1. Wiggins gegen Doncic: Der All-Star unter den Rollenspielern
Celtics-Scout Benas Matkevicius hatte im SPOX-Interview vor einigen Monaten bereits erklärt, dass es nicht die eine Strategie gegen Luka Doncic gebe und man diesen stattdessen immer wieder vor neue Aufgaben stellen müsse. Und genau das taten die Warriors beziehungsweise Steve Kerr, der seinen inneren Bill Belichick fand. Schon im ersten Viertel mischten die Gastgeber ihre Defense ständig durch und erlaubten den Mavs kaum Rhythmus.
Es wurde geswitcht, es wurde eine "Trap" angedeutet, es wurde gehedged, eine 2-3-Zone wurde präsentiert, dazu gab es die gute, alte Box-and-One-Defense gegen Doncic. Der Slowene sollte für seine Punkte arbeiten und das gelang auch. Dabei soll nicht unter den Tisch fallen, dass Andrew Wiggins im Eins-gegen-Eins gut verteidigte und die Drives so gut es ging unterband.
Perfekt war es in Halbzeit eins nicht - einmal ging der Kandier zum Beispiel unter dem Pick durch, was Doncic sofort mit einem Stepback-Dreier bestrafte - doch er machte es besser, als zum Beispiel Mikal Bridges. Kevon Looney und Draymond Green halfen zudem in den richtigen Momenten aus und das frustrierte Doncic bisweilen, da erstaunlich wenig davon abgepfiffen wurde, auch nicht der Wischer durchs Gesicht, der Doncic schöne Kratzer im Gesicht bescherte (wie lang sind bitte Wiggins' Fingernägel?).
"Dass er Luka über das ganze Feld verteidigen kann, ist ein großes Plus für uns", befand Jordan Poole. Und auch Klay Thompson pflichtete bei: "Darum war er der erste Pick. Diese Athletik und dieses Timing kann man nicht lernen." Wiggins mag vielleicht kein All-Star sein (auch wenn er einer war), in seiner Rolle für die Dubs ist er aber genau das.
Trotzdem hatte der Slowene zur Pause 18 Zähler auf dem Konto, es sollten allerdings nur noch zwei hinzukommen. Stattdessen hielten die Dubs den Superstar der Mavs bei einem Field Goal und satten 6 Ballverlusten in der zweiten Halbzeit. Wiggins stand seinen Mann, dazu griffen die Warriors bei Drives immer wieder nach dem Ball - mit Erfolg.
Selten unterliefen Doncic so viele Fehler, dazu traf der 23-Jährige in der Zone nur drei Würfe und bekam lediglich drei Shooting Fouls. Die ständigen Wechsel der Schemes halfen dabei, aber auch gegen Switches konnte Doncic kaum einen Vorteil ziehen.
2. Warriors vs. Mavs: Golden State diktiert das Tempo
Die Turnover von Doncic schmerzen nicht nur auf dem Papier, sondern spielten Golden State auch anderweitig in die Karten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit machten die Dubs Nägel mit Köpfen, dieses dritte Viertel (34:24) erinnerte stark an die alten Dynastie-Jahre, als Golden State seine Gegner in diesen zwölf Minuten reihenweise aus der Oracle Arena fegte.
Nun gab es das auch im neuen Chase Center zu sehen. Gute Defense führte zu schneller und leichter Offense und meist zu (Semi)-Transition, in der Stephen Curry und Klay Thompson so brandgefährlich sind. So kamen die Splash Brothers auch in ihren Rhythmus, nachdem sie in Halbzeit eins zusammengerechnet nur 12 Zähler (4/14 FG, 1/9 Dreier) beisteuerten, im dritten Viertel waren es 20 (8/13 FG, 3/4 Dreier).
Golden State diktierte so nach der Pause das Spiel, mit diesem Stil sind sie kaum zu schlagen. Ein weiterer Nebeneffekt dabei ist, dass dies auch den Gegner müde macht, insbesondere Doncic, dessen Transition-Defense ohnehin nicht berühmt ist. Es ist ein weiteres Mittel, um den Slowenen zu beackern
3. Mavericks: Die Dreier sind da - fallen aber nicht
Spencer Dinwiddie hatte mit seiner Analyse nicht ganz unrecht. "Wir waren 11/48 von der Dreierlinie und vielleicht acht dieser Versuche waren schlechte Würfe", sagte der Guard, der 9 seiner 17 Zähler von Downtown verbuchte, zum Wurfmix der Mavs. Gerade in Halbzeit eins (7/29) ließen die Gäste jede Menge liegen, Reggie Bullock (3/10) und Jalen Brunson (0/5) dürfen sich durchaus angesprochen fühlen.
Bisher hatte sich die Rechnung meist bezahlt gemacht, diesmal erzielten die Mavs jedoch nur einen Distanzwurf mehr als der Gegner (Golden State: 10/29). Auf der anderen Seite konnte Dallas nach dem Wechsel kaum noch gute Würfe kreieren, weil es zu viele Possessions gab, in denen der Ball nicht ein einziges Mal die Zone erreichte. Genau das war es aber, was Dallas in diesen Playoffs so stark machte und wie ein Großteil der Dreier herausgespielt wurde.
Der beste Driver der Gäste war noch Dinwiddie selbst, während Brunson einige Schwierigkeiten hatte. Auch hier hatte Kerr eine Überraschung parat und stellte Green gegen den kleinen Guard. So konnten die Warriors bedenkenlos switchen und Green hielt im Eins-gegen-Eins mehr als ordentlich dagegen.
Dennoch werden die Mavs nicht über die komplette Serie 23 Prozent aus der Distanz werfen, auch gegen Phoenix und Utah gab es bereits solche Spiele. Das gehört zu den Höhen und Tiefen einer Serie und könnte in zwei Tagen bereits wieder ganz anders aussehen. Gleichzeitig gilt es auch zu bedenken, dass Golden State genau wie Miami in den Ost-Finals zwei Tage mehr Pause hatte und entsprechend frischer war.
Es ist kein Zufall, dass sowohl die Warriors als auch die Heat in ihren Heimspielen nach einer längeren Pause den frischeren Eindruck machten.
4. Mavericks: Maxi Kleber wieder in Foulproblemen
Wenn Dallas in dieser Serie etwas gewinnen möchte, wäre es wünschenswert, dass Maxi Kleber mehr als nur 19 Minuten auf dem Feld steht. Das ist kein Vorwurf an Head Coach Jason Kidd, sondern eher gegen Kleber selbst. Der Würzburger ist essentiell für das Five-Out-Lineup der Mavs, das bislang nicht so wirklich verteidigt werden konnte, in Spiel 1 gab es das aber kaum zu sehen.
Kleber begeht weiterhin zu leicht Fouls und nimmt sich damit selbst aus dem Spiel. Ein gutes Beispiel dafür war im ersten Viertel, als der Deutsche Green im Fastbreak stoppen wollte und dafür sein zweites Foul kassierte. Der 30-Jährige musste wieder auf die Bank und das darf so nicht passieren, dafür ist er zu wertvoll, auch wenn er diesmal nur einen seiner vier Dreier versenkte und nach Switches gegen die Guards der Warriors nicht besonders gut aussah.
Interessant war dagegen die Herangehensweise der Warriors gegen das Mavs-Lineup mit den fünf Schützen. Kerr reagierte nämlich mit einer Zonenverteidigung, die zwar anfällig für Dreier ist, aber nur wenig Penetration zulässt und so kein echtes Zirkulieren des Balles durch die Mavs ermöglichte.
Dwight Powell spielte dagegen erneut nur 14 Minuten, wirklichen Einfluss konnte er auf das Spiel nicht nehmen und ist eher die Versicherung gegen Foulprobleme Klebers.