Die NBA ist nach dem All-Star-Break wieder da, höchste Zeit für uns, mal wieder das Postfach zu leeren. Wir blicken auf die komplizierte Situation um Zion Williamson in New Orleans, die aktuelle Parität und die Dragic-Personalie.
Die NBA ist zurück aus der All-Star-Pause und biegt in das letzte Saisonviertel vor den Playoffs ein. SPOX-Redakteur Robert Arndt beantwortet Eure Fragen rund um die beste Basketballliga der Welt.
NBA Mailbag: Gibt es ein Zion-Problem bei den Pelicans?
SPOX-User hesitation: Gibt es ein Zion-Problem bei den Pelicans? Muss die Franchise handeln und einen Trade ihres Superstars erwägen?
Zunächst zur ersten Frage: Problem ist hier etwas kurz gegriffen, da die Situation sehr vielschichtig ist. Da wäre zunächst der Umstand, dass Williamson von 204 möglichen Spielen gerade einmal 85 absolviert hat. Grund dafür waren gleich zwei schwere Verletzungen, in seiner Rookie-Saison ein gerissener Meniskus, nun ein komplizierter Fußbruch. Hinzu kommen eine kleinere Daumenverletzung sowie ein gebrochener Finger in der Vorsaison.
Vor allem die Knie- und Fußverletzung sind ob Zions Gewicht (man spekuliert über rund 130 Kilo bei 1,98 Meter Körpergröße) alarmierend und es ist für den Moment völlig unklar, ob Zion in dieser Saison überhaupt noch einmal spielen kann. Hinzu kommen die Probleme mit dem Management, wobei Pelicans-Boss David Griffin nicht immer die beste Figur abgegeben haben soll.
Darauf basierend soll es Williamson und seinem Camp an Vertrauen gegenüber Griffin mangeln, der sich insbesondere bei der Entlassung von Coach Alvin Gentry und beim Trade von J.J. Redick nicht mit Ruhm bekleckerte. Jener Redick war es aber auch, der Williamson in aller Öffentlichkeit scharf kritisiert. Es ist eine Sache, wenn sogenannte Experten Hot Takes ausspucken, es ist eine andere, wenn ein respektierter NBA-Veteran und Ex-Mitspieler ein solch vernichtendes Urteil fällt.
Nun aber zum zweiten Teil der Frage. Es sollte zunächst einmal unbestritten sein, dass Zion der beste Spieler der Pelicans ist und dieses Team transformiert - wenn er auf dem Feld steht. Ein Typ mit der Figur eines Shaquille O'Neal, der gleichzeitig wie ein Guard dribbeln kann, gibt es vielleicht jede Generation einmal, wenn überhaupt. Sollte also New Orleans mit dem Gedanken spielen, Zion traden zu wollen, sollten sie sich schon sehr sicher sein, dass er aufgrund von Verletzungen nicht mehr lange in der NBA spielen kann - oder nicht mehr lange in New Orleans spielen will.
Zion Williamson: Die Crux mit der Qualifying Offer
Gerne wird an dieser Stelle angemerkt, dass der angeblich unzufriedene Zion der erste Star sein könnte, der eine maximale Rookie Extension ausschlägt (er kann diesen Sommer vorzeitig für bis zu 5 Jahre und 181 Mio. Dollar verlängern) und stattdessen die Qualifying Offer über ein Jahr, die ein Team einem angehenden Restricted Free Agent vorlegen muss, für 2023/24 annimmt.
Das wäre wohl die letzte Eskalationsstufe, sollte Zion tatsächlich keine Lust auf die Pelicans-Franchise haben und seine Zukunft nicht in New Orleans sehen. Im darauffolgenden Sommer wäre Williamson Unrestricted Free Agent und könnte sein nächstes Team frei wählen. Die Pelicans würden ihn ohne Gegenwert verlieren.
Gegen diese Theorie spricht aber einiges, vor allem seine Verletzungshistorie. Stattdessen wird New Orleans Williamson im Sommer das Maximum bieten - womöglich mit gewissen Klauseln, die vor weiteren verletzungsbedingten Ausfällen schützen - und Zion sollte das auch annehmen. Die Pelicans können so im Idealfall einen weiteren Anlauf mit einem jungen, interessanten Kern um Zion, C.J. McCollum und Brandon Ingram starten.
Und wenn Williamson doch weg will? Der Trend der vergangenen Jahre in der NBA ist es, erst das Geld zu sichern und später zu schauen, wie oder wo es weitergeht. Das war beispielsweise im Falle von Ben Simmons zu sehen, schließlich forderte dieser einen Trade mit noch vier Jahren Vertrag und bekam letztlich seinen Wunsch (auch wenn ihn dies mehrere Millionen und über ein halbes Jahr kostete).
Demgegenüber steht, dass Zion gar nicht so sehr auf sein NBA-Geld angewiesen ist. Diese Saison kommt der 21-Jährige auf "nur" 10,7 Millionen Dollar Gehalt, fast doppelt so hoch sollen seine jährlichen Einnahmen aus Werbedeals mit Jordan, Gatorade, Mountain Dew und NBA2K sein. Und auch die Qualifying Offer hätte ein Volumen von 17,6 Millionen - ein amtlicher Batzen.
Doch auch hier gibt es noch einen Haken. Um die volle QO zu erhalten, muss Zion 22/23 die sogenannten Starter-Kriterien erfüllen. Er muss also entweder in der Hälfte aller Spiele starten oder über die Saison mindestens 2000 Minuten absolvieren. Mit seiner Verletzungshistorie keine Selbstverständlichkeit. Schafft er es nicht, ist die Qualifying Offer nur noch rund 7 Millionen wert.
NBA: Warum haben die Raptors Dragic nicht spielen lassen?
SPOX-User Ralfiye: Warum haben die Raptors, die meiner Meinung nach keinen Backup-Guard haben, Dragic nicht spielen lassen und jetzt sogar abgegeben? Und das bei einer (effektiv) nur Acht-Mann-Rotation.
Auf dem Papier ist es völlig richtig, dass den Raptors ein Backup-Spielmacher fehlt, doch Toronto löst das etwas anders. Mit Fred VanVleet gibt es nur einen klassischen Spielmacher in der Raptors-Rotation, Malachi Flynn oder Dalano Banton erhalten nur sporadisch das Vertrauen von Coach Nick Nurse.
Das ist entscheidend. Wer sich nicht dessen Vertrauen erarbeitet, der spielt unter dem Meister-Coach von 2019 auch nicht, sodass die Raptors häufig nur acht Mann einsetzen, wie es eigentlich nur in den Playoffs Usus ist. Das Playmaking wird dabei aber auf mehrere Schultern verteilt, mit Pascal Siakam, Scottie Barnes oder auch O.G. Anunoby gibt es weitere gute Passgeber, die eine Offense am Laufen halten können.
Ich selbst hatte Zweifel angemeldet, ob die Raptors genug scoren können, Platz 14 im Angriff ist Mittelmaß, aber noch im grünen Bereich, denn ein echter Contender sind die Kanadier ohnehin nicht. Ob Dragic geholfen hätte? Vielleicht, aber der Slowene machte schnell klar, dass er in Toronto nicht spielen will, entsprechend einigte man sich, dass er sich abseits des Teams fit hält. Die fünf Spiele, die Dragic für die Raptors absolvierte, waren ebenso keine Offenbarung, sei es aus Lustlosigkeit oder weil der Slowene doch nicht mehr der Gleiche wie noch in der Bubble ist.
Der Oldie war im Sign-and-Trade-Deal von Franchise-Ikone Kyle Lowry letztlich nur schmückendes Beiwerk, aus dem die Kanadier sogar noch etwas Profit schlagen konnten, indem sie ihn zur Trade Deadline gegen Thaddeus Young eintauschten. Ob der Big Man großartig helfen kann, wage ich aber zu bezweifeln. Es hat schon seine Gründe, warum der Forward in San Antonio kaum Minuten sah.
Ist die NBA ausgeglichen wie lange nicht mehr?
SPOX-User wuestenwolf: Ist die Liga derzeit so ausgeglichen wie seit Jahren nicht mehr? Keine Superteams mit mehr als zwei Superstars (Westbrook und Simmons zähle ich nicht dazu). Gibt es überhaupt noch einen klaren Meisterschaftsfavorit? Wen seht ihr stärker: immer noch den Westen oder mittlerweile den Osten?
DEN klaren Meisterfavoriten gibt es nicht, das ist wahr, hat aber auch Gründe. Waren wir uns vor der Saison nicht alle einig, dass die Brooklyn Nets der klare Favorit auf den Titel sind? Die Kyrie-Situation, die KD-Verletzung, der Harden-Trade - all das hat dieses Unternehmen etwas torpediert.
Wir können an dieser Stelle auch die Milwaukee Bucks nennen, bei denen Anker Brook Lopez nur ein Spiel wegen Rückenproblemen absolviert hat. Beide Teams wären turmhohe Favoriten im Osten, stattdessen ist das Rennen aufgrund der Verletzungs- und anderer Sorgen nun weit offen. Ähnlich ist das im Westen, wo es derzeit schwer vorstellbar ist, dass der West-Vertreter in den Finals nicht Golden State oder Phoenix heißen wird.
Hier berauben Verletzungen die Dichte an der Spitze - namentlich Denver und die Clippers. Letztere wären mit Kawhi Leonard und Paul George mein Pick für die kommende Saison. In der aktuellen Spielzeit hat so ziemlich jeder Contender Verletzungssorgen, wenn wir mal die Miami Heat, inzwischen die Philadelphia 76ers und die Boston Celtics ausklammern. Hier mal die Liste der (selbsternannten) Titelanwärter und die derzeitigen Ausfälle von Schlüsselspielern:
Team | Verletzte Spieler |
Phoenix Suns | Chris Paul |
Golden State Warriors | Draymond Green |
L.A. Clippers | Kawhi Leonard, Paul George |
Denver Nuggets | Jamal Murray, Michael Porter Jr. |
Los Angeles Lakers | Anthony Davis |
Brooklyn Nets | Kevin Durant, Ben Simmons |
Milwaukee Bucks | Brook Lopez |
Chicago Bulls | Lonzo Ball, Alex Caruso |
Das sind nur die Verletzungen, die es derzeit zu beklagen gibt und die für mehr Parität in der Tabelle sorgen, insbesondere in der Eastern Conference. Dies bringt mich auch zum zweiten Teil der Frage, welche Conference denn nun besser ist. Der Osten ist dabei in Sachen Tiefe deutlich stärker besetzt, das sieht man alleine daran, dass Teams wie Atlanta oder Charlotte sogar um das Play-In kämpfen müssen. Auf der anderen Seite gefällt mir die Spitze im Westen mit Phoenix und Golden State besser, hierfür empfehle ich auch noch einmal das Power Ranking, wo näher auf das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Conferences eingegangen wird.
NBA Mailbag: DeMar DeRozan und das MVP-Rennen
SPOX-User Laroslav_Birdic: Wie schätzt ihr DeMar DeRozans Chancen ein, MVP zu werden?
An dieser Stelle verweise ich auf das MVP-Ranking des geschätzten Kollegen Jakob, der den Bulls-Star an Position vier führt. Ich denke auch, dass DeRozan zumindest ein paar Stimmen erhalten sollte, den Award gewinnen wird er vermutlich nicht.
Denn: Die Konkurrenz ist riesig, insbesondere durch Joel Embiid und Nikola Jokic, die das Spiel ihrer Teams noch ein wenig mehr prägen, weil sie eben mehr liefern können als klassisches Scoring.
Das soll die grandiose Saison von DeRozan gar nicht schmälern, trotzdem würde auch ich für den Moment einen der beiden Bigs favorisieren.
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