Der Super Bowl ist das größte, beste und wichtigste Football-Spiel des Jahres. Es geht um alles oder nichts. Mehr Spannung geht nicht. Kein Wunder also, dass der Super Bowl einige der besten Spielzüge aller Zeiten hervorgebracht hat. Mit dabei: Der unglücklichste Kicker der Welt, Joe Cool und der Finger der Nation. SPOX blickt auf zehn bemerkenswerte Super-Bowl-Momente zurück.
Eine Sache müssen wir gleich vorweg nehmen. Ja, dies ist eine rein subjektive Auswahl. Und sie ist auch nicht vollständig. Der Super Bowl brachte in seiner Geschichte so viele herausragende Spielzüge hervor, dass wir sie unmöglich in einen Artiel packen können. Deshalb präsentieren wir die Top-Ten der SPOX-Redaktion. In unsortierter Reihenfolge.
Super Bowl XXV: Wide Right
Das Spiel: Buffalo Bills - New York Giants 19:20
Die Daten: 27. Januar 1991; Tampa Stadium; 73.813 Zuschauer
Die Halftime-Show: "A Small World Salute to 25 Years of the Super Bowl"
Der Moment: Die Bills gehen als klarer Favorit ins Spiel. Sie sind ein junges und extrem talentiertes Team mit neun Pro Bowlern. Doch die Giants führen dank eines ausgeklügelten Plans von Defensive Coordinator Bill Belichick - mit genau einem Punkt. Es ist der knappste Super Bowl aller Zeiten. Und einer der dramatischsten. Acht Sekunden vor dem Ende stehen die Bills an der 29-Yard-Linie der Giants. Ein Field Goal soll Buffalo den ersten Super-Bowl-Titel in der Geschichte bringen, Kicker Scott Norwood läuft an und: "No good! Wide right!" (Original-Kommentar von ABC-Kommentator Al Michaels). Die Bills verloren anschließend drei weitere Super Bowls - hintereinander. Bis heute konnten sie die Vince-Lombardi-Trophy nie gewinnen. Norwood beendete nach dem Zwischenfall übrigens umgehend seine Karriere und verkauft heute Immobilien.
Super Bowl X: The Catch
Das Spiel: Dallas Cowboys - Pittsburgh Steelers 17:21
Die Daten: 18. Januar 1976; Orange Bowl, Miami; 80.187 Zuschauer
Die Halftime-Show: "200 Years and Just a Baby: Tribute to America's Bicentennial"
Der Moment: Der "Steel Curtain" der Steelers-Defense dominiert die NFL. Acht von elf Startern fahren zum Pro Bowl. Dennoch wird ein Receiver zum Star des Super Bowls: Lynn Swann. Der fängt zwar nur vier Pässe von Quarterback Terry Bradshaw, erzielt damit aber 161 Yards Raumgewinn (bis dato Super-Bowl-Rekord) und einen Touchdown. Berühmt wird er aber nicht für den Touchdown, oder weil er als erster Wide Receiver zum Super-Bowl-MVP gewählt wird. Nein. Es ist ein Catch, der ihn unsterblich macht: Im zweiten Viertel stolpert er beim Catch über Cowboys-Cornerback Mark Washington, der Ball flutscht ihm wieder aus den Händen, doch noch im Fallen fängt er ihn wieder auf. Unfassbar. Großes Kino.
Super Bowl III: Der Finger der Nation
Das Spiel: New York Jets - Baltimore Colts 16:7
Die Daten: 12. Januar 1969; Orange Bowl, Miami; 75.389 Zuschauer
Die Halftime-Show: "America Thanks" with Florida A&M University
Der Moment: Eigentlich hat dieser Super-Bowl-Moment überhaupt nichts mit dem Spiel selbst zu tun. Sondern nur mit Jets-Quarterback Joe Namath. Broadway Joe, so sein Spitzname. Warum? Weil er große Auftritte liebt. Und so zum Beispiel vor dem Spiel gegen die eigentlich völlig überlegenen Colts einen Sieg seines Teams garantierte. Und tatsächlich: Die Jets gewannen als erstes AFL-Team überhaupt den Super Bowl. Und Joe Namath wurde endgültig zur Legende. Obwohl er im gesamten Spiel selbst keinen Touchdown-Pass warf, wurde er zum MVP gewählt. Als er den Platz verließ, streckte er den Zeigefinger der rechten Hand in den Himmel. Eine absolute Gänsehaut-Geste.
Super Bowl XVII : Gassing up the Diesel!
Das Spiel: Miami Dolphins - Washington Redskins 17:27
Die Daten: 30. Januar 1983; Rose Bowl Stadium, Pasadena; 103.667 Zuschauer
Die Halftime-Show: "KaleidoSUPERscope" with the Los Angeles Super Drill Team
Der Moment: Viertes Viertel. Vierter Versuch und ein Yard zu gehen. Die Redskins liegen hinten - und spielen den Versuch aus. Quarterback Joe Theismann übergibt den Ball an John Riggins. Spitzname: The Diesel. Nicht gerade der schnellste Runner, dafür aber läuft er auch nach vielen Kilometern noch zuverlässig. Und in diesem Fall zu einem der spektakulärsten Touchdowns der Super-Bowl-Geschichte. Im Original-Ton von Redskins-Kommentator Frank Herzog: "There's the snap... Hand to Riggins. Good hole! He's got the first down to the 40... He's GONE! The 35, the 30, the 20. HE'S GONE, HE'S GONE!!! TOUCHDOWN, Washington Redskins!! Woo hoo!!". Darüber hinaus erlief Riggins den damaligen Super-Bowl-Record von 166 Yards und wurde zum MVP gewählt. 2007 kührten die Redskins-Fans Riggins' Run außerdem zum größten Moment der Klub-Geschichte.
Super Bowl XLIII: Der Harrison-Train
Das Spiel: Pittsburgh Steelers - Arizona Cardinals 27:23
Die Daten: 1. Februar 2009, Raymond James Stadium, Tampa; 70.774 Zuschauer
Die Halftime-Show: Bruce Springsteen and the E Street Band
Der Moment: Letzter Spielzug vor der Halbzeit. Die Cardinals sind gerade drauf und dran, das Spiel zu drehen und mit einer Führung in die Pause zu gehen. 18 Sekunden sind noch zu spielen, First Down an der One-Yard-Line der Steelers. Cardinals-Quarterback Kurt Warner passt in die Endzone, doch intercepted by James Harrison! Und der Steelers-Linebacker trägt den Ball 100 Yards bis in die Endzone. Trotz mehrerer Tackling-Versuche wird er erst an der Goalline zu Fall gebracht. Touchdown. Der längste Spielzug der Super-Bowl-Geschichte. Ein 100-Yard-Run eines Linebackers. Wie ein Güterzug. Unfassbar!
Teil II: Joe Cool und weitere herausragende Spielzüge
Super Bowl XLII: Köpfchen ist gefragt
Das Spiel: New York Giants - New England Patriots 17:14
Die Daten: 3. Februar 2008; University of Phoenix Stadium, Glendale; 71.101 Zuschauer
Die Halftime-Show: Tom Petty and the Heartbreakers
Der Moment: Niemand setzt in diesem Spiel auf die Giants. Tom Brady und die Patriots sind einfach zu stark. Wie stark? Perfect-Season-Stark. 16 Spiele, 16 Siege. NFL-Rekord. Nur die Miami Dolphins konnten 1972 ebenfalls alle Regular-Season-Games gewinnen - doch da waren es nur 14. Der "Boston Globe" hatte sogar bereits die Titelseite für den Patriots-Sieg vorbereitet. Doch es kam anders. Es entwickelte sich ein enges Spiel, erst knapp drei Minuten vor dem Ende gehen die Patriots wieder in Führung. Ein letzter Drive für die Giants. Und die große Stunde für Quarterback Eli Manning und Receiver David Tyree. 1:15 Minuten sind noch zu Spielen, 3rd and 5 an der eigenen 44-Yard-Line. Manning wird von drei Patriots-Pass-Rushern überrannt, kommt irgendwie frei und feuert den Ball zu Tyree. Der kann ihn mit einer Hand gegen seinen Helm drücken und den Spielzug so am Leben erhalten. Kurze Zeit später erzielt Plaxico Burress den Game-Winning-Touchdown. "The Helmet Catch" gilt als "the greatest play the Super Bowl has ever produced."
Super Bowl XXXIV: One Yard Short
Das Spiel: St. Louis Rams - Tennesee Titans 23:16
Die Daten: 30. Januar 2000; Georgia Dome, Atlanta; 72.625 Zuschauer
Die Halftime-Show: Phil Collins, Christina Aguilera, Enrique Iglesias und Toni Braxton
Der Moment: Was für ein Super Bowl! Hier hätten gleich mehrere Plays einen Platz in unseren Top-Ten verdient gehabt. Zum Beispiel der 73-Yard-Touchdown-Pass von Rams-Quarterback Kurt Warner auf Isaac Bruce zur Führung von St. Louis im Schluss-Viertel. In die Geschichtsbücher eingegangen ist aber der letzte Spielzug des Spiels: The Tackle. Nur noch wenig Zeit auf der Uhr, doch die Titans bringen einen starken Drive zusammen. Sechs Sekunden vor dem Ende stehen sie an der Zehn-Yard-Linie der Rams. Sie haben genau einen letzten Versuch. Titans-Quarterback Steve McNair passt zu Receiver Kevin Dyson. Alles sieht nach einem Touchdown aus, doch Rams-Linebacker Mike Jones bekommt Dyson noch zu fassen. Gerade noch rechtzeitig. Egal wie sehr sich Dyson auch streckt: Er kommt nur bis an die Ein-Yard-Linie. Aus. Ende. Vorbei.
Super Bowl XXXVI: Super Cool Adam
Das Spiel: St. Louis Rams - New England Patriots 17:20
Die Daten: 3. Februar 2002; Louisiana Superdome, New Orleans; 72.922 Zuschauer
Die Halftime-Show: U2
Der Moment: Der erste Super Bowl nach dem 11. September 2001. Alles sehr emotional, Mariah Carey singt die Nationalhymne. Auf dem Platz rechnet jeder mit einem leichten Sieg der Rams. St. Louis hat den besten Regular-Season-Record der NFL (14-2) und gilt als klarer Favorit. Doch es kommt anders. Ein gewisser Tom Brady, der überhaupt erst nach der Verletzung von Starting-Quarterback Drew Bledsoe spielen durfte, dirigiert die Pats zu einer 14:3-Halbzeit-Führung. Erst eineinhalb Minuten vor dem Ende gleichen die Rams aus. Alles rechnet mit einer Verlängerung, denn New England hat keine Timeouts mehr. Dafür aber Brady. Und der bringt sein Team bis an die 30-Yard-Linie der Rams. Sieben Sekunden sind noch zu spielen, als Kicker Adam Vinatieri das Feld betritt. Mit auslaufender Uhr verwandelt er aus 48 Yards. In einem der größten Upsets der Super-Bowl-Geschichte.
Super Bowl XVIII: Black Sunday
Das Spiel: Washington Redskins - Los Angeles Raiders 9:38
Die Daten: 22. Januar 1984; Tampa Stadium, Tampa; 72.920 Zuschauer
Die Halftime-Show: "Salute to Superstars of the Silver Screen"
Der Moment: Die Redskins sind amtierender Super-Bowl-Champion und spielen in diesem Jahr vermeintlich noch besser als beim Titelgewinn. Kein Wunder, dass sie der Favorit auf die Lombardi-Trophy sind. Doch der 22. Januar 1984 wird zum Black Sunday, zu einer der bittersten Niederlagen der Redskins-Geschichte. Ein Grund dafür: Marcus Allen. Der Raiders-Running-Back erzielt im dritten Viertel zwei Touchdowns. Und einer davon sollte in die Geschichte eingehen. Quarterback Jim Plunkett drückt ihm den Ball in die Hand, Allen soll auf der linken Seite durch die Redskins-Abwehr brechen. Doch als er diverse Verteidiger auf sich zukommen sieht, dreht er um, rennt einfach durch die Mitte - 74 Yards zum Touchdown. Der bis dato längste Run from Scrimmage in der Super-Bowl-Geschichte (wurde von Willie Parkers 75-Yard-Run in Super Bowl XL überholt). Insgesamt kam Allen auf 191 Rushing-Yards und zwei Touchdowns. Kein Wunder, dass er zum MVP gewählt wurde...
Super Bowl XXIII: Joe Montana in "The Drive"
Das Spiel: Cincinnati Bengals - San Francisco 49ers 16:20
Die Daten: 22. Januar 1989; Joe Robbie Stadium, Miami; 75.597 Zuschauer
Die Halftime-Show: "Be Bop Bamboozled" - South Florida-area dancers
Der Moment: Die größten Super-Bowl-Spielzüge aller Zeiten ohne die 49ers und Joe Montana? Unmöglich! Herausgesucht haben wir uns einen der spektakulärsten Game-Winning-Drives in der Super-Bowl-Geschichte. Die 49ers liegen 13:16 zurück, es sind noch gut drei Minuten zu spielen, sie stehen an der eigenen Acht-Yard-Line. Doch Montana, der die Spielzüge selbst ansagt, führt sein Team quer übers Feld. 39 Sekunden vor dem Ende steht San Francisco kurz vor der Bengals-Endzone. Eigentlich will Montana auf Roger Craig passen, doch der wird gleich von zwei Verteidigern gedeckt. Stattdessen findet er John Taylor. Touchdown und Sieg 49ers. Was für ein Drive! Um seine Teamkollegen zu beruhigen, soll Montana zwischenzeitlich sogar ins Publikum gedeutet und gefragt haben: "Hey, ist das nicht John Candy?". Ganz starke Leistung von "Joe Cool". MVP des Spiels wurde übrigens Jerry Rice - mit unglaublichen 215 Receiving-Yards und einem Touchdown.