Der Superstar der Celtics war über weite Strecken der Partie der beste Mann auf dem Parkett, musste aber wenige Minuten vor Schluss mit sechs Fouls auf die Bank. In 36 Minuten sammelte er dennoch 29 Punkte (9/16 FG, 4/6 Dreier) und 5 Assists.
Unterstützung erhielt er von Jaylen Brown (22) und Marcus Smart (20 und 11 Assists). Grant Williams steuerte von der Bank zudem 14 Zähler bei, Daniel Theis kam in 20 Minuten auf 6 Punkte und 8 Rebounds bei 4 Fouls. Den Celtics gelang damit die Revanche für die Erstrundenniederlage gegen Brooklyn im Vorjahr, nun treffen sie in der zweiten Playoff-Runde auf den Sieger aus Bucks vs. Bulls.
Für die Nets, die als Titelfavorit in die Saison gestartet waren, endet die Saison dagegen in einer Enttäuschung. Kevin Durant setzte sich noch mit 39 Punkten, 9 Assists und 7 Rebounds gegen den Sweep zur Wehr, traf allerdings nicht besonders hochprozentig (13/31 FG und 3/11 Dreier). Kyrie Irving beendete die Partie zwar mit 20 Punkten und 5 Vorlagen, doch zu oft tauchte er ab. So war Seth Curry (23, 5/9 Dreier) der zweitbeste Nets-Scorer, von der Bank zeigten auch Nic Claxton (13, aber 1/11 FT!), Goran Dragic (10) oder Blake Griffin (0, 4 Rebounds) mindestens Einsatz und einige gute Minuten.
Da Ben Simmons doch nicht für sein Comeback bereit war - er saß im Gegensatz zu den vorherigen Partien auch nicht auf der Bank -, gab es keinerlei Veränderungen in der Starting Five der Nets, auch Boston ging mit dem gewohnten Personal ins Spiel. Die wichtigste Anpassung bei den Hausherren: Durant suchte von Beginn an aggressiv seinen eigenen Wurf, 7 der ersten 10 Nets-Zähler gingen auf sein Konto.
Boston Celtics erwischen guten Start - Durant wehrt sich
Doch die starke Celtics-Defense macht Brooklyn erneut zu schaffen, was beispielsweise zwei Blocks in Folge gegen Irving zeigten. Dazu gingen zahlreiche Pfiffe gegen die Nets, die Gäste setzten sich schnell auf 22:12 ab. Erst drei Minuten vor Ende des Viertels markierte Irving per Pullup-Dreier seine ersten Punkte, Brooklyn kämpfte sich nach und nach immerhin auf 26:30 heran.
Nach einem unauffälligen ersten Durchgang lief dann aber Tatum mit mehreren Jumpern über kleinere Verteidiger heiß. Einer seiner nun seltenen Fehlwürfe räumte Theis per Putback-Dunk auf. Durant hielt sein Team im Spiel, doch mehrere Eckendreier von Williams stellten schließlich auf den 58:50-Halbzeitstand für Boston.
Nach dem Seitenwechsel nutzte Claxton einige Freiräume, die durch Double-Teams gegen KD entstanden, mit Dunks und Hook Shots gut aus, nur an der Freiwurflinie klappte nichts. Als er im elften Anlauf (!) erstmals traf, brandete lauter Jubel auf. Auch wenn Brooklyn ordentlich scorte, sie konnten Boston einfach nicht verteidigen - erst recht nicht mit einem ultra-kleinen Lineup. Tatum punktete fast nach Belieben, egal ob per Dreier übers Brett oder per schwierigem Fadeaway. Der Vorsprung wuchs bis auf 15 Zähler an, es ging mit 90:78 ins vierte Viertel.
Ein 6:0-Start der Nets in den Schlussabschnitt und eine frühe Celtics-Auszeit brachte den heimischen Fans doch noch etwas Hoffnung, den Sweep vermeiden zu können. Tatum lieferte für Boston die Antwort mit einem Dunk und einem Dreier, anschließend kassierte er allerdings sein fünftes Foul. Dafür sprangen Horford und Smart von Downtown in die Bresche, auf der anderen Seite versenkte Dragic wichtige Buckets - darunter ein Triple übers Brett zum -3 aus Nets-Sicht.
Celtics antworten auf späten Nets-Run - Sweep für Boston!
Doch wie so oft in dieser Serie hatte Boston die passende Antwort auf den Run des Gegners parat. Es blieb aber spannend, 2:48 Minuten vor dem Ende musste Tatum dann mit einem umstrittenen sechsten Foul raus. Irving meldete sich nach sehr unauffälligen Minuten zurück, Durant stellte mit einem aggressiven Drive auf -1 gut eineinhalb Minuten vor dem Ende.
Boston spielte nun sehr langsam, Durant setzte einen Pullup-Dreier an den Ring, Brown erhöhte für die Gäste. Ein Steal-Versuch von Smart endete mit einem Foul und Durant an der Freiwurflinie. Doch er scheiterte mit seinem zweiten Versuch und auf der anderen Seite machte Horford nach einem Offensiv-Rebound ein Two-Possession-Game perfekt. Durants nächster Versuch von Downtown war wieder knapp zu lang, Boston sicherte sich den Rebound und machte alles klar - Sweep für die Celtics!
Die wichtigsten Statistiken
Brooklyn Nets (7) vs. Boston Celtics (2) 112:116 (BOXSCORE), Serie: 0-4
- Die Offense der Nets war in Halbzeit eins nicht das Problem, Brooklyn traf über 50 Prozent aus dem Feld und damit deutlich besser als Boston (42,2 Prozent). Aber: Die Kelten schnappten sich 6 Offensiv-Rebounds, was in 8:0 Second Chance Points resultierte. Im weiteren Spielverlauf half ausgerechnet der 1,90-Meter-Mann Dragic (3 Offensiv-Rebounds), dass das Duell an den Brettern nicht zu einseitig endete (10:8 Offensiv-Rebounds für Boston).
- Das zweite große Aber: Freiwürfe. Brooklyn hatte sogar mehr Trips an die Charity Stripe vorzuweisen (13 zu 11 FTA), allerdings standen den 10 Celtics-Treffern nur 6 Nets-Punkte gegenüber. Das lag allein an Claxton, der zur Pause bei 0/7 von der Linie stand. Über die Serie traf er insgesamt 4/22 - als dritter Spieler in der NBA-Historie steht er in einer Playoff-Serie bei unter 20 Prozent von der Linie. Letztlich gingen seine ersten 10 Freiwürfe daneben, das gab es seit Shaq 2006 nicht mehr.
- Die Turnover aus dem vergangenen Spiel waren an diesem Abend kein Problem mehr für die Nets. Letztlich verzeichneten die Statistiker nur 10 Ballverluste für die Hausherren, im vierten Viertel gar nur einen. Boston passte aber auch sehr gut auf den Ball auf (13 Turnover).
- Für Durant war es die 30. Playoff-Serie seiner Karriere - zum ersten Mal erlebte er dabei einen Sweep des Gegners. Die 118 in den vier Spielen erzielten Punkte von Tatum waren derweil die meisten eines Celtics-Spielers in einem Vier-Spiele-Sweep.
NBA Playoffs - Nets vs. Sixers: Die Stimmen
Ime Udoka (Celtics-Coach): "Wir hatten vor niemandem Angst und sind vor niemandem weggelaufen. (...) Vielleicht werden wir auf dem Flug nach Hause ein wenig feiern, aber danach gehen wir morgen wieder an die Arbeit und bereiten uns darauf vor, was als nächstes kommt."
Steve Nash (Nets-Coach): "Am Ende des Tages waren sie größer und stärker auf jeder Position."
Goran Dragic (Nets): "Sie waren einfach besser. Sie haben uns dominiert - Second Chance Points, Rebounding, einfach überall. Sie haben verdient gewonnen. Bei uns war jeden Tag etwas anders, jeden Tag war irgendetwas schwierig, seit ich hier bin."
Der Star des Spiels: Jayson Tatum
Sein sechstes Foul war nicht unbedingt gerechtfertigt, so konnte er seinem Team in den finalen Minuten nicht mehr helfen. Doch zuvor war der 24-Jährige die dominante Figur - mal wieder. Sein Shotmaking war teilweise überragend, aber auch als Playmaker hatte er einige starke Szenen.
Der Flop des Spiels: Kyrie Irving
Es war bezeichnend, dass Durants Co-Star über große Teile des vierten Viertels auf den Namen Goran Dragic hörte - von Irving war kaum etwas zu sehen bis auf zwei Crunchtime-Buckets. Doch auch zuvor wirkte der Point Guard teilweise merkwürdig abwesend, kurz vor Schluss verzichtete er dazu komplett auf einen Boxout gegen Horford, was der Celtics-Big mit einem viel zu einfachen Tip-In zum 113:109 bestrafte.
Die Szene des Spiels
Diese Szene stand in gewisser Weise sinnbildlich für die ganze Serie. Nach seinem vergebenen Freiwurf kurz vor Schluss trottete Durant bei -2 nur zurück, Kyrie verpasste den Boxout gegen Horford und der machte mit seinem Offensiv-Rebound den Sack praktisch zu. Brooklyn hatte sich scheinbar schon aufgegeben.