Cleveland Cavaliers: Jeder wollte mit ihnen Deals machen
Es ging so weit, dass die NBA eingreifen musste. Wie NBA-Pressesprecher Joe Axelson erklärte, sei der damalige Commissioner Larry O'Brien "besorgt über die Frequenz der Trades der Cavaliers." Die Folge: Den Cavs wurde untersagt, weitere Trades zu machen: "Sie könnten nun nicht einmal ihren elften Mann für Kareem Abdul-Jabbar traden", machte Axelson klar.
Der Hintergrund für die Blockade war aber weniger die Flut an Picks, die aus dem Fenster geworfen wurde (Axelson segnete den letzten Deal im Februar 1981 noch selbst ab), sondern die Entscheidungsfindung. Wie Sports Illustrated damals berichtete, waren bei einem der vielen Trades der GM und der Sportdirektor (ein Vertrauter von Stepien, der zuvor GM eines Softball-Teams war) gegen die Transaktion, doch Stepien bestand darauf und griff so aktiv ins Geschehen ein.
Beim Rest der Liga sorgte das für Enttäuschung. "Die Geier kreisen, jedes Team will derzeit Geschäfte mit den Cavs machen", verriet ein anonymer GM aus der Eastern Conference. Für Dallas zahlte es sich aus. Dank all der Draft-Picks wurde aus den jungen Mavs, die erst seit 1980 in der Liga waren, ein Contender.
Die Cleveland Cavaliers zwischen 1980 und 1983
Saison | Bilanz | Platz Osten | Playoffs? | Topscorer |
1979/80 | 37-45 | 8 | Verpasst | Mike Mitchell (22,2 PPG) |
1980/81 | 28-54 | 9 | Verpasst | Mike Mitchell (24,5 PPG) |
1981/82 | 15-67 | 11 | Verpasst | Mike Mitchell (19,6 PPG) |
1982/83 | 23-59 | 10 | Verpasst | World B. Free (24,2 PPG) |
Cleveland Cavaliers: Drohender Umzug und offener Rassismus
1988 scheiterten sie in den Conference Finals nur knapp an den Showtime-Lakers. Mavs-Coach Dick Motta sagte über die Deals mit Cleveland später folgendes: "Ich hatte Angst, Mittagessen zu gehen, weil ich vielleicht einen Anruf aus Cleveland verpasst hätte." Selbst einer der Coaches flüchtete sich in Selbstironie: "Es ist schwer, das Team besser zu machen, wenn man bis ins Jahr 2003 keine Draft-Picks hat", sagte Tom Nissalke (wusste der etwa schon 1982, dass dann LeBron James auf die Cavs warten würde?).
Die Stimmung wurde wenig überraschend immer schlechter. Zum letzten Saisonspiel der Saison 1980/81 war die Halle plötzlich wieder voll, allerdings erschienen die Fans nur, um Stepien zu beschimpfen und auszubuhen. Denn Stepien machte nicht nur bei seinen Trades eine schlechte Figur. So spielte er mit der Idee die Cavs in "Ohio Cavaliers" umzubenennen und diese in Städten wie Pittsburgh, Columbus oder Buffalo (das liegt übrigens im Bundesstaat New York) spielen zu lassen.
Nach all den Anfeindungen spielte Stepien auch mit dem Gedanken, das Team nach Toronto umzusiedeln und es "Towers" zu nennen. Hinzu kamen Aussagen, die in der heutigen Zeit für riesige Protestwellen gesorgt und für die die NBA Stepien aus der Liga gedrängt hätten. Hier ein Beispiel zahlreicher rassistischer Entgleisungen, als Stepien bei seinem Antritt über mögliche Veränderungen sprach:
"Die Hälfte des Teams sollte aus weißen Spielern bestehen. Ich glaube, dass die Leute Angst haben, über dieses Thema zu sprechen. Weiße Menschen brauchen weiße Vorbilder und ich persönlich kann mich nicht mit schwarzen Helden identifizieren. Das ist die Wahrheit. Ich respektiere sie, aber ich brauche weiße Menschen. So bin ich und ich denke, die Cavs haben zu viele schwarze Spieler. Wenn es ausgeglichen wäre, hätten wir ein besseres Team."
Konsequenzen? Die gab es nicht, Rassismus war auch in den 80ern noch ein Thema und kein Grund, um Stepien wieder aus der NBA zu drängen. Der Geschäftsmann, der durch Werbeanzeigen reich wurde, war bereit, Geld auszugeben und Cleveland überschüttete mittelmäßige Free Agents mit viel zu viel Dollars.
Cleveland Cavaliers: Eine neue Regel und Extra-Picks
Andererseits gab auch Gerüchte, dass Stepien ungern Spesen zahlte. Noch heute bekommen Spieler Umschläge mit Cash, damit sie sich auf den langen Reisen mit Essen versorgen können, bei den Cavs kam es nicht selten vor, dass bereitgestellte Schecks nicht gedeckt waren.
Letztlich war es Stepien selbst, der nach drei Jahren Verluste über 20 Millionen Dollar eingefahren hatte und sich in Cleveland auf der Straße kaum noch blicken lassen konnte. Doch wer wollte die Cavs kaufen? Ein Team, das auf Jahre seine Zukunft verschenkt hatte und auch über keinerlei Stars im Kader verfügte (Einschränkung: World B. Free war ein Paradiesvogel und legte 82/83 24 Punkte im Schnitt auf).
Die NBA half ein bisschen nach, angeführt von einem ehrgeizigen, kleinen Anwalt aus New York. Die Rede ist natürlich von David Stern, der ein Jahr später zum Commissioner aufstieg und die NBA in ein Milliardengeschäft transformierte. Die Familie Gund wurde als potenzieller Käufer ausgemacht, sie war Besitzer des "Prärie-Palasts" und somit eine logische Wahl.
Nach zähen Verhandlungen bekam Stepien genug Geld für das Team und auch für die Gund-Brüder sprang etwas dabei heraus. Stern handelte aus, dass Cleveland für die Jahre 1983 bis 1986 jeweils einen Extra-Draft-Pick erhalten würde, um auf lange Sicht wieder konkurrenzfähig zu werden, unter anderem stieß so 1986 Ron Harper zum Team. Zusätzlich hatte man sich den ersten Pick ertradet und wählte mit Brad Daugherty einen Center aus, der die Cavs wieder relevant machte.
Das Stepien-Intermezzo hatte aber noch andere Folgen. Nach dem Abgang beschloss die NBA eine Regel, die auch heute noch Bestand hat und als sogenannte "Stepien Rule" bekannt ist. Sie besagt, dass Teams nicht aufeinanderfolgende Erstrundenpicks traden darf. Einen zweiten Ted Stepien soll es nie wieder geben.