Außerdem treibt es LeBron James mit seinem In-Game Load Management auf die Spitze. Die Erkenntnisse zu Spiel 3 zwischen den Lakers und Warriors, welches L.A. mit 127:97 für sich entschied.
Lakers: Anthony Davis ist wieder überall
Mit ein bisschen Glück und ein bisschen mehr Zeit hätte Anthony Davis in dieser Nacht Geschichte schreiben können. Ein 5x5-Spiel war durchaus möglich (so etwas gab es in den Playoffs noch nie), letztlich wurden es 25 Punkte, 13 Rebounds, 3 Assists, 3 Steals und 4 Blocks für die Braue. Vor allem in Sachen Steals hätten es deutlich mehr sein können. Wie oft der Lakers-Big seine Finger an den Ball bekam, war beeindruckend. Insgesamt verbuchte Davis 11 (!) Deflections.
Um das mal einzuordnen: Während der Regular Season führte Fred VanVleet (Raptors) die Liga mit durchschnittlich 3,8 Deflections an. Übrigens: Davis hat nun bereits 49 Stocks (Steals und Blocks) in diesen Playoffs eingesammelt, es folgt Al Horford von den Celtics mit gerade einmal 28!
Nach einem mäßigen Spiel 2 und einem semi-optimalen ersten Viertel, als Stephen Curry und Klay Thompson seelenruhig nach Handoffs Pullup-Dreier nehmen konnten, passten die Lakers ihre Strategie an und zogen Davis ein Stück weiter heraus.
Zum Vergleich: So sah es meist im ersten Viertel aus, als der Big Man in der klassischen Drop Coverage agierte:
Und so veränderte sich die Dynamik, als Davis ein paar Schritte näher zu den Schützen kam.
Das kann gefährlich sein, insbesondere da Golden State mit Draymond Green und Kevon Looney zwei sehr fähige Spieler hat, die aus dem Short Roll heraus gute Entscheidungen treffen und damit Profit aus dem entstehenden Vier gegen Drei ziehen können.
Davis gehört aber zu den wenigen Spielern, die lang und mobil genug sind, um diese Aktionen zu unterbinden. Kaum jemand kann eine solch große Zone wie er kontrollieren und genau das veränderte im zweiten Viertel die Dynamik des Spiels. "Sie sind sehr lang und athletisch hinter dem Play", meinte auch Curry, der ebenfalls wieder Schwierigkeiten hatte, zum Korb zu kommen.
On Top machte Davis auch offensiv ein gutes Spiel, indem er dahin ging, wo es weh tat. So bescherte er Draymond Green fast im Alleingang Foulprobleme - ein weiterer Faktor in dieser Partie. Die Warriors haben bislang in dieser Serie keine Antwort für Davis, wenn dieser voll dabei ist. Nun ist es an Davis, seit Jahren einer der unbeständigsten Superstars der Liga, zu zeigen, dass er noch mindestens zwei solcher Spiele liefern kann.
Warriors: In die Karten der Lakers gespielt
Kommen wir aber noch einmal auf das zweite Viertel zurück. 9 Turnover leisteten sich die Warriors hier, das nutzten die Lakers zu 15 Punkten. Den Davis-Aspekt haben wir bereits angesprochen, aber die Warriors machten sich das Leben auch selbst schwer, indem sie die Lakers zu leichten Punkten einluden.
Es waren Kleinigkeiten, die das Spiel kippen ließen, nachdem Golden State in Abwesenheit von Davis auf +11 gestellt hatte. Aber auch hier ließen die Dubs einiges liegen. Ohne Davis gab Rui Hachimura den Small-Ball-Center und so war es völlig unverständlich, dass die Warriors kaum den Weg zum Korb suchten. Das taten sie erst, als Davis wieder zurückkehrte. Auch Memphis machte diesen Fehler, wodurch die Lakers nicht noch höher hinten lagen.
Doch es waren auch andere Dinge. So schenkten die Dubs gleich fünf Freiwürfe her. Es gab technische Fouls für die beiden Greens, ein unfassbar dummes Take Foul von Moses Moody, welches sogar zu einem Flagrant Foul hochgestuft wurde sowie eine mehr als offensichtliche Three Seconds Violation gegen Donte DiVincenzo. Auch das gehört zur Wahrheit der 15 Freiwürfe der Lakers im zweiten Viertel, vieles davon war selbst verschuldet.
Gerade Green gab sich nach der Partie äußerst schmallippig, traf den Nagel aber auf den Kopf mit seiner Analyse: "Das Spiel wurde langsam. Sie sind ständig an die Freiwurflinie marschiert." Es wurde zum Spiel nach dem Geschmack der Lakers. Einerseits schnelles Umschalten, andererseits das Ziehen von Fouls, um sich dann defensiv sortieren zu können. Das kann kaum ein Team besser als die Lakers und die Warriors taten ihnen den Gefallen.
Lakers: So stoppte Coach Darvin Ham das Curry-Pick'n'Roll
Lakers-Coach Darvin Ham traf eine weitere Entscheidung, die Golden State zu schaffen machte. Jarred Vanderbilt war in den ersten Partien meist Curry zugeordnet und der hatte die Lakers mit 12 Assists in Spiel 2 auseinander genommen. Diesmal wechselte Ham zu Austin Reaves, der zwar hier nicht die Idealbesetzung war, den Lakers dafür aber bessere Matchups verschaffte.
So konnte Vanderbilt Draymond verteidigen und Davis bei JaMychal Green geparkt werden. Die Folge: Die Lakers switchten liebend gerne das Curry-Draymond-Pick'n'Roll, während sich Davis bei JaMychal, der meist in der Ecke stand, etwas ausruhen konnte. Wollte man Davis dann doch involvieren, musste der schlechtere Green als Pick'n'Roll-Partner herhalten und Draymond hatte so für die Offense kaum noch einen Nutzen.
Die Warriors fanden dafür überhaupt keinen Konter, wohl auch weil sich Draymond bereits im dritten Viertel sein fünftes Foul abholte. Überhaupt ist es eine Rarität, dass Green das schlechteste Plus-Minus aller Warriors-Spieler aufwies. In knapp 23 Minuten stand der frühere All-Star bei -27.
Und Curry? Der war zwar mit 23 Punkten bester Scorer, brauchte dafür aber auch 21 Versuche (und vergab zwei seiner drei Freiwürfe). Hier und da war ein Dreier dabei, aber von der Dominanz aus Spiel 2 war diesmal nichts zu sehen.
Lakers: LeBron James mit Load Management in den Playoffs
Fast 18 Minuten musste LeBron auf sein erstes Field Goal warten, es war aber auch nicht so, dass er es bis dahin großartig versucht hatte. Erst im zweiten Viertel nahm er den Korb überhaupt mal ins Visier, während er in den ersten zwölf Minuten vor allem D'Angelo Russell mal machen ließ. James beobachtete stattdessen eher vom Perimeter und verteilte hier und da mal einen Ball.
Das ist nichts Neues mit James, gleichzeitig tat er dies seit Jahren in der Regular Season. Nun ist das auch in der Postseason ein Stilmittel, Spiel 5 in Memphis war der erste Fingerzeig und in dieser Nacht war es zunächst nicht anders. Als L.A. den 38-Jährigen aber zu Beginn des zweiten Viertels brauchte, war er da. Ein Kickout für Russell, ein kluger Bounce Pass zu Davis unter den Korb, zwei Freiwürfe, leichte Zähler in Transition sowie auch mal wieder ein Dreier.
Warriors vs. Lakers: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 3. Mai | 4 Uhr | Golden State Warriors | Los Angeles Lakers | 112:117 |
2 | 5. Mai | 3 Uhr | Golden State Warriors | Los Angeles Lakers | 127:100 |
3 | 7. Mai | 2.30 Uhr | Los Angeles Lakers | Golden State Warriors | 127:97 |
4 | 9. Mai | 4 Uhr | Los Angeles Lakers | Golden State Warriors | |
5 | 11. Mai | 4 Uhr | Golden State Warriors | Los Angeles Lakers | |
6* | 13. Mai | tba | Los Angeles Lakers | Golden State Warriors | |
7* | 15. Mai | tba | Golden State Warriors | Los Angeles Lakers |
*falls benötigt
Innerhalb von knapp vier Minuten hatten die Lakers auch dank James einen zweistelligen Rückstand in eine Führung umgebogen. Der Forward sprintete nun über das Feld, war defensiv engagiert und hielt dieses Level so lange so hoch, wie er gebraucht wurde. Bestes Beispiel dafür war sein Hustle zum Ende des dritten Viertels, als er mit Präsenz in Transition zwei sichere Wiggins-Punkte verhinderte, über die erste Reihe sprang und erst auf der Pressetribüne bremsen konnte.
LeBron hat die Erfahrung, wie er sich seine Kräfte einteilen muss und das nutzt er voll aus. 32 Minuten waren es in Spiel 3, neun davon auf kompletter Sparflamme und trotzdem wurde es mit 21-8-8 eine klassische LeBron-Statline. Er wird die gesparte Energie brauchen, denn auch wenn dies ein 30-Punkte-Blowout war, werden die Warriors mit Sicherheit noch einmal zurückschlagen.
Davis in Top-Form, viele Ballverluste der Warriors, die Freiwurf-Diskrepanz plus Erfolge im Dreier- und Transition-Battle - aus Lakers-Sicht war das beinahe das perfekte Spiel. Immer wird das so nicht laufen.