NFL

Franchise-Retter oder Bust?

Von Adrian Bohrdt
Der NFL-Draft samt Johnny Football (M.) und Co. findet in New York statt
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Johnny Manziel, QB, Texas A&M

Was gibt es zu Johnny Football noch zu sagen? Nahezu jeder Experte und jeder ehemalige NFL-Quarterback hat seine Meinung zu dem am kontroversesten diskutierten Spieler des Drafts kundgetan. Doch was bleibt festzuhalten: Manziel ist ein absoluter Siegertyp und Leader, der unbedingt gewinnen will. Bei jedem Spielzug hat man das Gefühl, dass etwas passieren kann, Manziel verkörpert wie kein anderer Quarterback im Draft das Besondere, das "Magische".

Was er zeigen muss - und was neben seiner Größe den größten Kritikpunkt darstellt - ist, dass er auch Spielzüge aus der Pocket kontrollieren und seine verschiedenen Optionen durchgehen kann, bevor er mit dem Ei in der Armbeuge losläuft. Manziel kann alle Würfe, muss aber an seinen Reads arbeiten und disziplinierter im Passspiel werden.

Wozu er fähig ist, zeigte er letzte Saison gegen die starke Alabama-Defense in einem absoluten Wahnsinnsspiel. Außerdem muss Manziel, wo auch immer er landet, beweisen, dass er die Flausen außerhalb des Platzes aus dem Kopf bekommt. Bei seinem Pro Day und den Interviews überzeugte er zweifellos, aber im College fiel er dennoch immer wieder mal in der Regenbogenpresse auf.

Minnesota könnte genau der richtige Platz für ihn sein: Mit Adrian Peterson hat er den besten Running Back der Liga und ein tolles Vorbild, darüber hinaus haben die Vikings Routinier Matt Cassel. Somit müsste Manziel nicht sofort das Team schultern und könnte sogar zunächst noch hinter Cassel lernen.

Draft-Tipp: Minnesota Vikings, No. 8

Mike Evans, WR, Texas A&M

Nach Watkins ist Evans der zweitbeste Receiver im Draft und ist physisch ein Missmatch für so ziemlich jeden Cornerback: Evans misst gut 1,95 Meter, ist ein absoluter Topathlet und kam, wie auch schon viele Tight Ends in der NFL, mit einem Basketball-Hintergrund zum Football.

Zwar muss der 20-Jährige an seinen Routes arbeiten, aber das Potential ist immens und im letzten Jahr trumpfte er groß auf (69 Receptions, 1394 Yards, 12 TDs). Auch hierfür bietet sich das Video gegen Alabama an. "Ich denke, dass viele andere Basketballspieler auch Football spielen sollten. Das hilft enorm. Wenn ein Ball hoch gepasst wird, muss man es einfach wie einen Rebound sehen", erklärte Evans beim Combine.

Dabei repräsentiert der Receiver einen Spielertyp, der gegen die großen, physischen Cornerbacks (wie etwa die der Seahawks) extrem wichtig geworden ist. "Er ist einer der physisch stärksten und besten Receiver, die ich je am College gesehen habe", lobte sein ehemaliger Quarterback Johnny Manziel.

Allerdings hat Evans noch Luft nach oben. Erst vor fünf Jahren wechselte er vom High-School-Basketball endgültig zum Football und muss daher neben den Routes noch an seiner Technik arbeiten. Aber dazu scheint er, betrachtet man seine Lernkurve, definitiv in der Lage - und ein Team wie die Oakland Raiders könnten mit Evans auf Jahre einen absoluten Playmaker landen.

Draft-Tipp: Oakland Raiders, No. 5

Taylor Lewan, OT, Michigan

Lewan ist knapp hinter Matthews und Robinson der drittbeste Tackle. Mit der Erfahrung von vier Jahren in der Big Ten ausgestattet kann Lewan vor allem mit Führungsqualitäten, physischer Stärke und guter Balance punkten, während er an einigen technischen Aspekten noch arbeiten muss.

Sowohl seine 40-Yard-Zeit (4,79 Sekunden), als auch der Weitsprung aus dem Stand (gute drei Meter) waren beim Combine die Topwerte aller O-Linemen. Der 22-Jährige gehörte auch deshalb zu den Spielern, die über die letzten Wochen bei den Experten nach oben gestiegen sind.

Dafür nutzte Lewan auch ein besonderes Workout: "Die Einheiten mit Cornerbacks haben mir am meisten geholfen. Für mich sind O-Linemen wie weniger athletische Corner. Beide müssen beweglich und gleichzeitig stark sein und dürfen sich nicht wegdrücken lassen. Ich achte außerdem sehr auf meine Ernährung. Ich will die vorherrschende Meinung, wonach Offensive Linemen diese fetten Typen sind, ändern."

Mental bringt der ehemalige D-Lineman eine gewisse Aggressivität mit, hat im Passspiel aber noch Probleme. Dennoch ist es nicht zu erwarten, dass Lewan nach dem zehnten Pick noch auf dem Board ist. Falls doch, dürften allerspätestens die New York Giants an Position zwölf zugreifen.

Draft-Tipp: Buffalo Bills, No. 9

Teddy Bridgewater, QB, Louisville

Bridgewater spaltet die Expertenwelt und gibt Rätsel auf. Zum Saisonende galt er als eindeutiger Top-Quarterback im Draft, doch seit dem schwachen Pro Day fallen Bridgewaters Aktien konstant. Nicht wenige Experten prognostizieren mittlerweile, dass er sogar komplett aus der ersten Runde herausfallen könnte. Klar ist aber auch, dass der 21-Jährige auf dem Tape der eindeutig beste Quarterback der Draft Class ist.

Seine Würfe landen auch in engen Lücken punktgenau, er beherrscht alle Pässe und geht enorm schnell durch seine verschiedenen Reads. Gleichzeitig beweist er dennoch Geduld in der Pocket. Der Sturz infolge des schwachen Pro Days scheint daher schlicht übereilt und nicht gerechtfertigt. "Ich bin während der ganzen Sache positiv geblieben und mache mir nur über die Dinge Gedanken, die ich kontrollieren kann", stellte Bridgewater selbst vor einigen Tagen klar.

Der 1,91-Meter-Mann bringt alle notwendigen Fähigkeiten mit und hat in Louisville bereits in einer Pro-Style-Offense gespielt. Beeindruckend war seine Leistung im letztjährigen Sugar Bowl, als Louisville die haushoch favorisierten Florida Gators mit 33:23 schockte und Bridgewater als MVP ausgezeichnet wurde. Was er noch verbessern kann, ist das Vermeiden von Sacks.

Ideal wäre es in jedem Fall für seine Entwicklung, wenn er noch ein Jahr hinter einem Routinier lernen könnte - Arizona an No. 20 wäre hierfür perfekt. Alternativ wäre Cleveland eine Option, falls die Browns wie erwartet mit ihrem ersten Pick in eine andere Richtung gehen. Oder muss er gar hinter einem alternden Superstar wie Manning, Brady oder Brees Platz nehmen?

Draft-Tipp: Cleveland Browns, No. 26

Justin Gilbert, CB, Oklahoma State

In einer extrem tiefen Cornerback-Draft-Class hat sich Gilbert als Top-Kandidat festgesetzt. Gilbert ist groß, schnell, kann problemlos Manndeckung spielen und ist noch dazu ein gefährlicher Spieler im Return-Game (Sechs Kickoff-Return-TDs waren Big-12-Rekord).

Athletisch ist er ohne Frage der beste Cornerback des Drafts. Beweglich, mit guten Instinkten und extrem schnell, kurz: Der 22-Jährige ist ein Playmaker in der Secondary. Kein Cornerback war beim Combine schneller als der Texaner. Schwächen zeigte er lediglich gegen das Running Game und gelegentlich mit mangelhafter Fußarbeit und der einen oder anderen Penalty.

Das für einen Corner notwendige Selbstvertrauen bringt allerdings Gilbert bereits mit, wie er in einem Interview mit "USA Today" kundtat: "Ich glaube, ich bin der beste Cornerback in diesem Draft. Ich orientiere mich an Patrick Peterson. Wenn Deion Sanders heute noch spielen würde, würde ich mich mit ihm vergleichen. Nicht viele Corner haben meine Return-Fähigkeiten. Wenn ich eine Interception fange, versuche ich, daraus etwas zu machen."

Draft-Tipp: Detroit Lions, No. 10

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