PLATZ 3: JOEL EMBIID (Philadelphia 76ers)
- Platzierung im Vormonat: nicht gerankt
- Teambilanz: 29-19, Platz 5 in der Eastern Conference
- Stats 2021/22: 28,9 Punkte, 10,7 Rebounds, 4,3 Assists und 1,5 Blocks bei 49,7 Prozent aus dem Feld und 36,5 Prozent von Downtown (in 37 von 48 Sixers-Spielen)
Selbstvertrauen war bei Joel Hans Embiid noch nie ein Problem - erst recht nicht, wenn er solch einen Lauf hinlegt. Seit gut fünf Wochen dominiert der Kameruner die Parkette der Association, schüttelt locker-flockig Spiele mit 50 oder 40+ Punkten aus dem Handgelenk, knackt achtmal in Folge die 30-Zähler-Marke und in der Defense hält er die Sixers auch noch zusammen. Embiid schultert derzeit sein Team, wie es nur die absoluten Superstars machen.
Dafür hat er sich quasi in einen Hybrid aus zahlreichen Legenden verwandelt. "Wann immer ich will, bin ich in der Lage, wie Shaq zu spielen. Und wann immer ich will, bin ich in der Lage, Dirk zu sein oder Kobe oder MJ", sagte Embiid in der vorigen Woche. Tatsächlich belegt er diese Behauptung auf dem Court, Embiid hat über die Jahre Würfe wie den einbeinigen Fadeaway von Nowitzki oder Moves von Bryant und Jordan adaptiert.
"Aus dem Dribbling werfen, Pullups, Ballhandling, ich habe mir eine Kombination aus all dem für meine Offense angeeignet", erklärte Embiid. Die Zahlen bestätigen diese Variabilität: Bei der Dreierquote flirtet er mit einem Career-High (36,5 Prozent bei 3,4 Versuchen pro Partie), gleichzeitig generiert er 1,10 Punkte pro Ballbesitz aus dem Post heraus - Bestwert in der NBA. In der Restricted Area trifft er knapp 73 Prozent seiner Versuche, aus der Mitteldistanz sind es 43,9 Prozent, ein ähnlicher Wert wie der von LeBron James. Auch beim Playmaking zeigt er kontinuierlich Fortschritte.
Embiid vereint die verschiedenen Stile zu purer Dominanz. Auf die Frage von Teamkollege Tyrese Maxey vor dem Spiel gegen Orlando, ob er dieses Mal mehr Dirk oder mehr Shaq sein werde, antwortete Embiid deshalb: "Ich werde Joel sein." Das Resultat waren 50 Punkte in nur 27 Minuten.
Eine längere, verletzungsbedingte Zwangspause im November hatte Embiid bislang den Sprung in die Top 5 verwehrt, mittlerweile hat er in Sachen Einsätzen aber KD überholt und lungert in den Gefilden von Giannis Antetokounmpo.
An dem kommt Embiid zwar noch nicht vorbei, durch sein Vorpreschen in den vergangenen Wochen ist er aber aus dem MVP-Rennen nicht mehr wegzudenken. Die Glanztaten des Centers beflügelten die Sixers ganz nebenbei zu 13 Siegen aus 16 Spielen, wodurch sich Philly nach einem durchwachsenen Start langsam in der Ost-Elite zurückmeldet. Wäre jetzt nicht eine gute Gelegenheit, das noch unberührte Simmons-Asset in Unterstützung für Embiid umzuwandeln, Herr Morey?
PLATZ 2: GIANNIS ANTETOKOUNMPO (Milwaukee Bucks)
- Platzierung im Vormonat: 4
- Teambilanz: 30-20, Platz 6 in der Eastern Conference
- Stats 2021/22: 28,6 Punkte, 11,2 Rebounds, 6,0 Assists und 1,5 Blocks bei 53,1 Prozent aus dem Feld und 28,3 Prozent von Downtown (in 40 von 50 Bucks-Spielen)
Auf den ersten Blick ist bei Giannis alles beim Alten. Der Grieche legt fast identische Stats wie in der Vorsaison auf, bei leichten Abstrichen in Sachen Effizienz (61,3 Prozent True Shooting zu 63,3 im Vorjahr). Blickt man bis 2018/19 zurück, seiner ersten von bislang zwei MVP-Saisons, so bewegen sich Antetokounmpos Statistiken in insgesamt vier Spielzeiten auf einem ähnlichen Niveau. Doch langweilig wird die Giannis-Show dadurch beileibe nicht.
Dafür sorgt er einerseits mit individuellen Auftritten wie beispielsweise gegen die Warriors Mitte Januar, als er gnadenlos über MVP-Konkurrent Curry und dessen Dubs stampfte (30-Punkte-Triple-Double in 30 Minuten beim Blowout-Sieg). Andererseits mit irren Highlight-Plays wie Ende Dezember, als er den bemitleidenswerten Freddie Gillespie auf dem Weg zum Poster-Dunk einfach so überrannte. Oder auch mit seiner beeindrucken Evolution als Passer.
Antetokounmpos defensiver Einfluss soll hier ebenfalls nicht zu kurz kommen. Ohne echten Center auf dem Court übernimmt Giannis die Aufgabe des Ringbeschützers mit Bravour. Gegner treffen in direkter Ringnähe nur 47,1 Prozent ihrer Versuche, der beste Wert in NBA unter allen Spielern, die mindestens 4 solcher Abschlüsse verteidigen. Selbst Rudy Gobert (49,4 Prozent) kommt nicht an diesen Wert heran.
Durch die Abwesenheit von Draymond Green hat sich Giannis so mittlerweile wohl in die Pole Position im DPOY-Rennen gespült. Warriors-Coach Kerr bezeichnete den Bucks-Star aufgrund dessen Vielseitigkeit in Offense und Defense gar als "ultimative Waffe". Wenn Milwaukee nicht zuletzt sechs von acht Spielen abgegeben hätte, hätte es für den Greek Freak vielleicht sogar für Platz 1 im Ranking gereicht.
PLATZ 1: NIKOLA JOKIC (Denver Nuggets)
- Platzierung im Vormonat: 3
- Teambilanz: 26-21, Platz 6 in der Western Conference
- Stats 2021/22: 26,2 Punkte, 13,8 Rebounds, 7,6 Assists und 1,4 Steals bei 57,1 Prozent aus dem Feld und 37,1 Prozent von Downtown (in 42 von 47 Nuggets-Spielen)
Solange sich Giannis und Co. aber bilanztechnisch nicht allzu weit von Denver absetzen können, belohnen wir an dieser Stelle den Joker für seine immer noch überragende Saison. Allein wer solche Dimes als "normalen Pass" bezeichnet und die auch noch in schöner Regelmäßigkeit aus den schwierigsten Situationen heraus aus dem Hut zaubert, muss irgendwie Anerkennung finden.
Bislang stand ihm die Teambilanz im Weg, um trotz historischer Stats Curry und Durant von den Spitzenpositionen zu verdrängen. Die haben sich nun aber entweder selbst vom Platz an der Sonne geballert oder sind vom Verletzungspech verfolgt, was den Weg für Jokic endgültig freimacht. Übrigens: In der (zugegeben umstrittenen) MVP-Saison von Russell Westbrook 2016/17 standen dessen Thunder bei einer Siegquote von 57,3 Prozent (47-35) und Platz 6 im Westen. Denvers Siegquote (55,3 Prozent) ist nur marginal schlechter.
Der amtierende Würdenträger zeigt nach der Hälfte der Saison keinerlei Abnutzungserscheinungen. In einem Nuggets-Team, das zwei der drei besten Spieler vermisst, liefert der 26-Jährige gegen den alleinigen Fokus gegnerischer Defenses weiterhin einen Karrierebestwert beim True Shooting (65,2 Prozent). Niemand hat je eine bessere PER- (33,1) oder Box Plus/Minus-Saison (14,2) hingelegt. Mit Jokic sind die Nuggets laut Cleaning the Glass 25,7 Punkte pro 100 Ballbesitze besser als ohne ihn. Einfach ein absurder Wert.
Sein oben erwähnter Pass aus einem Double-Team quer über das ganze Feld legte den Gamewinner von Aaron Gordon gegen die Clippers auf. Es war Assist Nummer 10 für den Serben an diesem Abend, der sein 10. von mittlerweile 11 Triple-Doubles eintütete (Ihr ahnt es, keiner hat diese Saison mehr). Dazu garnierte Jokic seinen Auftritt mit 49 Punkten und 14 Rebounds. Ein ganz normaler Arbeitstag halt.