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Die Ankunft des Problemlösers?

Chandler Parsons soll bei den Grizzlies Probleme lösen
© getty

Entgegen ihrer Tradition waren die Memphis Grizzlies in der Offseason sehr aktiv und haben mit Mike Conley und Chandler Parsons zwei Monster-Verträge abgeschlossen. Zudem wurde der Head Coach ausgetauscht - an ihrem Kern und der Mentalität haben sie aber (vorerst) nichts geändert. Der Erfolg in der kommenden Saison hängt an einem seidenen Faden.

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Die Transaktionen:

152,6 Millionen Dollar für fünf Jahre - soviel hat noch nie eine Franchise an einen Spieler überwiesen. Die Grizzlies ließen sich bei dem Versuch, Free Agent Mike Conley zu halten, nicht lumpen und statteten ihn mit diesem Mega-Vertrag aus. Das war aber nicht der einzige große Deal, den das Front Office um General Manager Chris Wallace einfädelte: Schon fünf Tage zuvor landeten die Bären einen Coup und lockten den begehrten Chandler Parsons (4 Jahre/94 Millionen) von den Dallas Mavericks nach Tennessee.

Angesichts der Summen, die für das Duo locker gemacht wurden, verkommen die weiteren Transaktionen zu Peanuts. Troy Daniels wurde aus Charlotte geholt, Tony Wroten aus New York und James Ennis aus New Orleans. Über die Draft fanden Andrew Baldwin IV und Deyonta Davis den Weg nach Memphis, brauchen bei allem Potential aber noch jede Menge Feinschliff, bevor sie eine (größere) Rolle in der Rotation spielen werden. Verlassen haben die Grizzlies unter anderem Lance Stephenson, Matt Barnes und Chris Andersen.

Eine weitere Veränderung gab es an der Seitenlinie: Kurz nach dem Playoff-Aus nahm Head Coach Dave Joerger seinen Hut und wurde später durch David Fizdale ersetzt. Der langjährige Assistant Coach der Heat wird unter anderem von Nick van Excel unterstützt.

Die Strategie:

Für Grizzlies-Verhältnisse war der Sommer 2016 ganz schön turbulent. Nach der verletzungsverseuchten Vorsaison wollte sich das Front Office nicht darauf verlassen, dass sich die Dinge von alleine wieder einpendeln und nahm ein paar Kurskorrekturen vor - ohne den Kern der Grind'n'Grind-Ära aufzulösen.

Durch die Vertragsverlängerung von Conley stehen die vier Spieler, die genau für diese Philosophie stehen, mindestens noch ein Jahr im Kader: Neben Conley sind das Marc Gasol, Tony Allen und Zach Randolph. Die beiden Letztgenannten werden im Sommer 2017 aber zu Unrestricted Free Agents - gut vorstellbar also, dass die kommende Spielzeit der letzte Run mit diesem Kern sein wird.

Kein Wunder also, dass Wallace und Co. auch über 2017 hinaus ein Grundgerüst schaffen wollten. Die Verpflichtung von Parsons passt in dieses Bild, auch wenn sein Vertrag etwas üppig daher kommt. Aber: Erreicht der Ex-Maverick wieder seine Höchstform, könnte er zwei Baustellen schließen, die schon seit Jahren offen sind: Mieses Spacing (zweitschlechteste Dreierquote 2015/16) und überhaupt Scoring vom Flügel. Darüber hinaus ist Parsons in der Lage, dem 34-jährigen Allen defensiv unter die Arme zu greifen.

Die Trennung von Joerger war derweil nicht so überraschend, wie man denken mag. Der Coach soll schon länger mit seinem Kader unzufrieden gewesen sein, da es diesem an Flexibilität fehle. Außerdem wollte er sich ständig das Recht vorbehalten, mit anderen Franchises zu verhandeln - 100-prozentige Identifikation sieht anders aus.

Mit Fizdale weht nun ein frischer Wind. Der 42-Jährige war zuletzt acht Jahre lang Assistent von Erik Spoelstra bei den Heat und zuvor schon bei den Hawks und Warriors aktiv. Besonders seine Arbeit mit jungen Spielern wird hochgelobt, womit er für das Ziel, den baldigen Generationswechsel in Memphis einzuläuten, eine sinnvolle Lösung darstellt.

Die Schwachstellen:

In erster Linie ist hier die Gesundheit zu nennen. Z-Bo, Gasol und Allen haben die 30 längst überschritten und verpassten aufgrund ihrer Verletzungen einen Haufen Spiele. Auch Mike Conley absolvierte in der regulären Saison nur 56 Partien. Die Folge: Um über die Runden zu kommen, musste Coach Joerger insgesamt 28 Spieler einsetzen. Für ein Playoff-Team war das ein einsamer Rekord-Wert.

Gelingt es Fizdale nicht, die Minuten seiner anfälligen Schlüsselspieler wohl zu dosieren, droht mit etwas Pech ein ähnliches Szenario - denn Neuzugang Parsons ist bekanntlich auch nicht verletzungsresistent.

Darüber hinaus wurde mit ihm zwar die besagte Baustelle geschlossen, ein anderes Problem kann aber auch er nur bedingt lösen: Kommt das Team nicht über ihre Lieblings-Mittel Defense und Setplay zum Erfolg, fehlen die Optionen. Eine effiziente Smal-Ball-Variante ist mit diesem Roster nicht möglich und ein Scorer von der Bank fehlt ebenfalls: Fällt Vince Carter nicht in den Jungbrunnen oder geht keiner der Rookies unerwartet steil, sollte kein allzu großer Einfluss von der zweiten Garde erwartet werden.

Der Hoffnungsträger:

Neben Conley hängt viel davon ab, wie sehr Chandler Parsons einschlagen wird. Wie konstant fällt sein Dreier? Wie viele Eigenkreationen traut er sich (und seinem Knie) zu? Vor allem die Lowpost-Maschinen Gasol und Randolph brauchen seine Feuerkraft von draußen, um selber Platz zu haben - zudem besitzt Parsons Fähigkeiten als Playmaker und kann Conley beim Strukturieren des Spiels entlasten.

Mit einem Auge darf man auch auf Rookie Wade Baldwin schielen, der in der Summer League mit soliden Leistungen auf sich aufmerksam machte und sich als 17. Pick zu einem kleinen Steal entwickeln könnte. Mit David Fizdale an der Seitenlinie und Mike Conley als Mentor findet er ein nahezu perfektes Umfeld vor.

Das Fazit:

Die Grizzlies haben es geschafft, mit Parsons das lang ersehnte Shooting in den Kader zu holen. Ausschlaggebende Abgänge mussten sie derweil nicht verkraften, sodass der Kader gestärkt und durch die Rookies auch verjüngt in die neue Saison geht.

Ob Grid'n'Grind auch in der Zukunft die Devise sein wird, ist aber fraglich. Ein größerer Umbruch ist in den kommenden ein, zwei Jahre definitiv nötig - dass man in dieser Saison noch darauf verzichtet hat, erscheint aber nachvollziehbar. Den Stempel des Geheimfavoriten, den die Grizzlies in den vergangenen Saisons oft aufgedrückt bekamen, sind sie jedoch los.

Langfristig hat Memphis einen Kern aus Conley, Gasol und Parsons geschaffen, die alle noch bis mindestens 2019 unter Vertrag stehen. Allerdings kosten sie bis dahin auch rund 80 Millionen Dollar pro Jahr - viel Holz für ein Trio, das für Verletzungen bekannt ist. Spielraum, um im Bedarfsfall hochkarätigen Ersatz zu schaffen, gibt es somit nicht mehr.

Die Note: 3

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