Mit göttlichem Beistand: Der Fadeaway Führer. The Human Mismatch. Dirkules. Nicht erst seit seinen Heldentaten in den diesjährigen Playoffs und den genannten Spitznamen weiß jeder, welchen Status sich Dirk Nowitzki rund um das American Airlines Center erworben hat. Es wird also höchste Zeit, dass im Maradona-Stil eine Religion um den Deutschen gegründet wird. Oder wie wäre es mit einer Heiligsprechung?
Dirk Nowitzki nimmt Cough-Gate gelassen
Das dachten sich offenbar auch einige Mavs-Fans und entwarfen ein T-Shirt, um ihren Helden zu huldigen. Auf der Vorderseite prangt in großen Buchstaben "Holy Dirkness", während man von hinten einen Cartoon-Dirk zu sehen bekommt. Immer dabei: Sein Heiligenschein. Isaac Soto ist einer der Fans, die das T-Shirt zu einem echten Kassenschlager gemacht haben.
"Wir verkaufen es überall: vor Kirchen, in Einkaufszentren, vor Restaurants. Dirk ist unser Engel auf dem Parkett", so Soto gegenüber dem TV-Sender "WFAA". Dabei wolle man Dirk gar nicht mit Gott vergleichen, sondern einfach ihn und seine Leistungen würdigen. Beim Spiel in Miami wird angeblich sogar Brian Cuban, der Bruder von Mavs-Besitzer Mark, ein solches Shirt tragen. Ein Cuban mit göttlichem Beistand? Dann kann für die Mavs ja eigentlich nichts mehr schief gehen.
Harter Hund im Doppelpack: Wer in den Finals nicht auf die Zähne beißt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Das wissen die Fans. Das wissen die Coaches. Und das weiß offenbar auch Brendan Haywood. Der Mavs-Center will trotz seiner Hüftverletzung alles probieren, um bei Spiel sechs in Miami dabei zu sein.
"Die Hüfte fühlt sich immer noch ein wenig steif an. Bei 100% werde ich vermutlich erst in ein paar Wochen sein", so der 33-Jährige gegenüber den "Dallas Morning News". Aber was sind schon ein paar Wochen Schmerz, wenn man dafür einen Championship-Ring bekommt: "Was soll's. Ich versuche einfach, zumindest für ein Spiel nicht an die Verletzung zu denken."
Noch einen Ticken besser schaut die ganze Sache bei Dwyane Wade aus, der es ebenfalls mit der Hüfte hat. Der Guard wird trotz seines qualvollen Tete-a-tete mit Brian Cardinal in der letzten Partie auf jeden Fall spielen können. "Er wird dabei sein", sagte Heat-Coach Erik Spoelstra "ESPN". Alles andere wäre auch eine große Überraschung gewesen.
Nightmare on Jet Street: Schweißnasse Hände. Unruhiges Hin- und Herdrehen im Bett. Albträume im Kopf. Jason Terry erlebt seit der Finalniederlage vor fünf Jahren offenbar unruhige Nächte. "Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit Konfetti nahezu erschlagen wurde und ihnen beim Feiern zusehen musste oder wie sie in Golf-Carts herumfahren", sagte Jet dem "Fort Worth Star-Telegram".
"Ich werde nie vergessen, wie ich heulend mit Darrell Armstrong in der Kabine saß. (...) Daran muss ich jeden Tag denken. Manchmal mitten in der Nacht, oft auch wenn ich am Morgen aufstehe. Aber vor allem jedes Mal, wenn ich ins Gym oder in die Halle komme. Damit muss ich leben", so Terry. Aus Dallas-Sicht wird es also höchste Eisenbahn, dem Guard mal wieder ein paar ruhige Nächte zu verschaffen.
Ein Ring, sie zu knechten: Ob Dwyane Wade ein großer Fan der "Herr der Ringe"-Filme ist, wissen selbst Heat-Insider vermutlich nicht. Aber ein Hang zum Extravaganten kann auch Wade nicht verhehlen. Wie "ESPN" berichtet, gab es vor ungefähr zwei Monaten, also genau zum Playoffs-Start, ein Abendessen unter Floridas Sonne. Die Hauptdarsteller: D-Wade und sein Schatz, besser bekannt als der NBA-Championship-Ring.
Wie genau der Abend ablief, daran kann sich Chris Bosh auch nicht mehr im Detail erinnern. Wen interessiert schon das Menü, wenn das Objekt der Begierde eines jeden Basketballspielers auf dem Tisch liegt.
"Es wurde sofort mucksmäuschenstill. Alle Augen waren auf den Ring gerichtet", so Bosh: "Er wollte uns einfach damit zeigen: Ihr wollt auch so was haben? Dann wisst ihr ja, was zu tun ist. Mehr Motivation geht eigentlich gar nicht." Mehr Druck aber auch nicht. Für Bosh, James und Co. heißt es spätestens in Spiel sechs: Ab zum Schicksalsberg.
Die Unterwäsche von Rick Carlisle: "Ein Anzug, ein Hemd, eine Krawatte." Das war's, was Pat Riley 2006 vor dem sechsten Spiel in Dallas in seinen Koffer eingepackt hat. Der damalige Heat-Coach war sich sicher: Mehr brauche ich nicht, und mehr (Spiele) brauchen auch seine Spieler nicht, um die Serie zu gewinnen.
In diesem Jahr hat sich die Situation um 180 Grad gedreht. Diesmal ist es der Dallas-Coach, der sich mit einer 3-2-Führung im Gepäck auf die zweite Auswärts-Reise machen darf. Was Rick Carlisle sonst noch so im Gepäck haben wird, wollte er dann aber doch nicht verraten.
"Bevor ich mich so offenbare, müsste ich Sie besser kennen lernen", so Carlisle vor der versammelten Presse: "Aber im Moment bin ich noch nicht soweit, um mit Ihnen über meine Unterwäsche zu reden, die ich mitnehmen werde." Verständlich. Trotzdem sollte Carlisle beachten: Auch die Mavs werden nicht vor der obligatorischen Gatorade-Dusch Halt machen, falls sie den Titel holen sollten.
Der Stevenson-Doppelgänger: Die Beziehung von DeShawn Stevenson zu LeBron James würde alleine genügend Stoff für die kompletten Finals bieten. Über Facebook kam es jetzt zum nächsten Zwischenfall. Ein User namens Stevenson schrieb im Mark-Zuckerberg'schen Universum: "I habe Ihnen gesagt, dass LeBron überbewertet ist, aber sie wollten ja nicht zuhören.Swag."
Den neuerlichen Diss fand sein Coach Rick Carlisle gar nicht lustig und stellte ihn zur Rede. Das Problem an der Sache: Der Mavs-Guard hat gar kein Facebook-Account. Dementsprechend außer sich war Stevenson gegenüber "ESPN" über die Vorwürfe: "Es gibt vermutlich 37 Leute auf Facebook, die sich für mich ausgeben. Aber mal im Ernst: Schaut mich und meine Tattoos an. Glaubt Ihr wirklich, dass ich vor meinem Computer sitze und so was schreibe?"
Stevenson versuchte, ein bisschen Feuer aus der Fehde mit James zu nehmen. "Lasst LeBron doch einfach mal chillen. Und gibt nicht immer mir die Schuld. Jeder will, dass ich ihn wütend mache. Aber lasst mich einfach in Ruhe. Ihr schafft es noch, dass der Typ mich vor der Halle umbringen will. Das brauche ich jetzt nicht unbedingt", sagte ein schmunzelnder Stevenson.
Der Custodian, zu Ihren Diensten: Falls die Dallas Mavericks ihren Traum erfüllen und den Titel zum ersten Mal nach Texas holen sollten, würde auch eine 2,03-Meter-Glatze einen Ring bekommen, die sonst eher im Hintergrund ist. Ihr Name: Brian Cardinal, genannt The Custodian, was in Deutsch in etwa der Pförtner, der Verwahrer, der Wächter bedeutet, oder einfach: Mädchen für alles.
Aber Cardinal hat sich mit dieser Rolle nicht nur abgefunden, nein, er fühlt sich sogar richtig wohl. Und manchmal ist auch auf dem Parkett Cardinal-Time angesagt. "Er (Rick Carlisle, Anm. d. Red.) hat 'Cardinal' gebrüllt, und ich hab mich sofort auf das Handtuch gestürzt", sagte Cardinal der "Palm Beach Post" zu dem Moment kurz vor seiner Einwechslung im zweiten Finalspiel. "Ich habe gedacht, dass irgendjemand ein bisschen Wasser verschüttet hatte."
Mehr muss man eigentlich gar nicht wissen, um die Rolle von Cardinal im Mavs-Team zu verstehen. Dass so ein Custodian aber auch zu einer menschlichen Mauer werden kann, bekam Dwyane Wade im letzten Spiel zu spüren. Natürlich ganz unabsichtlich, denn Cardinal ist trotz seiner physischen Spielweise ein Komiker vor dem Herren. Über einen Blogger, der ihn scherzhaft als Finals-MVP angekündigt hatte, sagte Cardinal: "Der muss besoffen gewesen sein."
NBA: Die Ergebnisse der Playoffs in der Übersicht