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Halbglatze statt Kahlschlag

Anthony Davis ist der unangefochtene Star in New Orleans
© getty

Die New Orleans Pelicans haben eine katastrophale Saison hinter sich und drängen auf Wiedergutmachung. Die Playoffs sind das Ziel, doch haben die Pels im Sommer die richtigen Schritte unternommen, um das Team um Anthony Davis besser aufzustellen? Die Offseason in der Analyse.

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Die Transaktionen:

Die wichtigste Personalie der Pels wurde bereits im vergangenen Sommer geklärt, als Franchise-Player Anthony Davis seine Vertragsverlängerung unterzeichnete. Nach der von Verletzungen geprägten Spielzeit 2015/16, in der man nur 33 Siege feiern konnte, wurden zwei regelmäßige Besucher im Lazarett abgegeben: Ryan Anderson und Eric Gordon. Beide heuerten bei den Rockets an.

Darüber hinaus trennten sich die Pels von Point Guard Toney Douglas (Cavs), Luke Babbitt (Timberwolves), James Ennis (Grizzlies) sowie Kendrick Perkins und Jordan Hamilton. Auf der Haben-Seite steht seit dem Draft Shooting Guard Buddy Hield (#6). An Position 33 pickten die Pels zudem Center Cheick Diallo.

Die beiden teuersten Neuzugänge des Sommers reißen auf den ersten Blick niemanden von den Stühlen: Solomon Hill kam aus Indianapolis und erhält für 4 Jahre 52 Mio. Dollar. E'Twaun Moore kehrt Chicago den Rücken und bezieht in NOLA im selben Zeitraum 34 Mio. Dollar.

General Manager Dell Demps fand in Langston Galloway (2 Jahre, 10 Mio. Dollar) einen erschwinglichen Backup-Point-Guard. Mit Tim Frazier konnte ein weiteres Einser-Talent für den schmalen Taler gehalten werden (2 Jahre, 4,1 Mio. Dollar).

Einer der Steals der Offseason könnte Terrence Jones (1 Jahr, 1 Mio. Dollar) werden. Wie Lance Stephenson, der aus Los Angeles kam und einen ungarantierten Vertrag unterschrieb (1 Jahr, 1,2 Mio. Dollar), hat der Forward nach einem Seuchenjahr einiges zu beweisen.

Die Strategie:

Defense first. Alvin Gentry war im vergangenen Jahr nicht in der Lage, die Verteidigung von New Orleans zu strukturieren. Platz 28 im Defensivrating spricht Bände. Daher lag der Fokus der Offseason ganz klar darauf, die Verteidigung zu stärken.

Natürlich folgt auch dieses Etappenziel dem übergeordneten Plan, um Davis herum ein Team aufzubauen, das konkurrenzfähig ist. Und zwar im Sinne eines Contenders. Allerdings ist das Personal, das dafür geholt wurde, im Gesamtpaket nicht gerade eine Verbesserung.

New Orleans ist nun deutlich jünger und auch schneller, was schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung ist. Im Halfcourt Set waren die Pelicans trotz Davis regelmäßig unsicher und um Struktur bemüht. ADs Athletik zu nutzen und das Spiel schnell zu machen, scheint der bessere Weg. Das haben die Verantwortlichen erkannt.

Wäre es ihnen gelungen, Abnehmer für den unproduktiven Omer Asik und den ständig verletzten Tyreke Evans zu finden - vermutlich hätten sie auch diese Deals noch durchgezogen. Es gelang ihnen aber nicht.

Immerhin traute sich New Orleans, kleinere Risiken einzugehen. Die Verpflichtung von Jones und Stephenson könnten sich auszahlen, wenn beide wieder auf einen grünen Zweig kommen. Jones überzeugte bisher in der Preseason und aktuell hat Lance im Kampf mit Alonzo Gee um den letzten Roster Spot die Nase vorn.

Die Schwachstellen:

Verletzungen waren das große Problem im letzten Jahr - und auch jetzt sind sie es wieder. Sorgenkind Evans musste im Februar die dritte Knie-Operation innerhalb von neun Monaten über sich ergehen lassen und hat nun auch noch ein Blutgerinnsel in der Wade. Quincy Pondexter fällt ebenfalls nach einer Knie-OP für den Saisonstart aus.

Jrue Holiday hat derzeit weitaus größere Sorgen als Basketball, da bei seiner schwangeren Frau ein Gehirntumor diagnostiziert wurde, der erst nach nach Geburt des Kindes operiert werden soll. Er wird dem Team bis auf weiteres nicht zur Verfügung stehen, weshalb Frazier und Galloway die Vertretungs-Einser geben müssen.

Die löchrige Verteidigung kann man nicht innerhalb eines Training Camps mal eben in eine Mauer verwandeln. Defensive Coordinator Darren Erman hat die schwierige Aufgabe, das Team dazu zu bringen, die Verteidigungssysteme vernünftig auszuführen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.

Ebenfalls ausbaufähig - wenn nicht gar durch eine Alternative zu ersetzen - ist das Zusammenspiel von Omer Asik und Davis. Die Paarung hat überhaupt nicht harmoniert und keine Zukunft. Ein wenig besser war die Braue im Duett mit Alexis Ajinca. Doch vielleicht wären Jones oder Hill die sinnvollere Option an der Seite von der Braue.

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Der Hoffnungsträger:

AD, The Brow, Anthony Davis. Nahezu jeder Beobachter hatte Davis 15/16 ein Killer-Jahr vorausgesagt - und damit auch die Erwartungen in die Höhe getrieben. Der Druck war zu groß. Davis gelang es nicht, das Team als Leader anzuführen. Sein Spiel stagnierte. Ein Problem waren auch die ständigen Ausfälle und Nachverpflichtungen - von Ish Smith bis hin zu Jimmer Fredette.

Superstar-Potenzial hat der 22-Jährige definitiv, dennoch fehlte ihm zuletzt ein wenig der Glaube an sich selbst. Davis muss als Anführer wachsen, lernen, mit dem Druck umzugehen und noch mehr Verantwortung übernehmen.

Ebenfalls für Aufbruchsstimmung sorgt Buddy Hield. Der deutete bereits in Summer League und Preseason an, wie wertvoll er offensiv für New Orleans werden könnte. Der 24-Jährige ist ein geborener Shooter, den die Pels nach den Abgängen von Anderson und Gordon dringend benötigen.

Der Starting Spot auf der Zwei dürfte eher früher als später an ihn gehen. Vielleicht kann Hields Firepower der Mannschaft einen Schub verleihen, auch wenn seine Defense eher in das Pels-Team der vergangenen Saison passen würde.

Das Fazit:

Nach dem herben Rückschlag in der vergangenen Saison haben die Pels den Anthony-Davis-Supporting-Cast ziemlich umgekrempelt - irgendwie jedoch halbherzig.

Hill und Moore sind solide Verpflichtungen, nicht mehr und nicht weniger. Sollte NOLA dadurch defensive Konstanz erlangen, wäre aber schon einmal ein kleines Ziel erreicht. Ob die zuletzt wackligen Stühle von Gentry und Demps dadurch allerdings fester auf dem Boden stehen? Nicht wirklich.

Es gelang dem Front Office nicht, einen Abnehmer für Omer Asik zu finden. Auch Evans hätte man sicherlich bei einem akzeptablen Gegenwert ziehen lassen. So fiel der anvisierte Kahlschlag dann doch eher in die Kategorie Halbglatze.

Die Verjüngungskur wird Früchte tragen und hoffentlich dafür sorgen, dass die medizinische Abteilung in der kommenden Saison endlich weniger Arbeit hat. Zieht man aber in Betracht, dass die Verantwortlichen möglichst schnell versuchen müssen, ihrem Star potente Rollenspieler an die Seite zu stellen, hätte New Orleans durchaus mehr erreichen können. Hill und Moore zu überhöhten Bezügen zu verpflichten, ist sicher nicht das, was Davis sich vorgestellt hat.

Note: 4-

Die Pels in der Übersicht

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