Die Boston Celtics haben Spiel 1 der Erstrundenserie gegen die Brooklyn Nets mit 115:114 gewonnen. In einem unglaublichen Krimi macht ein Layup von Jayson Tatum am Ende den Unterschied.
Mehr geht nicht! Spiel 1 der so heiß ersehnten Serie endete mit einem Game-Winner in letzter Sekunde, nach dem es vorher über 48 Minuten wieder und wieder auf hohem Niveau hin und her gegangen war. Insgesamt 18 Führungswechsel wurden notiert, den letzten besorgte der überragende Tatum (31 Punkte, 8 Assists) nach Zuspiel des ebenfalls ganz starken Marcus Smart (20, 7 Rebounds, 6 Assists).
Boston schien das Spiel dabei kurz zuvor noch aus der Hand zu gleiten, die Gastgeber bäumten sich jedoch noch einmal auf, auch Jaylen Brown (23 Punkte) und Al Horford (20, 15 Rebounds) hatten daran großen Anteil. Dabei mussten sie vor allem der Show des Kyrie Irving widerstehen.
Der frühere Celtic war gegen sein Ex-Team besonders motiviert, legte sich mehrfach mit den Fans in Boston an und hätte ihnen beinahe den Tag vermiest. 39 Punkte erzielte Irving (12/20 FG) und war damit klar der beste Akteur bei den Gästen. Kevin Durant kam auf 23 Punkte, Goran Dragic (14) und Nic Claxton (13) lieferten Unterstützung von der Bank.
NBA Playoffs: Foul-Festival in der ersten Halbzeit
Boston musste auf Robert Williams (Meniskusriss) verzichten, für ihn stand erneut Daniel Theis (4 Punkte, 6 Rebounds) in der Starting Five. Bei den Nets fehlten wie gehabt Ben Simmons und Joe Harris. Bruce Brown, Seth Curry und Andre Drummond flankierten die beiden Superstars im Opening Lineup.
Das Spiel begann ein wenig wild, acht Fouls wurden in den ersten viereinhalb Minuten gepfiffen, darunter zwei gegen Theis, der entsprechend früh auf die Bank musste. Intensität und Tempo waren sehr hoch, Boston forcierte zu Beginn viele Turnover, hatte aber selbst im Halbfeld Probleme und konnte sich so nicht absetzen. Mit 29:28 für Boston ging es in den zweiten Durchgang.
Offensiv wurde es im Anschluss auf beiden Seiten besser. Auf Nets-Seite begann Irving aufzudrehen und erzielte 9 Punkte in Serie, Tatum dirigierte das Geschehen auf der anderen Seite als Scorer und Playmaker. Durant hingegen war noch gar nicht im Spiel, dafür brachte Dragic per Jumper und And-1-Layup Entlastung. Vor der Pause bediente Kyrie Mills spektakulär für einen Eckendreier, Smart konterte - 61:61 nach einer wilden ersten Hälfte.
Kyrie Irving zeigt Celtics-Fans den Mittelfinger
Boston startete besser, vor allem dank Smart, der einen Kyrie-Einwurf abfing und in den Korb stopfte, und wenig später einen Dreier folgen ließ - ein 9:0-Run brachte den Celtics ihre größte Führung. Durant traf nun auch ein paar Würfe, aber Boston war erstmals richtig im Fluss, die Führung wuchs auf 15 Punkte, als Tatum unter lauten MVP-Rufen Freiwürfe versenkte.
Brooklyn steckte aber nicht auf, wieder half auch Dragic, und Irving versenkte den nächsten schweren Wurf über Brown, nachdem er den Fans auf den Rängen zudem noch den Mittelfinger zeigte. Doch Boston hatte die Antwort. Jaylen Brown packte einen unfassbaren Chasedown-Block gegen seinen Namensvetter Bruce aus und scorte auf der Gegenseite, Tatum blockte einen Durant-Jumper und ließ einen Dreier folgen. 96:85 Boston vor dem Schlussviertel.
Irving hatte noch nicht genug, nach einem persönlichen 8:0-Run trennte beide Teams wieder nur 1 Punkt, kurz danach brachte KD sein Team wieder in Führung. Nun wirkte Boston auf einmal komplett überhastet im Abschluss. Das Viertel dauerte fast sechs Minuten, bis Brown per Dunk Bostons erstes Field Goal erzielte. Die Celtics hatten wieder Leben, es ging hin und her, eine Minute vor dem Ende glich Horford per Putback wieder aus.
Und dann brach das komplette Chaos aus. Irving traf den nächsten Dreier, Brown traf für zwei, Durant verfehlte. 14 Sekunden blieben den Celtics, die die Uhr perfekt herunter spielten und mit einem Layup nach Pirouette von Tatum in allerletzter Sekunde tatsächlich als Sieger vom Feld gingen. Was für ein Spiel!
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics (2) vs. Brooklyn Nets (7) 115:114 (BOXSCORE), Serie: 1-0
- 18 persönliche Fouls wurden im ersten Viertel gepfiffen - per ESPN Stats & Info war das ein Höchstwert für ein erstes Viertel in dieser Spielzeit. Die defensive Intensität trug dazu bei, allerdings wirkten viele Pfiffe auch kleinlich. Zwölf weitere Fouls folgten im zweiten Viertel, am Ende waren es 50 - folglich spielten auch die Freiwürfe eine große Rolle. Beide Teams landeten exakt bei 19/24.
- Beide Teams switchten fast alles und wirkten gut vorbereitet auf die Stärken des Gegners. Boston forcierte 16 Nets-Turnover, 7 davon allein im ersten Viertel, allerdings schenkten die Cs auch selbst 14 mal den Ball her. Da die Celtics beim Rebound große Vorteile hatten (54:39), nahmen sie insgesamt dennoch satte elf Würfe mehr als die Gäste.
- Dass sie zur Pause trotzdem nicht führten, lag unter anderem an den eigenen Defiziten in der Halfcourt-Offense. Die Celtics ließen über das ganze Spiel gute Möglichkeiten liegen. Auf der Gegenseite waren ausnahmsweise mal alle Nets außer Durant on fire: 18/27 lautete die Ausbeute bei den Non-KD-Field-Goals in der ersten Hälfte ... und KD stand bei 2/10. Gab es so wohl auch noch nicht. Das Bankduell wurde von den Nets auch dominiert (30:17).
- Generell trafen die Nets deutlich besser aus dem Feld (54 Prozent zu 47), aber sie hatten eben auch weniger Würfe. Und es waren zu einem sehr großen Anteil (schwierige) Jumper - bei den Punkten in der Zone hatte wiederum Boston riesige Vorteile (56:32).
NBA Playoffs - Celtics vs. Nets: Die Stimmen zum Spiel
Jayson Tatum (Celtics) über den finalen Spielzug: "Wir alle dachten wahrscheinlich, dass Marcus werfen würde. Aber wir haben Augenkontakt hergestellt, er hat einen großartigen Pass gespielt und ich musste nur noch einen Korbleger versenken."
Kyrie Irving (Nets) über seine Mittelfinger-Geste in Richtung der Celtics-Fans: "Sie bekommen die gleiche Energie, die ich von ihnen bekomme. Das bezieht sich natürlich nicht auf jeden Fan. Aber wenn Leute anfangen dich zu beleidigen, kann man nur bis zu einer gewissen Grenze einstecken."
Der Star des Spiels: Jayson Tatum
Vier der fünf Celtics-Starter könnten hier auftauchen, Tatum lieferte das entscheidende Play und bekommt dadurch den Zuschlag. Glänzte in Halbzeit eins als Playmaker, im dritten Viertel vor allem als Scorer, und die gesamte Partie über als Verteidiger. Natürlich muss hier auch Irving erwähnt werden, auch wenn er eine satte Geldstrafe für seine Mittelfinger-Aktion bekommen wird.
Der Flop des Spiels: Kevin Durant
KD war natürlich nicht der schwächste Spieler der Nets. Aber Fakt ist: Diese entführen den Sieg, wenn KD auch nur ansatzweise normal spielt. 9/24 FG sind mäßig, 6 Ballverluste ebenfalls - selten sah man Durant in einem wichtigen Spiel mit so wenig Impact. Stand bei -13 in einer 1-Punkt-Niederlage!
Die Szene des Spiels
Es gab etliche Kandidaten, aber die Antwort muss die finale Aktion sein. Man beachte, dass Smart, der seit Jahren für seine Wurfauswahl kritisiert wurde, hier bei nur noch 3,5 Sekunden auf der Uhr eben keinen Wurf erzwingt, sondern den Blick für den offenen Mann hat.
Celtics vs. Nets: Die Serie im Überblick (1-0)
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 17. April | 21.30 Uhr | Boston Celtics | Brooklyn Nets | 115:114 |
2 | 21. April | 1 Uhr | Boston Celtics | Brooklyn Nets | - |
3 | 24. April | 1.30 Uhr | Brooklyn Nets | Boston Celtics | - |
4 | 26. April | TBD | Brooklyn Nets | Boston Celtics | - |
5* | 28. April | TBD | Boston Celtics | Brooklyn Nets | - |
6* | 30. April | TBD | Brooklyn Nets | Boston Celtics | - |
7* | 1. Mai | TBD | Boston Celtics | Brooklyn Nets | - |
*falls nötig