Der neue Star trägt Plauze

Ole Frerks
25. Juli 201612:56
Das neue Traum-Duo der Wolves? Karl-Anthony Towns und Tom Thibodeaugetty
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Die Minnesota Timberwolves haben im Sommer weitestgehend die Füße stillgehalten und nur wenige Moves getätigt - angesichts des talentierten Kaders eine gute Entscheidung. Ein weiteres Top-Talent kam per Draft, den größten Fortschritt soll allerdings der neue Coach Tom Thibodeau bewirken.

Die Transaktionen: Wahnsinnig viel hat sich bei den Wolves personell nicht getan. Mit Greg Smith, Justin Hamilton und Damjan Rudez gingen drei Spieler mit marginalen Rollen, die einzigen Free-Agent-Verpflichtungen Cole Aldrich, Brandon Rush und Jordan Hill werden keine Starter-Minuten sehen. Sie bringen zumindest ein wenig mehr Erfahrung in den sehr jungen Kader, der im Draft mit Kris Dunn noch ein weiteres Top-Talent erhalten hat.

Der No.5-Pick gilt als NBA-ready und überzeugte in der Summer League bereits sehr, bevor ihn eine Gehirnerschütterung lahm legte. Er galt zwar ursprünglich als Trade-Kandidat, wird nun aber wahrscheinlich doch ein Part der Wolves-Rotation werden.

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Bei Kevin Garnett ist das nicht so sicher. Ob das "Big Ticket" noch eine weitere Saison spielen will, steht derzeit in den Sternen. Die Franchise hat mehrfach betont, ihm alle Zeit der Welt mit seiner Entscheidung zu geben. Spielerisch wäre ein Abgang mittlerweile zu verkraften, als Mentor stünde KG vermutlich so oder so weiter zur Verfügung.

Die Strategie: Im Vorfeld des Drafts waren die Wolves Berichten zufolge durchaus aktiv in Trade-Gespräche involviert, Dunn sollte angeblich Teil eines Pakets für Bulls-Star Jimmy Butler werden. Damit blitzten sie letztendlich ab, dennoch könnte die Franchise noch einmal aktiv werden.

Um Ricky Rubio gab es Gerüchte, noch wahrscheinlicher ist aber ein Trade von Nikola Pekovic, der eigentlich keine Rolle mehr im Team hat. Für Pek wird man freilich keinen Star wie Butler zurückbekommen, aber vielleicht können Thibs und Co. für ihn noch einen ordentlichen Rollenspieler stibitzen.

Mehr braucht es kurzfristig auch nicht. Die Top-Talente Karl-Anthony Towns, Andrew Wiggins und Zach LaVine bringen allesamt bereits Star-Potenzial, gerade KAT sah in seiner Rookie-Saison aus wie ein zukünftiger (baldiger) MVP-Kandidat. Sie alle sollen unter ihrem neuen Coach einen großen Schritt nach vorne machen.

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Dies hat vorerst Priorität, außerdem muss Thibs aus erster Hand abschätzen, welche Rolle andere Spieler wie Gorgui Dieng, Shabazz Muhammad, Tyus Jones oder auch Dunn in seiner Langzeitplanung einnehmen. Dann kann gezielt nachverpflichtet werden.

Die Schwachstellen: Wer so viele Leistungsträger zwischen 20 und 22 Jahren beschäftigt, muss natürlich auch mal mit jugendlichem Leichtsinn rechnen. Vergangene Saison hatte Minnesota häufig Probleme am Ende des Spiels, die Defense war vom Rating her die drittschlechteste der gesamten Liga (110,1 Punkte pro 100 gegnerische Ballbesitze).

Gerade bei diesen beiden Schwachstellen gibt es in Person von Thibodeau aber Grund zur Hoffnung. Was der Griesgram vom Dienst jedoch nicht ohne weiteres beheben kann, ist der Mangel an Shootern im Team. Die Wolves ließen vergangene Saison die zweitwenigsten Dreier fliegen und trafen auch nur schwache 33,8 Prozent (Rang 25 ligaweit).

Diese Schwäche wurde in der Free Agency nur durch die Verpflichtung von Rush, einem voraussichtlichen neunten oder zehnten Mann in der Rotation, adressiert. Abgesehen von LaVine und Nemanja Bjelica finden sich sonst keine überdurchschnittlichen Shooter in der Rotation, es sei denn Towns und Wiggins können in dieser Hinsicht große Fortschritte machen.

Zudem ist der Kader noch sehr unausgewogen. Es ist unklar, wer im Frontcourt den idealen Nebenmann für Towns geben soll beziehungsweise ob dieser schon im Kader steht. Minnesota beschäftigt Stand jetzt (Garnett eingerechnet) acht Big Men, während auf dem Flügel kaum Backups zur Verfügung stehen. Da muss (und wird) vermutlich noch etwas passieren.

Der Hoffnungsträger: Es mag komisch klingen, aber der Hoffnungsträger bei all den Talenten ist 58 Jahre alt - und nein, damit ist nicht Garnett gemeint. Es geht um Thibodeau, den größten "Free Agent", den Minnesota in diesem Sommer verpflichten konnte. Nach einem Jahr Pause ist der langjährige Bulls-Coach zurück an der Seitenlinie.

Und er findet eine angenehme Situation vor. Gerade in Sachen Defense war Minnesota zuletzt mies, das Talent ist aber zweifelsohne da. Rubio ist als Point Guard schon jetzt Elite-Verteidiger, Wiggins hat fraglos das Zeug dazu und in Towns schlummert ein elitärer Rim-Protector. Auch Dunn oder Dieng bringen für die Defense beste Anlagen mit.

Es würde nicht überraschen, wenn Thibs aus der drittschlechtesten Defense innerhalb einer Saison eine Top-15-D oder sogar mehr machen würde, so stark ist sein Einfluss auf dieser Seite des Feldes. Und auch offensiv ist Thibs besser als sein Ruf.

Die Bulls stellten in der letzten Saison unter ihm die elftbeste, in der ersten Saison unter Fred Hoiberg mit beinahe gleichem Personal die siebtschlechteste Offense der Liga. Überhaupt blieb seine Mannschaft trotz der unglaublich vielen Verletzungen immer konkurrenzfähig.

Nun hat Thibs einen extrem jungen Kader, den er nach seinen Vorstellungen formen kann. Gerade Wiggins dürfte enorm vom neuen Coach profitieren, um die Entwicklung von Towns muss man sich ohnehin keine Sorgen machen, der Big Man ist schon aus eigenem Antrieb ein Workaholic und passt damit perfekt zu Thibodeau.

Die spannendste Personalie in Verbindung mit Thibs ist vermutlich LaVine. Der Guard ist eigentlich kein "Thibs-Spieler" und bisher nicht gerade durch gute Defense (oder generelles Spielverständnis) aufgefallen, eigentlich ist Minnesota aber auf sein Shooting angewiesen. Wenn er Thibodeau mit harter Arbeit von sich überzeugen kann, steigert sich das Offensiv-Potenzial der Truppe ungemein.

Das Fazit: Die Wolves haben letztendlich nur einen richtig wichtigen Move getätigt, dieser war allerdings ein sehr guter. Thibodeau war wohl der beste verfügbare Coach auf dem Markt und dürfte das Team schon in seiner ersten Saison deutlich nach vorne bringen. Das Upgrade von Sam Mitchell zu Thibs kann man kaum hoch genug bewerten.

Gleichzeitig war es aber auch richtig, nicht für Butler oder einen anderen Star "überzubezahlen". Der Druck ist noch nicht so groß, dass man auf Teufel komm raus auf Star-Suche gehen müsste. Vielmehr geht es darum, die interne Entwicklung voranzutreiben und dann zu analysieren, wen man noch dazu verpflichten könnte.

Dazu hätte man Stand jetzt sogar immer noch rund 15 Millionen Dollar Cap-Space zur Verfügung. Deswegen ist es auch zu verzeihen, dass es im Kader noch immer einige Baustellen gibt. Die Wolves scheinen bestens dafür aufgestellt, in den kommenden Jahren eine ähnliche Entwicklung wie Oklahoma City circa 2010 hinzulegen. Ein Playoff-Platz scheint im nicht mehr so tief besetzten Westen zumindest nicht unmöglich.

Note: 2

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