NBA Rookie Watch: Mehr als nur Athletik! Jalen Greens Entwicklung zum Go-to-Scorer der Houston Rockets

Robert Arndt
10. März 202210:30
Franz Wagner spielt weiterhin eine starke Saison.getty
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Evan Mobley verzückte die NBA sofort, nun explodiert auch Jalen Green, der sogar noch vor dem Cavs-Center gezogen wurde. Wir blicken auf die Gründe für dessen Leistungssteigerung, die auch LeBron James beeindruckt.

Vor dem Draft 2021 wurden drei Spieler als möglicher Top-Pick gehandelt - Cade Cunningham, Evan Mobley und Jalen Green. Die ersten beiden unterstrichen recht schnell, dass dies gerechtfertigt war, bei Green dauerte es hingegen ein wenig. Zugegeben, die Situation bei den Rockets war auch schwierig mit dem jungen Backcourt und einem Point Guard in Kevin Porter Jr., der diese Position erst noch erlernt.

Dennoch war es zunächst enttäuschend, wie Green in den ersten Saisonwochen agierte. Es bekam kaum Konstanz, viele schlechte Würfe und eine Defense, welche ihren Namen nicht verdiente. Es passte ins Bild, dass Houston plötzlich sieben Spiele am Stück gewann, als Green verletzt fehlte. Doch inzwischen hat es beim 20-Jährigen Klick gemacht. Nach einer 0/11-Performance in 26 Minuten gegen Golden State wendete sich das Blatt für den Guard, von dem aus Houston immer wieder zu hören ist, welch harter Arbeiter er ist.

Dies ist ein gutes Zeichen, denn vom Talent her, sollte Green über Jahre in der NBA 20 Punkte pro Spiel im Schlaf erzielen, so vielversprechend sind seine Anlagen. Ein schneller erster Schritt und unfassbare Athletik machen es möglich, nun gilt es für Houston, diese PS auf die Straße zu bringen. Und seit jenem Warriors-Spiel klappt dies immer besser. Seit Februar legt Green 19 Punkte im Schnitt auf und trifft dabei auch 48 Prozent seiner Würfe.

"Das Spiel ist für ihn langsamer geworden", befand zuletzt auch Porter Jr. und dies trifft den Nagel auf den Kopf. Green erzwingt es weniger, in seinem Spiel ist deutlich mehr Ruhe zu verorten. Dies macht sich nicht nur durch eine bessere Wurfauswahl, sondern auch durch Playmaking bemerkbar. So legte Green gegen Denver einen Bestwert von 7 Assists auf, seine Spezialität bleibt aber das Scoring.

Jalen Green: Seine Splits

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Saison5231,215,740,932,03,22,50,7
seit 16.02.1035,021,249,438,33,33,01,2

Green bekommt den Ball nun vermehrt aus der Bewegung, so kann er seinen Speed besser einsetzen und zum Korb vordringen. 35 Prozent seiner Abschlüsse sind in direkter Korbnähe, fast 65 Prozent beträgt die Erfolgsquote. Das ist für ein "halbes Hemd" wie Green ein guter Wert. Vermehrt scort Green auch aus Isolations oder dem Pick'n'Roll, wobei der Youngster vornehmlich den Block nicht nutzt und via Crossover lieber über die Baseline in Richtung Korb zieht.

Das gelingt auch meist, da die Gegenspieler auch den Wurf des 20-Jährigen respektieren. Green kann sich jederzeit seinen eigenen Abschluss kreieren, da er mit seinem Dribbling extrem schnell abstoppen und dann mit seinem Stepback jede Menge Raum für sich selbst kreieren kann. Zum Beispiel hier, es sieht bei Green so einfach und smooth aus.

Jalen Green lässt Reggie Jackson richtig schlecht aussehen.getty

Man braucht also wenig Fantasie, um zu sehen, dass Green über Jahre scoren wird. Es ist ein wenig wie mit Anthony Edwards, dem Top-Pick von 2020, der auch in den ersten Monaten Schwierigkeiten hatte und bereits in seinem zweiten Jahr für das All-Star Game ein Thema war. Es gibt da durchaus Parallelen, vor allem in Sachen Athletik und Scoring, auch wenn Edwards in der Verteidigung deutlich bessere Anlagen besitzt.

Anschauungsmaterial lieferte Green auch gegen die Lakers in der vergangenen Nacht, als er mit 32 Punkten einen neuen Karrierebestwert aufstellte und die Rockets mit 10 Zählern in der Verlängerung zum Sieg führte. Auch LeBron James zeigte sich beeindruckt: "Er ist ein toller Shotmaker. Viele konzentrieren sich nur auf seine Athletik, aber er trifft sein ganzes Leben lang schon schwere Würfe (...) Er wird Spiel für Spiel besser und kann in Houston Fehler machen und daraus lernen."

Defense bleibt Greens größtes Problem, hier weiß er noch immer nicht so genau, was zu tun ist, auch wenn dies durch den beinahe täglichen Highlight-Block etwas überdeckt wird. Dennoch: Es geht in die richtige Richtung mit Green, auch wenn er im Gegensatz zu Mobley und Cunningham noch etwas hinterherhinkt.

"Je mehr Wiederholungen er bekommt, desto mehr verbessert er sich. Das sehen wir nun Spiel für Spiel", befand auch Porter Jr. und diese Wiederholungen wird er bei den tankenden Rockets für den Rest des Jahres zur Genüge bekommen.

Honorable Mentions

  • Tre Mann (Oklahoma City Thunder), G, 18. Pick
  • Jonathan Kuminga (Golden State Warriors), F, 7. Pick
  • Davion Mitchell (Sacramento Kings), PG, 9. Pick
  • Ziaire Williams (Memphis Grizzlies), F, 10. Pick
  • Jalen Suggs (Orlando Magic), G, 5. Pick
  • Cam Thomas (Brooklyn Nets), G, 27. Pick
  • Bones Hyland (Denver Nuggets), G, 26. Pick

Platz 10: ALPEREN SENGÜN (Houston Rockets), C, 16. Pick

Letztes Ranking: Honorable Mention

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsBlocks
Saison5819,49,147,125,05,12,41,0
seit 16.02.1023,111,345,325,07,22,31,2

Zuletzt war der Türke aus unserem Ranking gepurzelt, nun kommen wir um Sengün nicht mehr herum. Die Situation mit Daniel Theis ist geklärt, Sengün ist die klare Nummer zwei der Rockets-Bigs und spielt bisweilen auch an der Seite von Christian Wood, was allerdings noch viel Luft nach oben hat (-14,4 in 284 Minuten). Gut läuft es weiter, wenn Sengün als Playmaker von der Birne operieren kann, hier funktioniert das Zusammenspiel mit Dennis Schröder schon recht gut.

Hin und wieder springen dann Highlights wie diese heraus, aber das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass der Türke vor allem im Post physisch agiert. 0,95 Punkte pro Play sind für einen Rookie ein guter Wert und deutlich über dem Ligaschnitt, eine effiziente Offense ist es nicht. Dafür aber zumindest eine gute Option, die man immer im Hinterkopf hat.

Platz 9: CHRIS DUARTE (Indiana Pacers), SG, 13. Pick

Letztes Ranking: 7

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Saison5328,113,243,136,34,12,11,1
seit 16.02.318,79,735,533,33,31,01,3

Der große Verlierer des letzten Monats ist Duarte, der zuletzt einige Zeit mit einer Zehenverletzung fehlte und im Guard-Wust der Pacers noch ein wenig seinen Platz sucht. Buddy Hield nimmt dem Guard Würfe und Minuten weg, zuletzt waren es meist nur 15 Minuten pro Abend für den 24-Jährigen, der so stark in die Saison kam.

Sorgen machen sollten wir uns aber nicht. Duarte ist ein guter Schütze aus der Ecke, 38 Prozent sind zwar nicht die Welt, aber mit Tyrese Haliburton an seiner Seite sollte es mehr offene Möglichkeiten geben. Durch die Größe von Malcolm Brogdon sollten in der Zukunft auch Drei-Guard-Lineups möglich sein, so wird es auch mit Hield praktiziert.

Inwieweit der Mann von den Bahamas eine Zukunft in Indy hat, ist unklar und könnte auch damit zusammenhängen, wie groß das Vertrauen in Duarte ist. Zur Trade Deadline war zumindest noch zu hören, dass der Rookie unantastbar sei.

SPOXNBA.com/stats

Platz 8: JALEN GREEN (Houston Rockets), SG, 2. Pick

Platz 7: AYO DOSUNMU (Chicago Bulls), PG, 38. Pick

Letztes Ranking: 8

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Saison6126,78,452,739,62,93,30,8
seit 16.02.833,910,652,127,83,84,91,5

Wenn wir einen Wunsch frei hätten, dann dass die Bulls in den Playoffs auf Atlanta treffen. Dosunmu gegen Young macht immer wieder Spaß. Mit 39 Punkten und 13 Assists zeigte Young zwar kürzlich, wo der Hammer hängt, doch leicht machte es Dosunmu dem Hawks-Star erneut nicht.

Wenn Donsumu in den vier Partien Traes Gegenspieler war, versenkte dieser nur 37 Prozent seiner Würfe (11/30 FG), die Länge des Bulls-Guard macht Young zu schaffen. Gegen bullige Guards hat Dosunmu dagegen weiterhin Probleme, kürzlich war es Jrue Holiday, der dem Rookie eine Lehrstunde erteilte.

Holiday könnte dabei ein Vorbild für Donsumu werden, wenn dieser noch ein bisschen mehr Zeit im Kraftraum verbringt. In Sachen Instinkten ist der 21-Jährige dagegen schon elitär, vor allem seine Hände sind blitzschnell und immer wieder ein Garant für unerwartete Steals.

Platz 6: HERB JONES (New Orleans Pelicans), F, 35. Pick

Letztes Ranking: 6

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Saison6330,09,548,835,53,92,11,5
seit 16.02.830,88,840,631,34,42,31,9

Ein größeres Kompliment hätte Jones wohl nicht bekommen können. Donovan Mitchell gab nach der empfindlichen Pleite gegen New Orleans unumwunden zu, dass er sich auf das Matchup gegen den Pels-Rookie intensiv vorbereitete, genutzt hat es wenig. Jones hielt Mitchell im direkten Matchup bei 1/7, insgesamt erzielte der All-Star nur 14 Zähler bei 18 Würfen.

Selbst wenn Jones scheinbar geschlagen ist, findet er immer wieder einen Weg zurück in das Play. Siehe hier, wie viele Spieler können aus dieser Situation noch den Dreier blocken? Bei Jones ist es beinahe Normalität. "Dies sind die Dinge, die er Abend für Abend zeigt", lobte auch Coach Willie Green. "Was er macht, darf man nicht als selbstverständlich ansehen, schließlich verteidigt er immer die besten Gegenspieler."

Jones dürfte auch der wichtigste Faktor dafür sein, dass New Orleans defensiv respektabel ist. In den vergangenen beiden Wochen stellen die Pels sogar eine Top-5-Defense, das ist erstaunlich. Der Forward ist gewissermaßen die Absicherung. "Wenn du von deinem Gegenspieler geschlagen wirst, dann weißt du, dass Herb immer noch da ist", weiß auch Brandon Ingram.

Herb Jones mit einem unerwarteten Block gegen Donovan Mitchell.NBA.com/stats

Platz 5: JOSH GIDDEY (Oklahoma City Thunder), G/F, 6. Pick

Letztes Ranking: 5

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Saison5431,512,541,926,37,86,40,9
seit 16.02.235,116,045,514,39,58,01,5

Nur zwei Spiele machte der Australier seit unserer letzten Ausgabe, viel mehr werden in dieser Saison wohl nicht mehr dazu kommen. Vor einigen Tagen gaben die Thunder bekannt, dass Giddey erst in zwei Wochen noch einmal untersucht wird. Der Guard laboriert an einer Hüftverletzung.

Im März dürfte somit erstmals ein anderer Rookie den Titel des besten Frischlings der Western Conference erhalten. So bleibt uns nichts weiter übrig, als uns an Giddeys Saison-Highlights zu ergötzen. Es gibt Schlimmeres.

Platz 4: FRANZ WAGNER (Orlando Magic), F, 8. Pick

Letztes Ranking: 3

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Saison6731,615,546,836,44,63,00,9
seit 16.02.828,714,448,937,54,82,90,6

Der Motor läuft und läuft und läuft. Auch nach 66 Partien hat Wagner nicht ein einziges Mal ausgesetzt, umso beeindruckender ist es das, dass seine Leistungen mit wenigen Ausnahmen konstant gut bleiben. Das Suns-Spiel kürzlich war eine Ausnahme, erstmals seit zehn Partien blieb der Berliner dabei ohne einen einzigen verwandelten Dreier.

In diesem Bereich sahen wir kürzlich den nächsten Abschnitt der Wagner-Evolution. Der Großteil seiner Dreier kommen aus dem Catch-and-Shoot, doch vermehrt streut der Forward auch ansatzlose Pull-Ups und sogar Step-Backs mit ein. Knapp 32 Prozent Erfolgsquote bei solchen Versuchen ist zwar nicht weltbewegend, aber vor seiner NBA-Karriere trauten viele Experten Wagner es gar nicht zu, dass er diesen Wurf so losbekommen würde.

Warum er in diesem Ranking trotzdem fällt? Das hat vornehmlich mit der starken Konkurrenz zu tun, doch dazu gleich mehr.

Platz 3: SCOTTIE BARNES (Toronto Raptors), F, 4. Pick

Letztes Ranking: 2

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Saison5735,415,049,030,67,63,31,1
seit 16.02.934,817,759,325,08,22,91,7

Barnes hat sich dagegen wieder etwas gefangen, seine Rolle ist durch Verletzungen (z.B. O.G. Anunoby) wieder größer geworden. Ohne Fred VanVleet nannte Raptors-Coach Nick Nurse den Rookie zeitweise sogar den Point Guard, auch wenn Barnes vermutlich nie der primäre Spielmacher werden wird.

Dafür sind die Defizite in Sachen Handling und Wurf (noch) zu groß, dafür bleiben seine defensiven Instinkte, sein Passspiel und vor allem seine Fähigkeit, in Transition den Ball schnell zu machen für einen Rookie überdurchschnittlich. Inzwischen sind auch offensiv einige Moves zu erkennen, meist nutzt Barnes aber vor allem seine Power, wie hier im Post gegen Rookie-Kollegen Evan Mobley, was in einem And-1 mündet.

Cade Cunningham zieht entschlossen zum Korb.NBA.com/stats

Platz 2: CADE CUNNINGHAM (Detroit Pistons), G/F, 1. Pick

Letztes Ranking: 4

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Saison5232,216,640,432,55,85,21,2
seit 16.02.934,321,449,433,37,35,60,6

Müssen wir am Ende der Saison doch noch einmal über den Rookie-Award streiten? Cunningham könnte es tatsächlich noch einmal spannend machen, die letzten Wochen war er der mit Abstand beste Liga-Neuling. Inzwischen steht es außer Frage, dass die Pistons sein Team sind. Ein gutes Beispiel dafür war die Partie gegen Atlanta, als er Trae Young in den Schatten stellte.

15 Zähler verbuchte der 20-Jährige im vierten Viertel und der Verlängerung - und das gegen einen De'Andre Hunter, der auch schon Luka Doncic vor Probleme stellte. Dabei wird das Spiel aus der Mitteldistanz immer mehr zur Waffe, seit Jahresbeginn trifft Cade rund 44 Prozent aus diesem Bereich. Auch in Ringnähe hat sich Cunningham gesteigert, hier helfen trotz fehlender Athletik Fakes und Geduld gegen lauernde Shotblocker.

Dies alles hilft, wenn der Wurf von draußen nicht fällt. Cunningham hat andere Wege gefunden, um zu scoren, was weiß Gott nicht leicht ist in diesem limitierten Pistons-Team. Erklären lässt sich so womöglich auch Cunninghams Anfälligkeit für Ballverluste, mit besseren Mitspielern und mehr Erfahrung sollte er auch das in den Griff bekommen (3,5 pro Spiel). So oder so: Cunningham sieht inzwischen wie der Franchise Player aus, welchen sich die Pistons wünschten, das ist für den Moment die Hauptsache.

Platz 1: EVAN MOBLEY (Cleveland Cavaliers), F/C, 3. Pick

Letztes Ranking: 1

/SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsBlocks
Saison5734,114,850,025,68,22,61,7
seit 16.02.734,514,147,520,09,62,71,9

Nach ein paar schwächeren Auftritten zeigte Mobley zuletzt wieder ansteigende Form, 20 Punkte sowie 17 Rebounds gegen Toronto waren eine Ansage. Interessanter aber eher das Matchup mit den Sixers, als Mobley auch hin und wieder Embiid im Post verteidigen musste. Hierbei zeigte sich noch deutlich, dass es an ein paar Kilos fehlt, stoppen kann den Kameruner aber ohnehin niemand.

Es gab aber auch Lichtblicke, hier zum Beispiel steht Mobley seinen Mann, dennoch zog Embiid zwei einfache Fouls gegen den 20-Jährigen. Kommende Woche sehen wir dieses Duell noch einmal - und zwei Tage später kommen dann die Nuggets mit Nikola Jokic zur Stippvisite nach Cleveland.

Apropos Jokic: Es hilft immens, wenn dein Center den Fastbreak laufen und dann auch noch Alley Oops werfen kann. Schaut euch diese komplette Sequenz an, all das sind die Dinge, die Mobley einzigartig machen. Gute Defense, Einleiten des Fastbreaks, die richtige Entscheidung und ein punktgenauer Pass.