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NBA - Franz Wagner spielt sich ins Rookie of the Year-Rennen: Was sein Spiel so stark macht

Franz Wagner wird im Laufe seiner Rookie-Saison immer besser.
© getty

Franz Wagner spielt eine beeindruckende Saison bei den Orlando Magic und wird mittlerweile als legitimer Kandidat auf den Rookie of the Year-Award gehandelt. Was den 20-Jährigen so stark macht - und wie er sich verbessern kann, um tatsächlich ein Star in der NBA zu werden.

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Es ist überraschend unkompliziert, trotz der schwächsten Bilanz der Liga und diversen Ausfällen der vermeintlich besten jungen Spieler eine positive Stimmung beizubehalten. Die Magic sind dafür derzeit ein gutes Beispiel. Manchmal braucht es in der NBA "nur" Hoffnung. Und einen Hoffnungsträger. Diesen hat Orlando.

Die Magic wählten im Draft an Position 5 mit ihrem eigenen Pick in Jalen Suggs den designierten neuen Franchise Player, der sie bei Draft-Analysten quasi umgehend zum Gewinner des Abends machte. Der Guard hat sich jedoch den Daumen gebrochen, fällt schon länger aus und war schon zuvor nicht der beste Rookie in Disney World.

Diesen Status hat Franz Wagner inne - den Orlando an Position 8 mit dem Pick draftete, den sie für Nikola Vucevic aus Chicago bekommen hatten. Auch dieser Pick wurde positiv bewertet, der Berliner wurde allerdings eher als (guter) Rollenspieler eingeschätzt, diese Ansicht muss jedoch schon nach etwas weniger als einer halben Saison revidiert werden. Er ist mehr, kann mehr. Und er wird immer besser.

Giannis Antetokounmpo schwärmt von Franz Wagner

"Er ist wirklich gut", sagte kürzlich kein Geringerer als Giannis Antetokounmpo, nachdem Wagner dem amtierenden Champion aus Milwaukee 38 Punkte eingeschenkt hatte, sein stärkstes unter diversen starken Spielen in den vergangenen Wochen. "Er involviert seine Teamkollegen, er nimmt sich seine Abschlüsse. Ich glaube, es gibt kein Limit für ihn."

Das Milwaukee-Spiel war die größte Explosion, aber bei weitem nicht die einzige. Wagner hat drei der fünf besten Scoring-Leistungen aller Rookies in dieser Spielzeit hingelegt, führt die Frischlinge bei den Punkten pro Spiel (15,9) sowie den insgesamt erzielten Punkten (603) an. Tendenz steigend, seit dem 1. Dezember legt Wagner 19,3 Punkte pro Spiel auf und wurde folgerichtig nun auch zum Eastern Conference Rookie des Monats gekürt.

Er profitiert fraglos von seiner Rolle in einem dezimierten und ohnehin nicht hochkarätig besetzten Magic-Team, aber man kann Wagner schwerlich als gewissenlosen Gunner bezeichnen. Mit Ausnahme des Monats November spielt er effizienten Basketball, kratzte im Dezember gar an 50/40/90-Splits. Dabei wachsen sein Repertoire und seine Rolle beständig.

Franz Wagner: Seine Statistiken von Monat zu Monat

MonatSpielePunkteFG%3FG%FT%AssistsUsage-Rate
Oktober713,949,443,871,41,917,3
November1513,140,030,478,02,720,2
Dezember1419,547,640,488,93,124,7
Januar218,048,133,381,82,525,5
Gesamt3815,945,137,083,62,721,7

Wagner gefiel von Beginn an durch seine Spielintelligenz und Fußarbeit; in den ersten Saisonwochen versenkte er mit einigen Ausnahmen vor allem offene Sprungwürfe und zog gegen zu aggressive Closeouts zum Korb, um dort hochprozentig abzuschließen. So ähnlich sah sein offensives Jobprofil auch schon in Michigan aus, auch wenn der Dreier in der NBA zunächst besser fiel als zu irgendeinem Zeitpunkt am College.

Wagner ist nicht der explosivste Athlet, hat jedoch eine außergewöhnliche Körperkontrolle und guten Touch, sodass er bei seinen Drives oft auch sehr unkonventionelle Würfe im Korb unterbringen kann. Teamkollege Terrence Ross verglich ihn kürzlich mit einem etwas größeren Gordon Hayward, ein nicht unpassender Vergleich.

Wagners Länge hilft ihm sehr, auch defensiv. Er spielt mit der richtigen Arbeitseinstellung und ist schon jetzt gut darin, gegen völlig verschiedene Offensivspieler ein Hindernis darzustellen. Sein Two-Way-Game macht ihn für Head Coach Jamahl Mosley so wertvoll, dass dieser ihn bisher kein einziges Mal weniger als 26 Minuten spielen ließ.

"Was bei ihm besonders hervorsticht, abgesehen vom Basketball-IQ, ist sein Wetteifer", lobte Mosley kürzlich. "Er will alles die ganze Zeit richtig machen. Er ist dabei sehr hart zu sich selbst, weil er sehr hohe Ansprüche an sich selbst hat."

Franz Wagner: System- vs. Self-Creation

Dazu ist er eine Art Iron Man: Wagner hat bisher kein Spiel verpasst, kaum zu glauben in der aktuellen Saison. Angesichts der Ausfälle insbesondere im Backcourt bot sich Mosley daher die Möglichkeit, Wagner in verschiedenen Rollen auszuprobieren, zuletzt überzeugte er sogar als Point Forward. Hier könnte ein Schlüssel für den nächsten Schritt liegen.

Wagner war zunächst primär Systemspieler, ein guter Passer, der jedoch einen Großteil des Spiels abseits des Balles verbrachte. Bei vielen seiner Abschlüsse war er auf die Creation anderer angewiesen, beziehungsweise er musste in Szene gesetzt werden. Über die vergangenen Wochen offenbart er hingegen selbst die Fähigkeit, sich oder andere in Szene zu setzen.

Seine Zeit am Ball wächst: Wie Bryan Kalbrosky (HoopsHype) herausgefunden hat, hatte Wagner in seinen ersten 23 Spielen 2,3 Sekunden pro Touch den Ball in der Hand. Seither ist diese Zeit pro Touch auf fast 4 Sekunden gestiegen, die Magic übertragen ihm immer mehr Verantwortung.

Wagner lernt in dieser neuen Rolle zwar noch, hat nun aber schon einige Male starke Pässe aus dem Pick'n'Roll gespielt. Auch hier profitiert er von der Tatsache, dass er als Playmaker zumeist größer ist als seine Gegenspieler. In Orlando wurden da nicht ganz zu Unrecht schon einige Erinnerungen an Hedo Türkoglu wach.

Franz Wagner entwickelt gute Chemie mit den Magic-Bigs.
© nba.com/stats
Franz Wagner entwickelt gute Chemie mit den Magic-Bigs.

Franz Wagner: Was ihm noch fehlt

Auch sein Profil als Scorer hat sich bereits verändert. Er sagt als Ballhandler nun etwas häufiger seine eigene Nummer an und sucht aggressiver den eigenen Wurf. Über die vergangenen Wochen packte er des Öfteren einen Stepback-Dreier aus, der zu Saisonbeginn noch nicht zu sehen war.

Derzeit geht noch 84 Prozent seiner Dreier ein Assist voraus, bei seinen Field Goals allgemein sind es 53 Prozent (via nba.com/stats). Das ist recht viel, aber Wagner deutet an, dass sich dieser Anteil mit der Zeit verringern könnte. Schon jetzt nimmt er häufiger Abschlüsse aus dem Dribbling, als er es in Michigan tat.

Wagner ist noch nicht gut darin (nur 10/35 FG bei Pullup-Jumpern), generell fehlt ihm Stand jetzt ein Midrange-Game. Mit seinem weichen Händchen, der Länge und der Fähigkeit zum Tempowechsel spricht aber nichts dagegen, dass er sich dieses noch aneignen kann. So könnte er zum legitimen Three-Level-Scorer werden, wie es die besten Scorer der NBA zumeist sind.

Franz Wagner haut neuerdings öfter mal einen Stepback-Dreier raus.
© nba.com/stats
Franz Wagner haut neuerdings öfter mal einen Stepback-Dreier raus.

Franz Wagner: "Nur eine Frage der Zeit"

Bis dahin ist es natürlich noch ein weiter Weg - aber einen solchen hat Wagner auch schon jetzt hinter sich. Er wird beständig sicherer, fast egal, was um ihn herum passiert. "Er hat eine Chance Rookie of the Year zu werden", sagte Bucks-Center Bobby Portis. "Er spielt mit Swag. Er spielt hart und lässt das Spiel zu sich kommen. Es ist wunderbar zu sehen."

Es ist offen, ob er in einem starken Rookie-Jahrgang am Ende die Krone verliehen bekommt, auch wenn er im nba.com-Ranking derzeit tatsächlich an Position 1 steht. Die beste Saison eines deutschen Rookies legt er in jedem Fall schon hin. Und, wichtiger: Er wirkt wie ein Building Block, auf den seine Franchise in einer hoffentlich wieder etwas konkurrenzfähigeren Zukunft bauen kann.

"Es war nur eine Frage der Zeit. Franz ist ein phänomenaler Spieler. Wir haben es im Training Camp jeden Tag gesehen, wie gut er war", sagte Teamkollege Wendell Carter Jr. "Ich wusste, dass es passieren würde, weil seine Fundamentals so gut sind. Er hat einen sehr hohen IQ für das Spiel, und das hier ist erst der Anfang."

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