NFL

Franchise-Retter oder Bust?

Von Adrian Bohrdt
Der NFL-Draft samt Johnny Football (M.) und Co. findet in New York statt
© getty

"With the first Pick in the 2014 NFL draft, the Houston Texans select..." In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (1.30 Uhr im LIVE-TICKER) öffnet die Radio City Music Hall in New York City wieder ihre Pforten und der NFL-Draft beginnt. Die monatelangen Mock Drafts, Trade-Spekulationen und Kaffeesatzlesereien haben endlich ein Ende! Wo landet Jadeveon Clowney, was macht Johnny Manziel aus und wie werden die Jaguars zu einem zweiten Seattle? Ein letzter Blick auf die zehn besten Talente - und wo sie landen könnten.

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Jadeveon Clowney, DE, South Carolina

Was Talent und physische Voraussetzungen angeht, ist Clowney ohne Zweifel der vielversprechendste Spieler im Draft. Der Defensive End hatte vor zwei Jahren eine überragende Sophomore Season (13 Sacks, 23,5 Tackles for Loss), ließ das Internet explodieren und wäre im Vorjahres-Draft schon ein Top-Pick gewesen, doch es folgte eine durchwachsene Junior-Season. Clowney hatte mehrere kleinere Verletzungen und als er sich entschied, deshalb ein Spiel auszusetzen, wurde Kritik an seiner Einstellung laut.

Seitdem ranken sich Spekulationen um Clowneys Arbeitsethos und Einsatz und um die Frage, wie wichtig ihm das Spiel tatsächlich ist - wohl mit der Hauptgrund, warum noch in Frage gestellt wird, ob Clowney der Top-Pick sein sollte. South Carolinas Defensive Coordinator Lorenzo Ward sieht das entspannt: "Ich glaube, dass er in der letzten Saison als Spieler gewachsen ist, weil jedes Team zwei Spieler gegen ihn gestellt hat und er sich trotzdem für das Team eingesetzt hat. Er ist als Persönlichkeit gereift."

So habe sich Clowney auch im technischen Bereich verbessert und im letzten Jahr gute Auftritte geliefert. Vor allem gegen Tennessee und im Capital One Bowl gegen Wisconsin zeigte er seine Explosivität und seinen Instinkt.

Es wird bei dem 21-Jährigen - wie so oft - darauf ankommen, dass er in eine gute Umgebung und eine gute Team-Atmosphäre kommt. Dann allerdings kann er mit seiner Geschwindigkeit von Beginn an Spiele mitentscheiden und den Vorschusslorbeeren aus dem Vorjahr gerecht werden. Und wer wäre ein besseres Positionsvorbild als Houstons J.J. Watt?

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Khalil Mack, OLB, Buffalo

Von allen Spielern in den Top Ten hat Mack in den letzten Monaten den größten Sprung auf den Draft Boards gemacht. Nicht wenige Experten handeln den Outside Linebacker bereits als möglichen Top-Pick, noch vor Clowney. Die große Stärke des 23-Jährigen ist seine Vielseitigkeit: 100 Tackles (19 for loss), 10,5 Sacks, 5 Forced Fumbles und 3 Interceptions gelangen ihm in den 13 Spielen der vergangenen Saison.

"Ich habe den Teams gesagt, dass ich auch Defensive End spielen kann, wenn sie das wollen. Ich will mich nicht beschränken, indem ich nur eine bestimmte Rolle spiele", erklärte Mack gegenüber der "Sports Illustrated". Er kann als Pass-Rusher und Run-Defender eingesetzt werden, zudem auch in der Coverage. Mack ist physisch stark, explosiv und verfügt über gute Instinkte.

Lediglich die Tatsache, dass er auf einem kleineren College war und es deshalb mit schwächeren Gegnern zu tun hatte, ist ein Kritikpunkt. Doch seine unbestreitbaren Fähigkeiten, genau wie der gute Auftritt beim Combine, erklären den Aufstieg in den Augen der Draft-Gurus.

Jeder, der noch an ihm zweifelt, sollte sich beispielsweise Macks Tape gegen Ohio anschauen. Jacksonville, das unter Ex-Seahawks-DC Gus Bradley eine starke Defense aufbauen will, würde perfekt zum spektakulären Linebacker passen.

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Greg Robinson, OT, Auburn

Der vom Potenzial her beste Offensive Tackle im Draft. Robinson ist enorm stark, hat lange Arme und wechselte im College von der Guard-Position zu Left Tackle. Vor allem im Running Game ist er ein dominanter Spieler, der mit Kraft, Explosivität, aber auch erstaunlicher Beweglichkeit glänzen kann.

Allerdings fehlt es dem 21-Jährigen noch an Erfahrung. Robinson startete nur 25 College-Spiele als Left Tackle und muss Technik und Beinarbeit noch verbessern, vor allem was die Pass Protection angeht. Bekommt er das hin, hat er ohne Zweifel die Chance, der beste Tackle im Draft und auch besser als die beiden Vorjahres-Top-Picks Eric Fisher und Luke Joeckel zu werden.

Mit seinem physischen Voraussetzungen wäre er darüber hinaus ideal für die harte NFC West und somit für die St. Louis Rams, die einen Tackle brauchen, geeignet. Von der persönlichen Entwicklung ist Robinson mehreren Scouts zufolge ein absolut einwandfreier Charakter, obwohl er schon viel erlebt hat.

Seine Familie musste ihre Heimat wegen Hurrikane Katrina verlassen und nach Houston ziehen, im vergangenen Jahr starb sein Vater. Außerdem waren seine beiden Brüder wegen Drogenverkaufs im Gefängnis. Robinson scheint aus deren Fehlern gelernt zu haben und hatte nie derartige Probleme oder andere Negativschlagzeilen.

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Sammy Watkins, WR, Clemson

Ohne Zweifel der beste Receiver im Draft, und das in einer tiefen, vielseitigen Receiver-Draft-Class. Watkins verfügt über enorme Geschwindigkeit und Explosivität, geht aggressiv zum Ball und scheut sich auch nicht davor, ins Duell um Jump Balls zu gehen. Er hat ohne Zweifel die Fähigkeit, zum Nummer-1-Receiver in einem NFL-Team aufzusteigen.

In seiner letzten College-Saison verzeichnete der 20-Jährige 101 Receptions für 1.464 Yards und 12 Touchdowns, inklusive 227 Yards beim 40:35 der Clemson Tigers über Ohio State im Orange Bowl. Bei seinem Pro Day legte Watkins eine Galavorstellung hin und untermauerte so seinen Status als Top-5-Pick. Vor allem was der Youngster nach dem Catch mit dem Ball in der Hand macht, ist teilweise sensationell.

Dabei bleibt Watkins bescheiden: "Es gibt noch viele Bereiche, in denen ich mich verbessern kann. Ich denke, ich muss mich dabei vor allem auf die Curl Routes und Comebacks konzentrieren. Ich muss noch besser lernen, wann ich mit Full Speed loslegen muss."

Die Browns machten in Person von Geschäftsführer Ray Farmer bereits deutlich, dass sie Watkins gerne hätten, um sich eine spektakuläre Offensive zu basteln: "Er würde uns enorm verbessern. Er ist ein toller Football-Spieler. Er ist explosiv, kann alles fangen und alle Spielzüge laufen. Wenn er gegenüber von Josh Gordon spielt - wow."

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Jake Matthews, OT, Texas A&M

Die Experten streiten noch, ob Jake Matthews oder Greg Robinson aktuell der beste Tackle im Draft ist. Während Robinson das größere Potenzial mitbringt, scheint Matthews noch einen Schritt voraus. Der 22-Jährige gilt für einige bereits seit letztem Jahr als Top-Tackle und zumindest auf einem Niveau mit Luke Joeckel, dem zweiten Pick des vergangenen Jahres.

Vor allem die Technik, aber auch das Spielverständnis und die Explosivität sprechen für Matthews. Lediglich an der grundsätzlichen körperlichen Stärke muss er noch arbeiten - allerdings ist das ein Faktor, der auf viele Rookies in der NFL zutrifft. Matthews könnte anfangs als Guard aushelfen, bis er bereit dazu ist, auch körperlich in der NFL als Left Tackle zu bestehen.

Allerdings ist es ein Vorteil für den gebürtigen Texaner, dass er alle vier Jahre im College absolvierte und sich so weiter verbesserte. Vor allem die gute Beinarbeit hilft Matthews oft, einen kleinen Vorteil gegenüber dem Gegenspieler zu erlangen.

"Er ist wirklich gut, einer der Besten, die ich jemals trainiert habe", erklärte A&M-OL-Coach B.J. Anderson: "Er ist ein Techniker und spielt mit Power. Außerdem ist er ein Tape-Junkie, er schaut sich extrem viele Aufnahmen an. Er studiert das Spiel." Falcons-Geschäftsführer Thomas Dimitroff lobt Matthews schon seit Januar und es wäre wenig überraschend, wenn man Quarterback Matt Ryan durch Matthews endlich mehr Protection geben würde.

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