Das neue Werkzeug von Luka Doncic: Post Ups
Luka Doncic spielt eine etwas eigentümliche Saison: Die nackten Zahlen klingen eigentlich nach MVP-Level (25, 9 und 9 im Schnitt), die Effizienz (Career-Low 53 Prozent True Shooting) tut es ebenso wenig wie die Tatsache, dass er außer Form bei den Mavericks erschien und zu Saisonbeginn vor allem defensiv überhaupt nicht auf der Höhe war.
Man muss ihm dabei ein Stück weit zugutehalten, dass sich seine Rolle unter dem neuen Head Coach Jason Kidd etwas verändert hat. Er gewöhnt sich noch daran, es hilft aktuell nicht, dass er sich nach zuvor Problemen am Knöchel nun mit einer Nackenverletzung herumplagt. Immerhin stimmen mittlerweile die Resultate, vor allem dank ihrer neuerdings exzellenten Defensive haben die Mavs 11 ihrer letzten 13 Spiele gewonnen.
Offensiv kann Dallas (Platz 17 ligaweit), kann Doncic jedoch mehr. Abgesehen davon, dass der Slowene in dieser Spielzeit einfach grauenhaft von der Dreierlinie trifft (29 Prozent!) und es so mies schon aus Prinzip nicht bleiben wird, gibt auch die schwache Effizienz bei Post-Ups einen gewissen Anlass zur Hoffnung.
Kidd mag dieses Play lieber als sein Vorgänger Rick Carlisle (wenn dieser nicht zufällig Dirk Nowitzki in seiner Prime hatte): Die Mavs nahmen über die vergangenen beiden Jahre 4 beziehungsweise 4,8 Prozent ihrer Abschlüsse aus dem Post-Up, in dieser Spielzeit ist der Wert auf 6,4 Prozent gestiegen, nur vier Teams stehen dabei vor ihnen.
Die Tendenz steigt - vor allem bei Doncic. Unter Carlisle setzte der Slowene seinen großen und massigen Körper nur selten im Post ein, vornehmlich dann, wenn er nach einem Switch kleine Gegenspieler vor sich hatte; dies sah man beispielsweise in der Playoff-Serie gegen die Clippers immer wieder, wenn er Patrick Beverley freundlich darauf hinwies, etwas zu klein für ihn zu sein.
Doncic nahm in der vergangenen Spielzeit insgesamt nur 6,6 Prozent seiner Abschlüsse im Post, nutzte diese aber überragend effizient (1,09 Punkte pro Play - 84. Perzentil). In den Playoffs ging der Anteil nach oben und das setzt sich nun fort; in dieser Spielzeit kommen 11,1 Prozent seiner Abschlüsse im Post, im Januar nutzt Doncic sogar fünf Plays pro Spiel via Wurf, Assist oder Turnover.
Es geht dabei auch längst nicht mehr nur gegen kleine Guards; Doncic postet regelmäßig auch mal gegen Spieler wie Nikola Jokic auf, die sogar noch etwas schwerer sind als er. Er profitiert dabei davon, dass Jalen Brunson nun neben ihm startet und auch mal für ihn initiieren kann - er spaziert des Öfteren aber auch einfach selbst in eine Post-Aktion.
Die Effizienz ist auch hier bei weitem noch nicht auf dem Niveau der Vorjahre - die Mavs generieren 0,9 Punkte aus Doncic-Post-Ups, gleichauf mit seinem Teamkollegen Kristaps Porzingis. Es hilft teilweise nicht, wie die Mavs den Court um ihn herum breit machen beziehungsweise wie sie das nicht schaffen, bisweilen verfehlt er auch einfach machbare Würfe.
Es zeigt sich jedoch regelmäßig, welches Potenzial in diesen Aktionen steckt. Doncic hat den Körper, den Touch, die Fußarbeit und die Übersicht, um ein Monster aus dem Post zu werden. Fast immer bindet er hier einen zweiten Gegenspieler - umso wichtiger ist es, dass die Teamkollegen die Situation um ihn herum richtig lesen.
Das funktioniert noch längst nicht immer und die Tatsache, dass außer Brunson und Josh Green nicht allzu viele Mavs dazu in der Lage sind, bei solchen Überzahlsituationen mit dem Ball in der Hand konsequent zu attackieren, ist nicht ideal, um das Potenzial zu maximieren. Bezeichnend: Selbst im 10-2-Januar haben die Mavs bloß die 23.-beste Offense der NBA.
Und trotzdem ... es steckt mehr in dieser Truppe. Schon durch eine bloße Steigerung von Doncic zurück auf seine normale Effizienz könnte dazu führen, dass das Team aus einigen sinnvollen Ansätzen noch deutlich mehr herausholt. Kombiniert mit der immer besseren Defense könnten die Mavs dann tatsächlich ein gefährliches Team werden.
Kevin Love: Zurück aus dem Fegefeuer
Die überraschend erfolgreiche Saison der Cavaliers, die ihr Siege-Over aus Las Vegas von vor der Saison jetzt schon übertroffen haben, hat viele Gesichter, angefangen mit den beiden (zumindest verdienten) All-Stars Darius Garland und Jarrett Allen sowie Rookie of the Year-Favorit Evan Mobley. J.B. Bickerstaff ist als Coach logischerweise auch zu nennen.
Auch Kevin Love muss hier jedoch mit erwähnt werden. Das letzte Verbindungsstück der Cavs zu ihrer einzigen Meistersaison 2016 hat schwierige Jahre hinter sich, in denen er seine Frustration über die jüngeren Teamkollegen mehr als einmal öffentlich demonstrierte. Er galt als Trade-, dann sogar als Buyout-Kandidat. Jetzt kann man ihn stattdessen zu den heißesten Konkurrenten von Tyler Herro um den Award des besten Bankspielers mitzählen.
Love übertrifft zum ersten Mal seit seiner letzten All-Star-Saison (17/18) 40 Prozent von der Dreierlinie und blüht in seiner limitierten Rolle auf - 14 Punkte erzielt er in bloß 21 Minuten auf dem Court. Sein Per-36-Minuten-Scoring ist sogar auf dem höchsten Level seit Minnesota-Zeiten (23,4 Punkte).
Der 33-Jährige spielt zudem mit einer Spielfreude, die man so seit vielen Jahren nicht mehr von ihm sehen konnte. Love nennt eins der besten Pump-Fakes der Liga sein Eigen. Regelmäßig lässt er einen, manchmal sogar mehrere Verteidiger ins Leere fliegen, ohne dabei einen Zentimeter von seiner Position abzuweichen.
Er bewegt sich clever abseits des Balles, spielt bisweilen überragende Pässe und ist immer noch in der Lage, Mismatches im Post zu bestrafen. Es ist kein Zufall, dass die eher durchschnittliche Offensive der Cavs um 3,3 Punkte pro 100 Ballbesitze besser wird, wenn er auf dem Court steht.
Defensiv opfert Cleveland mit Love zwar etwas, allerdings fungiert er eben auch als Backup für zwei der besten Big-Verteidiger der Liga. Und er bleibt trotz seiner Limitationen ein engagierter Teamverteidiger, der immerhin jede Menge Rebounds einsammelt.
Love leistet kurzum seinen Beitrag, ist auch als Mentor und einer der wenigen Veteranen im Team ein klar positiver Faktor. Bei all den positiven Entwicklungen in Cleveland ist diese Tatsache eine der größeren Überraschungen.