Als LeBron James am Dienstagabend in Houston den Court des Toyota Centers betrat, war eigentlich alles wie in seinen 1.331 Spielen als Starter zuvor. Zugegeben, Mitspieler hat er in seinen 19 Jahren in der Association schon unzählige gesehen und seine Trikotfarben haben sich im Laufe der Jahre auch schon öfters geändert.
Dass die Fans reihenweise ausflippen und er der beste Spieler seines Team sein muss, ist dagegen nicht neu. Erst recht nicht mit seinen nun 37 Jahren. Neu war allerdings die Ankündigung des Hallensprechers wenige Minuten zuvor. "Starting Center, LeBron James."
Diese vier Wörter hatte noch nie ein Ansager in einer NBA-Halle über die Lippen gebracht, genauso wenig wie in irgendeiner anderen Halle in dieser Welt. "Ich bin noch nie in meinem Leben als Center gestartet", bestätigte James im Anschluss.
Es scheint nahezu unglaublich, dass LeBron, der in seiner Karriere alles gesehen und gewonnen hat, nun auf einer für ihn neuen Position aufläuft. Er muss auf einmal nicht mehr der beste, sondern auch noch der größte Spieler seines Teams sein. Diese Maßnahme mutete nach zuletzt fünf Niederlagen in Serie wie eine Verzweiflungstat an, könnte sich jedoch zu einer Win-Win-Situation entwickeln.
LeBron James und die Lakers in der Krise
Um die Hintergedanken dieser Maßnahme nachvollziehen zu können, müssen wir etwas tiefer in die derzeitige Situation der Lakers eintauchen. Die bisherige Saison ist aus ihrer Sicht eine ziemliche Katastrophe. Nichts anderes als die Championship war das erklärte Ziel der Offseason, davon ist das Team derzeit meilenweit entfernt.
Talen Horton-Tucker verpasste aufgrund Verletzungen und Leistungsschwankungen den erhofften nächsten Schritt, Anthony Davis fehlt erneut verletzungsbedingt, Star-Neuzugang Russell Westbrook passt bisher nicht ins System und viele Spieler landen immer wieder im Corona-Protokoll. Dazu kommt aktuell Platz 7 im Westen bei einer negativen Bilanz.
Nach einem schlimmen Saisonstart hatte sich das Team kurzzeitig gefangen, seit der Verletzung von AD hagelte es aber fünf Niederlagen in Serie. LeBron spielte zwar auf All-NBA-Niveau, Hilfe bekam er aber offensiv sowie defensiv viel zu wenig.
Lakers: Die Fehler liegt nicht bei LeBron
Als James noch vor wenigen Jahren zwei Cavs-Rumpftruppen in Folge in die Finals führte, war die Devise recht klar: LeBron + drei vernünftige Shooter + Tristan Thompson, der immerhin eine Maschine an den Brettern war, und ab geht die Post.
Bei den Lakers funktioniert das so nicht. Die beiden Big Men DeAndre Jordan und Dwight Howard sind bei weitem nicht mehr die Athleten früherer Tage, Westbrook ist der vielleicht schlechteste Shooting-Point-Guard der Geschichte und auch sonst wird viel und gerne daneben geworfen (Platz 17 bei der Dreierquote).
Um dieser Misere entgegenzuwirken, entschied Coach Frank Vogel von der heimischen Couch aus (Corona-Protokoll), seinen Star von Beginn an auf der Fünf starten zu lassen, nachdem er dieses Stilmittel in der bisherigen Saison schon einige Male über vereinzelte Stretches erfolgreich eingesetzt hatte.
Lebron James als Center der Lakers
"Die Jungs taten so, als wäre das keine große Sache gewesen, also sagte ich zu ihnen: 'Ich glaube nicht, dass ihr versteht, was dieser Typ da gerade getan hat. Er hat vier Viertel lang auf der Fünf gespielt und dort dominiert, während er eigentlich Point Guard war'. Dieser Typ ist unglaublich", sagte Interims-Coach David Fizdale nach dem Sieg über die Rockets, dem einzigen aus den letzten sieben Spielen.
Tatsächlich trug die Umstellung merklich Früchte. Ohne einen Non-Shooter auf der Fünf waren die Lakers deutlich variabler, erarbeiteten sich viele gute Würfe (auch wenn sie wie gewohnt einige liegen ließen) und trafen ihre Dreier (41,2 Prozent). Vor allem Westbrook profitierte von der Umstellung, er hatte schlichtweg viel mehr Platz für seine Drives, die ihn einst zu einem Superstar gemacht haben.
Für LeBron selbst war die Umstellung nicht dramatisch. "Ich kann jede Art von Basketball spielen. Das ist mein 19. Jahr und ich war meine gesamte Karriere über erfolgreich in der Offensive. Wenn wir groß spielen, bin ich erfolgreich, und wenn wir klein spielen, bin ich erfolgreich. Mein Spiel ist nicht eindimensional", sagte er.