NFL

Die glorreichen Sieben jagen den Champion

Von Jan-Hendrik Böhmer
Victor Cruz (l.) peilt mit seinen New York Giants die Titelverteidigung an
© Getty

In der Nacht auf Donnerstag eröffnet der Champion aus New York die Saison gegen die Dallas Cowboys (2.30 Uhr im LIVESCORE und auf ESPN America) Wie stehen die Chancen der Giants auf ein Super-Bowl-Revival? Welches Team könnte für eine Überraschung sorgen? Und warum sollte man die gepeinigten Saints nicht abschreiben? SPOX liefert die Antworten im großen Favoritencheck.

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Green Bay Packers: Die Pass-Offense der Packers? Sie ist einfach überragend. Aaron Rodgers ist einer der besten Quarterbacks der Liga und kann zudem auf eine nahezu unverändert gute Gruppe an Passempfängern zurückgreifen. Der Vorteil der Packers: Nicht nur die Top-Receiver Jordy Nelson, Greg Jennings sowie Tight End Jermichael Finley sind brandgefährlich, gleich zehn unterschiedliche Spieler fingen in der vergangenen Saison mindestens einen Touchdown-Pass. Kaum ein anderes Team kann die Last auf so viele Schultern verteilen. Zum Vergleich: Bei den Patriots waren es nur fünf unterschiedliche Pass-Empfänger in der Endzone. Kurz gesagt: Ein Albtraum für die gegnerische Defense. Und in diesem Jahr könnte es noch schlimmer werden. Denn während die Packers im vergangenen Jahr wegen des oft nicht existenten Laufspiels quasi nur auf Rodgers Arm vertrauten, muss der in diesem Jahr vermutlich nicht mehr alles selbst erledigen.

Mit der Verpflichtung von Running Back Cedric Benson (zuletzt drei 1000-Yard-Seasons hintereinander) hat man nun eine echte Alternative. Benson? Benson? Hatte der nicht auch mal Dreck am Stecken und wurde wegen mangelnder Motivation in Cincinnati nicht weiter unter Vertrag genommen? Stimmt. Doch der 29-Jährige soll sich in Green Bay extrem gewandelt haben und könnte den Packers das ausgeglichene Angriffsspiel bescheren, das man bisher vermisste. Größtes Fragezeichen bleibt daher die Defense. Im Vorjahr verteidigte kein Team so schlecht gegen den Pass wie die Packers. Doch auch dieses Problem glaubt man (vor allem durch den Draft von sechs Verteidigern) in den Griff bekommen zu haben. Insgesamt sind die Packers also wieder einer der Top-Favoriten auf den Super Bowl.

New England Patriots: Was soll man zu den Patriots noch sagen? So lange Tom Brady und Bill Belichick zusammenarbeiten, zählt New England eigentlich immer zu den heißesten Super-Bowl-Kandidaten. Die ohnehin starke Offense bekam mit Receiver Brandon Lloyd (St. Louis) nochmal ein ordentliches Upgrade verpasst. Und das ist längst nicht alles. Denn das, was bei den Patriots in Sachen Tight Ends abgeht, ist nur als "unfassbar" zu beschreiben. Mit Rob Gronkowski und Aaron Hernandez hatte man in Foxborough ohnehin bereits das vermutlich beste TE-Duo der NFL, nun kamen mit Visanthe Shiancoe (Vikings) und Jake Ballard (Giants) noch einmal zwei Spieler hinzu, die bei fast jedem anderen NFL-Team sofort in der Startformation stünden.

Selbst der Verlust von Top-Rusher BenJarvus Green-Ellis sollte zu verkraften sein. Schließlich hat man sich mit Stevan Ridley und Danny Woodhead noch immer ein überdurchschnittlich gutes Duo beisammen. Wie gut? So gut, dass man den zwischenzeitlich verpflichteten Joseph Addai (zuletzt Colts) gleich wieder nach Hause schickte. Zudem ist Left Guard Logan Mankins wieder einsatzbereit und auch die Defense (zuletzt besonders gegen den Pass anfällig) wurde mit sechs Spielern im Draft noch einmal verstärkt. Alles andere als ein Run auf den Super Bowl wäre für Brady und Co. eine herbe Enttäuschung.

San Francisco 49ers: Die 49ers waren das Überraschungsteam der vergangenen Saison. Mit einer extrem starken Defense und einer - nennen wir es: soliden - Offense, die eigentlich hauptsächlich durch die Vermeidung von Turnovern und ein gutes Laufspiel auffiel, war erst im NFC Championship Game gegen den späteren Champion aus New York Schluss. Doch was geht 2012? Fakt ist: In diesem Jahr steht das Team von Coach Jim Harbaugh noch besser da. Alle elf Starter der besten Defense der Liga kehren zurück und im Angriff hat man noch einmal kräftig nachgerüstet. Mit Randy Moss (zuletzt Tennessee Titans, 2010) und Mario Manningham (Giants) bekommt Quarterback Alex Smith zwei erfahrene Top-Receiver an die Seite gestellt, die zusammen mit Draft-Pick A. J. Jenkins und Michael Crabtree für zahlreiche Big-Plays sorgen sollen.

Auch das Laufspiel wurde mit der Verpflichtung von Brandon Jacobs (Giants) und dem Draft von LaMichael James noch einmal verstärkt. Das entlastet Frank Gore, der ohnehin zu den besten Running Backs der Liga gehört. Zusammen ergibt das eines der talentiertesten Teams der Liga, das jetzt auch noch über einen der tiefsten Kader verfügt. Kurz: Die 49ers sind einer der Favoriten auf die Krone in der NFC - und den Super Bowl. Einziges Fragezeichen: Kann Alex Smith auch dann überzeugen, wenn es auf seinen Wurfarm ankommt? Das war bisher nicht immer der Fall. Erster Prüfstein ist gleich der Saisonauftakt. Da geht es nämlich gegen die Packers - in Green Bay.

New York Giants: Der amtierende Champion darf in einem Favoritencheck natürlich nicht fehlen. Besonders dann nicht, wenn sich das Team im Vergleich zum Vorjahr sogar noch einmal verbessert hat. Moment? Haben die Giants nicht Mario Manningham verloren? Brandon Jacobs? Und Jake Ballard? Stimmt. Aber seien wir mal ehrlich: die hat man bei den Giants ohnehin nicht wirklich gebraucht. Mit Hakeem Nicks und Victor Cruz verfügt man über zwei absolute Spitzen-Receiver und im Draft kam mit Rueben Randle noch ein Rookie hinzu, der sofort starten kann. Auch wenn es für Cruz vermutlich schwierig wird, an seine unfassbaren Zahlen aus dem Vorjahr anzuknüpfen, da sich die Verteidiger nun auf ihn einstellen können, hat Quarterback Eli Manning mehr als genug erstklassige Ziele.

Er selbst hat sich mit seinem zweiten Super-Bowl-Erfolg endgültig als einer der Spitzen-Quarterbacks der Liga etabliert und wird dadurch gestärkt in die Saison gehen. Die Defense um Jason Pierre-Paul, Mathias Kiwanuka und Justin Tuck sorgt bei gegnerischen Quarterbacks ohnehin für schlaflose Nächte. Ob es für einen erneuten Run auf den Super-Bowl reicht, muss sich dennoch erst zeigen. Nicht immer hat das Team in der Vergangenheit nach einem Erfolg gleich wieder in die Spur gefunden.

Baltimore Ravens: Die Ravens-Defense ist eine der besten der NFL. Ja, noch immer. Auch ohne Linebacker Terrell Suggs, der mit einer gerissenen Achillessehne mindestens die erste Saisonhälfte verpasst. Und ja, auch wir wissen, dass Ray Lewis mittlerweile 37 Jahre alt ist. Nur Lewis selbst scheint das niemandem erzählt zu haben. Der Linebacker stellte sein Offseason workout noch einmal um und ist in der Form seines Lebens. Es bleibt also dabei: Die Ravens sind defensiv eine Macht. Angeführt von Tackle Haloti Ngata und verstärkt durch den noch etwas rohen aber extrem talentierten Draft-Pick Courtney Upshaw sollten sie auch in diesem Jahr wieder zu den unangenehmsten Gegnern der Liga zählen.

Und offensiv? Auch hier sind die Ravens gut aufgestellt. Quarterback Joe Flacco hat sich zuletzt ständig verbessert und verfügt nun über die Erfahrung, auch in schwierigen Spielen zu bestehen. Ihm zur Seite stehen mit Anquan Boldin und Torrey Smith zwei Big-Play-Receiver, die für seinen starken Arm wie gemacht sind. Mit Ray Rice hat Baltimore zudem einen der besten Running Backs der Liga in den eigenen Reihen. Nach Jahren des "irgendwie-nahe-dran-Seins" sind die Ravens reif für den großen Wurf. Einziges Fragezeichen ist die Tiefe des Kaders. Hier könnte es bei Verletzungen eng werden.