Tim Duncan gilt als womöglich langweiligster Superstar aller Zeiten. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens konnte ihn dennoch keiner stoppen. Bei seinem zweiten Titel pulverisierte er in den Finals 2003 den Block-Rekord - und wurde um einen Meilenstein betrogen.
Spätestens seit Russell Westbrook haben Triple-Doubles ihre Strahlkraft verloren. Es gibt sie schlichtweg zu häufig, meist sagen sie auch zu wenig darüber aus, ob ein Spieler wirklich gut spielte oder eben nicht. Alleine in der abgelaufenen Saison wurde 130 Triple-Doubles vermerkt, in der Saison 2002/03 waren es dagegen gerade einmal 42. Vier weitere gab es in den Playoffs, das Kunststück gelang Paul Pierce, Jason Kidd und zweimal Tim Duncan.
"The Big Fundamental" war in dieser Zeit auf dem Höhepunkt seines Schaffens und führte die Spurs nach 1999 wieder in die Finals, unter anderem dank eines 4-2 in der zweiten Runde über die Threepeat-Lakers um Shaquille O'Neal und Kobe Bryant. Franchise-Ikone David Robinson stand kurz vor seinem Karriereende, Youngster wie Tony Parker oder Manu Ginobili waren zwar schon Teil des Teams, entwickelten sich aber erst in den folgenden Jahren zu Stars.
Duncan war in dieser Phase der beste Spieler der NBA, zweimal in Folge gewann der Power Forward den MVP-Award. Die Liga hatte keine Antwort auf die Post Moves und den akkuraten Bank Shot, dazu verursachten die krakenartigen Arme von Duncan in der Defense Kopfschmerzen bei Gegenspielern.
Sein Meisterstück legte der damals 27-Jährige in Spiel 6 der Finals gegen die New Jersey Nets um Jason Kidd ab, das gleichzeitig den Gewinn der zweiten Larry O'Brien Trophy sicherte. 21 Punkte (9/19 FG), 20 Rebounds, 10 Assists und 8 Blocks in 46 Minuten verbuchte "Timmy D" - es war eine der besten Two-Way-Performances aller Zeiten auf solch großer Bühne.
Tim Duncan pulverisiert Block-Rekord in den Finals 2003
In die Nähe einer solchen Statline kamen lediglich Shaq (28, 20, 9 und 8) im Jahr 2001 und Bill Walton 1977 (20, 23, 7, 8), Dwight Howard blockte in den Finals 2009 mal 9 Würfe zu seinen 16 Punkten und 21 Rebounds, verteilte aber nur 2 Assists.
Im vierten Viertel traf Duncan zwar nichts mehr, dafür fand er aus den Double Teams freie Schützen wie Stephen Jackson und räumte hinten mit 3 Blocks in kurzer Zeit auf. Die Spurs, die vor dem Schlussabschnitt noch mit 57:63 in Rückstand lagen, legten einen 19:0-Lauf hin und sicherten sich in der heimischen SBC Arena den Titel. Egal ob Dikembe Mutombo, Kenyon Martin oder Jason Collins, die Nets hatten im Frontcourt keine Lösung für den Spurs-Star.
Über die gesamte Serie blockte Duncan in sechs Spielen satte 32 Würfe, noch heute ist das ein Rekord. "Ich bin mir sicher, dass er keine Ahnung von seinen Stats hatte", sagte Coach Gregg Popovich im Anschluss. "Er hat sich auf das Spiel konzentriert und dem Team so geholfen, dass es gewinnen konnte."
Und Duncan? Der antwortete völlig nüchtern: "Mein Wurf fiel nicht, aber zum Glück haben sie mich trotzdem gedoppelt und unsere Schützen konnten treffen. Wenn sie offen sind, werde ich ihnen den Ball immer geben."
Tim Duncan und das gestohlene Quadruple-Double
Spurs-Fans argumentieren allerdings noch heute, dass Duncan um ein historisches Quadruple-Double betrogen wurde. Trotz mehr Pace und der Scoring-Explosion sammelte seither kein Spieler eine zweistellige Ausbeute in vier verschiedenen Statistikkategorien, letztmals hatte Robinson (1994) eine solch elitäre Statline - als nur einer von vier Spielern in der Geschichte der NBA.
Da Steals und Blocks erst seit 1974 gezählt werden, fallen Spieler wie Bill Russell und Wilt Chamberlain heraus, inoffizielle Boxscores deuten aber darauf hin, dass beide es mehrfach schafften. Ansonsten gelang nur noch Nate Thurmond (1974), Alvin Robertson (1986) und Hakeem Olajuwon (1990), was Duncan verwehrt blieb.
Es gibt Videomaterial, das die Theorie der Spurs-Fans unterstützt. Selbst Kommentator Bill Walton sprach bei der Szene bei 5:35 Minuten im Video davon, dass dies ein Block sei. Im Boxscore taucht dagegen nicht einmal ein Wurfversuch auf.
Alle Quadruple-Doubles in der NBA in der Übersicht
Spieler (Team) | Saison | PTS | REB | AST | STL | BLK |
Nate Thurmond (Bulls) | 1974/75 | 22 | 14 | 13 | 1 | 12 |
Alvin Robertson (Spurs) | 1985/86 | 20 | 11 | 10 | 10 | 0 |
Hakeem Olajuwon (Rockets) | 1989/90 | 18 | 16 | 10 | 1 | 11 |
David Robinson (Spurs) | 1993/94 | 34 | 10 | 10 | 2 | 10 |
Tim Duncan: Auf dem Höhepunkt seiner Karriere
Bei Minute 5:55 ist die Sache eindeutiger. Unter dem Korb steigt Nets-Forward Kenyon Martin gegen Duncan und Robinson hoch, dennoch sieht man recht deutlich, dass auch hier Duncan zur Stelle ist. Die NBA gab hingegen Robinson den Block. Diese zwei angesprochenen Rejections hätten gereicht, um Duncan das erste und einzige Playoff-Quadruple-Double der Geschichte zu bescheren.
Quadruple-Double hin oder her, Duncans Serie zählt auch heute noch zu den besten aller Zeiten. 24,2 Punkte, 17,0 Rebounds, 5,3 Assists und 5,3 Blocks (Finals-Rekord) bei 50 Prozent aus dem Feld - und das in einer Serie, in der die Spurs überhaupt nur zweimal die 90-Punkte-Hürde übersprangen.
Dieses Spiel 6 ist Duncans Manifest, die Erinnerung daran, dass er in dieser Zeit der beste Spieler auf dem Planeten war - auch wenn sich damals alles um Shaq und Kobe drehte. Die waren da aber schon längst im Urlaub - wegen Tim Duncan (hier geht es zu unserer Legendenstory zum besten Spurs-Spieler aller Zeiten).