Die Dallas Mavericks haben zum ersten Mal in der Klubgeschichte den NBA-Titel gewonnen. Mit einem am Ende sicheren 105:95 in Spiel 6 bei den Miami Heat entschied das Team von Dirk Nowitzki die Best-of-seven-Serie mit 4-2 für sich.
Nowitzki zeigte ausgerechnet in dieser Partie seine bei weitem schwächste Leistung der letzten Wochen, am Ende wurden für ihn aber immerhin noch 21 Punkte verzeichnet. Sofort nach dem Abpfiff flüchtete der überwältigte Nowitzki in die Kabine, um all das Erlebte zu verarbeiten.
Erst nach einigen Minuten kehrte er zurück und nahm zunächst die Championship Trophäe, kurz darauf den Award als Finals-MVP entgegen. Mit der Meisterschaft erfüllte er sich nach der Olympia-Teilnahme seinen zweiten großen Traum.
Zum Heilsbringer wurden in Spiel 6 jedoch zwei Mitspieler: Jason Terry und J.J. Barea. Terry, der ähnlich wie sein Freund Nowitzki lange als zu nervenschwach und weich galt, brannte in Miami von der Bank kommend ein Feuerwerk ab: 11/16 aus dem Feld für 27 Punkte. Barea erzielte 15 Punkte (7/12), die meisten immer dann, wenn das Momentum zugunsten Miamis zu kippen drohte.
Bei den von vielen favorisierten Heat enttäuschten die beiden Superstars Dwyane Wade (17 Punkte) und vor allem LeBron James (21). Beide tauchten im letzten Viertel völlig ab, bezeichnend für den Auftritt war jedoch vor allem die emotionslose Körpersprache der beiden. Chris Bosh (19), der dritte Star und an diesem Abend einer der besseren Heat-Spieler, zeigte wesentlich mehr Regung, als er auf dem Weg in die Kabine weinend fast zusammenbrach.
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Reaktionen:
Dirk Nowitzki (Dallas): "Ich kann es immer noch nicht glauben. Wir haben so hart gearbeitet. Wir sind durch alle Auf und Abs gegangen. Ich kann es immer noch nicht glauben. Wir sind ein erfahrenes Team. Wir haben immer an uns geglaubt. Es ist unglaublich. Wir haben den Titel verdient, die Mavs-Nation hat den Titel verdient. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Teil des besten Teams der Welt zu sein."
Tyson Chandler (Dallas): "Vorher waren wir ein Team ohne einen einzigen Champion. Jetzt verlassen wir die Stadt mit einem Team voller Champions."
Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Wir haben ein echtes Team. Wir sind alt, rennen nicht schnell oder springen besonders hoch. Dafür hält der eine dem anderen den Rücken frei. Wir haben 'the right way' gespielt. Wir haben gepasst und den Mitspielern vertraut. Es ist eine phänomenale Sache für die City von Dallas."
Dwyane Wade (Miami): "Man muss den Mavericks gratulieren. Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die offensichtlich besser ist als wir."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Heat-Coach Spoelstra reagiert und bringt Chalmers für Spielmacher Bibby, der das ganze Spiel über auf der Bank bleiben sollte. Bei Dallas steht der an der Hüfte verletzte Haywood immerhin im Kader, aber auch er wird nicht eingesetzt.
6.: Miami ist wacher, vor allem LeBron legt ordentlich los (4/4). Ein Bosh-Sprungwurf später führen die Heat 20:11.
9.: Dirks erster Korb leitet die Aufholjagd ein: Barea, Terry doppelt und Cardinal von Downtown treffen ebenfalls. Plötzlich 23:22 Mavs.
15.: Der Lauf geht weiter: Stevenson mit zwei Dreiern innerhalb von 25 Sekunden. Macht einen 29:8-Turnaround. 40:28 Mavs!
18.: Jetzt sind wieder die Heat dran. Vor allem die Rollenspieler (House, Chalmers, Haslem) sind zur Stelle, 14:0-Run für Miami. 42:40 Mavs.
18.: Bei der darauffolgenden Auszeit kommt es zum Rumgeschubse, erst zwischen Haslem und Stevenson und dann mischt auch noch Chalmers mit. Technische Fouls für alle drei Spieler beruhigen die Lage.
24.: Zerfahrene Phase: Beide Teams nicht im Fluss, vor allem nicht Nowitzki (1/12), dessen letzter Wurf auch nur den Ring berührt. Aber Terry spielt phänomenal, 53:51 Mavs zur Halbzeit.
36.: Dallas das dritte Viertel über zwar knapp, aber immer in Führung. Chandler-Ersatz Mahinmi bekommt am Ende des Abschnitts überraschend den Ball - und trifft aus der Mitteldistanz den Buzzerbeater. Sachen gibt's. 81:72 Dallas.
40.: Miami gerade von allen guten Geistern verlassen. Wade mit dem Turnover, dann versemmelt James den Korbleger. Barea hingegen zieht mühelos zum Korb und trifft. 89:77 Dallas.
48.: Bei den Heat geht nichts mehr. Keine Ideen, kein Aufbäumen, keine erfolgreichen Dreier. Der alles überstrahlende Terry macht es clever und lässt bei eigenem Ballbesitz viel Zeit ablaufen. Und dann Dirk: Er bekommt den Ball und 29 Sekunden vor Ende macht er den Korbleger. 103:92 Mavs, Das war's!!!
Der Star des Spiels: Jason Terry. Kaum ein anderer NBA-Spieler hat in der jüngeren Geschichte in wichtigen Spielen so viele Fehler begangen, die sich als folgenschwer für sein Team erwiesen haben wie Terry. Und dass er sich vor dem Saisonstart die Championship Trophy tätowieren ließ, schien sein unstetes Wesen nur zu bestätigen. Und dann zeigt er eine solche Leistung. Als Nowitzki in der ersten Hälfte nichts gelingen wollte, übernahm Terry in einer eindrucksvollen Art. Seine 27 Punkte (11/16), 3 Rebounds, 2 Assists und 2 Steals erfassen nicht einmal ansatzweise, wie entscheidend Jet für den Triumph war.
Der Flop des Spiels: LeBron James. Krönte seine miserablen Finals mit einer Vorstellung, die stellvertretend für die gesamte Serie steht: Starker Beginn (4/4 aus dem Feld), noch stärkerer Leistungsabfall. Ward zwischen Mitte des ersten und Anfang des vierten Viertels nicht gesehen (2/7) und wurde sogar länger als üblich auf der Bank belassen. Zwar erzielte er im letzten Abschnitt noch 7 Punkte, viel aussagekräftiger ist aber seine unterirdische, nein indiskutable und mit Abstand schlechteste Plus-Minus-Statistik aller Spieler: -24. Heißt: Wenn James auf dem Parkett stand, büßte Miami 24 Punkte auf Dallas ein. Das peinlichste Moment: Als er in einer Szene vom 20 Zentimeter kleineren Barea verteidigt wurde - und LeBron ein Offensivfoul unterlief.
Analyse: Herzlichen Glückwunsch, Mavericks! Die in den Playoffs überzeugendste Mannschaft gewinnt den ersten Titel in der Klubgeschichte. Spiel 6 dient als Muster für die gesamte Saison - von Nowitzkis Wurfschwäche (9/27) mal abgesehen.
Terry traf anders als früher die entscheidenden Würfe, der immer unterschätzte Barea spielte ähnlich vorzüglich, Kidd behielt immer die Ruhe und den Überblick, Chandler gab defensiv die Kommandos, Marion und Stevenson erledigten Drecksarbeit jeder Art und Coach Carlisle hatte wie in den Serien zuvor auch gegen Miamis Gegenüber Spoelstra die bessere Strategie.
Bezeichend, dass in Miami nicht Nowitzki, Terry oder Kidd, sondern der wenig benutzte und wenig talentierte, aber immer vorbildlich kämpfende Cardinal zusammen mit Marion die beste Plus-Minus-Statistik aufwies: +18! Und das in 12 Einsatzminuten!
Die Heat hatten ebenfalls Rollenspieler, die ihren besten Basketball zeigten, als es darauf ankam: Haslem rackerte wie eh und je (11 Punkte, 9 Rebounds), Chalmers bedankte sich für seine Starter-Rolle (18 Punkte, 7 Assists, 3 Steals), House traf wichtige Dreier (3/6).
Doch das alles war zu wenig für Dallas, weil ausgerechnet die Superstars versagten. Bosh wurde wie üblich mit dem Spielverlauf immer schwächer und erzielte ab Mitte des dritten Viertels nur noch 3 Punkte. Kaum zu entschuldigen jedoch war der Auftritt von Wade und James. Dass beide zusammen 11 Mal den Ball vertändelten und zum Ende hin sich fast ausschließlich auf ihren wackligen Sprungwurf verließen, mag noch entschuldbar sein.
Nicht entschuldbar ist jedoch ihre Körpersprache im letzten Viertel: Diese nicht von Kampf geprägte, sondern fast schon aufreizend passive Spielweise ist ein wichtiger Grund dafür, warum den Heat im ersten Miami-Thrice-Jahr der Titel versagt bleiben. Und warum stattdessen die verdiente Mannschaft den Ring bejubelt: die Dallas Mavericks!
NBA: Die Finals auf einen Blick