"With the first Pick in the 2014 NFL draft, the Houston Texans select..." In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (1.30 Uhr im LIVE-TICKER) öffnet die Radio City Music Hall in New York City wieder ihre Pforten und der NFL-Draft beginnt. Die monatelangen Mock Drafts, Trade-Spekulationen und Kaffeesatzlesereien haben endlich ein Ende! Wo landet Jadeveon Clowney, was macht Johnny Manziel aus und wie werden die Jaguars zu einem zweiten Seattle? Ein letzter Blick auf die zehn besten Talente - und wo sie landen könnten.
Jadeveon Clowney, DE, South Carolina
Was Talent und physische Voraussetzungen angeht, ist Clowney ohne Zweifel der vielversprechendste Spieler im Draft. Der Defensive End hatte vor zwei Jahren eine überragende Sophomore Season (13 Sacks, 23,5 Tackles for Loss), ließ das Internet explodieren und wäre im Vorjahres-Draft schon ein Top-Pick gewesen, doch es folgte eine durchwachsene Junior-Season. Clowney hatte mehrere kleinere Verletzungen und als er sich entschied, deshalb ein Spiel auszusetzen, wurde Kritik an seiner Einstellung laut.
Seitdem ranken sich Spekulationen um Clowneys Arbeitsethos und Einsatz und um die Frage, wie wichtig ihm das Spiel tatsächlich ist - wohl mit der Hauptgrund, warum noch in Frage gestellt wird, ob Clowney der Top-Pick sein sollte. South Carolinas Defensive Coordinator Lorenzo Ward sieht das entspannt: "Ich glaube, dass er in der letzten Saison als Spieler gewachsen ist, weil jedes Team zwei Spieler gegen ihn gestellt hat und er sich trotzdem für das Team eingesetzt hat. Er ist als Persönlichkeit gereift."
So habe sich Clowney auch im technischen Bereich verbessert und im letzten Jahr gute Auftritte geliefert. Vor allem gegen Tennessee und im Capital One Bowl gegen Wisconsin zeigte er seine Explosivität und seinen Instinkt.
Es wird bei dem 21-Jährigen - wie so oft - darauf ankommen, dass er in eine gute Umgebung und eine gute Team-Atmosphäre kommt. Dann allerdings kann er mit seiner Geschwindigkeit von Beginn an Spiele mitentscheiden und den Vorschusslorbeeren aus dem Vorjahr gerecht werden. Und wer wäre ein besseres Positionsvorbild als Houstons J.J. Watt?
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Der Mock-Draft der mySPOX-User
Khalil Mack, OLB, Buffalo
Von allen Spielern in den Top Ten hat Mack in den letzten Monaten den größten Sprung auf den Draft Boards gemacht. Nicht wenige Experten handeln den Outside Linebacker bereits als möglichen Top-Pick, noch vor Clowney. Die große Stärke des 23-Jährigen ist seine Vielseitigkeit: 100 Tackles (19 for loss), 10,5 Sacks, 5 Forced Fumbles und 3 Interceptions gelangen ihm in den 13 Spielen der vergangenen Saison.
"Ich habe den Teams gesagt, dass ich auch Defensive End spielen kann, wenn sie das wollen. Ich will mich nicht beschränken, indem ich nur eine bestimmte Rolle spiele", erklärte Mack gegenüber der "Sports Illustrated". Er kann als Pass-Rusher und Run-Defender eingesetzt werden, zudem auch in der Coverage. Mack ist physisch stark, explosiv und verfügt über gute Instinkte.
Lediglich die Tatsache, dass er auf einem kleineren College war und es deshalb mit schwächeren Gegnern zu tun hatte, ist ein Kritikpunkt. Doch seine unbestreitbaren Fähigkeiten, genau wie der gute Auftritt beim Combine, erklären den Aufstieg in den Augen der Draft-Gurus.
Jeder, der noch an ihm zweifelt, sollte sich beispielsweise Macks Tape gegen Ohio anschauen. Jacksonville, das unter Ex-Seahawks-DC Gus Bradley eine starke Defense aufbauen will, würde perfekt zum spektakulären Linebacker passen.
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Greg Robinson, OT, Auburn
Der vom Potenzial her beste Offensive Tackle im Draft. Robinson ist enorm stark, hat lange Arme und wechselte im College von der Guard-Position zu Left Tackle. Vor allem im Running Game ist er ein dominanter Spieler, der mit Kraft, Explosivität, aber auch erstaunlicher Beweglichkeit glänzen kann.
Allerdings fehlt es dem 21-Jährigen noch an Erfahrung. Robinson startete nur 25 College-Spiele als Left Tackle und muss Technik und Beinarbeit noch verbessern, vor allem was die Pass Protection angeht. Bekommt er das hin, hat er ohne Zweifel die Chance, der beste Tackle im Draft und auch besser als die beiden Vorjahres-Top-Picks Eric Fisher und Luke Joeckel zu werden.
Mit seinem physischen Voraussetzungen wäre er darüber hinaus ideal für die harte NFC West und somit für die St. Louis Rams, die einen Tackle brauchen, geeignet. Von der persönlichen Entwicklung ist Robinson mehreren Scouts zufolge ein absolut einwandfreier Charakter, obwohl er schon viel erlebt hat.
Seine Familie musste ihre Heimat wegen Hurrikane Katrina verlassen und nach Houston ziehen, im vergangenen Jahr starb sein Vater. Außerdem waren seine beiden Brüder wegen Drogenverkaufs im Gefängnis. Robinson scheint aus deren Fehlern gelernt zu haben und hatte nie derartige Probleme oder andere Negativschlagzeilen.
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Sammy Watkins, WR, Clemson
Ohne Zweifel der beste Receiver im Draft, und das in einer tiefen, vielseitigen Receiver-Draft-Class. Watkins verfügt über enorme Geschwindigkeit und Explosivität, geht aggressiv zum Ball und scheut sich auch nicht davor, ins Duell um Jump Balls zu gehen. Er hat ohne Zweifel die Fähigkeit, zum Nummer-1-Receiver in einem NFL-Team aufzusteigen.
In seiner letzten College-Saison verzeichnete der 20-Jährige 101 Receptions für 1.464 Yards und 12 Touchdowns, inklusive 227 Yards beim 40:35 der Clemson Tigers über Ohio State im Orange Bowl. Bei seinem Pro Day legte Watkins eine Galavorstellung hin und untermauerte so seinen Status als Top-5-Pick. Vor allem was der Youngster nach dem Catch mit dem Ball in der Hand macht, ist teilweise sensationell.
Dabei bleibt Watkins bescheiden: "Es gibt noch viele Bereiche, in denen ich mich verbessern kann. Ich denke, ich muss mich dabei vor allem auf die Curl Routes und Comebacks konzentrieren. Ich muss noch besser lernen, wann ich mit Full Speed loslegen muss."
Die Browns machten in Person von Geschäftsführer Ray Farmer bereits deutlich, dass sie Watkins gerne hätten, um sich eine spektakuläre Offensive zu basteln: "Er würde uns enorm verbessern. Er ist ein toller Football-Spieler. Er ist explosiv, kann alles fangen und alle Spielzüge laufen. Wenn er gegenüber von Josh Gordon spielt - wow."
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Jake Matthews, OT, Texas A&M
Die Experten streiten noch, ob Jake Matthews oder Greg Robinson aktuell der beste Tackle im Draft ist. Während Robinson das größere Potenzial mitbringt, scheint Matthews noch einen Schritt voraus. Der 22-Jährige gilt für einige bereits seit letztem Jahr als Top-Tackle und zumindest auf einem Niveau mit Luke Joeckel, dem zweiten Pick des vergangenen Jahres.
Vor allem die Technik, aber auch das Spielverständnis und die Explosivität sprechen für Matthews. Lediglich an der grundsätzlichen körperlichen Stärke muss er noch arbeiten - allerdings ist das ein Faktor, der auf viele Rookies in der NFL zutrifft. Matthews könnte anfangs als Guard aushelfen, bis er bereit dazu ist, auch körperlich in der NFL als Left Tackle zu bestehen.
Allerdings ist es ein Vorteil für den gebürtigen Texaner, dass er alle vier Jahre im College absolvierte und sich so weiter verbesserte. Vor allem die gute Beinarbeit hilft Matthews oft, einen kleinen Vorteil gegenüber dem Gegenspieler zu erlangen.
"Er ist wirklich gut, einer der Besten, die ich jemals trainiert habe", erklärte A&M-OL-Coach B.J. Anderson: "Er ist ein Techniker und spielt mit Power. Außerdem ist er ein Tape-Junkie, er schaut sich extrem viele Aufnahmen an. Er studiert das Spiel." Falcons-Geschäftsführer Thomas Dimitroff lobt Matthews schon seit Januar und es wäre wenig überraschend, wenn man Quarterback Matt Ryan durch Matthews endlich mehr Protection geben würde.
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Seite 2: Wo landet Johnny Football?
Johnny Manziel, QB, Texas A&M
Was gibt es zu Johnny Football noch zu sagen? Nahezu jeder Experte und jeder ehemalige NFL-Quarterback hat seine Meinung zu dem am kontroversesten diskutierten Spieler des Drafts kundgetan. Doch was bleibt festzuhalten: Manziel ist ein absoluter Siegertyp und Leader, der unbedingt gewinnen will. Bei jedem Spielzug hat man das Gefühl, dass etwas passieren kann, Manziel verkörpert wie kein anderer Quarterback im Draft das Besondere, das "Magische".
Was er zeigen muss - und was neben seiner Größe den größten Kritikpunkt darstellt - ist, dass er auch Spielzüge aus der Pocket kontrollieren und seine verschiedenen Optionen durchgehen kann, bevor er mit dem Ei in der Armbeuge losläuft. Manziel kann alle Würfe, muss aber an seinen Reads arbeiten und disziplinierter im Passspiel werden.
Wozu er fähig ist, zeigte er letzte Saison gegen die starke Alabama-Defense in einem absoluten Wahnsinnsspiel. Außerdem muss Manziel, wo auch immer er landet, beweisen, dass er die Flausen außerhalb des Platzes aus dem Kopf bekommt. Bei seinem Pro Day und den Interviews überzeugte er zweifellos, aber im College fiel er dennoch immer wieder mal in der Regenbogenpresse auf.
Minnesota könnte genau der richtige Platz für ihn sein: Mit Adrian Peterson hat er den besten Running Back der Liga und ein tolles Vorbild, darüber hinaus haben die Vikings Routinier Matt Cassel. Somit müsste Manziel nicht sofort das Team schultern und könnte sogar zunächst noch hinter Cassel lernen.
Draft-Tipp: Minnesota Vikings, No. 8
Mike Evans, WR, Texas A&M
Nach Watkins ist Evans der zweitbeste Receiver im Draft und ist physisch ein Missmatch für so ziemlich jeden Cornerback: Evans misst gut 1,95 Meter, ist ein absoluter Topathlet und kam, wie auch schon viele Tight Ends in der NFL, mit einem Basketball-Hintergrund zum Football.
Zwar muss der 20-Jährige an seinen Routes arbeiten, aber das Potential ist immens und im letzten Jahr trumpfte er groß auf (69 Receptions, 1394 Yards, 12 TDs). Auch hierfür bietet sich das Video gegen Alabama an. "Ich denke, dass viele andere Basketballspieler auch Football spielen sollten. Das hilft enorm. Wenn ein Ball hoch gepasst wird, muss man es einfach wie einen Rebound sehen", erklärte Evans beim Combine.
Dabei repräsentiert der Receiver einen Spielertyp, der gegen die großen, physischen Cornerbacks (wie etwa die der Seahawks) extrem wichtig geworden ist. "Er ist einer der physisch stärksten und besten Receiver, die ich je am College gesehen habe", lobte sein ehemaliger Quarterback Johnny Manziel.
Allerdings hat Evans noch Luft nach oben. Erst vor fünf Jahren wechselte er vom High-School-Basketball endgültig zum Football und muss daher neben den Routes noch an seiner Technik arbeiten. Aber dazu scheint er, betrachtet man seine Lernkurve, definitiv in der Lage - und ein Team wie die Oakland Raiders könnten mit Evans auf Jahre einen absoluten Playmaker landen.
Draft-Tipp: Oakland Raiders, No. 5
Taylor Lewan, OT, Michigan
Lewan ist knapp hinter Matthews und Robinson der drittbeste Tackle. Mit der Erfahrung von vier Jahren in der Big Ten ausgestattet kann Lewan vor allem mit Führungsqualitäten, physischer Stärke und guter Balance punkten, während er an einigen technischen Aspekten noch arbeiten muss.
Sowohl seine 40-Yard-Zeit (4,79 Sekunden), als auch der Weitsprung aus dem Stand (gute drei Meter) waren beim Combine die Topwerte aller O-Linemen. Der 22-Jährige gehörte auch deshalb zu den Spielern, die über die letzten Wochen bei den Experten nach oben gestiegen sind.
Dafür nutzte Lewan auch ein besonderes Workout: "Die Einheiten mit Cornerbacks haben mir am meisten geholfen. Für mich sind O-Linemen wie weniger athletische Corner. Beide müssen beweglich und gleichzeitig stark sein und dürfen sich nicht wegdrücken lassen. Ich achte außerdem sehr auf meine Ernährung. Ich will die vorherrschende Meinung, wonach Offensive Linemen diese fetten Typen sind, ändern."
Mental bringt der ehemalige D-Lineman eine gewisse Aggressivität mit, hat im Passspiel aber noch Probleme. Dennoch ist es nicht zu erwarten, dass Lewan nach dem zehnten Pick noch auf dem Board ist. Falls doch, dürften allerspätestens die New York Giants an Position zwölf zugreifen.
Draft-Tipp: Buffalo Bills, No. 9
Teddy Bridgewater, QB, Louisville
Bridgewater spaltet die Expertenwelt und gibt Rätsel auf. Zum Saisonende galt er als eindeutiger Top-Quarterback im Draft, doch seit dem schwachen Pro Day fallen Bridgewaters Aktien konstant. Nicht wenige Experten prognostizieren mittlerweile, dass er sogar komplett aus der ersten Runde herausfallen könnte. Klar ist aber auch, dass der 21-Jährige auf dem Tape der eindeutig beste Quarterback der Draft Class ist.
Seine Würfe landen auch in engen Lücken punktgenau, er beherrscht alle Pässe und geht enorm schnell durch seine verschiedenen Reads. Gleichzeitig beweist er dennoch Geduld in der Pocket. Der Sturz infolge des schwachen Pro Days scheint daher schlicht übereilt und nicht gerechtfertigt. "Ich bin während der ganzen Sache positiv geblieben und mache mir nur über die Dinge Gedanken, die ich kontrollieren kann", stellte Bridgewater selbst vor einigen Tagen klar.
Der 1,91-Meter-Mann bringt alle notwendigen Fähigkeiten mit und hat in Louisville bereits in einer Pro-Style-Offense gespielt. Beeindruckend war seine Leistung im letztjährigen Sugar Bowl, als Louisville die haushoch favorisierten Florida Gators mit 33:23 schockte und Bridgewater als MVP ausgezeichnet wurde. Was er noch verbessern kann, ist das Vermeiden von Sacks.
Ideal wäre es in jedem Fall für seine Entwicklung, wenn er noch ein Jahr hinter einem Routinier lernen könnte - Arizona an No. 20 wäre hierfür perfekt. Alternativ wäre Cleveland eine Option, falls die Browns wie erwartet mit ihrem ersten Pick in eine andere Richtung gehen. Oder muss er gar hinter einem alternden Superstar wie Manning, Brady oder Brees Platz nehmen?
Draft-Tipp: Cleveland Browns, No. 26
Justin Gilbert, CB, Oklahoma State
In einer extrem tiefen Cornerback-Draft-Class hat sich Gilbert als Top-Kandidat festgesetzt. Gilbert ist groß, schnell, kann problemlos Manndeckung spielen und ist noch dazu ein gefährlicher Spieler im Return-Game (Sechs Kickoff-Return-TDs waren Big-12-Rekord).
Athletisch ist er ohne Frage der beste Cornerback des Drafts. Beweglich, mit guten Instinkten und extrem schnell, kurz: Der 22-Jährige ist ein Playmaker in der Secondary. Kein Cornerback war beim Combine schneller als der Texaner. Schwächen zeigte er lediglich gegen das Running Game und gelegentlich mit mangelhafter Fußarbeit und der einen oder anderen Penalty.
Das für einen Corner notwendige Selbstvertrauen bringt allerdings Gilbert bereits mit, wie er in einem Interview mit "USA Today" kundtat: "Ich glaube, ich bin der beste Cornerback in diesem Draft. Ich orientiere mich an Patrick Peterson. Wenn Deion Sanders heute noch spielen würde, würde ich mich mit ihm vergleichen. Nicht viele Corner haben meine Return-Fähigkeiten. Wenn ich eine Interception fange, versuche ich, daraus etwas zu machen."
Draft-Tipp: Detroit Lions, No. 10
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Der NFL-Spielplan 2014 im Überblick