger und Passer, der seinen Dreier stark verbessert hat. In DeRozan kommt ein weiterer Playmaker und Scorer für die Offense, die einigen Gegnern Kopfzerbrechen bereiten sollte. Alex Caruso wurde zudem als Defensivkraft von den Lakers abgeworben.
Doch der Abgang von brauchbaren Rollenspielern wie Thaddeus Young und Al-Farouq Aminu im DeRozan-Deal (plus ein Erst- und ein Zweitrundenpick) wird schmerzen. Chicago ließ auch Daniel Theis in Richtung Houston und Lauri Markkanen in Richtung Cleveland ziehen, Derrick Jones Jr. und Tony Bradley sind aber kein echter Ersatz.
Chicago Bulls: Die Schwachstellen
Der dünn besetzte Frontcourt ist ein Grund zur Sorge in der Windy City, hinter den Startern Patrick Williams und Vucevic auf der Vier und Fünf wird es eng. Da Coby White (Schulter) den Saisonstart verpassen wird, fehlt zudem der Scorer von der Bank. Allerdings hat Chicago genügend Scorer und Ballhandler im Kader.
Dass LaVine, DeRozan und Vucevic jeweils gerne den Ball in der Hand haben und die Offense initiieren, sollte eine lösbare Aufgabe für Coach Billy Donovan sein. Spannender wird es da schon auf der anderen Seite. Das Trio ist nicht für seine Defensiv-Künste bekannt. Einer potenziell Top-10-Offense wird eine unterdurchschnittliche Verteidigung gegenüberstehen.
NBA-Preview: Der Kader der Chicago Bulls
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Lonzo Ball | Zach LaVine | DeMar DeRozan | Patrick Williams* | Nikola Vucevic |
Coby White** | Alex Caruso | Troy Brown Jr. | Derrick Jones Jr. | Tony Bradley |
Ayo Dosunmu | Matt Thomas | Stanley Johnson | Alize Johnson | Marko Simonovic |
Devon Dotson | Javonte Green | Daniel Oturu |
*derzeit verletzt, Rückkehr kurz nach Saisonstart möglich
**derzeit verletzt, Rückkehr im November möglich
Chicago Bulls: Der Hoffnungsträger
Zach LaVine hat in der vergangenen Saison den Sprung zum All-Star geschafft, hilfreich war dabei in erster Linie seine Entwicklung zu einem der besten und nun auch effizientesten Scorer der Liga. Der 26-Jährige geht topmotiviert in sein letztes Vertragsjahr, um im Sommer kräftig abzukassieren. 20/21 konnte er nur 15 Spiele gemeinsam mit Vooch absolvieren, die Bulls hoffen, dass das Duo mit einer komplett fitten Saison neue Höhen erreichen kann.
Zudem ist Chicago auf den nächsten Entwicklungsschritt von Williams angewiesen. Der Nr.4-Pick des Vorjahres hat sich bereits in seiner Rookie-Saison einen Namen als Defensiv-Stopper gemacht, an der Seite von DeRozan, Vucevic und Co. wird eine Menge Arbeit auf ihn zukommen. Allerdings verpasst er aufgrund einer Knöchelverletzung das Training Camp und womöglich auch die ersten Saisonwochen.
Chicago Bulls: Fazit
Die gute Nachricht: Die Bulls haben in der Offseason zweifelsohne ein Upgrade an ihrem Kader vorgenommen und sollten eine gute Rolle im Kampf um die Playoffs spielen. Die schlechte: Für mehr reicht es mit dieser Defense nicht - und selbst das Postseason-Ticket ist alles andere als garantiert.
Die Playoffs einzutüten wird nicht so leicht wie in manch anderen Jahren, das Mittelfeld im Osten ist nah beieinander. Auf Dauer könnte sich der Preis für die "Win-Now"-Moves als zu teuer herausstellen, vor allem wenn es nicht mit der Postseason klappt. Das offensive Talent im Kader wird den Bulls am Ende aber zumindest das Play-In-Turnier sichern.
NBA-Saisonvorschau CLEVELAND CAVALIERS
Cleveland Cavaliers: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Evan Mobley (Nr. 3)
- Trade: Ricky Rubio (Timberwolves), Lauri Markkanen (Bulls)
- Free Agency: Denzel Valentine (Bulls), Tacko Fall (Celtics), Kevin Pangos (Zenit St. Petersburg)
Abgänge
- Trade: Taurean Prince (Timberwolves), Larry Nance Jr. (Trail Blazers)
- Free Agency: Isaiah Hartenstein (L.A. Clippers), Matthew Dellavedova (Melbourne United)
Cleveland Cavaliers: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
22-50 (Platz 13 im Osten) | 105,2 (28.) | 113,5 (25.) | -8,3 (28.) |
Cleveland Cavaliers: Die Strategie in der Offseason
Small-Ball? Nicht mit den Cavs! Cleveland investierte im Sommer in seinen Frontcourt, wichtigster Neuzugang ist Nr.1-Pick Evan Mobley. Der 20-Jährige bringt Star-Potenzial mit und soll in Zukunft offenbar mit Jarrett Allen so etwas wie ein Twin-Towers-Lineup in Cleveland anführen. Letzterer bekam eine Vertragsverlängerung über fünf Jahre und 100 Millionen Dollar spendiert.
Damit aber noch nicht genug, Cleveland schnappte sich Restricted Free Agent Lauri Markkanen in einem Sign-and-Trade, der im Gegenzug Larry Nance Jr. nach Portland verfrachtete. Neben Mobley, Allen und Markkanen (und seit neuestem Tacko Fall!) ist auch Kevin Love weiterhin da, das Interesse an den verbliebenen zwei Jahren und 60,2 Mio. in seinem Vertrag ist und bleibt auf dem Trade-Markt eher gering.
Apropos Trade-Markt: Den sondierten die Cavs den Sommer über angeblich auch bezüglich Collin Sexton, der Guard wird Stand jetzt aber wohl Teil des Teams bleiben und als Restricted Free Agent in den kommenden Sommer gehen. Damit hat Cleveland eine weitere Saison Zeit, um den Backcourt mit Sexton und Darius Garland zu evaluieren, der in Person von Ricky Rubio einen erfahrenen Point Guard an die Seite bekommen hat. Der Spanier soll der Offense Struktur verleihen und "Sexland" wertvolle Tipps vermitteln.
Cleveland Cavaliers: Die Schwachstellen
Der Deal für Markkanen sorgte bei zahlreichen Beobachtern für Stirnrunzeln, schließlich sind die Starterposten im Frontcourt bereits besetzt, der Fit des Finnen in Cleveland eher fraglich. Er ist teurer als Nance Jr., der aber als wertvoller Rollenspieler und vielseitiger Verteidiger verloren geht.
Dabei war Isaac Okoro bei der Flügelverteidigung vergangene Saison bereits weitestgehend auf sich allein gestellt, auch der "Sexland"-Backcourt ist beim defensiven Potenzial beschränkt. Generell ist die Tiefe auf dem Flügel ein Problem.
Helfen wird Markkanen dafür beim Shooting. Die Cavs hatten 2020/21 die mit Abstand schlechteste Dreierquote vorzuweisen, der 24-Jährige versenkte vergangene Saison starke 40,2 Prozent von Downtown.
NBA-Preview: Der Kader der Cleveland Cavaliers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Darius Garland | Collin Sexton | Isaac Okoro | Evan Mobley | Jarrett Allen |
Ricky Rubio | Denzel Valentine | Cedi Osman | Lauri Markkanen | Kevin Love |
Kevin Pangos | Brodric Thomas | Dylan Windler | Dean Wade | Mfiondu Kabengele |
Lamar Stevens | Tacko Fall |
Cleveland Cavaliers: Der Hoffnungsträger
Ist Evan Mobley der zukünftige Franchise-Star, auf den die Cavs seit dem Abgang von LeBron James sehnsüchtig warten? Weder Sexton noch Garland erfüllten diese Erwartung, Cleveland fehlte lange Zeit ein echter Hoffnungsträger, der das Gesicht eines Playoff-Teams sein kann. Mobley soll genau das sein.
Der Big von USC wird als kommender All-Star gehandelt, mindestens. Defensiv ist er variabel einsetzbar, steht auch nach Switches seinen Mann. Am anderen Ende des Courts übernimmt er gerne Playmaking-Aufgaben und glänzt als Finisher am Ring. Als Vierer neben Allen sollte er funktionieren, allerdings wird er in seiner Rookie-Saison noch Zeit brauchen, körperlich muss er zulegen. Sein Potenzial lässt die Cavs-Fans aber schon jetzt nach mehr lechzen.
Cleveland Cavaliers: Fazit
Garland und Sexton haben im vergangenen Jahr vielversprechende Entwicklungen gezeigt, vor allem Letzterer muss aber noch beweisen, dass er nicht nur der Topscorer eines schlechten Teams sein, sondern auch zum "Winning-Basketball" beitragen kann. So steht auch in Jahr vier nach LeBron die Entwicklung der Talente um "Sexland", Okoro oder Mobley im Vordergrund - sofern sich nicht doch noch ein Trade für Ben Simmons materialisiert.
Cleveland hat in der Offseason mehr Talent angehäuft, das Team wird mehr Spiele gewinnen als im Vorjahr. Doch die Playoffs sind weiterhin ein Wunschtraum, zu stark ist der restliche Osten und zu viele Fragezeichen gibt es, wie dieses Cavs-Konstrukt auf dem Court zusammenpasst. Die Lottery wird auch 2022 mit den Cavs stattfinden.